Wie wird man Journalist?

vom 19.09.2008, 22:10 Uhr

Hallo liebe Forengemeinde!

Ich bin 19 Jahre alt und habe soeben mein Abitur abgeschlossen. Journalismus und Jura hat mich immer schon interessiert, wobei ich mich nun doch für den Journalismus als Beruf entschlossen habe. Jedoch ist es, soweit ich weiß, so, dass es hierfür nicht wirklich eine geregelte Ausbildung gibt.

Deshalb wollte ich euch fragen, ob ihr wisst, wie genau man Journalist wird? Muss ich zwangsläufig Journalismus studieren, oder kann man sich auch in einer Art „Lehre“ ausbilden lassen? Und was genau ist ein Volontariat? Ist das eben eine solche Lehre oder doch nur ein Praktikum? Und gibt’s eine Regelung, wie das bezahlt wird?

Vielen Dank im Voraus.

» Trinkhalm » Beiträge: 155 » Talkpoints: 0,16 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Also ich studiere in Salzburg Kommunikationswissenschaften und bei mir soll es auch mal in Richtung Journalismus gehen. Sowohl in Österreich als auch in Deutschland gibt es KEINE richtige Ausbildung zum Jorunalisten, in Österreich ist der Begriff Journalist nicht einmal geschützt, d.h. das sich prinzipiell jeder so nennen darf der für irgendein Blatt schreibt.

Wege zum Journalisten führen meist über ein klassisches Studium, sei es Germanistik, Kommunikationswissenschaft oder - das gibt es aber nur in Deutschland, bei unserem österreichischen Nachbarn nicht - Journalistik. Wenn du mal in die Zeitungen schauts, unter Jobanzeigen für Redaktionen/Journalisten wird generell meist ein abgeschlossenes Hochschulstudium gefordert. Zudem erachte ich es persönlich auch als sinnvoll da dort die Grundlagen gelegt werden, wie du wissenschaftlich recherchierst, wie du die unterschiedlichen Schreibstile anwendest, wie die überhaupt aussehen, was für rechtliche Grundlagen du beachten musst und noch vieles mehr. Eine Begabung zum Schreiben ist zwar sehr von Vorteil aber noch lange nicht alles. Und eben weil es da sehr viel zu lernen gibt ist der klassische Weg wohl sehr zu empfehlen, v.a. wenn du davon später leben willst.

EIn Volontariat ist im Prinzip der nächste Schritt nach einem Praktikum. Dauert in der Regel etwas länger als ein Praktikum, du kannst schon sehr viel eigenständiger arbeiten, bekommst aber dennoch für das was du tust nur einen Hungerlohn. In der Regel bekommst du einen Volontariatsplatz nur dann, wenn du bereits zuvor ein Praktikum in diesem Bereich, vorzugsweise sogar in der gleichen Redaktion, absolviert hast, da Vorkenntnisse erwartet werden.Zumindest in Österreich ist das so. Ich gehe aber davon aus dass das in der Branche allgemein so üblich ist, also auch in Deutschland zutrifft.

Und etwas solltest du auch noch bedenken: die meisten Journalisten sind freie Mitarbeiter und nicht fix angestellt. Evtl muss man dann bei mehreren Medienunternehmen angestellt sein damit sich das letzten Endes wirklcih rentiert.Der Medienbereich ist allgemein ein sehr hartes und v.a. hartumkämpftes Pflaster, d.h. die Entscheidung seine Erfüllung in diesem Bereich zu suchen, sollte wohl überlegt sein

Das soll dich keinesfalls abhalten, ich selber wil ja auch in diesem Bereich Fuss fassen, nur man muss sich einfach bereits vorher bewusst machen, dass fixe Arbeitszeiten und fixe Anstellungen-und die damit verbundene Sicherheit- rar gesät sind und sehr viel Flexibilität und die Bereitschaft mehrere Jobs zu haben, gefordert werden. Findet man sich damit aber ab und überwiegt die Freude für den Medienbereich, dann kann ich es nur weiterempfehlen, denn es is ein sehr spannender Bereich der viel Abwechslung bietet. :)

» steffi11191 » Beiträge: 1275 » Talkpoints: -2,88 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Hallo Trinkhalm,

da ich selbst schon für zwei verschiedene Zeitungen als freie Mitarbeiterin gearbeitet habe, kenne ich mich ziemlich gut aus, was die Ausbildung betrifft.

Zunächst einmal wirst Du nicht "Journalist". Das ist nämlich keine geschützte Berufsbezeichnung. Journalist kann sich jeder nennen, der in Zeitungen, Zeitschriften und dergleichen veröffentlicht. Was Du meinst, ist der Beruf des Redakteurs bzw. der Redakteurin. Zwar ist das vom Aufgabenbereich her fast das gleiche, aber es besteht ein Unterschied in der Bedeutung.

Um Redakteur zu werden, gibt es mehrere Möglichkeiten. Zunächst einmal: Vergiss sämtliche neue Studiengänge wie "Journalismus". Fakt ist, dass Absolventen dieser Studiengänge praktisch nirgendwo genommen werden oder nur mit ganz viel Glück. Ich weiß, das klingt paradox, aber es ist so. Ich habe es selbst erlebt. Das liegt einfach daran, dass ein Redakteur noch ganz andere Fähigkeiten mit sich bringen muss. Absolventen solcher Studiengänge sind oft zu dogmatisch auf bestimmte Dinge fixiert, und haben nicht selten einfach zu wenig Erfahrung.

Die Ausbildung zum Redakteur nennt sich Volontariat und dauert zwei Jahre. Während dieser Zeit durchläufst Du verschiedene Stationen eines Verlags.

Voraussetzung für ein Volontariat ist in der Regel ein abgeschlossenes Studium. Allerdings ist das auch nicht unumstößlich. Theoretisch kannst Du auch mit abgebrochener Lehre ein Volontariat bekommen, aber das ist eher unwahrscheinlich. Geh also von einem Studium aus. Was Du dafür studierst, ist absolut nebensächlich. Viele machen Germanistik, Politik oder Sozialwissenschaften. So viele, dass man das schon gar nicht mehr jemandem, der Redakteur werden möchte, empfehlen kann. Es sind einfach zu viele, und die sind alle nur auf eine Richtung gepolt. Journalismus ist aber viel mehr als das.

Also studier einfach irgendwetwas, das Dich interessiert. Ich mache etwas im Bereich Naturwissenschaften und wurde mit Kusshand genommen. Von Deinem Fach hängt es einfach nicht ab. Mal ganz abgesehen davon, dass sich in meinem Fall noch die Möglichkeit eröffnet als Wissenschaftsredakteurin für ein populärwissenschaftliches Magazin zu arbeiten - zum Beispiel.

Das Wichtigste ist einfach Deine praktische Erfahrung. Damit kannst Du nicht früh genug anfangen. Ich hatte noch während meiner Schulzeit meine erste Stelle in einer Lokalredaktion. Spätestens aber zum Studium solltest Du damit anfangen. Außerdem solltest Du Erfahrung im Bereich Fotografie haben. Viele Zeitungen und Magazine haben Fotoredakteure, aber meist muss man auch als Textredakteur vieles selbst machen. Bevor es die digitale Fotografie gab, haben wir sogar die Filme selbst entwickelt in einer eigenen Dunkelkammer.

Ich würde Dir empfehlen, Dich mal an die Lokalredaktionen in Deiner Stadt zu wenden, und versuchen eine Stelle als freie/r Mitarbeiter/in zu bekommen. Aber da kommt man nicht so einfach ran - nicht aufgeben. An meine erste Zeitung kam ich über Beziehungen. Dann hab ich natürlich alle Artikel gesammelt, und hatte einen dicken Ordner voll Referenzen als ich in einer anderen Stadt bei den Redaktionen angefragt habe.

Viel Erfolg!

» Insan1ty » Beiträge: 294 » Talkpoints: 20,07 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hallo,

auch ich bin freie Mitarbeiterin bei unserer Lokalzeitung. Mein Tipp für dich wäre erstmal: frag bei eurer Lokalzeitung nach ob du dort als freier Mitarbeiter arbeiten kannst, so kannst du erstmal in den Beruf reinschnuppern.

Viele meiner Freunde und Bekannten waren davon nämlich auch total begeistert und wollten auch freie Mitarbeiter werden aber letztendlich, nachdem sie dort ein bis vier Termine gemacht haben, haben sie wieder "gekündigt". Ihnen hat das einfach keinen Spaß gemacht und viele stellen sich auch etwas ganz anderes darunter vor.

Nun weiß ich nicht als was für ein Redakteur du arbeiten willst. Man sagt, dass die schwierigste Sparte die Lokalzeitung sei. Ich arbeite nun schon vier Jahre für unseren Lokalteil. Hierbei werden mir Freitags Termine für das Wochenende zugeteilt. Das können Sommerfeste, Theaterstücke, Jahreshauptversammlungen sein und vieles mehr. Was gerade so ansteht. Dort fährst du dann hin, schaust dir alles genau an, befragst Leute nach dem Event und musst es letztendlich auch schreiben.

Manchmal mache ich auch Fotos oder schreibe Kritiken. Als freier Mitarbeiter arbeitet man wirklich für einen Hungelohn. Pro Zeile bekomme ich 10 cent, das beläuft sich dann durchschnittlich auf 8€ pro Artikel, womit wirklich viel Arbeit verbunden ist. Wenn ich Fotos mache bekomme ich dafür zusätzlich 10€ und wenn ich eine Kritik schreibe beläuft sich das ganze auf 25€.

Natürlich verdienst du viel mehr, wenn du dort angstellt sein solltest. Jedoch fordern die meisten Zeitungen schon ein Volontariat, wenn du dort arbeiten möchtest. Zum Journalisten/Redakteur führen viele Wege: du kannst Germansistik, Kommunikationswisschenaften, Medienwissenschaften, Medienmanagement und so weiter studieren. Gerne gesehen sind auch zusätzliche andere Fächer wie zum Beispiel Politik oder Wirtschaft, denn auch diese Teile müssen von Redakteuren verfasst werden.

Also wie gesagt, da du dir wahrscheinlich nicht soo viel über den Beruf vorstellen kannst, wie du denkst, solltest du erst einmal ein Praktikum oder freie Mitarbeit machen. Bei einem Praktikum kommt immer sehr gut an, wenn du dich angagierst und auch mal fragst ob du die Kollegen zu einem Termin begleiten kannst oder später selbst einen Termin übernehmen kannst.

@ Insan: Ein Volonariat kann man nicht nur nach einem abgeschlossenen Studium oder einer abgrebochenen Lehre bekommen. Ich könnte nach meinem Abitur direkt bei unserer Lokalzeitung ein Volontariat bekommen, wenn ich das wollen würde. Natürlich ist dafür die Voraussetzung meiner konstante und gute freie Mitarbeit.

Lg KissTini

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» KissTini » Beiträge: 261 » Talkpoints: 20,18 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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