Schränke Unterschiede
Am Freitag wurde ich gebeten, bei einem Aufbau eines zweitürigen Kleiderschrankes zu helfen und ich habe natürlich zugesagt. Der Kleiderschrank war nagelneu gekauft und noch in Einzelteilen verpackt. Also erstmal alles auspacken, dann fand man auch einen Beutel mit verschiedenen Schrauben, Dübeln, Nägel und die Aufbauanleitung. Die Türschaniere mussten eingeschlagen werden, was nur in größter Mühe gelang, denn so richtig haben sie nicht in die Aussparungen gepasst.
Nach weit über einer Stunde Aufbauzeit, stand dann der Schrank, die Türen waren ausgerichtet und haben nirgends mehr geschliffen. Der Impus-Schlüssel hat immerhin ein Drittel der Schrauben überstanden, bevor er so abgenutzt war, das er nicht mehr passte, aber wofür hat man denn eigene Schlüssel. Die Schrauben waren leider nicht vollzählig, aber sowas hat man ja eh immer in einer Kiste. Wie gesagt, der Schrank stand, aber was ist, wenn er mal einen Umzug hinter sich hat. Ich denke, den wird er nicht überleben, denn alleine die wacklige Rückwand aus dünner Presspanplatte, wurde angenagelt und ich frage mich, wie man sie wohl das nächste mal wieder festbekommen wird.
Nachdem wir glücklich darüber waren, das alles ohne Beschädigungen des Schrankes abgegangen war, dachte ich über meine Schränke nach. Es sind alles alte Schränke, die so um die 100 Jahre alt sind. Sie sind nur zusammengesteckt, heißt, man kann sie in ein oder zwei Minuten komplett aufbauen. Es gibt ein Unterteil, auf welches man ein Seitenteil steckt, einen Keil hinein und das Seitenteil hält. Dann die zweiteilige Rückwand hinten aufstecken und das zweite Seitenteil anbringen, ebenfalls mit einem Keil sichern. Dann kommt das Oberteil darauf, wobei man nur achten muss, das die Rückwand auch in die Nut kommt. Dann wird das Obereil links und rechts etwas angehoben, um die Türen einzuhängen, zwei Keile oben rein und fertig ist der Schrank, wenn eine Tür noch schleifen sollte, kann man eine Münze unter einen Fuß legen und alles ist gut.
So einfach geht das, ein paar Handgriffe, kein Werkzeug und wenn man ihn 200 mal auf- und abgebaut hat, dann funktioniert er immer noch. Welcher Schrank aus der heutigen Zeit überlebt 100 Jahre, 2 Kriege und viele Umzüge - sicher keiner. Warum wohl kann man keine Schränke wie früher fertigen, die lange halten und keine Wegwerfware sind?
Hallöchen,
Ganz einfach. Das ist eine Preisfrage. Wenn ich mir so überlege,was unsere robuste alte Kommode gekostet hat -.- die ist sehr stabil und hat auch einieg Umzüge hinter sich gebracht ohne Schaden zu nehmen. Die wurde auchim Stück jedes mal transportiert - wobei man dazu wirklich ein paar sehr starke Männer gebraucht hatte und das schon mit enormen Kraftaufwand verbunden war.
Die typische Ware die es jetzt so gibt und die , wie du das schon beschrieben hattest, aus hunderten Einzelteilen besteht ist da schon billiger und eben auch nicht darauf ausgelegt, viele Umzüge zu überstehen. Sinn und Zweck: Man baut es einmal auf und sie bleibt stehen. Beim erusch die wieder abzubauen leidet das Holz doch erheblich und es ist kaum möglich, die nochmal aufzubauen.
Es ist so, dass wohl was mit der Optik zu tun hat. Die Schrankwände die es jetzt gibt und die auch als modern gelten kann man einfach gar nicht so herstellen, wie das bei den alten ging. Die alten wiederrum kann man nicht so herstellen wie die neuen (aus tausend einzelteilen zusammengebaut). Du bekommst das einfach nicht so hin. Ich hab noch nicht eine Schrankwand gesehen die es momentan in den Möbelläden gibt wie die alten die es teilweise in den Antiquitätenläden gibt.
Liebe Grüße
winny
Ich habe so einen alten, massiven Kleiderschrank von meiner Grossmutter geerbt und weiss genau, was Du meinst.
Ich kann die Umzüge, die ich hinter mir habe, schon nicht mehr zählen und ebenso die Möbelstücke, die wir im Laufe der Jahre durch neue ersetzt haben. Das Problem ist schon allein, dass praktisch niemand mehr bereit ist, für ein solches, solides Möbelstück aus massivem Holz zu bezahlen. Ich fluche jedes mal, wenn Schränke ab- und wieder aufgebaut werden, nichts mehr vernünftig hält, Schrauben ins Leere drehen und der Schrank dann einfach nur noch grässlich aussieht.
Wir leben noch dazu in einer Zeit, in der die Mode, auch bei der Einrichtung einem schnellen Wechsel unterliegt. Alle paar Jahre wird die Einrichtung ausgetauscht, ob es nötig ist, oder nicht, ist egal, sondern der Trend zählt. Ich mag den Kontrast zwischen antiken Möbeln und sehr modernen und bin auch so eingerichtet. Die Qualität der antiken Stücke ist dabei nicht zu übersehen und aller Wahrscheinlichkeit nach wird mein uralter Kleiderschrank auch in 100 Jahren noch nicht entzwei sein, wenn da niemand nachhilft.
Aber was würde auch aus der Möbelindustrie werden, wenn die Qualität noch so wäre, wie früher? Ich denke, es ist schon Berechnung dabei, dass die Möbel heute nicht mehr so strapazierbar sind, wie früher. Was soll man auch verlangen, von einem Haufen Presspan der nur mit Furnier abgedeckt ist?
Ein wesentlicher Unterschied besteht ja schon beim Material. Früher waren die Möbel noch aus massivem Holz, und heute bestehen die meisten Sachen, die man sich noch leisten kann, aus dünnem Preßspan. Und die ganzen Möbelhäuser würden totale Verluste machen, wenn die Leute nur alle 50 Jahre einen Schrank kaufen würden. ich denke, das ist schon taktik von denen, das sie Sachen verkaufen, die weniger halten, damit man einfach dann immer etwas Neues kaufen muss.
Wir haben im Schlafzimmer einen Kleiderschrank stehen, den wir gebraucht gekauft haben. Er wurde also jetzt bei uns zum zweiten Mal aufgebaut. Und man merkt schon, das die Qualität einfach nicht so gut ist. Beim Preßspan brechen ganz leicht mal Teile ab, besonders an den Scharnieren der Türen. Bei Massivholz braucht es schon etwas Gewalt, um da etwas abzubrechen. Aber wer kann sich schon einen großen Kleiderschrank aus Massivholz leisten? Die Teile kosten knappe 2.000 Euro, und mir ist das zu teuer.
Also kaufen wir das Billige, und wenn nach einem Umzug etwas kaputt ist, dann wird da solang rumgefummelt, bis es wieder ganz ist.
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