Musikszene der ehemaligen DDR

Hallo!

Ich beschäftige mich derzeit ein wenig mit der Musikszene der ehemaligen DDR. Mir ist aufgefallen, dass dort sehr viele hochkarätige Bands existierten, welche zum Teil auch heute noch Musik machen. Da es schade wäre, wenn diese irgendwann in Vergessenheit geraten, würde ich gerne mal einen Erfahrungsaustausch starten, eventuell werde ich, sofern ich Zeit habe, auch hin und wieder mal ein paar Gruppen vorstellen bzw. Alben. Ich habe da bereits einige Sachen auf Lager.

Für die, welche bisher noch nichts von der Ostdeutschen Rockszene gehört haben, möchte ich eine kurze Zusammenfassung wiedergeben. Ähnlich wie in Westdeutschland hat sich auch in Ostdeutschland zunächst eine Musikszene gebildet, die sich nicht groß unterschieden hat. Neben den üblichen Coverbands haben sich auch eigenständige Gruppen gebildet, die nicht nur Coverversionen im Repertoire hatten sondern auch Eigenkompositionen. Dazu gehörten Bands wie Sputniks, Butlers, das Diana Show Quartett/Quintett oder Music Stromers, um einige der bekanntesten Vertreter zu nennen. Nachdem viele dieser Gruppen immer populärer wurden und auch größere Gruppen mobilisieren konnten wurde dies den Bonzen suspekt und so kam es zum Verbot der Beatmusik Mitte der 60er Jahre, nachdem bereits zuvor einige Gruppen verboten wurden. Dies wurde natürlich von Protesten begleitet und es hat sich zum Teil auch eine Undergroundszene gebildet.

Zum Teil kam es auch dazu, dass Musik aus dem westlichen Ausland auf dem Schwarzmarkt vertrieben wurde. Dies war den Oberen natürlich noch mehr ein Dorn im Auge. So kam es dazu, dass das Verbot nach und nach wieder gelockert wurde, allerdings mit der Auflage, dass die Texte nun in deutsch gesungen werden mussten, wenn diese auf Platte, öffentlichen Auftritten bzw. im Radio gespielt werden sollten. Desweiteren musste eine Art Prüfung abgelegt werden, wodurch die Gruppen von Amateur bis Profimusiker eingestuft wurden Je nach Einstufung hatten die Bands dann mehr Möglichkeiten. Das wiederum führte dazu, dass viele Musiker einen studierten Background hatten und dadurch zum Teil wirklich extrem hochklassige Musik entstehen konnte, die im Zusammenspiel mit der Isolation des Ostblocks und der Beschränkung auf die deutsche Sprache eine eigene Identität bekam.

Es entstanden nun immer mehr Gruppen die zunächst auf nationaler Ebene bei der damaligen unterversorgten Jugend immense Erfolge feiern konnten. Hierzu gehörten Bands wie Karat, Puhdys, City uva. .

Bis zur Wende 1989/1990 hatte diese Musikszene einen eigenen Charakter entwickelt, der sofort hörbar war, was zwar zum Teil auch an der altbackenen Produktion lag aber auch an dem was die Gruppen hierbei herausgeholt hatten. Leider war damit zur Wende dann erstmal Schluss. Einige der Gruppen verschwanden endgültig in der Versenkung, andere Gruppen konnten sich nach einer Schaffenspause wieder sammeln und sind bis heute noch relativ erfolgreich, auch wenn keine der Gruppen an die früheren Erfolge mehr anknüpfen konnte. Dennoch muss gesagt werden, dass genau diese Musikszene im Osten auch bis heute noch Einfluss auf die Musikszene hat. Bands wie Rammstein, Subway to Sally sowie In Extreme haben ihre Wurzeln nicht nur aufgrund der Herkunft im Osten der Republik, auch die eigenständige Prägung ihrer Musik ist direkt auf den Einfluss des Ost-Rocks zurückzuführen, was es vielleicht auch für die heutige Generation interessant macht, sich mehr mit der Musik der damaligen Zeit auseinanderzusetzen.

Mich würde jedenfalls mal interessieren, ob sich hier noch jemand für diese Musikszene interessiert, vor allem aus Westdeutschland bzw. von den Jüngeren? Würde mich jedenfalls sehr über Meinungen freuen.

In meiner Jugend war ich ein großer Fan von Engerling, Stefan Diestelmann und Gunther Schulze. Die kamen alle aus der Bluesecke. Natürlich habe ich auch den normalen Ostrock gehört da es ja praktisch kein Entrinnen gab und deren „Hits“ ständig im Radio gedudelt wurden. Es gab hier auch ein paar sehr gute Gruppen wie Silly, Fritzes Dampferband (mit Nina Hagen und Achim Mentzel), die Stern Combo Meißen, Berlug, Pankow und mit Abstrichen auch die Puhdys und City. Daneben gab es natürlich noch jede Menge Möchtegern Stars und Sternchen von denen heute zum Glück niemand mehr spricht. Ich denke da zum Beispiel an die Gruppe Kreis die ich mal persönlich auf einem Zeltplatz kennengelernt hatte und die so einfältig und gleichzeitig arrogant war, dass man es nicht beschreiben kann.

Ich höre eigentlich immer noch, wenn auch selten, die alten Schallplatten und Tonbandaufnahmen. Ich habe mir auch einige Ostrock- Cds zugelegt wo neben alten auch neuere Aufnahmen zu hören sind. Die alten Aufnahmen sind in Ordnung, von den Neukompositionen halte ich aber absolut nichts. Hier hätten einige wirklich in der Versenkung verschwunden bleiben und von ihrem ehemaligen Ruhm zehren sollen. Auch die Altrocker der Puhdys mit ihrer derzeitigen Tournee sind einfach nur schlimm anzuschauen. Ich habe auch eine Aufnahme von City wo ihr Lied „am Fenster“ auf englisch gesungen wurde, einfach grauenhaft. Wer noch das gefürchtete „Duett- englisch“ kennt, weiß was ich meine. Für diejenigen die nicht wissen was das ist, hier eine kurze Erläuterung. Einmal in der Woche kam im DDR- Radio die Sendung „Duett- Musik für den Rekorder“ wo eine Stunde lang westliche Musik gespielt wurde. Die Ansager konnten leider kein Wort Englisch und haben die Titel so vorgelesen wie es geschrieben wurde. Am schönsten war immer das Wort „the“ was grundsätzlich „te“ ausgesprochen wurde.

Komischerweise waren die Konzerte immer rappelvoll, auch bei den weniger bekannten Gruppen. Auch wenn kaum einer die Musik so richtig mochte war jede Vorstellung in der Provinz das Ereignis des Jahres. Wahrscheinlich weil sonst garnichts los war.

Mich interessiert es eigentlich nur mäßig was meine ehemaligen Kultfiguren (ich meine die von ganz oben meiner Ausführungen) heute so treiben. Wenn ich es wissen wollte hätte ich schon einmal gegoogelt.