Steuersenkung in der Rezession?

vom 25.11.2008, 01:10 Uhr

Was bringt es denn eigentlich wirklich, wenn in einer wirtschaftlichen schwierigen Situation die Steuern gesenkt werden?

Wer profitiert von einer Steuersenkung? Doch nur der, der welche zahlt. Damit fallen im Prinzip fast alle Rentner (20 Millionen), alle Arbeitslosen (gute 3 Millionen inkl. Umschüler usw.), alle Hartz-IV-Empfänger (fast 7 Millionen), Stundenten, Azubis raus. Das sind allein schon mal 30 Millionen Menschen, die von Steuergeschnekne gar nichts haben, weil sie eben keine oder so gut wie keine zahlen.

Möchte man als Staat also nun die Binnennachfrage stärken, dann wäre es am sinnvollsten denen etwas zukommenzu lassen, die wenighaben, denn da wandert das Geld ganz siche rin den Konsum. Nurgenau diese 30 millionen Mitbüger von oben haben nichts davon.

So sieht ja auch die Rechnung beim Wegfall der KFZ-Steuer aus: wer sich einen Audi Q7 leisten kann spart 1700 Euro, wer es gerade mal so zu einem Opel Corsa schafft spart rund 250 Euro. Wenn man Steuern senkenmöchte, dann wäre es nur dann sinnvoll, wenn genau diejenigen davon was haben, die am meisten von den Steuerersparnissen konsumieren würden.

Also muss man an die Steuern ran, die gerade den "kleinen Mann" betreffen. Bei den Nahrungsmitteln könnte man komplett auf die Umsatzsteuer verzichten. Erstens entlastet es die normalen Haushalte genauso wie die Superreichen, zweitens würden genau die Gruppen überproportional profitieren, die eh nur Geld für Lebensmittel haben und somit deren Konsum ansteigen würde. Im Gegenzug könnte man den normalen Steuersatz von 19 auf 20 Prozent erhöhen.

Alle Steuersenkung, die die CSU gerade vorgeschlagen hat gehen somnit komplett am Ziel vorbei. Man beschenkt die Reichen und bekommt auch noch Stimmen vom Otto-Normalbürger, weil der glaubt auch von den Steuersenkungen zu pofitieren.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Von deiner Überlegung her hast du recht. Aber sieh es mal von einer anderen Seite. Mit der Abschaffung der KfZ-Steuer für bestimmte Autokäufe tut man doch die Branche unterstützen die am meisten schwächelt. Und das ist im Moment die Autoindustrie. Dort hängen aber auch massig Arbeitsplätze dran. Wer noch dreimal überlegt hat sich ein neues Auto zu kaufen, der tut es jetzt vielleicht eher, weil er Geld spart.

Lebensmittel werden immer gekauft. Also wäre man doch dumm, wenn man dort die Staatseinnahmen senken oder streichen würde. Das ganze anders ausgedrückt. Stell dir vor du hast zwei Immobilien. Die eine ist ein Mehrfamilienhaus, was vollständig vermietet ist und somit regelmässig Einnahmen bringt. Das andere eine Ferienwohnung die nur manchmal vermietet ist. Von einer Immobilie musst du dich trennen. Welche wird das wohl sein? Bingo. Du verkaufst die Sache, die am wenigsten bringt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ob die Steuerpolitik derzeit so richtig ist, da kann man sicher drüber streiten. Nur sollte man bei Gegenvorschlägen doch nicht ganz so kurzsichtig sein:

betty hat geschrieben:So sieht ja auch die Rechnung beim Wegfall der KFZ-Steuer aus: wer sich einen Audi Q7 leisten kann spart 1700 Euro, wer es gerade mal so zu einem Opel Corsa schafft spart rund 250 Euro.

Dafür zahlt man aber auch für eine Q7 deutlich mehr Umsatzsteuer als für einen Corsa. Sicherlich kann der Unternehmer den Q7 wieder anders steuerlich geltend machen. Nur hat das weniger mit der Rezession zu tun als mit der Steuerpolitik allgemein, denn das war schon vorher so.

betty hat geschrieben:Bei den Nahrungsmitteln könnte man komplett auf die Umsatzsteuer verzichten. ... Im Gegenzug könnte man den normalen Steuersatz von 19 auf 20 Prozent erhöhen.

Ich glaube kaum, dass die Mehreinnahmen aus der Erhöhung des einen Mehrwertsteuersatzes den Wegfall der Einnahmen bei Streichung des ermäßigten Steuersatzes kompensierten würden. Zumal Lebensmittel, wie schon so schön angemerkt wurde, wirklich immer gekauft werden und daher aus Steuersicht gesehen eine sichere Bank sind.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Nicht nur in der Rezession, sondern allgemein, halte ich Steuersenkungen für ein sinnvolles Mittel, um den Konsum zu fördern und die private Nachfrage zu stärken. Es müssen aber eben die "richtigen" Steuern gesenkt werden.

Von einer Senkung der Umsatzsteuer auf Nahrungsmittel halte ich nichts, denn das bringt nichts, weil Nahrungsmittel immer gekauft werden (müssen). Sinnvoller ist da die Senkung des allgemeinen Umsatzsteuersatzes von 19 % um einige Prozentpunkte. Dadurch würde der Absatz von anderen Gütern gefördert und das käme auch allen zugute, nicht nur den Einkommensstarken. Trotzdem denke ich auch, dass die Lohnsteuer gesenkt werden sollte, auch wenn die nur die Hälfte der Deutschen zahlt. Aber immerhin ist es die Hälfte, und das sind auch die Leute, die allgemein eine stärkere Nachfrage nach neuen Produkten entwickeln als beispielsweise Rentner.

Wo ich eine Steuersenkung auch für verfehlt halte, wäre im Energiebereich. Dadurch würde nur der Druck, sparsame Geräte herzustellen, geringer, was langfristig wiederum zu höheren Energiepreisen führen würde. Die Senkung der Kfz-Steuer würde auch nicht viel bewirken, denn man muss erstmal das Geld haben, um sich ein Auto leisten zu können. Ich würde mir, wenn meine Firma wirtschaftlich schwierigen Zeiten entgegen gehen könnte, jedenfalls kein neues Auto kaufen, wenn ich das nicht ohnehin schon vorgehabt hätte.

» Estrella78 » Beiträge: 685 » Talkpoints: 1,13 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Steuersenkung halte ich nicht für sinnvoll. Besser wäre uns mit Steuergeschenken gedient. Zum Beispiel könnte jeder einmalig 200,- Euro vom Finanzamt überwiesen bekommen. Da hätte dann jeder was davon. Bei Steuersenkungen werden nur die Reichen entlastet, also die Minderheit. Die Mehrheit, die einzahlt, profitiert davon nicht.

Das mit der Umsatzsteuer auf Nahrungsmittel weg wäre auch nicht schlecht. Damit nur die Bedürftigen davon profitieren, müßten sie Einkommensnachweise vorlegen, aus denen hervorgeht, dass sie berechtigt sind, Nahrungsmittel Umsatzsteuerfrei beziehen zu können.

KFZ-Steuerbefreiung halte ich ebenfalls nicht für sinnvoll, da es nur den dicken Bonzenkarossen zugute käme.

» laskall » Beiträge: 129 » Talkpoints: 0,14 » Auszeichnung für 100 Beiträge


betty hat geschrieben:Wer profitiert von einer Steuersenkung? Doch nur der, der welche zahlt. Damit fallen im Prinzip fast alle Rentner (20 Millionen), alle Arbeitslosen (gute 3 Millionen inkl. Umschüler usw.), alle Hartz-IV-Empfänger (fast 7 Millionen), Stundenten, Azubis raus. Das sind allein schon mal 30 Millionen Menschen, die von Steuergeschnekne gar nichts haben, weil sie eben keine oder so gut wie keine zahlen.

Das ist so nicht richtig was du schreibst. Wichtig bei dieser Frage ist viel mehr welche Steuer man senkt. Senkst du zum Beispiel die Mehrwertsteuer profitieren die von dir genannten Schichten wesentlich mehr als die wirklich Reichen, da ärmere Menschen prozentual gesehen, wesentlich mehr Umsatzsteuer von ihrem Einkommen zahlen als reiche.

Trotzdem halte ich insgesamt in Deutschland nicht viel davon die Steuern wegen der Krise zu senken. Die Deutschen sind mehr dazu veranlagt Geld zu sparen statt es auszugeben, haben sie durch weniger Steuern mehr Geld in der Tasche, dann legen sie einfach mehr Geld bei Seite.

Auch wenn es uns kurzfristig zu gute kommt, mal etwas weniger Steuern zu bezahlen, sollte man bei allem nicht die Staatsverschuldung außer Acht lassen, die schon astronomische Höhen erreicht hat. Dieses Geld muss der Staat ja auch irgendwann wieder einnehmen und zurückzahlen, was in Zukunft eine noch höhere Belastung der Bürger bedeutet.

Natürlich könnte man generell darüber nachdenken die Steuerlast anders zu verteilen, weg von den ärmeren Schichten, hin zu den reichen und den Großkonzernen und vorallem sollten Steuerschlupflöcher gesenkt werden. Das sollte dann aber nicht vom Zaun gebrochen werden, sondern wohl durchdacht eingeführt werden. Nicht das nachher wieder alle ihre Geld im Ausland versteuern oder Konzerne über Jahrzehnte keine Steuern zahlen müssen, weil sie das Gesetzbuch besser kennen als der Finanzminister.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Genau deswegen möchte ich ja z.B. - wenn man schon unbedingt eine Steuer senken will - die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel senken. Denn davon profitieren genau diejenigen, die sonst von einer Steuersenkung nichts haben. Wenn ein Student, ein Rentner oder einder der rund 8 Millionen Hartz-iV-Empfänger jeden Monat 20 Euro an Mehrwertsteuer bei Lebensmitteln spart, dann fliesst dieses Geld sofort in den Konsum, weil genau diese Bevölkerungsschichten einen Nachholbedarf haben.

Senkt man die Einkommensteuer, dann profitieren davon überproportional diejenigen, die sehr viel verdienen. Und genau diese Gruppe ist es aber, die die Sparquote in Deutschland auf über 10 Prozent treibt. Lasse ich dieser Gruppe mehr Geld, dann steigt die Sparquote nur weiter und genau das will niemand. Wenn man den niedrigen und mittleren Einkommensschichten etwas geben möchte, dann sollte man den Steuerfreibetrag hochsetzen.

Aus Sicht des Staates macht es schon Sinn Lebensmittel steuerfrei anzubieten. Die Einnahmen sind zwar wirklich ganz sicher, da jeder immer was zu Essen braucht, aber es werden ja noch genügend andere Sachen konsumiert. Eine Senkung des 7-Prozent-Satzes auf Null, dafür eine Erhöhung des normales Satzes von 19 auf 20% wäre einfach eine Umschichtung, zugunsten der Klein- und Mittelverdiener, vor allem aber für die Personengruppen ohne Arbeitseinkommen. .

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



betty hat geschrieben:Wenn ein Student, ein Rentner oder einder der rund 8 Millionen Hartz-iV-Empfänger jeden Monat 20 Euro an Mehrwertsteuer bei Lebensmitteln spart, dann fliesst dieses Geld sofort in den Konsum, weil genau diese Bevölkerungsschichten einen Nachholbedarf haben. ...
Eine Senkung des 7-Prozent-Satzes auf Null, dafür eine Erhöhung des normales Satzes von 19 auf 20% wäre einfach eine Umschichtung, zugunsten der Klein- und Mittelverdiener, vor allem aber für die Personengruppen ohne Arbeitseinkommen. .

Es nützt nichts, dies immer wie ein Mantra zu wiederholen. Interessant wären einmal Zahlen, die zeigen, ob das Ganze überhaupt machbar ist.

Außerdem bleibt da immer noch ein Unsicherheitsfaktor - was passiert wirklich mit dem eingesparten Geld. Fließt es wirklich in den Konsum höherwertiger Güter? Das wage ich an dieser Stelle immer noch zu bezweifeln!

So richtig stichhaltige Fakten die für diese Vorschläge sprechen habe ich noch immer nicht gelesen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


betty hat geschrieben:Wenn ein Student, ein Rentner oder einder der rund 8 Millionen Hartz-iV-Empfänger jeden Monat 20 Euro an Mehrwertsteuer bei Lebensmitteln spart, dann fliesst dieses Geld sofort in den Konsum, weil genau diese Bevölkerungsschichten einen Nachholbedarf haben.

Wer sagt denn aber, dass der Student oder Rentner dann nicht einfach mal etwas teureres zu essen kauft, was sich beide sonst nicht leisten können? Und wenn es nur darauf hinausläuft mal ein Kasten Markenbier zu kaufen, statt das billigste, wo ein Kasten nicht mal 5 Euro kostet.

Und was willst du denn mit den genannten 20 Euro beim Konsum anfangen? Ich denke damit ärmere Leute bedenkenlos Geld in den Konsum stecken, brauchen sie schon mehr als 20 Euro dafür, um nicht jedes mal zu überlegen ob das Geld besser woanders aufgehoben wäre. Zudem kann es ja auch sein, dass diese Leute, das Geld erst recht sparen, da sie ja gewohnheits-bedingt nur wenig Geld zur Verfügung haben und froh sind über jeden Euro, den sie bei Seite packen können.

Und auch wenn ich derzeit selbst Student bin und auch der Meinung bin, wenn ich später viel verdiene, kann ich davon auch viel an die Gesellschaft zurückgeben, sollte man nicht immer alles auf die Reichen schieben und abwälzen. Leute die viel Geld verdienen zahlen auch viel Einkommenssteuer und haben auch einen höheren durchschnittlichen Steuersatz als die normalen Arbeitnehmer. Sie sind also ohne hin schon stärker belastet als der Normalbürger, warum sollen diese jetzt noch mehr zahlen?

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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