„Schwule“ Sportarten

vom 02.02.2009, 10:57 Uhr

Woher kommt eigentlich die Behauptung, manche Sportarten seien eigentlich nichts für Jungs, sie seien regelrecht „schwul“?

Diese Frage stelle ich mir aus aktuellem Anlass. Mein Sohn hat für sich vor einiger Zeit das Turnen entdeckt. Diese Sportart macht ihm riesigen Spaß und nach jeder Trainingsstunde fragt er schon, wann er wieder hin kann. Zwar wird er auf Grund seiner erwarteten Körpergröße wohl irgendwann im Freizeitbereich bleiben müssen, aber so lange es Spaß macht.

Nun wurde ich gefragt, wie mein Sohn denn zu dieser Sportart käme. In unserer Familie hat keiner großen Spaß am Turnen, weswegen wir ihm diese Sportart nie nahe gelegt hätten. Sehr merkwürdig, irgendwie schwul musste ich da hören!

Auch von Tanzen hörte ich dieses Vorurteil als mein Sohn bekundete im nächsten Jahr zusammen mit seiner Kindergartenliebe das klassische Tanzen erlernen zu wollen.

In meinen Augen ist keine Sportarten „schwul“, war es auch noch nie und meinem Sohn habe ich bisher nur gesagt, dass er ruhig weiter machen solle, wenn es ihm Spaß macht, ich werde ihn da unterstützen. Aber woher kommen solche Bedenken und wie seht Ihr das?

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Speziell über das Tanzen, schwerpunktmäßig natürlich Ballett, habe ich auch schon oft gehört dass das "schwul" sei. Ich kenne nun nicht besonders viele männliche Tänzer, muss ich zugeben, aber die wenigen die ich kenne sind alle nicht heterosexuell.

Ich finde das einfach nur dämlich - das ist das selbe wie "Männer gehen arbeiten und Frauen stehen hinterm Herd": Mädchen machen Ballett und Jungs spielen Fußball. Dank der Emanzipation gibt's jetzt auch genug Mädchenfußballmannschaften - aber Jungs dürfen deswegen immer noch nicht tanzen (oder auch Turnen, wobei ich darüber noch nicht gehört hab dass es weibisch, schwul oder sonstwas sein soll).

Ich vermute mal, dass das irgendwie damit zusammenhängt, dass Männer jetzt zwar allmählich anfangen, Frauen in Männerbereich zu akzeptieren, aber deswegen noch lange keine Männer in Frauenbereichen. Mir scheint es fast, als wären immernoch die Männer die Bestimmer dieser Dinge. Wir beide sind ja nun Frauen, und ich wette hier werden sich noch weitere Frauen äußern die es absolut OK finden wenn dein Junge gerne turnt. Sicherlich findet sich hier bestimmt auch jemand männliches der das absolut tolleriert, ich glaube sowieso, dass hier bei Talkteria die meisten Mitglieder sehr aufgeschlossen sind, aber prinzipiell schätze ich, dass Frauen sich auch einfach mehr mit dem Thema auseinander setzen als Männer. Im Endeffekt geht es hier ja auch um die Emanzipation, wenn man so will. Um die der Jungs allerdings.

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Hallo!

Ich finde die Aussage, dass eine Sportart "schwul" sein soll auch mehr als nur engstirnig. Gerade wo man auch bei den Olympischen Spielen so viele männliche Turner ect. sieht, finde ich diese Meinung total übertrieben.

Ich finde keine Sportart schwul. Selbst bei Balletaufführungen gibt es männliche Tänzer. Und in Musicals schließlich auch. Ich finde, dass Jungen oder Männer die gleichen Sportarten wie Frauen machen sollten, wenn sie Spaß daran haben. Ebenso gibt es eben viele Sportarten, in dene es mehr Männer als Frauen gibt. Sind die deswegen dann gleich lesbisch? Ich finde solche Aussagen alles andere als tolerant. Aber leider gibt es immer noch Leute, die auf dem Stand von vor 30 Jahren stehen geblieben sind.

Wenn dein Sohn Spaß daran hat, würde ich ihn auch weiter darin unterstützen und ihm ermöglichen, dass er die Sportarten ausübt. Dein Sohn muss schließlich entscheiden, was ihm Spaß macht und was er gerne in seiner Freizeit tun möchte. Ich kann nichts schwules daran finden!

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Stimmt, Taline, hier bei Talkteria wird es wohl schwer werden so einen engstirnigen Geist zu finden :wink:

@Yvonne, ich glaube schon, dass diejenige Person Homosexuelle kennt. Allerdings ist mir bei Euren Antworten so bewusst geworden, dass diese Person meines Erachtens sehr von ihrer Männlichkeit abhängig ist. Als ob er (es war nämlich ein Mann) sich irgendwie von männlichen Homosexuellen bedroht fühlt.

Klar habe ich meinem Sohn zunächst Sportarten probieren lassen, die ich kenne und die mir liegen: Kampfsport, Fußball, Leichtathletik. Aber wenn er sich für das Turnen begeistert (was mir bis zur Zehnten meine Sportnote "versaut" hat), dann gern auch das. Hauptsache, er hat Spaß dabei. Solche dämlichen Kommentare überhöre ich einfach.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Nelchen hat geschrieben:Ich finde die Aussage, dass eine Sportart "schwul" sein soll auch mehr als nur engstirnig. Gerade wo man auch bei den Olympischen Spielen so viele männliche Turner ect. sieht, finde ich diese Meinung total übertrieben.

Naja Turnen ist glaube ich auch eher ein schlechtes Beispiel. Gerade wenn man sich mal Turner anschaut wie zum Beispiel Fabian Hambüchen, dann sieht der doch männlicher aus, als die meisten Männer. Turnen bei Männern hat dann eben doch wieder sehr viel mit Kraftsport zu tun und nichts mit der rhythmischen Sportgymnastik, die sich einige unter dem Begriff Turnen vorstellen.

Wenn man dann aber zum Beispiel an Ballett denkt, da muss ich sagen, dass ich da niemanden kenne der das macht und auch nicht mal wüsste wo man das als Mann hier bei mir machen könnte. Ich kenne auch keinen Mann der mal gesagt hätte das das was für ihn wäre. Solche Sachen sind eben auch heute noch trotz Emanzipation klassische Frauensportarten und bekommen wohl deswegen das Klischee schwul zu sein, weil es kaum Männer oder Jungs gibt die das machen.

Wobei man aber zum Beispiel beim Tanzen anmerken sollte, dass es sicher mehr als genug Männer gibt, die zwar sagen dass dies "schwul" sei. Aber spätestens wenn sie dann sehen wie sehr Frauen doch Männer mögen, die gut tanzen können, sind insgeheim dann doch fast alle neidisch ;)

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Hallöchen,

Also Turnen ist mit Sicherheit nicht schwul, genauso wenig wie Eiskunstlaufen oder Balett. Es gibt in jeder Sportart homosexuelle Sportler - auch im "Männer"sport Fußball.

Das liegt einfach nur an unserem eingeschränktem Denken. Männer spielen Fußball und Frauen Tanzen. Aber wehe es ist mal anders herum. Dann ist das fußball spielende Mädchen ein "Mannsweib" und der Junge, der gerne tanz ist schwul. Das ist doch wirklich kleinkariert.

Turner sehen genauso männlich aus, wie Eiskunstläufer oder Baletttänzer. Sicherlich haben sie einen bestimmten Körperbau (nämlich den eines Sportlers) , aber der Fußballer unterscheidet sich von diesem nicht.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Bei dem Titel musste ich an Pumps Weitwurf und ähnliche "Sportarten" denken, die mancherorts in Rahmen des CSD veranstaltet werden und daran, dass Freunde von mir den Eurovision Song Contest immer liebevoll als "Gay Olympics" bezeichnen.

An Turnen oder einen anderen, richtigen, Sport habe ich dabei überhaupt nicht gedacht, aber wenn man mal länger darüber nachdenkt sind ja viele Sportarten mit gewissen Vorurteilen behaftet. Reiten ist was für Mädchen, wenn man Golf spielt hat man zu viel Geld und wahrscheinlich auch zu viel Zeit, Fußball spielende Mädchen werden teilweise immer noch schräg angeschaut und verdächtigt lesbisch zu sein und so weiter.

Ich würde glaube ich bei so einer Bemerkung erst mal fragen, was die Person unter schwulem Sport überhaupt versteht und wie das mit Turnen in Verbindung steht. Ich meine, wenn ich mir die Jungs am Barren, Reck und sowas anschaue sehe ich da nichts was irgendwie "schwul" aussieht, das ist knallharter Leistungssport.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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