Kontroverse Liedtexte / Indizierung?

vom 08.02.2009, 12:56 Uhr

Hallo,

ich würde von euch gerne wissen, wie ihr zu kontroversen Liedtexten steht.

Damit meine ich Texte, in denen es nur so von Beleidigungen, Kraftausdrücken und Gewaltverherrlichungen wimmelt. Ich möchte das ganze allerdings nicht auf eine einzelne Band oder ein Label beziehen (viele denken hier sicherlich direkt an Aggro Berlin oder K.I.Z.), sondern ganz allgemein darüber diskutieren. (Rechtsradikales Material sei mal außen vor gestellt.)

Oft behaupten die Medien, solche Texte würden unsere Jugend verderben, der allgemeinen Verdummung beitragen und sogar Amok-Läufe verursachen. Schon etliche erschienene Alben wurden indiziert und sind somit nicht mehr frei erhältlich. Doch viele Hörer sind begeistert von dieser Art von Texten, ihnen gefällt die provozierende Art dieser Bands oder Labels.

Wie steht ihr dazu? Sollten solche Texte verboten werden? Oder gilt hier das Prinzip der freien Meinungsäußerung und künstlerischen Freiheit?

Ich selbst halte diese Liedtexte nicht für so schlimm, wie die Medien sie oft darstellen. Ich höre selbst solche Lieder und finde nicht, dass sie aggressiv machen. Ich finde, solange man sich nicht vom Inhalt dieser Texte beeinflussen lässt, stellt das Hören dieser Musik kein Problem dar. Problematisch wird es allerdings, wenn schon Schulkinder diese Bands hören, zu ihren Helden machen und sich somit selbst zu einem asozialen Menschen entwickeln, der die Inhalte dieser Lieder auslebt. Doch das hängt leider oft von der persönlichen Verfassung der Hörer ab, eine Pauschalisierung ist irgendwie schwierig.

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Ich denke für den vernünftig erzogenen jungen Erwachsenen ergeben sich aus solcher Musik keine Probleme. Wenn man aber sieht das auch Kinder ab 12 oder teilweise noch jünger solche Musik hören und dann "Neger bums mich" singen, dann ist es wohl schwer zu leugnen, dass hier etwas nicht stimmt.

Denn gerade in der Selbstfindungsphase am Anfang der Pubertät ist die Jugend auf der Suche nach Musik und Kultur mit der sie sich identifizieren können. Wenn ihnen nun solche Musik durch die Medien als cool vorgesetzt wird, dann passen sie sich dieser Richtung an, was wohl häufig zu sexueller Verwahrlosung und Gewaltbereitschaft führt (meine Meinung, nicht wissenschaftlich belegt).

Stellt sich nur die Frage, was das ganze langfristig bedeutet. Ich war in meiner Pubertät etwa ein Jahr ein "Kiddie-Punk". Ich habe also Punk gehört, mir Nietenarmbänder gekauft und mir einen Anarchieaufnäher auf die Tasche genäht. Der Staat war doof. Nun bin ich aus dieser Phase lange raus, bin politisch engagiert, höre hin und wieder noch gerne Punk, finde vieles an unserer Gesellschaft (begründet) schlecht, was wiederum dazu führt, dass ich die heutige Politik zum größten Teil schlecht finde.

Also zusammengefasst bin ich vom Anarchiebefürworter zum mündigen Staatsbürger geworden. Wenn man nun diese Entwicklung auf die von dir genannte Musik überträgt könnte man auch sagen, dass man dort zunächst zu Sex und Gewalt verleitet wird, später aber, da man ein Extrem kennt, sich auf ein gesundes Mittelmaß entwickelt.

Stellt sich nun die Frage verbieten oder nicht. Ich denke die Mehrheit wird keine Probleme durch Musik bekommen, die möglicherweise indiziert wird. Es gibt wahrscheinlich aber auch hier einige Ausnahmen. Nun darf man abwägen, was der Allgemeinheit am besten bekommt. Eine größere kulturelle Vielfalt oder eine kleine Zahl weniger Straftäter. Klingt mal wieder nach der Killerspielverbotdebatte. Dort sagen die Experten, dass Killerspiele höchstens ein Glied in einer langen Kette sein können, um aus jemanden einen Amokläufer zu machen. Bei der Musik wird es nicht anders sein.

Verbote sind immer noch einfachste Methode, der großen Verantwortung und Aufgaben aus dem Weg zu gehen.

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