Zusammenhang: Lesemuffel und Assi Fernsehen
Hi!
Ich habe schon einige Bücher gelesen, doch grob betrachtet zähle ich auch zu den Lesemuffeln. Wenn ich was lese, dann Klassik oder von den Romantikern was. Ich finde die zeitgemäße Literatur einfach nur flach. Mich interessieren die Geschichten über Körperflüssigkeiten oder Handygeschichten einfach nicht. Literatur soll mir was aufzeigen können, das mich in meinem Leben voran bringt. Ich glaube es gibt deshalb so viele Lesemuffel, da das Lesen einem was abverlangt, im Gegensatz zum passiven TV glotzen.
Meine Deutschlehrer haben mir stets nahe bringen wollen, dass ich nur durch lesen mein Deutsch verbessern könnte. Doch damals hörte ich nicht darauf, heute brauche ich keine guten Deutschkenntnisse mehr.
LG;
Ich denke schon dass es da einen Zusammenhang gibt. Diese Programme sprechen gezielt Leute mit niedrigerem Bildungsgrad an und da Lesen bildet bedeutet das im Umkehrschluss eben eine Bestätigung der Eingangsfrage.
Ich schaue mir durchaus manchmal die Highlights dieser Sendungen an und bin immer wieder verwundert, was die Leute alles machen um ins Fernsehen zu kommen. Die Kosten für diese Shows sind nicht allzu hoch und wenn die Einschaltquoten stimmen machen die Sender das, was die Zuschauer sehen wollen. Erstaunlich ist aber auch die Vielzahl dieser Sendungen, die ja schon am Vormittag beginnen und sich durch den ganzen Sendetag bis zu den unsäglichen Nachtsrateshows hinziehen. Schauen kann also nur wer viel Zeit hat und am nächsten Tag nicht auf der Matte stehen muss und das sind nun einmal nicht die Teile der arbeitenden Bevölkerung.
Ich will nicht alle über einen Kamm scheren und behaupten dass alle Arbeitslosen bildungsfern sind, aber da ist schon etwas dran. Zu ändern ist das leider nicht, bei uns im Ort zum Beispiel bekommen Sozialschwache einen kostenlosen Leseausweis für die Bibliothek oder stark ermäßigte Eintrittskarten für kulturelle Veranstaltungen. Sicherlich kosten letzteres dann immer noch Geld, aber ich habe noch nie mir bekannte Familien an diesen Orten gesehen.
Ich bin auch nicht immer begeistert über das Fernsehprogramm, aber ich habe noch andere Interessen und kann mich anderweitig beschäftigen, mit Lesen zum Beispiel. Der Fernseher bleibt dann auch aus und es wird meinetwegen noch Radio gehört.
Die Frage erinnert mich ein wenig an die Frage nach Huhn oder Ei - was war zuerst da? In diesem Fall Lesemuffel oder aber das teilweise sehr niveaulose Fernsehprogramm einiger Sender.
Ich denke Lesemuffel gab es schon immer. So gab es auch zu meiner Schulzeit schon Mitschüler, die sich das Lesen eines Buches teilweise erspart haben, indem sie die Verfilmungen (so vorhanden) angesehen haben.
Sicher bietet die heutige Fernsehlandschaft einige sehr niveaulose Sendungen. Ob diese aber daran Schuld sind, dass es immer mehr Lesemuffel gibt? Das glaube ich eher nicht. Ganz oft liegt es meines Erachtens am Vorbild und/oder der mangelnden Förderung des Lesens.
Und das Lesen per se bildet ist wohl auch ein Trugschluss. Es gibt ja heutzutage auch recht seichte Trivialliteratur, die durchaus mit dem Niveau des Fernsehprogramms zu vergleichen. Allerdings muss man trotz allem immer noch aktiv werden, um ein solches Werk zu lesen.
Es gab ganz sicher zu allen Zeiten seit Buchdruckentstehung schlechte Literatur, die kaum bereichert und ganz genauso auch Gute, in der Vieles drinsteckt. Das gilt für 1912, das gilt für 1856 und das ist auch heute so. Davon auszugehen, heute sei der Buchmarkt vor allem Feuchtgebiet, ist nicht gerade gedankenvoll und differenziert. Wer genau hinsieht, wühlt und klaubt, wird da auf Erstaunliches stoßen, das jede Woche neu in die Regale kommt. Es ist schwer, von der teils einseitigen Beleuchtung durch die Medien, die natürlich vornehmlich auf skandalöses Zeug fixiert sind, trotzdem den Blick fürs Ganze zu bewahren. Aber man sollte es probieren, sonst entgeht einem was. Trotzdem ist ganz klar, das es nie verkehrt ist, große Schreiber aus vergangenen Epochen zu lesen. Die gelten nicht umsonst als groß und können in den meisten Fällen wirklich etwas im Kopf ausrichten oder zumindest das Interesse nach älteren sprachlichen Wendungen stillen. Was der Eröffner übrigens zur Verbesserung der Deutschkentnisse geschrieben hat, muss ich in einem neuen Thread nochmal aufrollen. Kann ich eigentlich auch nicht so stehen lassen.
Ich weiß nicht: Der Harry Potter-wahn hat bewiesen, dass raffinierte, phantasievolle Geschichten auch heute noch genommen werden. Das hat sich nach einer kleinen Zeit allerdings permanent selbstbeflügelt, weil die Medien pausenlos drauf hinwiesen. Dass Fernsehen und Literatur also auch sehr fruchtbar zusammenwirken können, sieht man an solch einem Beispiel. Vielleicht müssen Bücher wieder stärker ins Fernsehen, gerade in die Privatsender, die traditionell Altersschichten beliefern, die im Vergleich etwas lesefauler sind. Aber ob diesem Vorhaben nicht vielleicht ein Konkurrenzgedanke den Weg versperrt?
Ich finde schon, dass es bestimmt so einiges ausrichten könnte, wenn ein populärer, jugendhafter Showmaster vom Schlage eines Jauchs in lockerer Weise gute Bücher in einer neuen Sendung anpreist. Viele Leute muss man nur drauf stoßen und all die scheinbar verkümmerten Dinge wie Neugier und Eigeninitiative kämen wieder zum Vorschein. Diese Macht hätte das Fernsehen, aber es nutzt sie viel zu gelegentlich.
Nun ich muss mich Schnibbeldiwapp anschliessen, von einem Buch "Feuchtgebiete" auf die gesamte zeitgenössische Belletristik zu schliessen zeugt nicht grade von einem besonders ausgeprägtem Verstand. Sorry wenn das jetzt hart klingt, aber mit so einem undifferenzierten Urteil schiebt man sich selbst in Lager derer, die durch "Assi Fernsehen" verdummt werden.
Im Endeffekt ist es total egal, was man liest, so lange man darüber Reflektiert und sich Gedanken macht, statt nur als dummes Schaf zu konsumieren und alles zu schlucken was einem vorgesetzt wird. Schaut euch mal die Rezensionen zu "Feuchtgebiete" bei Amazon an, wenn dieses - in meinen Augen scheussliche Buch - nicht getan hat, dann war es nur nicht reflektierende Schafe anzusprechen, die keine Sekunde über ihren Konsum nachdenken.
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