Pisa Test ohne Hauptschulen

vom 14.11.2008, 01:23 Uhr

Nach Pisa und Iglu kommt jetzt Vera. Vera heisst nichts anderes als VERgleichsArbeiten. Und diese sollen möglichst ohne Hauptschüler geschrieben werden: Hauptschüler können eh nicht mithalten.

Jetzt könnte man natürlich erstmal auf die Idee kommen, dass man mit Vera spezielle Schulstufen testen möchte, nur ist das leide rnicht so. Eigentlich sollen alle Schüler einer Altergruppe daran teilnehmen. Nur hat die Bildungsministerkonferenz die Hauptschulen ausgeschlossen.

Folglich werden wir in Deutschland bei den nächsten Vergleichstest besser dastehen und die Politik wird sich auf die Schulter klopfen und fein behaupten, man hätte doch die Bildung der Schüler verbessert.

Das Drama wird spätestens nächste Woche mit neuen Zahlen unternmauert, dann kommen die PISA-Vergleiche der Bundesländer auf den Tisch. Ich mag es zwar nur grob vorhersagen, aber sonderlich viel Verbesserung wird es wohl kaum geben. Und damit wir nun als Land nciht so schlecht im internationanlen vergleich dastehen lässt man in Zukunft die Hauptschüler lieber gar nicht erstm mit dran teilnehmen.

Was auchimmer sich unsere Bildungsminister dabei gedacht haben, es kann eigentlich nichts gutes gewesen sein. Es ist eine Kapitulation der Politik vor den Zuständen unseres Bildungssystems, wenn Millionen von Schülern schlicht für zu dumm erklärt werden überhaupt an solchen Tests teilzunehmen.

Es ist einfach nur dreist und frech. Allerdings ist ja nciht die erste Fälschung einer wichtigen Statistik: die Arbeitslosenzahlen sind ja auch nur deswegen so niedrig, weil etliche Millionen Hartz-Empfänger nciht mehr in der Statistik auftauchen.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hallo! Also ich weiß nicht, ob ich dich richtig verstanden habe mit "eine Verbesserung wird es nicht geben". Meinst du eine Verbesserung der Ergebnisse? Denn dann muss ich dir widersprechen, wenn die Umfrage ohne die Hauptschulen gemacht wird, dann werden die Ergebnisse besser sein, das ist wahrscheinlich auch das Ziel dieser fragwürdigen Untersuchen. In allem anderen geb ich dir Recht. Einfach das, was nicht richtig funktioniert, ausblenden um dann zu rechtfertigen, dass man ja nix am Bildungssystem ändern muss ist wohl das dreisteste was die Politiker so verzapft haben in Sachen deutscher Bildung.

Vielleicht wäre eine neue Studie mal ganz angebracht. Die der psychischen Belastung der Schüler und Studenten. Nachdem an deutschen Hochschulen das Bachlor-System eingeführt wurde, ist das Studium ein einziger, verhetzter Hürdenlauf, man zahlt Studiengebühren und zusätzlich hunderte Euro für Lernmaterial und darf dafür noch auf dem Boden deutscher Hörsääle sitzen, weil der Raum überfüllt ist mit Studenten, die alle vorsichtshalber mal zugelassen wurden und dann in einigen Monaten eh wieder rausgekickt werden. Die dürfen dann mit Sack und Pack wieder umziehen in eine neue Stadt am anderen Ende von Deutschland, in der sie dann vielleicht das Glück haben mit ihrem vergleichsweise "schlechten" Abitur von 2,0 einen einigermaßen guten Studienplatz zu erhalten.

An Gymnasien sieht der zunehmende Druck ähnlich aus, der Lernstoff bis zum Abitur soll nun in 12 Jahren durchgezogen werden und viele fühlen sich überfordert, erreichen dadurch einen schlechten Abischnitt, erhalten keinen Studienplatz (da gibts ja eh nur noch die, die einen NC von 1,3 vorsehen und die wenigen, die gar keinen vorsehen) und machen eine Ausbildung. So erhöht sich wiederum der Druck auf die Haupt- und Realschüler, die unfairerweise schon wegen ihres Abschlusses in der Vorrunde aussortiert werden.

Ich find es einfach nur furchtbar, welchem Druck die heutigen Schüler ausgesetzt sind. Vielleicht ist das der Regierung nicht klar, aber die meisten Hauptschüler, die schlechte Noten schreiben, tun das, weil sie die Schule zu selten aufsuchen, weil sie hier psychischem Stress, Ärger, Gewalt, unfähigen Lehrern etc ausgesetzt sind. Vielleicht sollte das Bildungsministerium einmal an dieser Stelle ansetzen, anstatt die Zeit dafür zu investieren, neue Vertuschungsmöglichkeiten entwickeln zu lassen.

» KGrimm » Beiträge: 15 » Talkpoints: 0,01 »


Ganz ehrlich, wundert dich das? Den Satz "Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast" passt auch hier wieder wie die Faust aufs Auge. Da wird, nur um in einem extrem dämlichen Test besser darzustehen, an allen Ecken und Enden gefeilt und gefeilscht, um das Ergebnis aufzubessern.

Ich kann dir auch gerne die nächste Evolutionsstufe verraten, die kommen wird. Man wird Klassen oder Schüler ausschliessen, die einen zu schlechten Notendurchschnitt haben, sprich, man wird von vorne her selektieren und Schüler nehmen, die einen Notendurchschnitt von 1,x haben, da steigert das Ergebniss dann nochmal und man kann sich selbst beglückwünschen.

Abwegig? Glaubst du nicht? Dann schaue dir mal nur die Arbeitslosenzahlen an und versuche mal hinter das Konstrukt zu blicken. Da wird seit Jahren teilweise sehr erfolgreich das ganze beschönigt und das wird irgendwann auch bei den Tests der Fall sein.

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» Entertainment » Beiträge: 3654 » Talkpoints: -10,46 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Zum einen verstehe ich Deinen Unmut, zum anderen denke ich aber auch, dass es wichtig ist, zu schauen, welches Potential "nach oben" in deutschen Schülern steckt. Natürlich ist es für die betroffenen Hauptschüler nicht schön, ausgeschlossen zu werden, aber mich persönlich interessiert schon, ob wir vielleicht irgendwo eine kleine Bildungselite haben, denn sowas finde ich genauso wichtig wie die grundlegende Ausbildung aller. Nur Mittelmaß bringt uns auf Dauer nicht weiter, auch wenn im unteren Bereich des Bildunsapparates Nachholbedarf besteht.

» Nachtflugzeug » Beiträge: 490 » Talkpoints: -1,97 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Bildungselite? So wie Elite-Unis? So wie Studiengebühren? Wo ist denn die Elite? Warum werden dann immer wieder ausländische "Fach"kräfte geholt, weil es in unserem Land angeblich nicht genugend solcher Leute gibt?

Ist doch in sich ein Widerspruch. Solange das Mittelmaß nicht gefördert wird, kann die Elite nicht wachsen, aber um das Mittelmaß zu fördern und auszubauen, sollte auch die "Unterschicht" gefördert werden.

Hängt somit alles zusammen, warum man aber Ergebnisse fälschen muss, nur um positiver dazustehen und Probleme damit auszublenden, wird wohl mir immer ein Rätsel bleiben.

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» Entertainment » Beiträge: 3654 » Talkpoints: -10,46 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Man muß auch die "oberen" fördern, damit diese ihr Potential voll ausleben können.

Was die Studiengebühren angeht, so muß ich sagen, dass ich absolut dafür bin. Ich bin selbst Student und zahle 500 Euro Studiengebühren pro Semester und habe festgestellt, dass es seit der Einführung der Studiengebühren schon deutliche Verbesserungen gab. Es gibt neuerdings Chemie-Tutorien für die Erstsemester (gerade dieses Fach bereitet vielen Anfängern große Schwierigkeiten), die Bibliothek hat ihren Buchbestand aufgestockt und die alten Asbest-Bauwerke werden saniert.

» Nachtflugzeug » Beiträge: 490 » Talkpoints: -1,97 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde es ziemlich schade, dass der ziemlich populistischen Forderungen einen Test ohne Hauptschüler durchzuführen, ein Protest mit ebenso populistischem Titel folgt.

Denn ist es doch Fakt, dass die bisherigen Tests bisher unter Einbeziehung der Hauptschulen stattfanden. VERA ist meines Wissens dagegen eine Bezeichnung für Vergleichsarbeiten in der Grundschule. Da gibt es noch gar keine Unterscheidung, diese folgen erst.

Ein anderer Punkt, den ich durchaus auch sehr kritisch sehe, was solche Tests aussagen. Ist der (messbare) Lernstand wirklich wichtiger als der Wissenszuwachs, der durch bisherige Tests kaum abgedeckt wird. Reichen die gemessenen Fähigkeiten wirklich aus, um die Qualität des Unterrichts zu bestimmen. Und das sind nur zwei Kritikpunkte, finden lassen sich aber mit Leichtigkeit noch mehr.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Erschreckend, wenn man solche Nachrichten hört. Unglaublich! Im PISA-Test gehören alle Schüler und nicht nur die Realschüler und Gymnasiasten. Wir sind alle Schüler und da ist es egal, zu welcher Stufe man gehört. Es kann schon sein, dass man ohne den Hauptschülern besser abschneiden könnte, aber ist das nicht eine Art von Schummeln?

Bald ist es dann so, dass die Schüler ausgesucht werden. Da nehmen dann nur Schüler teil, die normalerweise einen Notendurchschnitt von 1,0 haben. Damit das Ergebnis aber nicht zu unreal aussieht, nimmt man auch ein paar Schüler mit in den Test, die einen Notendurchschnitt von 1,1 haben :D

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» wildeagle » Beiträge: 31 » Talkpoints: 0,01 »


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