Ist zur Eigenheim Finanzierung ein Kredit die einzige Wahl?

vom 04.11.2008, 21:32 Uhr

Ich hege mit meiner Frau zusammen lange schon den Wunsch nach einem Eigenheim. Wir haben leider keine Kinder, sodass wir über die zehn Jahre unserer Ehe einiges an Kapital angespart haben. Nun reicht das aber immer noch nicht, für die komplette Bezahlung eines Eigenheims. Aus privater Seite stehen uns keine Geldgeber zur Verfügung.

Nun ist meine Frage: Gibt es andere Möglichkeiten zur Finanzierung unseres Vorhabens, als teure Kredite? Warten, bis wir alt und grau sind, wollten wir eigentlich beide nicht.

» Sesam1507 » Beiträge: 3 » Talkpoints: 2,15 »



Hm, die Frage wäre wieviel des benötigten Kapitals fehlt - bei 10 % sind die Sache natürlich völlig anders als bei 60 %.

Da Du nicht mit Details um Dich wirfst, reiß ich mal verschiedene Dinge kurz an und warte deine Antwort ab:

Kreditkosten drücken

Es gibt natürlich günstigere Möglichkeiten zur Finanzierung als ein Kredit - de facto ist ein Kredit sogar mit die teuerste Variante. Je nachdem gibt es verschiedene Finanzprodukte von Banken, die hier je nachdem besser geeignet sind - Hypothek, Grundschuld usw., sowie andere zinsgünstige Langzeitfinanzierungen.

Grundsätzlich ist das nicht schlecht, solange man gut im Voraus plant, dann lassen sich z. B. die Kreditkosten sowie andere Dinge steuerlich absetzen.

Baukosten drücken

Hat man in der Verwandtschaft / Bekanntenkreis Handwerker lassen sich hier oft Freundschaftspreise oder Boni rausschlagen, sowohl bei den Arbeitsstunden als auch beim Material. Eben die traditionelle Variante, wie man mit wenig Geld viel machen kann - aber heutzutage kennen eher die wenigsten eine halbe Bauarbeitertruppe.

Im Grunde gibt es massig Möglichkeiten, die jedoch alle von verschiedenen Faktoren abhängen. Je nachdem lassen sich hier verschiedene Fördertöpfe oder günstige Finanzierungsmöglichkeiten anzapfen, Bauzeitpunkte planen usw.

Mal ein paar Fragen um das Raten abzukürzen:
- Seid Ihr selbstständig oder nicht? Seid ihr berufstätig oder nicht? Wenn ja: Arbeiter, Angestellter oder Beamter?
- Wieviel Kapital fehlt?
- Höhe des (Netto) Haushaltseinkommen?
- Wollt ihr Schulden machen oder nicht?
- Wollt ihr neu bauen, umbauen, sanieren oder renovieren? Wollt ihr in einem bestimmten Gebiet bauen (Vorsicht - Bauvorschriften! -> Kostenfaktor) oder ist das egal?
- Wollt ihr beim Bau etwas in Eigenleistung erbringen oder nicht? Wenn ja, wieviel und was?
- Wie alt seid ihr ca.?
- Wollt ihr den Hausbau in einem Zug oder Zug für Zug vornehmen - damit meine ich z. B. dass erst einmal ein günstiger Grundbau gebaut wird und später angebaut werden kann oder beispielsweise das Haus komplett gebaut, aber nicht komplett ausgebaut wird.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Also als erstes würde ich vielleicht überlegen, ob ihr vielleicht auf ein Eigenheim aus einer Zwangsversteigerung (die ihr dann weit unterm Preis bekommen könntet) ran kommt. Da einfach die aktuellen Termine der Versteigerungen beim Amtsgericht einsehen oder online nach schauen.

Kommt das nicht in Frage, dann gibt es noch die Möglichkeit zu sehen, welche Anlaufstellen (keine Banken) noch günstige oder auch Zinsfrei Kredite geben. Ich weiß z.B. dass Aussiedler einen kleineren Kredit Zinsfrei vom Staat bekommen. Eine andere Möglichkeit ist, über euer zuständige Erzbistum. Falls ihr Kirchensteuer zahlt und in einer Gemeinde seid, wendet euch an eure Kirche. Die vermitteln das. Sonst direkt an das zuständige Bistum. Die geben ihren „Anhängern“ einen Kredit, welcher sehr niedrige Zinsen hat. Das aber auch nur, wenn noch Geld in laufenden Jahr in der Kasse ist. Also nachfragen und sehen, ob ihr Glück habt.

Die dritte Variante ist, dass man mehrere kleinere Kredite nimmt, die niedrigere Zinsen haben. Meine Eltern haben das auch so gemacht und das hatte den Vorteil, dass die Banken mit euch später verhandeln. Ich versuche es mal zu erklären. Bank 1 gibt euch 30.000 Euro. Bank 2 (weiß vom ersten Kredit)gibt euch nochmal 20.000 Euro, weil sie sagen Schufe ist ok und ihr verdient genug (das Haus ist auch hier die Sicherheit). Bank 3 (weiß vom 1 und 2 Kredit) sagt, Haus wird ja einen gewissen Wert haben (allein schon durch eurer Eigenkapital) und gibt nochmal 30.000 Euro. Nun ihr zahlt an die verschiedenen Banken die entsprechend niedrigeren Raten.

Nun ist es rechtlich so (laienhaft erklärt), dass Bank 1 in Fall von einer Insolvenz eurerseits, als erster Gläubiger gilt und auch den größten Anspruch hat. Bank 2 und 3 stehen in der Anspruchsreihenfolge entsprechen dahinter. Passiert nun auf einmal einer eurer Banken was und sie brauchen schnell Geld, dann wenden sie sich an die Kreditnehmer und unterbreiten Angebote. Dabei bekommen die Kreditnehmer, die Kredite mit einem höheren Risiko zum Verlust haben zuerst angeschrieben. Das wären bei diesem Beispiel dann ihr, da ihr mehrere Kredite habt, die hintereinander vergeben wurden.

Also angenommen Bank 2 (da habt ihr die 20.000 bekommen) braucht dringend Geld, dann schreiben sie euch an, und machen euch ein Angebot. Sagen wir mal ihr habt bis dahin 10.000 Euro bereits abbezahlt. Bleiben 15000 Euro. Und dann sagen sie, wenn ihr bis Zeitpunkt X (meistens Monate später) von den über gebliebenen 15000 Euro statt wie im Ratenkredit abgemachten 5.000 Euro einzahlt, mehr z.B. 10.000 Euro einzahlen könnt, dann erlassen wir euch den Rest von 5.00 Euro. Meine Eltern haben das auch so bei ihrem Hausbau gemacht und hatten insgesamt 5 Kredite genommen und da zwei Banken bereits solche Angebote unterbreitet haben, haben die schon 11.000 gespart. Klar wenn man es nicht einzahlen kann, also das Angebot eingehen kann, dann läuft alles wie im Ratenvertrag abgemacht weiter. Nur wenn man in der Lage ist, das Geld irgendwie zusammen zu sparen, Urlaub auszulassen etc. dann spart man eine Menge Geld.

Natürlich müsst ihr erst mit den Banken sprechen, dass klar ist, dass ihr weitere Kredite aufnehmen wollt bei anderen Banken und sie nur Platz 2,3 oder 4 haben. Aber am besten ist es da sich an einen Fachmann zu wenden und der macht die Verhandlungen für euch. Das schafft man sonst nicht als Leihe. Wir hatten uns an einen Wirtschaftsprüfer aus der Verwandtschaft gewannt, der uns den Tipp gegeben hat. Zudem ist das schon 8 Jahre her und ich weiß nicht, ob sich die Variante immer noch besser lohnt als ein großer Kredit.

So mein dritter Vorschlag wäre ein Mietkauf. Vielleicht findet man jemanden, damit ihr euer Eigenkapital gleich einzahlen könnt und dann entsprechen Zinsen spart. Dann natürlich noch die Eigenheimzulage beantragen. Wenn ihr in einer größeren Firma tätig seid, auch da mal Fragen, denn ich kenne Leute, wo die Firmen ihren Mitarbeitern auch zinsgünstige Kredite fürs Eigenheim gegeben haben. Aber egal welcher der Varianten ihr nehmt (bis auf Zwangsversteigerung) in Zeiten der Finanzkrise wird es schwieriger sein, bei Krediten zu sparen.

» Naffi » Beiträge: 948 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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