Pflege der Eltern rund um die Uhr?
Meine Eltern gehen jetzt beide auf die 70 zu und nun haben sie so festgelegt, dass ich sie ja pflege wenn sie dann einmal Pflegebedürftig sind. Ich habe allerdings noch einiges vor im Leben und möchte und kann mich auch nicht festlegen. Bei dem Versuch es zu erklären brach meine Mutter in Tränen aus und machte mir ein schlechtes Gewissen. Ich bin ja nicht nur für mich verantwortlich, sondern habe eben auch ein Kind, welches eben sonst die Schule wechseln müsste. Ich möchte meinen Eltern eben nichts versprechen, was ich dann nicht halten kann.
Wie kann man hier einen Kompromiss finden. Ich denke einfach, dass ich zwar da sein werde, aber ob ich dies rund um die Uhr kann, bezweifel ich in der jetzigen Situation.
Ich würde deinen Eltern den Kompromiss anbieten, dass du sie nur bei dir zu Hause pflegen kannst oder gar nicht. Denn du kannst ja dein Familienleben nicht aufgeben und zu deinen Eltern ziehen. Wenn du keinen Platz bei dir hast, dann würde ich es ihnen auch sagen. Wie wäre es, wenn ihr ein Altersheim oder Pflegeheim in eurer Nähe sucht. so kannst du jederzeit zu ihnen gehen, wenn deine Eltern dich brauchen oder dir es danach ist , aber du musst nicht 24 Stunden täglich für sie da sein.
Sind deine Eltern jetzt noch rüstig, dann können sie ja mit entscheiden, wo sie dann mal hingehen sollen,. ich finde es ziemlich unfair, wenn die Eltern bestimmen, dass ein Kind sie pflegen sollen. Ich könnte das nicht so ohne weiters. ich habe zwar auch meine Schwiegermutter mehr oder weniger gepflegt, aber ich hätte sie nicht als Schwerstpflegefall pflegen können.
Ich würde mit deinen Eltern noch mal in Ruhe reden, dass du es ja nicht vollkommen ablehnst, aber sie doch mit dir zusammen einen Kompromiss finden sollen, damit sie nicht traurig sind und du kein schlechtes Gewissen haben musst.
Das ist eine schwere Situation. Aber die "Wünsche" und Vorstellungen der Eltern können sich auch ändern. Meine Mutter hat uns beiden Kindern ( ich habe noch einen jüngeren Bruder) immer gesagt, das sie wenn sie alt ist, bei mir Leben möchte. Auf keinem Fall bei meinem Bruder und dessen Frau. Ich glaube, sie wollte sich einfach keiner anderen Frau unterordnen. 2005 ist eine Krebserkrankung bei meiner Mutter festgestellt worden. WirKinder sind beide nicht verheiratet, haben einen eigenen Haushalt und mein Bruder lebt mit seiner Freundin zusammen. Anfangs habe ich mich um alles gekümmert. Krankenhauseinweisungen und so weiter. Bis ich selbst krank wurde. Dann machte sowas keiner mehr.
Anfang 2007 fiel meine Mutter und war ab da bettlägerig. Ausserdem neigte sie aufgrund ihrer Krebserkrankung ( die mittlerweile im Endstadium war) an Krampfanfällen. Ich selbst war seit Ende 2005 durchgängig krankgeschrieben und bezog seit wenigen Monaten aufgrund meines psychischen Zustands Erwerbsunfähigkeitsrente.Im Krankenhaus konnte man sie nicht länger behalten. Sie wollte in kein Hospiz. Heim konnte sie auch nicht, weil unser Vater den ganzen Tag arbeitet. Er war tatsächlich der Meinung er kann morgens um 3 Uhr das Haus verlassen und gegen Abend wieder heimkommen und Mama kann zusehen was sie in der Zeit macht. wie gesagt, sie war komplett bettlägerig. Mein Bruder wollte sie dann mit zu sich nehmen. Er wohnt ausserhalb. Für mich keine Chance mit öffentlichen Verkehrsmitteln dahin zu kommen. in der Wohnung meiner Eltern, wollte mein Bruder aber seine Mutter nicht pflegen.
Im Krankenhaus riet man uns zu einem Hospiz. Meinen Vater schreckte die Zuzahlung von etwa 25 Euro am Tag ab. Mein Bruder wollte das nicht. Und mir machte man den Vorwurf, das man ja nur wegen mir, Mama nicht mit Heim nehmen kann. Aufgrund der Krampfanfälle hatten sich dann aber mein Vater und mein Bruder für das Hospiz entschieden. Ich wurde schon gar nicht mehr gefragt. Und unsere Mutter sagte von einem Augenblick auf den Anderen, das sie doch ins Hospiz möchte. Erzählte jedem ( Ärzten und Pflegekräften) das das besser sei und wir sie ja besuchen können und so. Ich selbst hatte, als das erste Mal das Wort Hospiz gefallenist, versucht mit meiner Mutter darüber zu Reden. Krankenhäuser mochte sie noch nie. Aber auf der Station auf der sie zu der Zeit betreut wurde, da fühlte sie sich wohl. Da wäre sie geblieben. Zu meinem Bruder wollte sie eigentlich auch nicht. Das sie nicht mit in meine Wohnung kann, war ihr klar. Entweder Krankenhaus oder Heim. Mittlerweile war mir aber auch klar, das sie hauptsächlich vor dem Neuen/ Unbekannten Angst hatte.
Aus heutiger Sicht, würde ich wieder das Hospiz bevorzugen. Wir hätten das definitiv nicht geschafft. Trotzdem fand ich den Aufenthalt dort entwürdigend. Das scheint aber auf andere Hospize nicht zu zu treffen. Wir waren wohl auch von der betreuung im Krankenhaus verwöhnt. Wenn die Kommunikation zwischen mir und meinem Bruder besser geklappt hätte, hätte ich wahrscheinlich den Vorschlag gemacht, das wir es doch daheim versuchen. Zurück hätten wir jederzeit können. Also die "Idee" hatte ich, nachdem sie dort schon war.
Bei uns war es genau anders herum, meine Schwiegermutter wurde krank und konnte ihren Haushalt nicht mehr alleine schaffen, ich war damals schwanger und Schwiegervater war gerade verstorben. Wir boten ihr an, dass sie zu uns kommen soll, aber das lehnte sie ab, denn sie meinte, ich hätte mit dem Baby wenn es denn da ist genug zu tun.
Es war eine gute Entscheidung von ihr, die Verantwortung, die auf einem lastet, wenn die Eltern krank werden und man sie pflegen muß, die ist sehr groß. Eine Nachbarin von mir, die ich damals mit betreute wurde zu Hause gepflegt, da kam jeden Tag der Pflegedienst, aber manchmal klappte es mit dem Notruf dann doch nicht. Deshalb bin ich echt froh, dass ein anderer Nachbar, der gerade verwitwet ist sich einen Platz im Betreuten wohnen sucht. Er meint, noch könne er das mit dem Haushalt schaffen, aber er würde auch so langsam an seine Grenzen stoßen und dann möchte er wissen, dass er die Möglichkeit hat betreut zu werden.
Vielleicht wäre das ja was für deine Eltern, eine eigene kleine Wohnung, oder Wohneinheit, die einem Pflegeheim angeschlossen ist. Dann können sie erst noch schalten und walten wie sie wollen und wenn mal was ist, dann sind auch gleich kompetente Leute da, die ihnen helfen können.
Da deine Eltern noch rüstig zu sein scheinen, halte ich das betreute Wohnen auch für eine gute Idee. Da könnten sie sich auch schon daran gewöhnen, dass sie von Fremden Hilfe annehmen.
Dass sie dich dazu zwingen wollen, sie zu pflegen, halte ich für ziemlich egoistisch. Die Pflege eines schwerkranken Menschen ist ein Vollzeitjob. Das kann man nicht mal nebenher machen. Eine Nachbarin von uns hat ihren Mann jahrelang gepflegt und hatte eigentlich kein eigenes Leben mehr. Mit der Pflege hat sie sich zudem auch gesundheitliche Probleme eingehandelt, weil sie eben selbst nicht mehr die Jüngste ist.
Du solltest dich von deinen Eltern nicht unter Druck setzen lassen, jetzt ein Versprechen abzugeben. Nicht jeder Mensch wird im Alter pflegebedürftig und viele leben noch bis weit über 80 selbständig, bzw. mit sehr wenig Hilfe.
Ich kann verstehen, dass sie Angst haben, "ins Heim abgeschoben" zu werden, aber du solltest sie damit beruhigen, dass sie hoffentlich noch viele Jahre selbständig zu leben haben. Wenn das Problem akut ist, kann man darüber immer noch sprechen und muss sich nicht Jahre vorher schon wegen einer Situation verrückt machen, die vielleicht garnicht kommt.
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