Die anscheinend modernste Krankheit - ADHS!
Auch wenn ich jetzt wahrscheinlich die ein oder andere böse Antwort von einer betroffenen Mama kassiere, muss ich meinem Unmut mal Luft machen. Vorweg möchte ich klarstellen, dass ich weiß, dass es sicher viele Kinder gibt, die an dieser Krankheit leiden und diese spreche ich hier natürlich nicht an. Aber im Moment habe ich einfach das Gefühl, die Diagnose wird von einigen Müttern als Entschuldigung für alles genutzt. Ich habe zwei Bekannte, die wirklich sehr schwierige Kinder haben - fragt sich nur, wer da der Schuldige ist. Vier Kinder, vier Väter, sagt ja schon fast alles.
Nun ja, neulich habe ich sie beim Einkaufen getroffen mit ihrem Jüngsten. Dieser hat mal wieder einen Zirkus gemacht und mit Worten um sich geschmissen, die ich hier nicht erwähnen möchte. Als ich sie darauf ansprach kam: Ne, der Yannik, der kann da nichts für, der hat ADHS. AHA! Fast dasselbe habe ich zwei Wochen später mit einer anderen Bekannten von mir. Also mal ehrlich, ich hab das Gefühl, dass viele Mütter sich über diese Diagnose freuen, denn so kommt ja sicher niemand auf die Idee ihre Erziehung (soweit denn vorhanden) in Frage zu stellen. Habt ihr das auch schon erlebt, oder seht das vielleicht ähnlich?
Ich muss dir voll und ganz zustimmen.
Ich arbeite in einem Kindergarten und da ist das, was du geschildert hast, an der Tagesordnung. Klar gibt es Kinder, die sich schlechter konzentrieren können, und es gibt ganz sicher auch Kinder mit ADS oder ADHS, aber es ist tatsächlich so, dass Ärzte schnell urteilen und Mütter diese Diagnose gerne annehmen.
So ist es mit schon häufig passiert, dass Mütter in Elterngesprächen alles versuchen damit zu rechtferigen. In der Grundschule ist das Thema Hausaufgaben ein gutes Beispiel. ich spreche eine Mutter an und sage ihr, dass das Kind zum wiederholten Male die Hausaufgaben nicht fertig hat, die Mutter sagt "Aber er kann sich nicht so lange konzentrieren, er hat doch ADHS."
Ich schlage ihr also vor, er solle das nächste Mal in der offenen Ganztagsbetreuung die Hausaufgaben machen, und siehe da, es klappte. Als ich ihn frage warum er zu Hause nicht seine Hausaufgaben mache, meinte er dort liefe den ganzen Tag der Fernseher und keiner hilft ihm.
Das ist leider Alltag, viele Eltern drücken sich vor ihrer Verantwortung und schieben eine vermeintliche Krankheit vor.
Hallo!
Ich habe genau das auch mal bei einer Nachbarin erlebt. Ihr Sohn war immer so aufgedreht und frech anderen Kindern gegenüber und sogar bei Erwachsenen. Mir gegenüber war er eigentlich immer sehr höflich. Er kam mich oft bei mir zu Hause besuchen und dann hat er viele Fragen über alles mögliche gestellt. Ich habe mich immer gefragt, wieso er zu anderen so frech und ungezogen war. Seine Mutter erzählte mir dann auch irgendwann, dass ihr Sohn ADHS habe und er nichts dafür kann, wie er sich manchmal verhält.
Aber dann bekam ich dauernd mit, wie sie schon morgens nach dem aufstehen, ihren Sohn anschrie und ihm auch Dinge sagte, die ein Kind nie vergisst. Was eine Mutter einfach nicht zu ihrem sagen sollte. Das Geschrie und geschimpfe von ihr ging den ganzen Tag über so. Auch wenn sie Nachmittags mit ihrem Sohn Hausaufgaben machen sollte, dann wurde sie gleich sauer, wenn ihr Junge etwas nicht gleich verstanden hatte.
Damals habe ich auch gedacht, dass es an der Erziehung und an dem Umgang des Jungen liegt, dass er so ist wie er ist. Ich denke, dass der Kleine einfach nicht wusste, wie er es seine Mutter recht machen sollte. Und das ihm zu Hause so viel seelische Schmerzen bereitet wurden, dass er es einfach nicht anders rauslassen konnte. Er hat sich dauernd mit anderen Kinder geprügelt oder hat sie geschlagen und das ohne Grund. In der Schule hat er einige Verwarnungen deswegen bekommen.
Ich finde auch, dass es sich viele Eltern einfach zu leicht machen, wenn sie sagen, dass ihr Kind an ADHS erkrankt ist. Diese Eltern sollten den Fehler erstmal bei sich und ihren Erzeihungsmethoden suchen. Daran wird vieles liegen. Aber die wenigstens Eltern machen sich darüber Gedanken. Es ist ja auch viel leichter, diese Probleme auf eine Krankheit zu schieben. Statt eben zugeben zu müssen, dass die eigentlich Schuldigen sie selbst sind.
Obwohl ich auch der Meinung bin, dass ADHS/ADS von einigen Eltern gern als Ausrede benutzt wird, oft und gern auch, wenn die Diagnose noch gar nicht steht, finde ich es verkehrt als Außenstehender ohne genaue Kenntnis der Krankheit und ohne die betroffenen Familien zu kennen, diese beurteilen zu wollen.
Steht die Diagnose, dann ist ADHS/ADS meist eine extreme Belastung für die Familien, die sehr vielfältig und nicht zu unterschätzen ist. Allein ist das meist gar nicht zu schultern und das führt dann zu solch Auswüchsen, die vielleicht nicht mehr mit der ursprünglich diagnostizierten Krankheit in Verbindung gebracht werden und dann zu solchen Beurteilungen Außenstehender führen. Allerdings ist es für die Betroffenen gar nicht unbedingt einfach kompetente Hilfe zu bekommen.
Trotzdem ist es natürlich so, dass einige Eltern es sich in der Erziehung zu einfach machen und den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen. Das gibt es aber auch ohne die "Mode-Diagnose" ADHS/ADS.
Ja, ADHS ist immer ein bequemer Stempel für überforderte Ärzte und Eltern. Man "weiss" dann was das Kind hat und muss sich nur noch entscheiden ob man Chemie einsetzt oder nicht. Am eigenen Verhalten muss dann nichts verändert werden.
Solche Beispiele wie von MissKitty1982 habe ich selbst einige erlebt. Und es ist ja so schön bequem wenn man eine Krankheit benennt hat, diese muss dann die ganze Verantwortung für sämtliche Defizite tragen. Das schützt dann natürlich vor eigenen Anpassungen des Verhaltens. Das wäre dann ja doch zu unbequem.
Für alle die sich für das Thema ADHS weiter interessieren dürfte das Interview mit dem Psychologen Russell Barkley spannend sein. Findet man hier: Klick
Ich bin der Meinung das ebenfalls oft AD(H)S zu schnell als Verantwortlicher von Hyperaktivität und Unbändigkeit genannt wird. Das Kind wird dann mit süßen Ritalin Tabletten mehr oder weniger ruhig gestellt und gut ist. In meinen Augen ist aber meistens jedoch die Erziehung schuld. Die Ausmaße die aktuell ADS annimmt wäre ja einer Epidemie im Unfang der Pest zu zu schreiben. Und das ist sicherlich nicht wirklich der Fall, da ADS in dem Sinne nicht übertragbar ist.
Bei meinem Bruder ist es das gleiche. Als Kind (er ist mittlerweile 21) wurde ihm Lactose Allergie zugesagt, dass er durch diese in Milchprodukten zu dieser Hyperaktivität leiden würde. Nun ja 2 Jahre keine leckere Schokolade, Milch, Jogurts, Käse und vieles vieles mehr, außer eben spezielle Produkte mit Soja und Tofu. Nach diesen 2 Jahren, wiedermal beim Arzt sagte dieser dass mein Bruder eben gar keine Lactoseprobleme hätte. Es sei ja nicht so tragisch gewesen.
Er hätte ADS. Hier haben Sie Ritalin, das hilft waren seine Worte. Jetzt ist er 21 und keiner Spur mehr von Hyperaktivität - und das lag nicht am Ritalin, da er es nicht nahm. Es war einfach nur kindliches Verhalten - oh Schreck!
Ich finde auch, dass die meisten Eltern sich über diese Diagnose insgeheim freuen, so haben sie schließlich immer eine Ausrede parat, wenn das Kind mal nicht das tut was es soll. Genau diese Eltern sind es dann auch, die das Kind einfach das machen lassen, was es will und lassen die Erziehung schon ein Tei hängen, weil sie ja eh daon ausgehen, dass ihr Kind ja "keine Konzentration" hat und es schwer ist mit ihm etwas zu unternehmen.
Ich bewundere die Eltern, die trotz dieser Krankheit immer positiv denken und dem Kind die wichtigen Grenzen zeigen. Ich hätte riesige Probleme mit so einem Kind und denke, dass ich total aus meinem Konzept kommen würde. Daher bin ich total begeistert von den Eltern, die das alles schaffen und stark sind.
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