Wie lüftet man richtig?

Meine Frau und ich, wir wohnen in einer sehr schönen Wohnung, die auch erst vor kurzem errichtet worden ist. Deshalb sind auch die Wände noch teilweise etwas feucht. Wir haben große Angst vor Schimmel und vor kurzem im Bad auch ein wenig von diesem ekligen Zeug entdeckt. Es ist wirklich wenig, und das können wir bekämpfen, aber wir befürchten, dass der Schimmel auch ins Schlaf- oder Wohnzimmer wandert. So weit ich weiß, ist das richtige Lüften auch mitentscheidend was die Schimmelbildung betrifft, insbesondere das Stoßlüften.

Doch wie macht man das genau? Wie oft, und wie lange? Und wie heizt man in der Zwischenzeit?

Hi 08/15,

Im Winter: Als Grundregel sollte man alle 2 Stunden für 10 Minuten lüften, dabei sollten die Fenster komplett geöffnet und nicht nur gekippt sein.

Im Sommer: Als Grundregel sollte man drei mal täglich für 5 Minuten lüften, dabei solten die Fenster komplett geöffnet und nicht nur gekippt sein.

Abends und morgens sollte gründlich gelüftet werden, da zu diesen Zeiten der Feuchtigkeitsgehalt der Innenraumluft am höchsten ist. Feuchte Luft aus einem Bad, die zb. beim duschen entsteht, sollte sofort "weggelüftet" werden. Über lange Zeit gekippte Fenster sollten Sie vermeiden, da sonst der Energieberbrauch und die Heizkosten in die Höhe schnellen.

In Wohnräumen sollte die Temperatur nicht unter 18 °C sinken, da sonst die Wände und die Luft zu sehr auskühlen. In Schlafräumen sollte die Temperatur nicht unter 16 °C sinken, da es sonst zur Kondensation von Feuchtigkeit kommen kann.

Wir haben eben festgstellt, dass an unseren Fenster, die wir zugestellt hatten mit Pflanzen kleine Schimmelflecken waren. Die haben sich zwar leicht abwischen lassen, waren also nur oberflächlich, aber Gedanken macht man sich schon.

Wenn sowas nur oberflächlich ist, sollte es doch kein größeres Problem sein, wenn man sich vornimmt, von nun an immer brav zu lüften, oder?

Das mit dem Lüften ist ja hauptsächlich im Winter ein Problem, wenn man heizt. Am besten ist es (in einem neu gebauten Haus, dessen Wände noch nicht ausgetrocknet sind), morgens 10 - 15 Minuten (hängt auch von der Außentemperatur ab) zu lüften. Das bringt allerdings nicht viel, wenn es draußen neblig ist, denn dann kommt eher weitere Feuchtigkeit herein. Nach dem Lüften Heizung an auf normale Zimmertemperatur. Dann mittags wieder 10 - 15 Minuten lüften und abends auch, zuvor aber immer die Heizung abdrehen, sonst geht zuviel Energie verloren. Natürlich nach dem lüften wieder heizen, denn warme Luft nimmt mehr Feuchtigkeit auf als kalte.

Wenn es draußen warm ist und man drinnen nicht heizt, darf das Fenster auch den ganzen Tag angekippt sein. Das ist gerade bei neuen Gebäuden sinnvoll. Lieber etwas mehr lüften, als Schimmel an die Wände zu bekommen.

Lüften im Sommer ist relativ sinnfrei, aber richtet keinen Schaden an. Lüften im Winter sollte mit bedacht gemacht werden, denn Fehler dabei können mehr Probleme verursachen als lösen. Die Zeitdauer des Lüften darf nicht mehr als 5 Minuten betragen. Dafür sollte quergelüftet werden. Das heisst auf zwei Seiten der Wohnung die Fenster ganz aufmachen. Türen festklemmen, nicht dass sie durch die Zugluft zugeknallt werden. Durch eine solche Querlüftung reichen die 5 Minuten locker um das gesamte Luftvolumen auszuwechseln. Mehr darf nicht sein, da sonst die Wände beginnen auszukühlen. Dies würde dann zur Bildung von Kondenswasser auf der Wandoberfläche führen, eben das Problem das man eigentlich durch Lüften zu lösen versuchte schafft man sich dann so.

Also, immer Querlüften. Maximal 5 Minuten. Anzahl des Lüftens pro Tag hängt vom Nutzerverhalten ab, also der Anzahl Bewohner, wie gekocht wird, Pflanzen, Duschen und vieles mehr. Mehr als dreimal pro Tag ist in den meisten Fällen sinnfrei und kontraproduktiv.

Schlimm ist das schief stellen von Fenstern. Die Wand darunter kühlt massiv ab (kalte Luft sinkt) und wird möglicherweise Schimmel an der sich abkühlenden Oberfläche bilden. Zudem ist der Energieverlust in beheizten Räumen enorm! Also auf keinen Fall das Fenster ankippen!

Das mit dem Nebel ist ebenfalls nicht richtig. Klar ist die Luftfeuchtigkeit dann 100%, aber bei 95% Luftfeuchtigkeit hat es keinen Nebel. Und der Unterschied ist extrem gering. Noch wichtiger ist der Umstand, dass 100% Luftfeuchtigkeit bei, sagen wir, 0 Grad Celsius, pro m3 4,8 Gramm Wasser beinhaltet. Bei 20 Grad Raumtemperatur kann die Luft bei 100% Luftfeuchtigkeit pro m3 17,3 Gramm Wasser tragen. Demnach sind die 4,8 Gramm Wasser der nebligen Luft von draussen nur knapp 28% Luftfeuchtigkeit. Also auch bei Nebel lüften, die reinkommende kalte Luft ist, sobald sie aufgewärmt ist, extrem trocken. Einfache Physik.

Noch ein Wort zum an- respektive abstellen der Heizung während dem Lüften. Das ist natürlich Mumpiz. Die Heizung ist viel zu schwerfällig um da sinnvoll abreguliert zu werden. Zudem sitzt der Grossteil der Wärmeenergie in den massiven Bauteilen, also in den Wänden und Boden/Decke. Die Luft die durch das Lüften ausgewechselt werden sollt trägt nur wenig Energie. Aber durch längeres Lüften als 5 Minuten kühlen die Wände aus, dann wird nur noch Energie verloren.

Noch einmal ganz kurz, Lüften dient dem Austausch der feuchten, warmen Innenluft gegen kalte, trockene Aussenluft. Kalte Luft ist immer trocken, auch wenn sie mit Nebel daherkommt. Absolut gesehen trägt kalte Luft kaum Wasser. Also muss die warme Luft gegen kalte Luft ausgetauscht werden. Dazu maximal 5 Minuten die Fenster aufmachen. Querlüften.

Wer die Fenster länger als 5 Minuten öffnet der verschwendet nur noch Energie. Die Luft wurde bereits ausgewechselt, jetzt fliesst nur noch Wärme aus den Wänden und Böden ab. Diese muss dann wieder aufgeheizt werden.

Länger als 5 Minuten macht keinen Sinn und ist kontraproduktiv!