Ist es verwerflich an einer psychischen Krankheit zu leiden?
Hallo,
ich hatte folgendes Problem.. Aber fang ich mal ganz von vorne an!
Ich war anfang 18 als bei mir eine massive Panikstörung mit einer mitterlgradiege rezidieverende depressive Episode diagnostiziert wurde. Ich ging für ca 5 Monate in die Psychiatrie, was auch nur ein paar meiner Freunde wussten. Die sind damit eigentlich recht gut umgegangen, weil sie mich kennen und wissen wie ich in echt bin, - das ich nicht ein "irrer" bin.
So, nach dem Klinikaufenthalt habe ich ein komplett neues leben gestartet. Ich bin von zu Hause ausgezogen, in eine andere Stadt und bin auf eine andere Schule gegangen. Ich habe mich extrem für meine Krankheit geschämt. Ich bin nicht mit auf Klassenfahrt gefahren, einmal wegen der Panikstörung (die auch verbunden ist mit Agoraphobie) und zum Zweiten, weil ich Medikamente nehme, und es natürlich keine mitbekommen sollte. Die Entscheidung war trotzdem schwer, denn gerade eine Klassenfahr ist für einen "Neuen" in der Klasse das beste Mittel, um seine Mitschüler besser kennenzulernen. Naja, wie dem auch sei, ich bin dann doch recht schnell, auch ohne die Klassenfahrt, in der Klasse anerkannt und "respektiert" worden. Nach ein paar Monaten fühlte ich mich in der Klasse sehr wohl, und ich hab mich gefühlt, als wäre ich schon ewig in der Klasse.
Vor kurzer Zeit, hab ich einer Mitschülerin erzählt, was ich eigenltich habe, weil ich öfters Termine habe, und nie gesagt hab, was das letztendlich für welche sind. Ich hab ihr dann so einiges aus der "damaligen" Zeit erzählt, was los war etc. Eine Woche später hatten wir einen massiven Streit, wo sie "gedroht" hatte, es einigen Leuten zu erzählen, was ich ihr anvertraut habe. Meiner Meinung nach ist das ziemlich große Kinderka****, aber ich habe jetzt mit der Zeit langsam gelernt, damit umzugehen. Ich stand über der Sache drüber, und meinte zu ihr, das sie es ja erzählen kann, dennoch bin ich davon überzeugt, das die Beziehnug zu den Leuten, mit denen ich mich gut verstehe, nicht anders sein würde. Bislang habe ich auch noch nichts davon mitbekommen, und ich hoffe, dass das auch so bleiben wird.
Trotzallem musste ich die Erfahrung machen, wie du es gepostet hast, das man auf der anderen Seite schnell in eine Schublade gesteckt wird. In einem Dorf bzw Kleinstadt ist man, meiner Meinung nach, auch ganz anders eingestellt zu dieser Problematik, als wenn es eine Großstadt sein würde.
Dennoch denke ich, das die psychischen Erkrankungen immer mehr zunehmen, und das das "Outen" irgendwann nicht mehr so unüberwindbar schwer ist, wie es für viele momentan ist. Meiner Meinung nach muss es auch nicht jeder verstehen, das man ein Leiden hat, aber ich finde, ein wenig Tolleranz und ein bisschen Aktzeptanz könne man eigentlich von jedem erwarten, mit dem man was zu tun hat.
LG
Ich habe zwar noch keine persönlichen Erfahrungen gemacht, aber da ich Krankenpflegeschülerin bin habe ich schon ein Praktikum auf einer Psychatrie gemacht. Dort musste ich leider fest stellen, das dieses Problem, das man als Patient auf so einer Station, von vielen Außenstehenden nicht ernst genommen wird.
Ein Beispiel fand ich besonders schlimm: wir hatten auf der Station einen Jungen im Alter von 12 Jahren der an Schizophrenie litt. Seine Eltern kamen damit überhaupt nicht zurecht und kamen ihn die ersten Tage- Wochen auch nicht besuchen. Der Junge wurde damals von der Polizei eingeliefert, da er in einem Einkaufszentrum "durch gedreht ist", das war die Angabe der Beamten. Nach ca. 2 Wochen kamen die Eltern das erste Mal und es wurde eine Sitzung mit der Stationsschwester ausgemacht über den Verlauf und über die weitere Therapie des Jungen zu reden, doch die Eltern blockten ab. Sie wollten keine Informationen über ihren Jungen, sie wollten laut ihrer Aussage "nichts mehr mit dem Verrückten zu tun haben". Sie waren auch nicht in dem Zimmer des Jungen und verließen nach 20 Minuten Aufenthalt die Station wieder. Ich finde es sehr erschreckend wie Eltern das ihrem eigenen Kind antun können. Der Junge war natürlich ziemlich verstört, noch zusätzlich zu seiner Krankheit, da er keinen Kontakt mit den Eltern haben konnte. Der Junge blieb bis zum Ende meines Praktikums auf der Station, die Eltern schauten nicht mehr vorbei. Was danach mit ihm geschah weiß ich leider nicht, da mein Praktikum nach bereits 5 Wochen wieder zu Ende war.
Ich frage mich wie können Menschen so grausam sein? Bei so einer Erkankung kann der Betroffenen genau so nichts dafür wie z.B für eine Blinddarmentzündung.
Hallo,
da meine Mutter Psychologin ist, kann ich auch die ein oder andere Erfahrung zu dem Thema preisgeben. Auch wenn man eigentlich denken sollte, dass wir in einem aufgeklärten Zeitalter leben scheint das nicht überall der Fall zu sein. Zum einen fällt es vielen ihrer Patienten schon schwer, sich überhaupt für diesen Schritt zu entscheiden. Wenn sie es einmal getan haben fällt es vielen wohl auch schwer. Das kann ich allerdings absolut nachvollziehen. Die Einstellungen der Patienten kommen ja nicht von ungefähr. In unser Gesellschaft wird ein phsychisch Kranker wirklich oft behandelt wie ein "Verrückter". Da natürlich keiner diese Behandlung erfahren möchte, sind die meisten Menschen abgeschreckt.
Kürzlich musste ich auch noch eine andere, recht traurige, Erfahrung machen: Ein Familienmitglied von Bekannten ist derzeit in Psychatrischer Behandlung. Allerdings wird das Thema in dieser Familie überhaupt nicht behandelt. Auch auf Anfrage, was die Familie denn mache wird nicht unbedingt geantwortet. Das geschieht eher nicht aus Schutz der Person, sondern aus Scham der Familie. Das es diese Einstellung noch gibt finde ich mehr als schade!
Psychisch labile Personen sind doch wirklich nicht krank! Trotzdem avanciert das ganze zum Tabuthema.
Hallo!
Erstmal KOPF HOCH! Du tust auf jeden Fall das Richtige mit deiner Therapie. Natürlich gibt es immer wieder Menschen, die absolut kein Verständnis für deine Erkrankung haben, aber da muss man leider durch.
Ich war sehr lange stark übergewichtig und habe natürlich auch psychisch stark darunter gelitten. Dabei war das ganze allerdings eher etwas, was sich gegenseitig bedingte: Ich war total überfordert und leicht depressiv, habe deswegen gefressen und zugenommen und wurde noch depressiver. Ich würde sagen, richtige Depressionen als Befund waren das nicht, aber leichte Depression und Panikattacken, die sich regelmäßig abwechselten, zuletzt jeden Tag. Davon wusste aber kaum jemand etwas, es wurde nur immer weiter darauf herumgeritten, dass ich sehr dick war und immer dicker wurde.
Ich erzähle das alles, aus dem folgenden Grund: Mein Vater hat damals, als ich ihm dann sagte, ich möchte eine Therapie machen wegen meines Gewichtes und der Attacken, sehr verständnislos reagiert. Ich habe ihn eigentlich auch für einen gebildeten und sehr toleranten Menschen gehalten, aber für ihn war das nur das Zeichen, dass seine Tochter krank ist und bekloppt und undiszipliniert.
Es war gut, dass ich damals schon ausgezogen war und von Freunden und meiner Ma und Stiefma Unterstützung hatte, sonst weiß ich nicht, ob ichs gemacht hätte.
Zu einer Therapie gehört ne Menge Mut. Das bedeutet, sich einzugestehen, dass man ein Problem hat, welches man alleine nicht bewältigen kann und dass man die Bereitschaft hat, sehr hart an sich zu arbeiten.
Ganz viel Kraft für Deine Zukunft wünsche ich Dir!
Hallo!
Ich habe leider auch schon negative Erfahrungen machen müssen. Ich dachte auch, dass es besser wäre, wenn ich mit meiner Krankheit offen umgehen würde. Aber ich wurde da teils schon sehr enttäuscht. Ich habe ebenfalls eine Panik- und Angststörung. Bei mir begann dies aber schon in frühster Kindheit. Ich war auch deswegen schon in einer Psychatrie. Dies habe ich vor fast allen geheim gehalten und nur ein paar sehr nahestehenden Menschen erzählt. Ich wurde aber auch schon als verrückt oder gstört abgestempelt. Plötzlich wollten dann diese Personen nichts mehr mit mir zu tun haben und ich wurde komisch angesehen.
Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass ich selbst im Familienkreis mitleidig und als armes krankes Mädchen angesehen werde. Aber ich bin ein Mensch wie jeder andere auch und man kann sich mit mir nicht besser oder schlechter unterhalten, als mit jedem anderen. Ich gehe nun lange nicht mehr so offen mit meinen Krankheiten um, wie früher. Ich überlege vorher schon gut, wem ich es erzähle und wem besser nicht.
Ich habe eine gute Freundin, der ich davon auch erzählt habe. Sie hat meinen Geisteszustand nie in Frage gestellt und behandelt mich nicht wie eine Kranke oder gar Verrückte.
Wieso sollte man sich schämen, wenn man krank ist? Es ist nichts dabei, jeder wird einmal krank in seinem Leben. Ob das nun eine physische oder eine psychische Krankheit ist, sollte doch da keinen Unterschied machen. Solange man erkennt, dass man ein Problem hat, und sich um eine Behandlung bemüht, ist doch alles in Ordnung. Aber ja, du hast Recht. Psychische Krankheiten sind in unserer Gesellschaft immer noch ein Tabuthema und gerade die nicht besonders gut informierten Menschen sind schnell mit dem Verurteilen.
Sieh es doch aber als einen Vorteil an. Gehe offen mit dieser Krankheit um und an den Reaktionen kannst du sehr gut die Spreu vom Weizen trennen und dich von Menschen fernhalten, die eher verurteilen als nachzudenken.
Ich persönlich finde, gerade solche Menschen müssten sich selbst mal in Behandlung begeben, denn dort ist definitiv etwas nicht in Ordnung. Aber das können sie ja nicht zugeben, "Verrückte" sind ja schliesslich wertloses Leben...
Guten Morgen,
ich denke nicht, dass etwas Verwerfliches daran sein kann, unter einer psychischen Krankheit zu leiden. Ich selbst gehe auch seit einiger Zeit zum Psychotherapeuten und mein engerer Freundeskreis weiß auch davon. Teilweise meinen diese, dass es nicht zwingend nötig sei, aber ich halte es schon für notwendig. Mein Psychotherapeut denkt nicht, dass ich psychisch krank bin, sondern hält eine Anhäufung von Neurosen für wahrscheinlicher. An sich ist es für mich auch nicht grade das angenehmste Thema, über das ich mit jedem reden möchte, aber ansich ist es mit Sicherheit nichts, wofür man sich schämen bräuchte.
Aus gewissen Gründen heraus erzähle ich es natürlich nur Vertrauenspersonen, da ich schon einige Male merken musste, dass manch eine Person einfach nicht vertrauenswürdig ist. Wie ich auch von einigen Bekannten weiß, leiden diese teilweise auch an psychischen Störungen und haben Probleme mit Ritzen, etc. Da ich ja auch nicht total fremd in diesem Thema bin, haben diese auch Vertrauen in mich gesetzt und konnten so auch mit mir darüber reden. Dadurch widerum war es für mich möglich, ihnen mit Ratschlägen, etc. auch zu helfen. Natürlich nicht grundlegend, aber es ist immer auch eine gute Sache, wenn man jemanden hat mit dem man reden kann.
Letztlich komme ich zu dem Ergebnis, dass es mit Sicherheit nichts Verkehrtes sein kann, sich mit gewissen vertrauenswürdigen Personen über Krankheiten, die man inne hat, zu unterhalten. Diese können einem mit Ratschlägen entgegen kommen, oder auch einfach im Gespräch helfen. Evtl. stößt man dabei auf Missverständnis (ich zum Beispiel in meiner Mutter, die einfach nicht wahrhaben will, dass ich vielleicht nicht ganz normal bin), aber du wirst auch Leute finden, die dafür Verständnis haben.
Klar solltest du nicht jetzt an die große Glocke hängen, dass du unter Depressionen leidest, aber wenn du gefragt wirst und du denkst, dass die Person ok ist, rede einfach mit ihr.
Diesen kurzen Rückblick und das Beispiel aus deinem Leben klingt ja wirklich sehr schlimm. Ich hätte da genau so reagiert wie du. Bei so einer massiven Beleidigung kann auch der liebste und ruhigste Mensch aggressiv werden.
Zu deiner Frage: Selbstverständlich ist nicht daran verwerflich eine psychische Krankheit oder überhaupt irgendeine Krankheit zu haben. Du hast dir diese Krankheit immerhin nicht zum Geburtstag gewünscht, um anderen Menschen dadurch zu schaden. Du kannst einfach nichts dafür und genau das ist der Punkt, der dir die Verantwortung für bestimmte Reaktionen nimmt. Sicherlich könnten deine Depressionen etwas damit zu tun haben, dass du so schnell aufgegeben hast. Aber selbst wenn, was ich in der Kürze einfach nicht beurteilen kann, wäre die angemessene Reaktion eures Bekannten eher gewesen dir zu helfen.
Die einzige Verantwortung, die ein psychisch Kranker meiner Meinung nach hat, ist das Beste daraus zu machen bzw. sich zu bemühen diese Erkrankung loszuwerden. Aber auch dazu fehlt einem gerade dann die Kraft. Deshalb benötigt man die Mithilfe und den Zuspruch von anderen. Der Mensch ist nicht dafür geschaffen alle Probleme alleine zu lösen und alleine durchs Leben zu gehen.
Euer Bekannten hat ja gemeint, dass du bekloppt und dumm wärst. Nach deiner Schilderung bin ich eher der Meinung, dass das auf ihn wesentlich besser zutrifft. Solche Äußerungen entspringen meines Erachtens nur einem totalen Vollidioten. Andere Worte finde ich dafür einfach nicht. Ihm mangelt es also definitiv mehr an Verstand und Sitte als dir - davon bin ich überzeugt.
Das einzige, was du in solchen Situationen tun kannst, ist dir sagen, dass er der Schwächling ist - nicht du, weil du krank bist. Er ist es, weil er solche Gedanken hat und diese nicht einmal zurückhalten kann. Derartige Kommentare zu vertragen ohne total auszuflippen - das ist in meinen Augen wahre Stärke!
Zu deiner Frage, wie ein 40-jähriger so dumm sein kann: Nun ja, die meisten Menschen werden ab einem bestimmtem Alter nicht viel cleverer. Wer mit 25 dumm ist, wird es in den meisten Fällen auch mit 40 oder 80 immer noch sein. Alter sagt über Intelligenz, Weisheit und Lebenserfahrung oft nur sehr wenig aus.
Und merk dir eins: Dümmer geht's immer!
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