Nationalstolz Fußball
Ich war gestern zum ersten mal beim Public Viewing, da ich der Auffassung war, dass ich das Finale schlecht zu hause alleine verbringen kann. Also bin ich mit einigen Freunden, die weitaus größere Fußballfans sind nach Hannover gefahren. Dezent wie ich bin hab ich mir auf die Wange eine kleine Fahne schminken lassen. In Hannover wurden wir in die AWD-Hall geleitet, da die präferierte Parkbühne bereits voll war. Die Halle füllte sich mit Fans, stickiger Luft und Rauch. Die ersten Gesänge "Super Deutschland" begangen. Ich war schon etwas erstaunt wie fasziniert die Zuschauer ihr Land anfeuerten.
Die Luftqualität nahm weiter stark ab, vor mir übergab sich ein Mädchen in die Masse, dass bestimmt noch unter 16 war, es bildete sich eine Lücke, welche sich anschließend wieder schnell füllte. . Als es dann los ging, war die Masse am toben. Ich konnte mich nicht ganz mitreißen lassen, da ich es albern finde Fußballspieler anzufeuern, die mehrere Hundertkilometer entfernt abgeschottet sind. Soweit fand ich das ganze noch in Ordnung, ich wusste ja auf was ich mich einließ. Dann begann aber die spanische Nationalhymne und die Masse schwenkt über in tosende Buh-Rufe und viele streckten ihre Mittelfinger gen Leinwand! Anschließend erklang die deutsche Nationalhymne und fast alle sangen lautstark mit Hand aufs Herz. Die Masse bekennt sich also nicht nur zur deutschen Fußballmannschaft, sondern auch zu Deutschland selber!
Deutschland war eindeutig die schlechtere Mannschaft. Hinter mir hörte ich stimmen, die, meiner Meinung nach zu unrecht, auf den Schiri schimpften. Das Tor viel, ein paar wenige spanische Fans freuten sich und schwenkten Fahnen. Sehr viele Deutsche zeigten diesen den Mittelfinger. Von diesem Verhalten angewidert bin ich nach der Halbzeit nach hause gefahren.
Bis jetzt habe ich das Thema kaum aus den Kopf bekommen. Die Deutschen lieben es, wie wir im Halbfinale sahen, mit ihren Gegner zu feiern, aber nur wenn sie auch gewinnen! Die Deutschen verhalten sich derartige herablassend, gar rassistisch gegenüber allen denen, die sie in ihren Stolz verletzten. Ich hatte das Gefühl, dass das einzige Ziel der Veranstaltung war sich selber zu feiern, mal von dem sozialen Gemeinschaftsaspekt abgesehen.
Vor kurzem habe ich ein recht passendes Zitat von Arthur Schopenhauer (Philosoph) gefunden. "Die billigste Art des Stolzes ist hingegen der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt. Wer bedeutende persönliche Vorzüge besitzt, wird vielmehr die Fehler seiner eigenen Nation, da er sie beständig vor Augen hat, am deutlichsten erkennen. Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein."
Ich denke für einige ist dies sehr zutreffend gestern gewesen gemessen an ihren Verhalten. Ich kann nicht nachvollziehen, wie Fußball einen zu einem stark verletzenden Verhalten hinreißen kann. Es heißt, man solle immer sportlich und fair bleiben - dazu gehört es auch einzusehen, dass die andere Mannschaft besser gespielt hat oder das die eigene Mannschaft Pech gehabt hat. Das Argument, dass sich das Verhalten nur auf den Fußball beziehe, ist leicht über die Nationalhymne zu entkräften.
Wie seht ihr die Sache? War der Spanier während des Spieles auch euer Feind oder ist er der Spielgegner geblieben? Ist Fußball ein Grund stolz auf sein Land zu sein. Dürfen Fans nach einem Sieg stolz darauf sein, dass "sie" gewonnen haben, obwohl sie nur in einem minimalen Maße dazu beigetragen haben?
P.S. Auch wenn ich hier an einigen Stellen verallgemeinernd von den Deutschen gesprochen habe, so meine ich natürlich nicht alle und auch nicht immer die Mehrheit, sondern lediglich die Gruppe, die sich entsprechend verhalten hat. Meinen subjektiven Eindruck zu folge waren dies jedoch sehr viele.
Ich gebe dir recht. Ich finde es ziemlich schlimm, wie manche Leute während der EM oder WM zu einer Art Rassisten werden, zum Teil richtig krass.
Besonders schlimm war es bei dem Spiel Deutschland - Türkei. Ich war beim Public Viewing und hinter mir saßen einige Mädchen. Sie haben das komplette Spiel Sprüche wie "Scheiß Türken, geht nach Hause, hier will euch niemand haben!" losgelassen. Ich war so nah dran, ihnen mal meine Meinung zu sagen, aber nach dem Spiel waren sie so schnell weg.
Auch finde ich es krass, wie man manchmal angegriffen wird, wenn man nicht für Deutschland ist. Anfänglich war ich ja für Österreich. Einige meiner Freundinnen haben mich richtig entsetzt angemeckert, was ich denn glaube, ich sei doch Deutsche, da habe ich für Deutschland zu sein. Auch waren sie sehr geschockt, als ich nach dem gestrigen Spiel meine Deutschlandfahne von der Backe entfernt habe (aus dem Grund, weil ich es nicht mag, alleine nach Hause zu gehen und in der S-Bahn zu sitzen, während ich so angemalt bin). Sie meinten, ich habe keinen Nationalstolz und ob ich mich denn jetzt für Deutschlang schäme?
Nein, ich schäme mich nicht für Deutschland, aber ich bin auch nicht stolz darauf, Deutsche zu sein. Wieso sollte ich auch? Was habe ich geleistet, dass ich Deutsche bin? Nichts. Und wieso sollte ich Stolz auf etwas sein, dass ich nicht einmal geleistet habe? Ich verstehe das nicht so ganz.
Und vor allem: Wieso sollte ich stolz auf elf Leute sein, die es geschafft haben, irgendeinen Ball in irgendeinen Kasten zu schießen? Vor allem ist ungefähr die Hälfte der deutschen Nationalmannschaft nicht einmal deutsch. Ich habe nichts geleistet dafür, dass die deutsche Mannschaft Zweite geworden ist, also wieso sollte ich stolz darauf sein?
Ich gehe auf Public Viewing, weil die die Stimmung dort lustig finde und nicht, um die deutsche Mannschaft anzufeuern. Ich finde es auch etwas komisch, eine Leinwand anzuschreien. Aber irgendwie gewöhnt man sich dran und es ist ja dann schon ein Spaß. Allerdings nur so lange es beim Spaß bleibt und es nicht alle so ernst nehmen.
Alle fühlen sich persönlich gekränkt, wenn man sein Stimmchen gegen Deutschland erhebt. Und das ist das Nervige an solchen Events wie die Fußball-EM, denn sehr viele übertreiben es einfach mit ihrem Stolz auf die deutsche Mannschaft.
Meiner Meinung nach gibt es keinen Anlass dazu, stolz auf die deutsche Mannschaft zu sein, denn niemand hat etwas geleistet, was der deutschen Mannschaft zum zweiten Platz verholfen hat...
Freundliche Grüße
Schön, dass ich mit meiner Meinung nicht alleine bin
Ich denke das Mitfeiern wäre auch kein Problem gewesen, wenn man wie seine Mitmenschen etwas Alkohol im Blut hat. Jedoch war Sonntag und bei Bierpreisen wie auf dem Oktoberfest, war das nicht zu bewerkstelligen.
Ich finde es richtig schade, dass ich heute kaum Leute mit Flagge und Trikot gesehen habe. Wenn man Fan der deutschen Elf ist, dann ist es doch gerade nach der Niederlage ein Zeichen wahrer Verbundenheit, wenn man sich zu der Mannschaft bekennt. Nach einem Sieg macht es jeder - man braucht ja auch keine bedenken zu haben für das letzte Spiel kritisiert zu werden, immerhin ist die Mannschaft siegreich gewesen.
Als das Tor für Spanien gefallen ist, hatte ich ein sehr breites Grinsen über dem Gesicht. Ich finde es im Nachhinein eigentlich schade, dass ich gefahren bin. Die Stimmung nach dem Spiel hätte ich doch zu gerne noch einmal live gesehen. Ich war aber natürlich auch für Deutschland Aber so etwas Schadenfreude ist doch auch etwas feines
Ich muss dir da jetzt mal widersprechen: Ich war zwar bei keiner Rudelgucker-Feier, sondern habe mit mehreren Freundn geschaut, aber derartige Erlebnisse habe weder ich, noch jemand aus meinem Bekanntenkreis gemacht, und bei uns wurde viel darüber geredet, vor allem heute morgen. Diverse meiner Komilitonen waren in Kneipen oder in der Innenstadt und dort war es im Wesentlichen friedlich.
Natürlich wurde am Mittwoch gefeiert, als wir gegen die Türken gewonnen haben. Hier lief aber alles völlig friedlich ab, von beiden Seiten. Dass gestern nicht gerade Partystimmung bei den deutschen Fans herrschte, ist ja wohl verständlich. Aber zu Ausschreitungen in irgendeiner Weise gegen spanische Mitbürger ist es nicht gekommen, nicht mal zu dem von dir erwähnten Mittelfinger oder Beschimpfungen kam es. Klar, ein paar Idioten gibt es immer,aber die gibts in jeder Nation und bei jedem Event. Das sind Leute die einfach keine Kinderstube hatten und das bei jeder Gelegenheit raushängen lassen, indem sie sich gebärden wie die Asozialen.
Das jetzt aber auf die Mehrheit der deutschen Fußballfans auszuweiten und uns als rassistische Spinner abzutun ist lächerlich. Und was daran falsch sein soll, seine Nationalhymne zu singen, kann ich auch nicht verstehen. Andere Hymnen auszubuhen ist natürlich armselig, aber bei dir klingt an, dass es auch falsch und dumm ist seine eigene Hymne zu beherrschen und mit Innbrunst zu singen. Warum das? Gegen Nationalstolz ist meiner Meinung nach absolut nichts einzuwenden, sofern es nicht in peinliche Buhrufe oder gar gewaltsame Übergriffe ausartet!
Also vorweg: Idioten gibt es überall und niemand wird aufgrund seines Nationalstolzes zum Rassisten oder zum Arschloch - richtig ist oft: Er war schon vorher eins / einer und dann kommt der Nationalstolz noch oben drauf.
Nationalstolz ist auch etwas gutes solang man diesen als Patrioten lebt - schlecht ist es immer dann wenn man einen übersteigerten Nationalstolz besitzt und zum Nationalist mutiert oder gar keinen Nationalstolz besitzt und nur ein Opportunist ist der auch mal zum Hurrapatrioten mutiert der immer nur dann Nationalstolz besitzt wenn die eigene Seite im Aufwind ist aber sonst nichts davon wissen will: Das trifft wohl auf die meisten Deutschen und Fußballfans zu. Und gleich als Nachsatz: Den Patrioten zeichnet aber mehr aus als nur der Nationalstolz, das ist ein Faktor von vielen - wichtig ist, dass man sein Land liebt und nicht nur darauf stolz ist.
Was die Vorfälle angeht: Einerseits ist Fußball sehr emotionsgeladen (von den Türken kam nach dem Spiel auch jede Menge dumme Kommentare usw.) auf der anderen Seite nutzen das einige Menschen um ihren Chauvinismus und ihre Beschränktheit darüber auszuleben. Auf die Mehrheit trifft das mit Sicherheit nicht zu.
Also ich finde den Wandel der vergangen Jahre sehr bemerkenswert und habe ihn im Frühjahr 2006 noch nicht für möglich gehalten.
Bis dahin waren Deutsche Flagen zumeißt nur an öffentlichen Gebäuden zu sehen. Ich erinnere mich an die WM 2000. Es waren ja fast mehr Vereinsflaggen als die Schwarz-rot-goldene zu sehen. Schade sowas.
Hier muss ich auch mal den Medien ein Kompliment machen. Sie haben stark darauf hingearbeitet eine weltoffene WM zu gestalten. Zuvor kam auch aus der Richtung nichts, so dass in Teilen der Gesellschaft es immer noch als nationalsozialistisch ausrichtend angeshen war die Deutsche Flage aufzustellen.
Auch vor dem Türkei-Spiel in diesem jahr haben sie stets auf Verbundenheit gepocht. Ganz anders als die Medien vor dem Polen-Spiel. Die Atmosphäre war top. Auch als die Türkei zwischenzeitlich führte!
Ich sehe das mit dem Fußball mittlerweile so. Brot und Spiele - wie im Alten Rom. Das Phänomen ist jedoch diese Faszination, die in der Menge der Fans ausgelöst wird. Das ist die neue Form, Schlachten zu führen. Früher zog man gegen den feindlichen Nachbar-Stamm und heute geht man zum Fußballspiel. Fußball ist ein schöner Sport - keine Frage! Nur die Phänomen die sich in den Fan-Reihen abspielen sind nicht so toll. Anfeuern und etwas ausflippen, in Form von positiver Euphorie ist ja in Ordnung. Gewalt und Ausfälligkeiten in jeglicher Weise übersteigen das angebrachte Maß. Diese Phänomen dieser Verbundenheit hat für mich sogar etwas unheimliches. Leider wird uns Deutschen auch immer wieder unsere Vorgeschichte einholen, da beißt die Maus keinen Faden ab. Diese Narbe des Dritten Reichs werden wir nie los werden, auch wenn noch so viele Bürger mit Deutschland-Fahnen am Auto rum kurven!
Hallo!
Die Frage, ob Deutsche Nationalstolz hegen dürften wurde ja besonders nach der WM 2006 ziemlich heiß diskutiert und ich habe sie mir ehrlich gesagt auch das ein oder andere Mal gestellt. Leider muss ich aber zugeben, dass ich am Ende nicht zu einem befriedigenden Ergebnis gekommen bin, denn egal wie man es dreht und wendet- Deutschland und Nationalstolz ist und bleibt ein heißes Eisen.
Grundsätzlich bin ich auf jeden Fall der Meinung, dass die heutige Gesellschaft nicht mehr für die geschichtlichen Ereignisse, welche mit unserem Land verbunden sind, verantwortlich gemacht werden sollte- schließlich haben die meisten Menschen von heute in dieser Zeit nicht einmal gelebt. Trotzdem hat Deutschland, und daran wird sich wohl auch für eine sehr lange Zeit nichts ändern, immer eine besondere Verantwortung wenn es um die Verbrechen der Nationalsozialisten geht. Es war deshalb jahrelang sogar verpönt, sich stolz zu seinem Heimatland Deutschland zu bekenne, auch wenn ein gewisser ( oder teilweise sogar übertriebener) Nationalstolz in anderen Ländern einfach dazu gehört.
Bei der WM 2006 hat es daher umso mehr verwundert, dass die Menschen langsam wieder beginnen, sich zu Deutschland zu bekennen und stolz darauf sind, ein Teil dieses Landes zu sein. Für mich ist daran nichts verwerflich und ich denke, dass dies eine völlig natürliche Entwicklung der Gesellschaft ist. Man möchte einfach nicht mehr bei jedem Wort, welches man ( besonders gegenüber Ausländern) äußert, aufpassen müssen, dass es hinsichtlich unserer Geschichte nicht irgendwie falsch verstanden werden kann. Besonders wenn die Ereignisse soweit zurückliegen, dass man sich selbst niemals völlig in diese Zeit hineinversetzen kann, auch wenn man durch Filme und Co. eine Menge darüber gehört hat, wollen sich die Menschen einfach einmal zu ihrem eigenen Land bekennen.
Nichtsdestotrotz muss ich natürlich zugeben, dass Deutschland einen besonderen Status hat, wenn es um das Thema Nationalssozialismus geht und man möchte natürlich der Verantwortung besonders gegenüber der Opfer gerecht werden. Deshalb wird Deutschland wohl auch niemals solch einen Nationalstolz wie beispielsweise die US-Amerikaner vervorbringen können. Trotzdem finde ich es ganz ok, wenn man sich nach und nach wieder ein bisschen zugehörig zu Deutschland fühlen darf, ohne gleich schräg angeschaut zu werden oder bei dem Thema NS-Zeit betreten auf den Boden schauen zu müssen.
Die Geschichte gehört einfach zu unserem Land und wir können daran leider auch nichts mehr ändern - aber wir können dafür sorgen, dass soetwas Schreckliches nie wieder geschieht. Dafür müssen wir uns aber offen mit den Geschehnissen auseinandersetzen dürfen und verstehen, was damals falsch gelaufen ist. Ein "Verbot", einen gewissen Stolz auf sein Heimatland zu verspüren hilft dafür nun sicher nicht.
Ich bin der Meinung, dass die deutschen durchaus etwas mehr Nationalstolz entwickeln sollten. Nicht nur, was den Fußball betrifft, sondern allgemein. Sicherlich ist das Thema etwas heikel im Hinblick auf die deutsche Geschichte. Aber: von denen, die heute in Deutschland leben, haben nur ganz wenige noch etwas mit dem Nationalsozialismus zu tun gehabt und Schuld auf sich geladen. Ich sehe es überhaupt nicht ein, mich wegen etwas schuldig zu fühlen, für das ich nichts kann. Die Ereignisse waren schlimm und sind immer im Hinterkopf, aber Schuldgefühle kann ich nur entwickeln, wenn ich persönlich etwas getan habe. Eine nationale Schuld gibt es mehr als 60 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs für mich nicht mehr.
Der deutsche Nationalstolz könnte sich für mich zum Beispiel darin äußern, dass sich Deutschland nun endlich mal eine richtige Verfassung gibt und das Grundgesetz, das mal als Übergangslösung gedacht war, abschafft. Damit verbunden auch eine neue Nationalhymne, die dem wiedervereinigten Deutschland und gleichzeitig auch der Lage in der EU gerecht wird. Nicht jedoch eine Nationalhymne behält, von der man 2 Strophen nicht singen darf.
Für mich würde auch dazugehören, dass die deutsche Sprache etwas besser gepflegt wird und nicht überall mit Anglizismen um sich geworfen wird. Sei es zum Beispiel auf dem Bahnhof am "Service Point" oder in der Werbung. Unsere deutsche Sprache bietet so vielfältige Möglichkeiten, dass man, wenn immer möglich, auch auf diese zurückgreifen sollte.
Der Nationalstolz muss ja nicht soweit gehen, dass wir, wie Frankreich zum Beispiel, wieder Militärparaden abhalten. Obwohl ich auch daran nichts schlimmes fände. Wenn andere Länder das dürfen, dann dürfen wir das auch. Aber es würde vielleicht nach außen hin nicht so gut aussehen.
Nationalstolz zu zeigen bedeutet ja nicht gleichzeitig, fremdenfeindlich zu sein und Ausländer als Feinde zu betrachten. Bei einem Fußball-Länderspiel tritt natürlich jede Mannschaft für ihr Land an, und die Fans unterstützen sie und dürfen auch stolz darauf sein, ihr Land zu unterstützen. Die anderen sind dann aber keine Feinde, sondern ein Gegner wie es ihn in jedem Spiel gibt, den man fair zu behandeln hat.
Nationalstolz geht gar nicht bei mir. Ich kann nur stolz sein auf etwas, dass ich selbst gemacht habe. Ich kann nicht stolz sein auf etwas mit dem ich nur virtuell verbunden bin, und nichts anderes ist meine Beziehung zu meinem Pass oder zu der Trikotfarbe der Feldspieler. Stolz sein kann ich auf meine sportlichen, geistigen, ethischen oder moralischen Leistungen, aber es müssen meine sein. Ich kann auch nicht auf die Leistungen meines Bruders oder meiner Mutter oder meines Vaters sein. Ich kann sagen, dass mein Vater stolz sein kann auf seine Leistungen, aber diese Leistungen sind sein Verdienst, nicht meiner, daher kann ich nicht stolz darauf sein.
Daraus ergibt sich für mich ganz klar, dass man nicht stolz auf sein Land sein kann. Ich kann froh sein, dass mein Pass diese Farbe hat (mein Pass ist rot, ich bin Schweizer), aber stolz ist hier fehl am Platz.
Ärgerlich ist zudem der Umstand, dass dieser irrationale "Stolz" auf ein Land, dieser Nationalismus, häufig sehr unglückliche Resultate zeigt und die Menschen zwar innerhalb eines Landes einigt (das war früher wichtig und gut) aber die Menschen in den unterschiedlichen Länder voneinander trennt. So sind uns Europäern die Amerikaner völlig entfremdet. Das politische System, die Verwebung Politik und Religion, das soziale Netz, alles ist wirklich anders als bei uns in Europa.
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