Aus der Kirche austreten

vom 31.08.2008, 23:54 Uhr

Also um ehrlich zu sein denke ich auch schon darüber nach aus der Kirche auszutreten. Jedenfalls ist es aber bei mir so, dass ich noch keine Kirchensteuer zahle, da ich Student bin, und das noch hoffentlich etwas bleiben werde. Ich habe aber wirklich keine Lust nach meinem Studium dann Kirchensteuer zu zahlen, zumal ich schon ewig nicht mehr in der Kirche war und es auch nicht vorhabe, in naher Zukunft wieder einen Gottesdienst zu besuchen. Ich bin nicht wirklich religiös, muss auch zugeben, dass ich noch nie die Bibel zu Ende gelesen habe, und es wahrscheinlich auch nicht tun werde (außer es interessiert mich einmal vom historischen Aspekt gesehen). Ich glaube nicht direkt an den Gott, den uns die Bibel vorgibt. Ich denke schon, dass es etwas gibt, aber nicht direkt das, was wir denken, dass es das ist.

Wie gesagt, ich finde es wirklich nicht ungewöhnlich aus der Kirche auszutreten, vorallem wenn man sowieso die Kirche nicht regelmäßig besucht oder wenn der Glaube eben nicht so ganz ausgeprägt ist. Also würde ich mir da keinen Kopf machen.

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» fantastique » Beiträge: 576 » Talkpoints: -8,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich überlege derzeit auch ernsthaft, aus der Kirche auszutreten. Mein Bezug zur Kirche ist im Laufe der Jahre immer schwächer geworden. In meiner Kinder- und Jugendzeit war dieser Bezug noch erheblich größer, da meine Eltern sehr gläubig waren und praktisch jeden Sonntag mit mir zur Kirche gegangen sind. Darüber hinaus bin ich eine Zeit lang auch Messdienerin gewesen (wobei hier für mich die Jugendgruppe ganz eindeutig im Vordergrund stand).

Allerdings muss ich ehrlich zugeben, dass das Geld bei meinen Austritts-Überlegungen auch eine ziemlich wichtige Rolle gespielt hat (weil ich bis dato noch nichts von dieser Ersatzsteuer wusste). Die notwendigen Behördengänge für so einen Kirchenaustritt finde ich zwar lästig, aber ein Hindernis stellen sie meiner Meinung nach nicht dar.

Seitdem ich volljährig bin, hat mein Interesse an der Kirche immer weiter nachgelassen und als mein Freund und ich zusammengezogen sind, bin ich anschließend überhaupt nicht mehr zum Gottesdienst gegangen. Eine kirchliche Hochzeit wollen wir auch beide nicht, das wäre für einen Austritt also auch kein Hindernis.

Die einzigen Ausnahmen, an denen ich zur Kirche gehe, sind Weihnachten und zum Todestag meines Vaters. Ich weiß, dass kann man natürlich als Heucheln ansehen aber da es meiner Mutter sehr viel bedeutet und ich ihr nicht weh tun möchte, gehe ich dann halt zusammen mit ihr hin.

Das ist dann auch gleichzeitig der einzige Grund, warum ich bisher noch nicht ausgetreten bin – irgendwie hadere ich mit mir, ob ich damit nicht in gewisser Weise meine Eltern hintergehe, schließlich haben sie mich ja so erzogen, dass die Kirche ein wesentlicher Bestandteil des Glaubens ist. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass ich meiner Mutter unheimlich weh tun würde, wenn ich wirklich aus der Kirche austrete.

In meinen Augen sind Kirche und Glaube zwei unterschiedliche Paar Schuhe – nur weil man jeden Sonntag zur Messe läuft, muss man ja nicht zwangsweise auch ein guter Christ (oder guter Mensch) sein. Meinen Glauben habe ich trotzdem, auch wenn ich nicht zur Kirche gehe. Ich denke, dass es viel schwieriger ist, seinen Glauben im Alltag zu leben als einmal für eine Stunde in die Kirche zu gehen. Aber für meine Eltern gehörten Kirche und Glauben immer untrennbar zusammen.

Irgendwie habe ich bei dieser Sache etwas das Gefühl, in der Zwickmühle zu sitzen.

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» Sawa76 » Beiträge: 220 » Talkpoints: 4,68 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ob man bei einem Austritt aus der Kirche irgendwelche negativen Konsequenzen befürchten muss, hängt sicherlich auch stark von der Region ab, in der man lebt. Da gibt es bestimmt Unterschiede zwischen, beispielsweise, einer streng katholischen Gemeinde in Oberbayern und einer Gemeinde im Osten Deutschlands.

Ich spreche jetzt hauptsächlich für den Osten: hier hat es überhaupt gar keine Konsequenzen, aus der Kirche auszutreten, da wahrscheinlich die Hälfte der Bevölkerung diesen Schritt bereits vollzogen hat oder gar noch nie in einer Kirche war, wie ich. Es gibt hier auch sehr viele staatliche Kindergärten oder von anderen freien Trägern wie dem Roten Kreuz, sodass da auch für die Kinderbetreuung keine Nachteile entstehen.

Im Übrigen denke ich, man kann auch an Gott glauben, wenn man nicht in der Kirche ist. Der Glaube begründet sich ja wohl nicht darin, dass man seine Steuern bezahlt, um die Kirche zu unterstützen. Deshalb sollte das jeder für sich beurteilen, ob er einer Kirche angehören möchte, oder ob nicht. Wobei der finanzielle Aspekt sicherlich nicht unwichtig ist.

» Estrella78 » Beiträge: 685 » Talkpoints: 1,13 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Naja, ein Austritt aus der Kirche kann schon zu kleineren Problemen führen.

Keine kirchliche Trauung, keine kirchlichen Begleitungen, kein kirchliches Begräbnis. Gut, es gibt immer Alternativen, aber der einzige Grund, aus der Kirche austreten zu wollen, kann nur der sein, das man mit der Religion und der Konfession absolut nicht übereinstimmt, wegen finanziellen Aspekten wird das sicher keiner machen, da, wie schon erwähnt, statt Kirchensteuer dann etwas mehr Lohnsteuer gezahlt werden muss, so das unterm Strich plus minus Null rauskommt.

Ich selber bin nach wie vor in der evangelischen Kirche, kann aber seit Jahren der Kirche nichts mehr abgewinnen aus verschiedenen Gründen. Habe auch seit mindestens 14 Jahren keine Kirche mehr von innen gesehen, jedenfalls nicht zu den Zeiten, wo ein Gottesdienst stattfand.

Auch habe ich kein Interesse daran, aus der Kirche auszutreten, denn ich kann mir vorstellen, das ich irgendwann die Kirche im Alter vielleicht mal brauchen könnte. Und einen erneuten Eintritt kann man zwar vornehmen lassen, aber das ist langwierig und nicht ohne Komplikationen möglich, teilweise wird das sogar verneint, wenn kein triftiger Grund vorliegt. Also lieber nochmal richtig nachdenken, ob der einzige Grund nur der ist, das man mit der bestimmten Religion nichts anfangen kann.

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» Entertainment » Beiträge: 3654 » Talkpoints: -10,46 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Der Tenor scheint hier ja zu sein: Mein Herz hängt nicht dran, Glauben tue ich auch nicht und die Kirche mit ihren Werten ist mir egal - aber es könnte ja die Möglichkeit bestehen, dass ich noch irgendwann Vorteile aus meiner Kirchenmitgliedschaft ziehen kann, deshalb ignoriere ich mal, dass ich mit einer Kirchenmitgliedschaft auch eine politische Aussage treffe und stecke den Kopf in den Sand.

Das kann ich einfach nicht nachvollziehen, genauso wenig wie Jugendliche die sich nur konfirmieren/firmen lassen, weil man soviele Geschenke bekommt. Irgendwann im Leben muss man sich doch mal positionieren und entweder aus der Kirche austreten oder eintreten, soviel Konsequenz und Ehrlichkeit ist man sich doch schuldig, oder ist das eh egal und Hauptsache der Schein stimmt?

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» Feuerputz » Beiträge: 1415 » Talkpoints: 7,29 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Entertainment hat geschrieben:... wegen finanziellen Aspekten wird das sicher keiner machen, da, wie schon erwähnt, statt Kirchensteuer dann etwas mehr Lohnsteuer gezahlt werden muss, so das unterm Strich plus minus null rauskommt.

Nein, das ist ein Gerücht! Unter`m Strich hat man fast immer mindestens 50 % mehr (des bisher gezahlten Kirchensteuerbetrages), kann ich Dir an jedem Beispiel durchrechnen, bzw.:

Subbotnik - Austritt aus der Kirche hat geschrieben:Ist leider falsch, denn natürlich spart man ordentlich etwas ein - das ist ein Ammenmärchen von ängstlichen Pfarrern (weil die Gemeinde wegläuft) die erzählen, dass hier am Ende alles +/- 0 ist. Natürlich langt der Staat zu durch das erhöhte Bruttoeinkommen, aber er greift keine 100 % ab.

Als Beispielrechnung: Wer 1000 Euro durch den Austritt spart und einen Einkommenssteuersatz von 25 % hat behält logischerweise 750 Euro und 250 Euro greift der Staat ab - unter`m Strich hat man statt 1.000 Euro in den Wind zu schießen 750 Euro mehr. Da wir hierzulande keinen Steuersatz von 100 % haben spart man immer Steuern, mindestens 50 %, egal in welcher Konstellation!

Natürlich lohnt es sich (kurzfristig) nicht wirklich für diejenigen, die nur Spottbeträge (< 50 Euro) im Jahr zahlen, da hier meist die Gebühren bei den Ämtern um die Kirche zu verlassen (Austrittsantrag) regional zwischen 5 - 50 Euro liegen.

» KrashKidd » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Midgaardslang am 17.02.2009, 20:16, insgesamt 2-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Ich bin mit 13 Jahren aus der Kirche ausgedrehten, davor war ich katholisch. Ich war eigentlich schon religiös doch die Kirche an sich sagte mir nicht zu. Bereut das ich ausgedrehten bin habe ich es schon manchmal. Den wie schon geschrieben hat man dann bei Praktikas in manchen Sozialen Einrichtungen schlechte Karten.

In meiner Region gibt es viele Katholische Einrichtungen und ich bemühte mich vor ein paar Jahren um einen Praktikumsplatz in diesen, keine Chance. Ein paar hatten direkt in ihren Anforderungen an Praktikanten oder FSJler geschrieben das sie eine wollten der in der Kirche ist. Ich erinnere mich noch an einen da sollte man vom Pfarrer der Gemeinde eine "Beurteilung" mit schicken.

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» Weinlachgummi » Beiträge: 879 » Talkpoints: -0,56 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich möchte hier auch einmal meine Meinung kund tun: Bei uns in Österreich ist ja das Thema Kirche zurzeit sehr beliebt bei den Medien wegen Aussagen wie "Homosexualität ist heilbar". Sollte die Kirche tatsächlich zu lateinischen Messen zurückkehren, wird sie meiner Meinung nach mindestens 3/4 aller Mitglieder verlieren.

Die Kirche bedarf einer Neuordnung, und um auf deine Frage zurück zu kommen, finde ich es durchaus auch als Frau eine gute Idee, aus der Kirche auszutreten. Denn wenn genug Menschen austreten, wird vielleicht etwas getan und die katholische Kirche beginnt nachzudenken, ob ihr derzeitiges System wirklich gut ist.

» Saverschel » Beiträge: 24 » Talkpoints: 0,20 »


KrashKidd hat geschrieben:
Entertainment hat geschrieben:... wegen finanziellen Aspekten wird das sicher keiner machen, da, wie schon erwähnt, statt Kirchensteuer dann etwas mehr Lohnsteuer gezahlt werden muss, so das unterm Strich plus minus null rauskommt.

Nein, das ist ein Gerücht! Unter`m Strich hat man fast immer mindestens 50 % mehr (des bisher gezahlten Kirchensteuerbetrages), kann ich Dir an jedem Beispiel durchrechnen, bzw.:

Jetzt stehe ich etwas auf dem Schlauch. Ich lasse mich gerne belehren ;), aber war das nicht mal vor Jahren anders? Oder war das schon immer so? Nicht, das ich daran denken würde, auszutreten (zumindest nicht in den nächsten Jahren), aber das ist für mich wirklich neu.

Wenn eben die kleineren Nachteile nicht wären, die für mich immer noch recht wichtig sind (kirchliche Trauung (auch wenn ich mir das nicht vorstellen kann) oder die kirchliche Beerdigung, wäre ich schon längst ausgetreten.

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» Entertainment » Beiträge: 3654 » Talkpoints: -10,46 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Keine Angst, ich möchte keinen zum Austritt überreden und das Rechenbeispiel von Herrn Subbotnik ist auch nicht 100 % richtig - Geringverdiener und andere, die kaum Kirchensteuer zahlen sparen nämlich leicht weniger als 50 %. Bei der Kirchensteuer kann man pauschal fast immer sagen: Je mehr man hat was versteuert werden kann umso höher fällt das Sparpotenzial aus.

Dadurch, dass der "Mehrgewinn" bei einem Kirchenaustritt ja (wie Du auch schon geschrieben hast) durch andere Steuern und Abgaben "angefressen", aber letztendlich nicht komplett aufgefressen wird ist es unter dem Strich (bis auf eine Ausnahme) immer ein finanzieller Zugewinn. Aber Pi mal Daumen kann man sagen, dass man 50 % der Kirchensteuer für sich behalten kann, für genauere Aussagen müsste man dann berücksichtigen:

- Einkommensteuer,
- Wohnort (da unterschiedlich hohe Steuersätze, teilweise zusätzliche Besteuerung von Grundbesitz),
- Kinder,
- sonstige Einkommen (Gewerbe, Halbeinkünfteverfahren und die sich daraus ergebende fiktive Einkommensteuer)
- Abgeltungssteuer
- usw.

Jedenfalls steigt natürlich durch den Kirchenaustritt die Einkommenssteuer, aber der Zugewinn landet natürlich nachdem der Staat sein Scherflein genommen hat immernoch als "Plus" im Geldbeutel.

Der einzige Fall wo das nicht der Fall ist wäre (Plus unter`m Strich): Wenn man bislang mit der Kirchensteuer sehr knapp unter der Bemessungsgrenze (Grenzsteuersatz) liegt und dann durch den Austritt und den finanziellen Zugewinn darüber in die nächste Klasse rutschen würde. Aber wenn man das weiß, kann man ja ein paar Dinge einplanen, um dem zu entgehen :wink:.

» KrashKidd » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 21.11.2012, 21:39, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

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