Maus von Art Spiegelman

vom 02.01.2009, 23:07 Uhr

Mich würde mal interessieren, ob jemand das Comic mit dem schlichten Namen "Maus" von Art Spiegelman kennt. Hinter diesem eher harmlos anmutenden Titel versteckt sich die tragische, wahre Lebensgeschichte des polnischen Juden Wladek Spiegelman (Art Spiegelman ist dessen Sohn, der im Exil geboren wurde) und dessen Familie bzw. deren Weg über zahlreiche Stationen, Kriegsgefangenschaft, Ghetto, Auschwitz und schließlich doch ins Exil in den USA (allerdings ohne deren Kind).

Eine sehr traurige Geschichte, die als Comic dargestellt ist, die Juden sind Mäuse, die Nazis Katzen. Die Mäuse haben aber so menschliche Züge und die Geschichte ist so gut geschildert, dass einem das Buch sehr nahe geht, was ich von einem Comic bisher in der Form nicht so für möglich gehalten hätte.

Kennt jemand dieses Buch? Wenn ja, wie findet ihr es?

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Welches "Buch" meinst Du denn genau?

Maus - Die Geschichte eines Überlebenden / Maus. A Survivor's Tale ist ja unterteilt in:
- Mein Vater kotzt Geschichte aus / My Father Bleeds History und
- Und hier begann mein Unglück / And Here My Troubles Began

"Buch" weil die "Comics" eigentlich erst im RAW (Magazin) von Spiegelman erschienen, heute echte Sammlerstücke (gehöre zu den glücklichen Besitzern :wink:).

Abgesehen davon nehme ich mal an dass der Reprint sich wohl nicht zu sehr von der Heft Fassung unterscheidet. Die Geschichte hast Du ja schon gut zusammengefasst - das "Comic" ist aber generell als Fabel angelegt, z. B. treten noch andere "Tiere" auf wie Hunde (Amis, passend zu den Katzen), Elche (Schweden), Schweine (Polen) usw.. Es existiert also nicht nur der Konflikt Katze vs. Maus, auch wenn die Fabeltiere symbolisch auch für die Rassenideologie stehen soll.

Naja, das "Comic" ist da ziemlich eindeutig - auch weil es mit Original Nazi Propaganda (die Völker gerne mit Tieren verglichen) eben nicht geizt, genauso wenig wie mit doch ziemlich eindringlichen Bildern, worauf ich mal auch die emotionale Wirkung schiebe, da man ja doch die andere Seite (Realität samt Bildern) kennt auf die es anspielt sowie eben die Beziehung der Überlebenden (Vater :wink:).

Generell hat mich die Geschichte nicht wirklich stark bewegt oder so sehr angesprochen - liegt vielleicht daran, dass man sich in der Hinsicht schon ein dickes Fell zugelegt hat, weil zu oft gehört und gesehen. Mir hat vor allem das avantgardistische an "Maus" gefallen und die völlig andere Konzeption - eben kein 08/15 Comic (daher "Comic"), sondern eine vollwertige Graphic Novel, wenn nicht sogar eine der Graphic Novels in dem Genre neben dem verkannten "Breakdowns" von Art Spiegelman oder "Blankets" von Craig Thompson...

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Das vergaß ich in der Tat zu erwähnen - es handelt sich um die "vollständige Maus", alle die komplette Sammlung.

Ich muss zugeben, dass mir das RAW-Magazin bisher kein großartiger Begriff war, ich hatte den Namen wohl schon mal gehört, aber die "Maus" einfach zufällig auf Amazon entdeckt.

Die Geschichte hat mich schon stark bewegt, nicht das Schicksal, sprich die Odyssee Wladek Spiegelmans alleine, sondern überhaupt die ganzen Umstände, unter denen große Teile seiner Bekannten und Familie zu Tode kamen.

Einfach auch bestimmte Passagen wie die, in der geschildert wurde, wie SS-Männer schreiende (Klein-)kinder bei der Auflösung des Ghettos gegen eine Wand schmetterten, bis deren Schreie verstummten. Als Mutter geht mir das schon nahe, auch wenn diese Schilderung natürlich ein sehr kleiner Teil des Ganzen an sich ist.

Trotz der ganzen Holocaust-Problematik, sprich, alles schon mal gehört, gehen mir persönlich solche Einzelschicksale schon irgendwie nahe. Überhaupt, ja, eigentlich sollte ich nach X Holocaust-Filmen, etc. abgestumpft sein, aber es ist bei mir immer noch präsent, dieses Erstaunen darüber, zu welchen Greueltaten Menschen fähig sein können. In dem Zusammenhang fällt mir auch der Film "Hotel Ruanda" ein, es ist ja leider nicht so, dass es bei einem Holocaust geblieben ist, wenn man es so sieht. :(

Mag sein, dass es auch unter anderem daran liegt, dass mein Urgroßvater selbst in einem KZ zu Tode kam, ich finde, das Buch ist überhaupt sehr plastisch konzipiert, man kann sich gut in die Geschichte hineinversetzen.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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