Lebensmüder Freund

vom 26.10.2008, 20:54 Uhr

Ich hab heute mal eine Frage an euch, die mich schon länger beschäftigt.

Mal angenommen ihr hättet einen Freund, der mehr und mehr von Selbstmord redet. Er ist krank und das ist auch nicht heilbar. Mit Medikamenten hätte er aber noch ein paar gute Jahre vor sich. Diese möchte er nicht nehmen und auch sonst hat er sich total aufgegeben. Ich sitze total in der Zwickmühle, denn einerseits verstehe ich so gut, dass er nicht mehr leben möchte, da ich selber auch oft diese Gedanken habe. Andererseits kann ich doch nicht einfach dastehen und gar nichts tun. Es fällt mir gerade echt schwer ihn vom leben zu überzeugen, weil ich es ja selber nicht positiv sehe. das wären nur Lügen.

Denkt ihr nicht auch, wenn jemand wirklich überhaupt keinen Willen mehr hat, zu leben, ist es vielleicht doch besser ihn gehen zu lassen? Ihm zu zeigen, dass man ihn und seinen Wunsch respektiert?

Bin echt durcheinander und hoffe auf Denkanstöße.

LG

» schwarzweissewelt » Beiträge: 290 » Talkpoints: 0,03 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde es total schade wen Menschen, eine solche Einstellung haben.

Ich kann schon verstehen, dass dein Freund keine positive Seite mehr am Leben sieht, wenn er weis, dass er sowiso nicht mehr sehr lange leben kann. Aber sollte man nicht gerade dann an seine Familie und Freunde denken und nocht die beste Zeit seines Lebens verbringen?

Jeder Mensch hat sein Schicksal und man wird sowiso sterben, früher oder später, doch sollte man seinem Schicksal, meiner Meinung nach nie selbst ein Ende setzen. Schließlich weis man nie was noch passiert, vielleicht wird im nächsten Jahr schon ein Medikament für die Heilung seiner Krankheit erfunden.

Versuch ihm nicht das Leben schön zu reden, aber mach ihm Hoffnung, denn bekanntlich "stirbt die Hoffnung zu letzt" oder sollte sie zumindest.

» KreativX » Beiträge: 104 » Talkpoints: -0,41 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo,

das hört sich ja wirklich schrecklich an. Nicht nur die Geschichte von deinem Freund, sondern auch deine eigene. Es gibt immer Gründe zum Leben, wie zum Beispiel seine Familie. Was ist zum Beispiel mit seinen Eltern, oder seinen Freunden. Außerdem kann man nch so viele schöne Dinge zu erleben, wie Verreisen, oder einfachmal abends schön ausgehen.

Ich weiß ja nicht um welche Krankheit es sich handelt, und wie lange er noch leben wird mit Hilfe der Medikamente. Ich denke das er Angst davor hat vielleicht schmerzen zu bekommen, und das er keinen Einfluss auf seinen Tot hat. Er sollte sich am besten ärztliche Hilfe suchen und mit seiner Familie über das Problem und seine Angst sprechen. Denn die Eltern möchten ihn sicher nicht gehen sehen.

» herrmausi » Beiträge: 916 » Talkpoints: -0,19 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Es kommen sicher viele Faktoren dafür zusammen, dass er eine solche Enstellung hat. Aber mal ehrlich - auch wenn das Leben mit seiner Krankheit bestimmt hart sein mag und er darunter leidet - es gibt doch schöne Momente am Leben. Mit anderen Menschen Zeit verbringen, lachen, sich die Sonne ins Gesicht scheinen lassen... (Okay, falsche Jahreszeit, zugegeben).

Ich weiß jetzt nicht in wie weit dein Freund durch seine Krankheit körperlich eingeschränkt ist, ob er vielleicht bettlägerig ist oder ähnliches. Umso schlimmer auch sein körperlicher Zustand ist, umso mehr könnte ich solche Überlegungen auch nachvollziehen.

Aber einen Satz möchte ich zum Nachdenken loswerden: Ein Ende setzen kann man jederzeit, aber im Gegensatz zu der Entscheidung am Leben zu bleiben kann man diesen Schritt nie wieder zurück nehmen!

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Also ünterstützen solltest du ihn schon gar nicht. Die Position, die du anscheinend eingenohmen hast, ist da schon angebrachter. Sicher kannst du nicht für ihn entscheiden, aber Menschen, die tödliche Krankheiten haben und nur noch ein paar Jahre zu leben haben, die denken meistens so. Dabei sind sie eigentlich gar nicht in der Lage darüber zu entscheiden, denn wenn ein Mensch leidet, dann entscheidet er immer anders, als wenn er es nicht tut. Ein kleines Kind will ja auch nicht seine Medizin schlucken, weil sie nicht schmeckt, aber sie bringt Heilung.

Deshalb solltest du ihn auf jedenfall davon überzeugen die Medizin zu schlucken und sein ganzes Leben nicht einfach so hinzuwerfen. Solche Aussagen haben auch eine Menge mit dem Alter zu tun, denn wer jung stirbt, der denkt ganz anders, als es ein sehr alter Mensch tun würde. Er hätte im Leben schon alles erlebt und er hätte warhscheinlich auch ein erfülltes Leben gehabt. Bei Jugendlichen ist es allerdings so, dass sie noch fast Nichts von der Welt gesehen haben und ihr Leben bisher eigentlich nur aus Schule bestand. Versuch ihn also davon zu überzeugen, dass es noch Vieles auf der Welt gibt, das er noch nicht gesehen hat, aber unbedingt vor seinem Tod noch sehen muss.

Sprich ihn vielleicht auch darauf an, was ein Selbstmord für dich bedeuten würde. Wenn mein Freund sich umbringen würde, dann würde ich es als Schwäche bezeichnen. Viele Feiglinge haben sich aus Angst vor der Zukunft selber umgebracht. Es ist auf keinen Fall ein stolzer Akt. Das würde ich meinem Freund sagen.

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» .daviD » Beiträge: 1221 » Talkpoints: 5,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Hallo!

Ganz ehlich? Ich würde deinem Freund und dir raten, eine Therapie zu machen. Und zwar schleunigst. Denn man sollte nie sein Leben einfach hinschmeissen. Ihr solltet beide lernen, das Leben zu lieben und das kann euch nur jemand zeigen, der fachlich ausgebildet ist solchen Menschen zu helfen.

Normalerweise sollte man euch beide vor solchen Gedanken schützen und euch in eine Klinik einweisen lassen. Denn ihr beide seid eine Gefahr für euch selber und das ist nicht gut. Deshalb geht zu einem Psychologen, der euch hilft und sprecht vor allem sehr offen mit diesem Fachmann.

Klar ist das Leben nicht immer schön. Es hat Höhen und Tiefen, wobei die Tiefen meist nicht enden wollen. Aber es gibt auch wieder sehr schöne Momente. Und die solltet ihr lernen zu erkennen und zu sehen. Ich glaube nämlich, dass ihr beide zur Zeit nicht sehen könnt, wenn euch was Gutes wiederfährt. Also lasst euch helfen. Das kann keiner so gut wie eine fachlich ausgebildetet Person.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Heikles Thema. Ich kenne das auch von beiden Seiten. Einmal ich selbst als "Betroffene". Also als Suizidgefährdete. Ein guter Freund sagte mal zu mir zu dem Thema, das er es nicht gut finden würde, wenn ich gehen würde und er mich auch vermissen würde. Aber er würde es akzeptieren, weil es mein Wunsch gewesen wäre zu gehen. Irgendwo hat diese Aussage was.

Ich war letztes Jahr mehrfach in der Psychiatrie. Dort lernte ich einen Mann kennen. Er war regelmässig da. An sich nur zum Entzug. Wir lernten uns besser kennen und wurden Freunde. Ich lernte auch "seine Geschichte" kennen. Eine Geschichte die nicht ohne ist. Ich bat ihn, im Krankenhaus darüber zu sprechen. Immer wieder. Irgendwann tat er es auch. Wir telefonierten an sich regelmässig und wenn er mal wieder im Krankenhaus war, besuchte ich ihn regelmässig.

Einmal erzählte er mir am Telefon auch, das er gehen will. Ich sass da. Fix und fertig. Wusste nicht was ich machen sollte. Die Polizei anrufen? Das wollte ich an sich nicht. Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie das ist, wenn die Polizei vor der Tür steht. Ich sass ängstlich daheim. Was ist richtig, was ist falsch?

Am Telefon hatte ich eine halbe Ewigkeit auf ihn eingeredet. Er soll im Krankenhaus die Therapeutin anrufen. Die Durchwahl hatte ich. Nein, ja, nein, so ging es fast eine Stunden bis ich das Telefonat abbrach. Ich versuchte dann die Therapeutin zu erreichen. Die hatte aber schon Feierabend. So grübelte ich weiter. Was tun? Irgendwann rief er an. Er habe über meine Worte nachgedacht. Er sei froh das ich mit ihm geredet habe und er würde sich nichts antun. Was war ich erleichtert.

Während meines letzten Aufenthaltes letztes Jahr im Krankenhaus besuchte er mich an sich täglich. Genauso wie ich ihn während seiner Aufenthalte regelmässig besuchte. Bei einem seiner Besuche erzählte er mir, das er ab dem nächsten Tag nicht mehr kommen würde. Ich wusste das er zu dem Zeitpunkt an sich trocken war. Wusste das er Medikamente gegen den Suchtdruck nahm, die aber in Verbindung mit der kleinsten Menge Alkohol tödlich sind.

Am nächsten Tag fing ich mit meiner Kliniktherapeutin ein Gespräch an. Was sie machen würde, wenn eine Freundin quasi den Kontakt abbrechen würde. Sagen würde, man würde sich nie wieder sehen. Sie begriff nicht auf was ich hinaus wollte. Meinte ich soll eine E-Mail schreiben oder anrufen und die Gründe hinterfragen. Bis ich sagte, es geht um Herr X., den sie ja auch kannte. Sagte ihr was er gesagt hat. Sagte ihr auch, das er der Meinung sei, wenn jemand gehen will, sollte man ihn gehen lassen. Trotzdem liess mir das keine Ruhe. Sie versprach mir aber auch, nur was zu unternehmen, wenn ich mein ok gebe. Wir versuchten noch was anderes, was aber nicht klappte und so ging sie zum Oberarzt. Die Polizei wurde benachrichtigt. Ich versuchte ihn anzurufen. Sein Vater war dran. Er sagte mir, das sein Sohn gesagt habe, er würde mich besuchen gehen. Was denn los sei, bei ihnen sei die Polizei. Ich liess mir einen der Polizisten geben. Der sagte mir, das eine Mitpatientin sie quasi informiert habe. Mühsam machte ich ihm klar, das ich das war. Ihn hatte man bis dahin nicht gefunden.

Irgendwann kam die Stationsschwester auf mich zu. Die Polizei habe angerufen und hätte mit mir sprechen wollen. Aber sie dürfte keine Daten rausgeben. Sie hätte aber die Durchwahl. So haben wir zusammen den Polizisten angerufen und ich habe mich mit den Polizisten vorm Krankenhaus getroffen. Die machten mir bittere Vorwürfe, warum ich am Vorabend nichts gesagt hätte und so weiter. Am Vorabend war mir das gar nicht so bewusst gewesen. Ich nervte den Rest des Abends die Schwester, ob er nun im Haus sei. Irgendwann dann endlich die erleichternde indirekte Auskunft, das er im Haus sei. Er war im nachhinein überglücklich das ich den Schritt gegangen war und blieb auch freiwillig länger im Krankenhaus.

Im Frühjahr diesen Jahres machte er am Telefon wieder solche Andeutungen. Ich drohte ihm die Polizei zu rufen. Ich soll das bitte nicht tun. Und wenn er mir was bedeuten würde, dann würde ich seinen Wunsch akzeptieren etc.,pp. Ich sass wieder fertig daheim. Versuchte unseren Oberarzt zu erreichen. Was natürlich nicht klappte. Dann liess ich mir den Psychiater vom Dienst geben. War zum Glück jemand die mich kannte und die dann sagte, Frau X. das können sie alleine nicht tragen, rufen sie die Polizei. Ich überlegte lange, ging aber dann den Weg. Der Polizist am Telefon war total nett. Stärkte mich.

Irgendwann rief der Freund wieder bei mir an. Ich sagte ihm, es sei zu spät, ich hätte die Polizei informiert. Er erschrocken. Aber geschimpft hat er nicht. Seine Mutter rief später wutentbrannt an. Ich wusste das mein Freund zu Krampfanfällen neigt. Wusste auch, das er getrunken hatte. Sagte auch zu ihr, das der Gedanke, das sie ihn morgens tot im Bett gefunden hätte, weil er nachts an einem Krampfanfall gestorben sei, für mich unerträglich gewesen sei. Sie war trotzdem stocksauer. Der Polizist rief dann auch noch mal an. Das sie ihn gefunden haben. Das wusste ich ja bereits. Ich sagte ihm, das mir die Mutter so Vorwürfe gemacht hat. Da meinte er, sie hätten einen Notarztwagen rufen müssen, weil er wohl schom am zittern war.

Auch hier war mein Freund am nächsten Tag dankbar. Die Reaktion seiner Eltern konnte er nicht verstehen. Wir haben nach dem Vorfall die Vereinbarung getroffen, wenn ich noch mal das Gefühl habe, das es "eng" sein könnte, soll ich am Telefon seine Eltern verlangen ( er wohnt bei ihnen). Dann habe ich die verantwortung ja abgegeben.

Und falls er sich weigert mir seine Eltern zu geben, kann ich die Polizei immer noch rufen. Die Freundschaft ist mittlerweile aus anderen Gründen auseinander gegangen. Ich weiss, wann es bei ihm heikel ist und überlege nun schon, was ich unternehmen kann. Gründe die Polizei zu informieren, obwohl er das ja nicht wollte, waren für mich vor allem, auch wenn er nachher kein Wort mehr mit mir geredet hätte, er hätte so oder so nicht mehr mit mir geredet. Und mir war lieber er lebt und redet nicht mehr mit mir, als wenn er tot ist und mit mir nicht mehr reden kann.

@ Diamante
Psychiatrien nehmen nur in Akutsituationen auf. Alleine Suizidgedanken reichen meistens nicht. Und dann gibt es eine Krisenintervention von 8 bis maximal 10 Tagen. Danach verlässt du die Käseglocke klinik mit ihrem Therapieprogramm und den Rund um Sorglos Paket und stehst wieder alleine da. Die Probleme, die zur Suizidaltität geführt haben, sind oft nicht gelöst. Psychiater sehen das auch oft nicht so. Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Einen habe ich mal gebeten mir bitte keine Grosspackung an Medikamenten zu verschreiben. Bekommen habe ich eine Grosspackung. ich war "happy" als ich las, wieviele ich nehmen muss, damit sie tödlich sind.

Ein anderer sagt, das bekommen wir auch so hin. Den sehe ich dann wenns hoch kommt, einmal die Woche offiziell. Was ich die restlichen 6 Tage mache, gute Frage.

Im Allgemeinen denke ich, wenn jemand von Suizid redet, sollte man zuhören. Ich weiss nicht, wie oft ich den Spruch, wer von Suizid redet, tut es nicht, gehört habe. Oder so Sachen wie, das sich dann jemand nur wichtig machen will. Professionelle Hilfe suchen, ist auf alle Fälle ein guter Weg. Einen Weg den man zumindest versuchen sollte. Ich scheitere meistens daran, das ich nicht einfach mit jemand reden kann. Immens viel Zeit brauche um zu Vertrauen. Und mein Vertrauen gerade von professioneller Seite her, sooft verletzt worden ist.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Hallo,

das ist ein sehr ernstes Thema und nicht leicht zu beantworten. Da lässt sich sehr viel Falsch machen. Da ich selbst bereits mit ähnlichen Situationen konfrontiert war, möchte ich Dir ein paar Überlegungen geben. Natürlich wäre es besser, noch ein paar Hintergrundinformationen zu haben, wie Vergangenheit, derzeitige Situation, das Umfeld in dem er sich befindet.

Einleitend möchte ich erst mal sagen, seinem eigenen Leben vorsätzlich ein Ende zu setzen, ist immer der falsche Weg. Das Leben ist zu kostbar um es einfach wegzuwerfen. Ohne jetzt zu sehr in die Esoterik oder Religion abschweifen zu wollen, was passiert, wenn ich tot bin? Da gibt es in den verschiedensten Glaubensrichtungen die unterschiedlichsten Theorien. Aber eines steht fest, unser Geist oder Seele oder auch Energie, die uns erst das Leben ermöglicht und uns am Leben erhält, muss, wenn sie unseren Körper verlässt, irgendwo hin. Denn Energie verschwindet nicht einfach. Wenn jetzt in einem natürlichen Kreislauf, welches das Leben ja auch ist, absichtlich eingegriffen wird um ihn zu unterbrechen, wird das bestimmt, so glaube ich, denn wissen kann ich es nicht, schwere Konsequenzen nach sich ziehen.

Um jetzt erstmal wieder auf Deine akute Frage zurück zu kommen, ich denke, Du solltest Deinen Freund nicht bei seinem Vorhaben unterstützen, zumindest nicht aktiv. Was Du machen kannst und auch tun solltest, ihm klar machen, dass Du seinen Wunsch zwar respektierst, sofern er ausschließlich krankheitsbedingt ist, aber nicht helfen wirst. Von den rechtlichen Konsequenzen hier mal ganz abgesehen. Stattdessen solltest Du ihm anbieten, mit Ihm eine Patientenverfügung zu schreiben. Diese sollte dann notariell beglaubigt werden. In der Patientenverfügung kann bestimmt werden, dass Dein Freund später nicht künstlich am Leben gehalten wird. Aber zu der Patientenverfügung solltest Du dir noch fachmännischen Rat einholen.

Wie kannst Du jetzt aber Deinem Freund den Lebensmut wieder zurückgeben? Denn Du scheinst auch nicht gerade glücklich in Deiner jetzigen Situation zu sein.

Je mehr ich darüber nachdenke, umso komplexer wird es, Dir eine gute Antwort zu geben. Denn, wenn es ausschließlich um seine Krankheit geht, dann wird es sehr schwer. Aus seiner Sicht sieht er mit der Krankheit keine Perspektive. Seine Fragen dürften in etwa so sein wie, warum soll ich weiterleben, wofür, es ist eh bald zu ende, nachher falle ich allen nur noch zur Last und hinvegetieren will ich auch nicht, also warum nicht gleich Schluss machen, dann habe ich es hinter mir. Wenn er sich dieses gedankliche Konstrukt aufgebaut hat, wird es auch nicht helfen, ihm die Situation seiner Familie, sofern er denn eine hat, klar zu machen. Im Gegenteil, seine Familie spielt in seinen Gedanken in so fern eine Rolle, dass sie ihn später nicht pflegen muss. So gesehen ist die Familie für ihn ein Punkt der seine Entscheidung bestärkt.

Vielleicht ist es ein sinnvoller Ausweg, den Lebensmut direkt aus der Krankheit selbst zu beziehen, indem Ihr Menschen sucht, denen es ähnlich geht wie ihm. Sucht sie zum Beispiel über das Internet. Wenn es bereits Internetplattformen in dieser Richtung gibt, soll er beitreten. Wenn er sich da einbringt, hat er zumindest eine sinnvolle Aufgabe, die ihm das Gefühl gibt, wichtig zu sein und seinen Beitrag zu leisten. Oder stellt selbst eine Homepage zu den Problemen ins Netz und versucht darüber mit Menschen in Kontakt zu kommen die ähnliche Probleme haben. Und wenn Ihr davon keine Ahnung habt, hier im Forum finden sich bestimmt User, die Euch helfen würden. Wichtig ist, dass er in Kontakt mit anderen Menschen tritt, egal wie. Nur so besteht die Möglichkeit, dass Du ihn von seinem Vorhaben abbringen kannst..

Du schreibst, mit Medikamenten hätte er noch viele gute Jahre vor sich. Wie sieht es denn mit den Nebenwirkungen der Medikamente aus? Spielt das bei seiner Entscheidung eventuell auch eine Rolle? Wenn ja, dann könntest Du, selbst wenn es jetzt sehr makaber klingt, ihm den Vorschlag machen, sich mit seiner Krankheit der Forschung zur Verfügung zu stellen, wenn das möglich ist. Damit hätte er zumindest erstmal wieder ein positives Ziel. Menschen, die in Zukunft an dieser Krankheit leiden, geholfen zu haben.

Ich habe gerade den Beitrag von Diamante gesehen, der vorhin noch nicht da war. Zu dem möchte ich kurz Stellung nehmen. Es ist zwar vom Gedanken her richtig was sie schreibt, aber extrem krass und, wie ich finde, äußerst vorwurfsvoll formuliert. Wenn man Menschen so vor den Kopf stößt, schreckt es sie eher ab, vor allem wenn sie suizidgefährdet sind. Zumal bei den meisten Menschen, die Selbstmordgedanken haben, eine extreme Einsamkeit einhergeht. Und, es kann nur ein Schritt von mehreren sein, die notwendig sind um aus dieser Situation heraus zu kommen Was man auch nicht unterschätzen darf, es gibt nicht wirklich viele Therapeuten die sich auf diesem Gebiet verstehen. Um das in all seinen Facetten verstehen zu können, muss man sich selbst in so einer Situation befunden haben – meine Meinung.

Auch wenn Sie schreibt, schon mal über Suizid nachzudenken und das Leben nicht positiv sieht, lässt das noch nicht den Rückschluss zu, dass sie zum Therapeuten muss. Zumal sie sich ja mit ihrem Problem an uns gewendet hat.

Zum Schluss noch mal an Dich selber, ich habe extra eine Reihe Deiner Beiträge gelesen um Deine Situation besser einschätzen zu können. Und wie ich gelesen habe, bist Du verheiratet und hast eine Tochter. Daher möchte ich Dir den Rat geben, nicht mal im Entferntesten auch nur darüber nachzudenken, ob Du über Suizid nachdenken sollst. Selbst wenn Dein Leben schwer ist, Deine Tochter braucht Dich!

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» michellinmaennchen » Beiträge: 39 » Talkpoints: 0,15 »


Vielen Dank für eure zahlreichen Antworten. Ich versuche so gut wie möglich darauf einzugehen.

Mein Freund ist HIV infiziert. Die krankheit ist zwar noch nicht ausgebrochen, aber er hat immer öfter Infektionen. Die Medikamente, die es dafür gibt haben wohl sehr starke Nebenwirkungen. Leider leidet er genau wie ich auch auch noch unter einer psyschichen Erkrankung, die nicht so einfach behandelbar ist. In Therapie sind wir beide, aber das ist halt alles nicht so einfach.

Klar, ich kann versuchen ihn aufzubauen und ihm zu sagen, wofür sich das Leben lohnt. Aber er weiss sehr genau, dass ich selber suizidal bin. Er würde sich also höchstens verarscht vorkommen, glaube ich. Familie und Freunde sind bei ihm nicht wirklich da, er muss also irgendwie alleine klar kommen..

@ Diamante
ja, eine Einweisung wäre natürlich die einfachste Lösung. Aber da wird man ja nur sicher verwahrt und irgendwann gehts wieder raus in die böse Realität. Und die Probleme sind wieder genauso da wie vorher.

@ michellinmaennchen
Ich wollte dir nur einfach danken, für deinen Beitrag, du hast natürlich recht. Meine Kinder gehen vor Allem.

Es tut mir leid, dass ich euch hier in diesem Forum mit so schweren sachen belastet habe, ich glaube, das war nicht ok von mir. Ich selber werde diese Woche wieder zu meiner Ärztin gehen und ihre alles berichten. Vielleicht hat sie noch eine Idee.

Und meinem Freund schreibe ich einfach nochmal per Mail, dass mich das Ganze sehr belastet und ich momentan kaum fähig bin, es noch mit zu tragen.

» schwarzweissewelt » Beiträge: 290 » Talkpoints: 0,03 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo schwarzweissewelt, ich hoffe Dir und Deinem Freund geht es mittlerweile so gut, dass Ihr nicht mehr akut suizidgefährdet seid.

Ich finde michellinmaennchens Beitrag auch einfach nur :top: und ich denke, Du hast daraus sicher schon genug positive Anregungen entnommen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Deine Kinder Dir sicher viel Lebensmut geben. Gibt es bei Deinem Freund einen ähnlichen Mutspender? Könnt Ihr vielleicht gemeinsam einen für ihn finden? Ich denke mehr kannst Du (nach Deinem letzten Beitrag zu urteilen) wohl kaum für Deinen Freund tun. Außer eben noch die schon von michellinmaennchen vorgeschlagene Patientenverfügung.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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