Kardinal Meisner tritt in Nazi Fettnäpfchen
Kardinal Meisner, Erzbischof von Köln, hat in letzter Zeit einfach kein echtes Glück – erst das Debakel mit dem Domfenster von Gerhard Richter, jetzt die Rede, in der er sich schön bei der Terminologie der Nazis bedient.
So kritisierte Meisner während einer Rede im Kölner Dom die „entartete“ Kultur – genau sagte er, während der Rede zur Einweihung des Kunstmuseums Kolumba: "Dort, wo die Kultur vom Kultus, von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kult im Ritualismus und die Kultur entartet.".
Damit rief er natürlich heftige Proteste hervor: So kritisierte Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU), Kulturstaatsekretär des Landes Nordrhein-Westfalen Meisner im „Kölner Stadtanzeiger mit den Worten "Dass Kardinal Meisner sich zu einem solchen Sprachgebrauch hinreißen lässt, ist erschreckend und zeigt, dass er keinerlei Zugang zu Kunst und Kultur hat“.
Meisner rechtfertigte den Sprachgebrauch im „Domradio“ damit, dass er "nur ganz schlicht sagen wollen, dass wenn man Kunst und Kultur auseinanderbringt, dann leidet beides Schaden." - Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff hält dem entgegen das im Feldzug gegen „entartete Kunst“ wohl mit einige der schlimmsten Verbrechen in der deutschen Geschichte begründet wurden und daher der Gebrauch dieser Konstruktion völlig unangemessen sei.
Der Begriff „entartete Kunst“ geht zurück auf die Nationalsozialsten die im Sinne der „Säuberung“ mehr als 16.000 Kunststücke moderne Stilrichtungen konfisziert und aus deutschen Museen entfernt sowie 1933 Berufsverbote gegen praktizierende Künstler, befürwortende Hochschullehrer und Sammler dieser Kunstwerke ausgesprochen.
Kardinal Joachim Meisner bleibt übrigens bei seinen Äußerungen, auch wenn diese gemeinhin heftig kritisiert wurden, er stehe weiter zu seinen in der Predigt geäußerten Worten "unabhängig von dem Hagel der Kritik", auch wenn er die Interpretation einzelne bedauere. Die katholische Bischofskonferenz wollte dies ebenfalls nicht weiter kommentieren, da es sich um einen Vorgang des Erzbistums Köln handele, auch wenn Fritz Kuhn von den Grünen eine klare Distanzierung dieser von den Worten Meisners verlangt.
Derweil versuchte ein Sprecher des Erzbistums in Köln, Christoph Heckeley. Meisner zu rechtfertigen, indem er betonte, dass damit die ganze Gesellschaft meinte, welche in einem "entgöttlichten Zusammenleben" degeneriere. Wenn Kardinal Meisner gewusst hätte, welchen Aufruhr er damit schaffe, hätte er eben ein anderes Wort wie „verkommt“ statt „entartet“ benutzt. Meisner meinte damit auf keinen Fall Künstler oder bestimmte Kreise, eine Verbindung von Meisner mit dem Nationalsozialismus sei grotesk.
Volker Beck, parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen betonte jedoch, dass Meisner mit seinen Worten ein „geistiger Brandstifter“ sei, der dem Ansehnen der Kirche schade – erst vor drei Jahren verglich der Kölner Kardinal Abtreibungen mit dem Holocaust, was ebenfalls weite Empörungen und große Kritik an seiner Person hervorrief. Meisner nahm damals deswegen von seinen Äußerungen Abstand.
Subbotnik hat geschrieben:Kardinal Meisner, Erzbischof von Köln, hat in letzter Zeit einfach kein echtes Glück
Abgesehen davon, dass man da inhaltlich anderer Meinung sein kann (etliche Kunstwerke haben keinerlei gottverehrende Inhalte oder kommen aus atheistischem Hintergrund), halte ich Formulierungen in diesem Zusammenhang wie "Fettnäpfchen" und "kein Glück" für höchst beschönigend. Leider zeigt sich gerade im Falle Meißners schon eine gewisse Tendenz, die auf eine - in manchen Punkten - gedankliche Nähe hinweisen könnten
Ich denke, man macht da wieder zu viel Aufruhr, nur weil jemand irgendwo das Wort "entartet" aufgeschnappt und es dann benutzt hat, ohne über die "Geschichte" des Wortes nachzudenken. Vieles ist diesbezüglich ja auch eine Sache der Interpretation und des Zusammenhanges... Man hört ja in letzter Zeit immer wieder, dass Personen Aussagen treffen, die in irgendeiner Weise mit dem Nationalsozialismus zusammen hängen, obwohl die Auslegung der Worte durch andere Personen auf deren Art und Weise gar nicht gewünscht und gewollt ist. Vielleicht sollte man einfach vorher besser darüber nachdenken, was man eigentlich sagt!
Gruß,
yakumo
Naja, Kardinal Meisner ist aber schon ein Fall, der dafür sehr oft auf bestimmte Ausdrücke festgelegt ist. Entartet ist nun ein sehr spezifisches Wort, welches wirklich fast nur von Nazi Ideologen gebraucht wird, nicht wie andere Ausdrücke, die sie von anderen Sachen entlehnten.
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