Pränataldiagnostik - Risiko oder Mussuntersuchung?
Ich möchte mich heute an diejenigen wenden, die schon eine solche Untersuchung hinter sich gebracht haben und mir von ihren Erfahrungen berichten können.
Im Januar steht eine solche Untersuchung bei mir an. Dies ist meine erste richtige Schwangerschaft und ich bin dementsprechend sehr nervös und beunruhigt, da diese Untersuchung ja nicht ohne Risiko von statten geht. Unsicher bin ich mir auch, ob so eine Untersuchung überhaupt einen Sinn macht und weshalb diese durchgeführt wird, wenn ich von Anfang an meiner Frauenärztin verständlich gemacht habe, dass ich mein Baby auch mit Behinderung bekommen möchte. Bei uns in den Familien sind bisher keine genetischen Defekte bekannt und soweit ist auch kein Kind behindert zur Welt gekommen. Da dies nun mittlerweile aber schon meine dritte Schwangerschaft ist und ich bei den anderen Schwangerschaften zuvor zwei Fehlgeburten hatte, frage ich mich, ob ich dieser Pränataldiagnostik zustimmen sollte.
Ich bin mir deswegen sehr unsicher und würde mich sehr freuen, wenn jemand hier seine Erfahrungen berichtet und mir da weiterhelfen kann, eventuell auch meine Ängste und Bedenken abzubauen.
Ich habe selber zwar keine solche Untersuchung machen lassen, aber ich möchte Dir trotzdem gerne antworten. Zunächst wäre vielleicht noch die Frage, welche Art von Pränatal-Untersuchung denn genau gemacht werden soll, da gibt es ja soweit ich weiß auch unterschiedliche Formen. Ich gehe mal davon aus, dass eine Fruchtwasseruntersuchung gemacht werden soll, da Du ja auch von einem gewissen Risiko bei der Untersuchung schreibst.
Hat denn Deine Ärztin mit Dir darüber gesprochen, was sie sich von der Untersuchung verspricht, d.h. welcher konkrete "Nutzen" daraus gezogen werden soll? Du sagst ja selber, dass Du das Kind eigentlich in jedem Fall bekommen möchtest.
Ich selber habe mich damals nämlich auch ganz bewusst gegen jede Art von Diagnostik entschieden, die über den routinemäßigen Ultraschall hinausgeht. Bei allen weiterführenden Untersuchungen stellt sich ja immer die Frage, wie man mit einer negativen Nachricht umgehen würde.
Ich selber hätte mir jedenfalls auch nie im Leben vorstellen können, bei einem verdächtigen Befund mein Baby abzutreiben. In diesem Fall machen so weiterführende Untersuchungen dann meiner Meinung nach letztendlich keinen Sinn: ändern kann man an einem auffälligen Befund eh nichts und man möchte das Baby ja trotzdem in jedem Fall bekommen - wozu soll das Untersuchungsergebnis dann also überhaupt hilfreich sein?
Wenn keine Auffälligkeiten festgestellt werden, mag das vielleicht eine gewisse Beruhigung verschaffen, aber dabei muss man denke ich auch immer etwas im Hinterkopf behalten, dass mit den pränatalen Untersuchungen nicht alle Krankheiten / Behinderungen festgestellt werden können und die Ergebnisse bei manchen Methoden auch nicht wirklich zuverlässig sind - somit verbleibt immer ein gewisses "Restrisiko".
Insofern finde ich diese Untersuchungen in solchen Fällen überflüssig und wenn man bedenkt, dass man sein Kind im Zweifelsfall dabei sogar einer gewissen Gefahr aussetzt, sollte wirklich im Vorfeld eine gründliche Aufwand-Nutzen-Analyse vorgenommen werden. Vielleicht solltest Du dahingehend nochmal das Gespräch mit Deiner Ärztin suchen.
Nun meine Ärztin hatte mir bisher nur den Termin genannt. Dieser ist auch erst Anfang des nächsten Jahres, aber man macht sich ja im Vorfeld schon so seine Gedanken. Ich hatte zuvor auch den Triple-Test abgelehnt, weil ich ihr da schon sagte, dass ich jetzt so viele Jahre auf ein Kind gewartet hätte, dass selbst eine Behinderung kein Grund für eine Abtreibung wäre. Außer natürlich, das Kind wäre so schwer geschädigt, dass es sicher sinnvoller wäre, ihm diese Art von Leben eventuell zu ersparen.
Das Baby ist bei der letzten Ultraschalluntersuchung sehr munter gewesen und hatte mit heftigen Tritten und Boxschlägen signalisiert, dass es dieses Drücken gegen die Bauchwand gar nicht mochte.
Ich nehme an, dass sie eventuell abklären möchte, dass dort alles okay ist, da ich nun mittlerweile zwei Fehlgeburten hatte. Doch weiß ich leider nicht, was für eine Art Untersuchung dort bei der Pränataldiagnostik angestrebt wird. Für mich kommt eben so eine Fruchtwasseruntersuchung, falls es eine geben sollte, nicht in Frage, da dort auch ein Risiko einer Fehlgeburt entsteht und da es jetzt endlich bei uns geklappt hat, möchte ich das natürlich nur sehr ungern aufs Spiel setzen und sträube mich jetzt schon auch gegen diesen Gedanken bzw. gegen diese Untersuchung.
Zuvor werde ich noch zwei Termine bei meiner Ärztin haben. Dort hoffe und schätze ich, dass sie mir noch weiterführend Auskunft geben wird. Für mich ist es jetzt einfach mal wichtig oder auch interessant zu wissen, wer mit mir alles sozusagen im selben Boot sitzt und mir eventuell von so einer Untersuchung erzählen bzw. berichten könnte.
Ich kann dich gut verstehen und ich kann auch deine Frauenärztin verstehen. Du sagst jetzt, dass du dich für ein behindertes Kind entscheiden würdest. Gleichzeitig sagst du aber auch, dass , wenn es so schwer geschädigt ist, dass es sinnvoller wäre ihm das Leben zu ersparen, dann wärst du wohl für einen Schwangerschaftsabbruch. Wie soll man aber feststellen, ob das Kind derart schwer geschädigt sein könnte, wenn du die Untersuchung nicht machen lässt.
Ist es erst auf der Welt müssen die Ärzte alles unternehmen, dass es lebt. und auch, wenn es mehr als schwer behindert zur Welt kommt. Dann kannst du ihm das Leben nicht mehr ersparen. Dann musst du dich dazu entschliessen, ihm das Leben so lebenswert wie möglich zu machen. Die Ärzte wollen nur das Beste und sie wollen, dass du frei entscheidest. Sie wollen auch für das Kind nur das Beste und ich denke, wenn die Ärzte sagen, dass diese Untersuchung sinnvoll ist, dann ist es das auch bestimmt.
Ich habe in einem Haushalt gearbeitet, wo ein schwerstbehindertes Kind gelebt hat. Das Kind war wirklich niedlich. Aber ich denke, dass es bis an sein Lebensende Pflege braucht, die die Mutter ihm nie geben kann, weil der Junge, auch wenn er schwerstbehindert ist sie im Normalfall überleben wird. Wer kümmert sich dann um das Kind?
Die Mutter hatte nicht die Möglichkeit zu entscheiden, weil das Kind durch Ärztepfusch zu wenig Sauerstoff bei der Geburt bekommen hat. Zwar bekam sie eine kleine finanzielle Entschädigung, aber das Kind ist krank. Dir bleiben deine Entscheidungen dann offen und das solltest du auch nutzen. Entweder dann für das Kind oder gegen das Kind. Aber ich würde mich im Vorfeld erst mal nicht verrückt machen. Es ist in den meisten Fällen so, dass die Kinder auch gesund auf die Welt kommen.
Wenn von vornherein feststeht, dass du dich auch für ein behindertes Kind entscheiden würdest, dann finde ich diese Untersuchung unangebracht. Wie du schon richtig schriebst, kann es zu Problemen und sogar zum Abgang führen. Das ist es nicht wert.
Ich habe aber nach der 20. SSW eine Dopplerultraschalluntersuchung machen lassen. Da ich schon einmal ein behindertes Kind bekommen hatte, war diese Untersuchung für mich kostenfrei. Ich weiß nicht genau, was sie sonst kosten wird. Bei diesem Dopplerultraschallgerät kann man viel mehr sehen als beim normalen Ultraschall. Das Herz kann ganz genau überprüft werden und fast alle anderen Organe auch. Außerdem kann man mit dem 3-D-Doppler genau das Gesichtchen erkennen und besondere Behinderungen frühzeitig erkennen oder ausschließen. Diese Untersuchung habe ich in einer Uniklinik durchführen lassen. Die Ärzte hatten viel Erfahrung und haben sich ca. 1 1/2 Stunden für mich Zeit genommen. Nach dieser Untersuchung war ich beruhigt.
Natürlich kann man nicht alle Behinderungen ausschließen, aber das kann man mit der Fruchtwasseruntersuchung ja auch nicht. Nur bestimmte genetische Krankheiten kann man ausschließen. Warum sollte man sich da eine Nadel in den Bauch stechen lassen und eventuell das Kind gefährden, wenn es doch nicht 100%ig Behinderungen ausschließt.
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