Betonwand löst sich vom Parkhaus
Morgen
In einem Parkhaus wolle ein Rentner rückwärts einparken und fuhr dabei gegen die Wand. Diese etwas mehr als 5 Tonnen wiegende Betonwand löste sich aus der Verankerung und stürzte auf die Straße. Die Autos die darunter parkten waren einfach mal platt. Zum Glück saß niemand in den Autos oder ging dort gerade lang. Das war Glück im Unglück.
Wie kann so was passieren, dass sich so eine Betonwand löst? Müssen Parkhäuser nicht auch gewartet werden oder beinhaltet das nicht die Verankerungen der Wände? Wahnsinn, wenn ich mir vorstelle wie oft ich auf den Gehwegen bei uns am Parkhaus langgehe.
Gruß
MedTech
Eine Betonplatte von 5 Tonnen? Das wäre dann etwa eine Wand von 3 Metern Höhe, 3 Metern Breite und gut 20 Zentimeter Dicke. Ich kenne zwar die Situation nicht, aber ich nehme an, es handelte sich dabei um eine nichttragende, vorgehängte Betonverkleidung. Die sind aber dünner, vielleicht knapp 10 Zentimeter. Die Höhe bleibt wohl in etwa, sagen wir 3,5 Meter, dann ist die Wandplatte knapp 6 Meter lang. Das liegt im Bereich des Möglichen. Solche vorgehängten Betonplatten werden mit Stahlankern an die tragende Wand befestigt. Das gilt auch für abgehängte Betondecken. Diese Anker müssen gewissen Grundanforderungen entsprechen. Diese sind, je nach Umgebung, unterschiedlich. Zum Beispiel in einem Hallenbad. Da gab es in der Schweiz vor vielen Jahren einmal einen Fall, da kam die runtergehängte Betondecke runter (in Uster). Dabei kamen Leute ums Leben. Grund war, dass die Metallanker durchgerostet waren, obwohl sie eigentlich "rostfrei" waren (Chromnickelstahl). Warum sind sie gerostet? Chlor. Im Badewasser hat es Chlor, dieses hat sich an den Chromnickelstahlanker aggressiv verhalten und zu inneren Korrosionen geführt. Man hat zwar periodisch die Anker geprüft, aber die Gefahr, trotz dem Auffinden eines gebrochenen Ankers, nicht erkannt. Kleine Rostflecken an den Ankern die man gefunden hatte erachtete man als Flugrost. Fehler.
Bei Fassadenplatten ist es meist nicht wirklich praktikabel die Anker periodisch zu überprüfen. Diese können dann, wenn das Klima nicht optimal ist, auch beginnen zu rosten. So zum Beispiel in einem Parkhaus. Dort gibt es reichlich Streusalz, sei es dort ausgebracht, sei es durch die Autoreifen reingebracht. Zudem ist auch reichlich Wasser vorhanden, dies durch die Autos, Regen und Schnee. Diese Feuchtigkeit transportiert das Salz auch an und durch die Wand. Die Armierungseisen und auch die Befestigungsanker werden mit den Jahrzehnten mürbe, zumal die meist ungenügende Überdeckung der Armierungseisen durch die Carbonatisation des Betons ihre Schutzfunktion für die Eisen einbüsst und diese beginnen zu rosten (Betonkrebs). Eine so geschwächte Mauer kann dann schon einmal umkippen wenn man da reinfährt.
Dies soll keine Entschuldigung sein, es ist eine Erklärung. Einerseits lassen sich solche Fälle durch eine vernünftige Konstruktion verhindern, andererseits kann man bei solch schlechten Konstruktionen durch regelmässige Kontrolle und gute Wartung und allfällige Reparatur die Sicherheit gewährleisten. Dies kostet jedoch meist mehr als das zur Verfügung steht.
Ich denke dafür gibt es keine Entschuldigung. Wenn man sich nur mal vorstellt, dass man auf dem Bürgersteig langgegangen wäre und der Klotz auf einen runterkracht.
Teilweise sind Parkhäuser aber wirklich in einem miserablen Zustand, sodass man schon Angst haben muss sein Auto dort überhaupt abzustellen ohne, dass einem eine Neonröhre oder Ähnliches auf's Auto kracht.
Was mich aber besonders bei diesem Fall interessiert ist ob der Rentner für den Schaden an den Autos aufkommen muss oder der Parkhausbesitzer. Eigentlich müsste der Rentner lediglich den Schaden an der Wand tragen, da ein die Wände eines Parkhauses zu solchen Straßen hin, auf welchen auch noch Passanten verkehren, ordentlich verstärkt sein müssten oder nicht?
Ich denke auch, dass der Rentner nicht für die Schäden an anderen Autos verantwortlich gemacht werden kann. Klar ist der Wandzusammenbruch der Wand eine direkte Folge seines Fahrfehlers. Doch in einem Parkhaus ist mit einem solchen Fahrfehler jederzeit zu rechnen. Somit ist das Parkhaus entsprechend zu planen (und zu unterhalten), dass dies nicht passiert. Wird dies unterlassen, so liegt die Verantwortung dafür beim Betreiber des Parkhauses. Für mich ein klarer Fall.
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