Übermäßiges Essen als Trost bzw. Energieschub?
Hallo ,
ich schreibe mal hier, weil ich eine Freundin habe, die mir zwar nicht sehr nahe steht, sie mich aber regelmäßig an ihrem Leben teilhaben lässt. Ich höre ihr sehr oft zu, und habe mir mal über ihre momentane Lebensituation Gedanken gemacht und habe mir selbst einige Fragen darüber gestellt.
Die besagte Freundin, oder eher Bekannte, ist seit Jahren wegen schweren Depressionen in Behandlung, nimmt seitdem auch Antidepressiva. Zudem ist eine Essstörung diagnostiziert worden.
Vor 3 1/2 Jahren ca. war sie 9 Wochen in einer psychosomatischen Reha. Danach hat sie einen Monat versucht zu arbeiten, bis man ihr sagte, dass sie gar nicht arbeitsfähig sei und sie wurde zwei Monate krank geschrieben. Danach Wiedereingliederung auf einem Arbeitsplatz, der viel Spaß gemacht hat laut ihrer Aussage, allerdings war eine feste Stelle so gut wie unmöglich.
Nun ist sie seit fast 2 Jahren auf ihrer jetzigen Stelle. Und obwohl sie es nicht erwartet hatte, wurde aus der anfänglichen eher wackligen Position dann doch ein festes Angestelltenverhältnis. Es schien, als würde es ihr endlich besser gehen. Sie ist in der Arbeit sehr aufmerksam, lernt viel und geht richtig auf. Sie hat alles unter Kontrolle und sie sagt selbst, dass sie ihre Arbeit gerne macht. Aber da liegt ihr Problem, denn auf Arbeit ist sie super, doch sobald sie zu Hause ist, geht alles schief.
Zu Hause sperrt sie sich regelrecht ein, mag nicht rausgehen, geht nicht an die Tür wenns klingelt, geht teilweise nicht ans Telefon, weil sie es nicht schafft, bringt im Haushalt nur das allernötigste auf die Reihe, Papierkram bleibt unerledigt usw. Eigentlich lebt sie nur für die Arbeit, ein Privatleben hat sie längst nicht mehr.
Sie sagt immer wieder, dass sie arbeiten will, ihr macht ihreArbeit grundsätzlich Spaß, sie hat nette Kollegen, die Arbeit strukturiert ihren Tag und sorgt dafür, dass sie sich nicht komplett einigelt. SIe versucht schon, an ihrer Situation etwas zu ändern, aber irgendwie scheint es nicht zu klappen. Seit ca. 3-4 Monaten geht es ihr wieder schlechter. Stimmungsschwankungen, trübe Gedanken, Grübeln und für ihre Arbeit ganz schlimm Erinnerungslücken und erhebliche Konzentrationsprobleme.
Sie hat dann vor 2 Monaten kurzfristig 2 1/2 Wochen Urlaub genommen, die aber nicht wirklich eine Erholung brachten. Sie war dann zwei Wochen mehr schlecht als recht arbeiten und musste sich dann aus dem Verkehr ziehen lassen. Nach 4 Wochen daheim (ihr Chef und Kollegen hat sie mit Notlügen zum Grund ihrer Erkrankung abgespeist ) und einem Wechsel des Antidepressiva ist sie seit gestern wieder arbeiten. Und es bleibt dasselbe Gefühl. Selbst ihre Arbeit überfordert sie zurzeit, sie kann langsam nicht mehr. Am liebsten würde sie kündigen, aber eigentlich will sie es gar nicht. Aber sie hat einfach keine Kraft mehr.
Jetzt ist eben ein weiteres Problem da: Essen. Sie wird immer dicker. Jedes Mal wenn ich sie sehe, hat sie wieder zugenommen (sagt sie auch und nach einiger Zeit sieht man es ja auch).
SIe isst immer. Sie sagt, danach fühlt sie sich einfach gut, sie kann nicht aufhören zu essen, denn danach fühle sie sich wieder kraftvoll und gut. Sie habe wieder Energie, die sie sonst einfach nicht hat. Dann geht es ihr für einige Zeit wieder gut, dann ist alles wieder schlecht und gar nicht mehr so gut wie es sein sollte, und sie isst weiter. Ihre Gesundheit leidet darunter. Ihre Arbeit, ihr Privatleben... sie denkt zwar, sie kann sich mit dem Essen trösten, aber irgendwie hilft es nichts. Sie wird dicker (sie wiegt jetzt ca. 160kg bei einer Größe von 1m75) und kränker, ihre Arbeit nachlässigt sie immer mehr . Sie ist am Ende, sagt sie selbst. Aber hauptsächlich nur dann, wenn sie nicht gegessen hat. Sobald sie was isst, geht es ihr gut. Spielt sie mir das nur vor?
Kann es einem wirklich gut gehen, wenn man weiß, dass man sehr stark übergewichtig ist, und man wirklich erhebliche gesundheitliche Probleme hat, dass die Arbeit nicht mehr läuft und man eigentlich so gut wie gar kein Privatleben mehr hat? Sie lässt sich total hängen, aber wie gesagt, sobald sie isst (und sie ist fast jede Stunde sehr viel), scheint es ihr gut zu gehen, dann lacht sie auch viel und sagt auch, dass es langsam wieder bergauf geht. Aber kaum eine Stunde später ist alles wieder vorbei.
Wie soll man damit umgehen? Lügt sie sich selbst ewas vor? Was haltet ihr davon?
Hallo!
Ich glaube,deine Freundin hat wirklich ernsthafte Probleme.Sie sollte sich unbedingt Hilfe suchen.Bei einem Therapeuten oder Psychologen wird sie die auch sicher bekommen.Ich kann mir nämlich nicht vorstellen,dass sie alleine wieder aus dieser Krise rauskommt.
Ehrlich glaube ich auch nicht,dass es ihr wirklich gut geht.Vielleicht gibt ihr das Essen für kurze Zeit ein gutes Gefühl,aber das wird nicht lange andauern und auch schnell wieder ins Gegenteil umschlagen.Außerdem kann ich mir bei dem Gewicht auch nicht vorstellen,dass sich deine Freundin wohfühlt.
Diese Fressattacken kenne ich von mir auch.Ich esse aber auch aus Frust.Und dann meistens auch alles was mir in die Finger kommt.Allerdings habe ich bei 1.61 ca 53 oder 54kilo.Aber ich fühle mich zu dick und verstecke mich deswegen auch.Daher kann ich mir gut vorstellen,dass deine Freundin nur zur Arbeit vor die Tür geht,weil sie eben muss.Wenn sie Freizeit hat,dann ist sie ja auch nicht gezwungen raus zu gehen.
Es scheint mir ganz wichtig zu sein,dass deine Freundin professionelle Hilfe bekommt.Therapeuten und Psycholgen kenne sich da ehr aus und wissen wie sie deiner Freundin helfen können.Alleine wird sie da mit Sicherheit nicht wieder rauskommen.
Ich finde es toll,dass du dir solche Gedanken um deine Freundin machst.Es hilft ihr sicher,wenn sie sieht,dass du hinter ihr stehst und für sie da bist.Begleite sie doch auch vielleicht zu einem Psychologen.Dann fällt es ihr sicher auch leichter.
Nein, sie lügt weder ihr selbst noch dir etwas vor! Ich denke auch nicht, dass es sich um Ausreden aus Bequemlichkeit handelt oder ein böser Gedanke dahinter steckt. Wenn sie sich nur glücklich fühlt, wenn sie etwas essen kann, dann würde ich das als psychische Störung klassifizieren. Das nennt man umgangssprachlich "Ess-Sucht" und ist eigentlich nichts Ungewöhnliches. Eigentlich ist es sogar biologisch normal, dass der Körper bei der Nahrungsaufnahme bestimmte Hormone ausschüttet, was durchaus zu Glücksgefühlen führen kann. Schlimm ist es nur, wenn man daher nur noch andauernd am Essen ist und sonst nichts mehr geht.
Sie sollte sich vielleicht in Behandlung begeben, wenn darunter ihr gesamtes Leben leidet, weil sie zum Beispiel wegen des starken Übergewichts schlimme körperliche Schäden erhalten hat oder keinen Beruf mehr findet. Ein Problem dürfte es wohl werden, sie zu überzeugen, dass sie krank ist. Zwingen solltest du sie aber zu nichts. Versuche bitte stattdessen, es ihr schonend, nett, aber bestimmt beizubringen. Wenn ein Vertrauensverhätnis besteht, dann wird sie darüber nachdenken. Von daher wäre es vielleicht sinnvoll, all das einer engen Freundin von ihr mitzuteilen, damit die mit ihr darüber sprechen kann.
An sich glaube ich aber schon, dass man auch als dicker Mensch sehr glücklich sein kann und ganz normal leben kann. Wieso sollten dicke Menschen das denn nicht können? Sie sind doch auch nur Menschen und keine Außerirdischen oder sonst etwas, nur, weil sie dick sind. Ich bin auch nicht schlank (nicht durch Frust-Fressen, sondern, weil ich mich aufgrund anderer Hobbies sehr wenig sportlich betätige, obwohl ich weiß, dass das natürlich nicht optimal ist), aber fühle mich wirklich wohl. Was andere Menschen denken, ist mir schon seit langer Zeit egal. Körperliche Schäden habe ich von einigen Kilogramm zu viel noch nicht bekommen. Ich habe auch eine ausgeprägte Muskulatur. Ich denke, was viele dicke Menschen erst wirklich zum Leiden bringt, ist nicht ihr Übergewicht, sondern die Gesellschaft, die sie verspottet!
Ein wenig anders sieht es dann natürlich bei Adipositas aus, wenn weitere gesundheitliche Schäden auftreten. Ich denke, da wird man dann schon, zumindest an den Folgekrankheiten, leiden und damit unzufrieden sein.
Aber ich frage mich auch gerade, wieso der Arzt deiner Freundin noch gar nichts zu der ganzen Sache gesagt hat, wo sie doch scheinbar schon wegen einiger Dinge in Behandlung ist.
Ein in früher Kindheit erlerntes Verhalten ist oft der Auslöser für solche Essstörungen - das Kind bekommt etwas zu Essen oder die Flasche mit einem süssen Getränk, sobald es eine Unmutsäusserung von sich gibt und lernt dadurch Essen mit Aufmerksamkeit, Trost, Liebe ... zu verbinden. Von daher ist das bei ihr wahrscheinlich keine Einbildung sondern einfach ein Verhalten auf das sie schon früh konditioniert wurde.
Ausserdem gibt es natürlich auch noch den Sucht Faktor. Wenn man von einer Substanz abhängig ist dann fühlt man sich schlecht, wenn man diese Substanz länger nicht zu sich nimmt und mit der Substanz fühlt man sich toll. Dabei lindert man mit der Einnahme eigentlich nur die Entzugserscheinungen, die man auch durch längeren Verzicht auf die Substanz los werden könnte. Bei Essen ist das natürlich schwieriger als bei Alkohol und Drogen, denn man muss ja essen, aber eine Art Suchttherapie ist in dem Fall wohl trotzdem angebracht.
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