Marcel Reich Ranitzki und der deutsche Fernsehpreis
Reich-Ranitzki der Kritiker ist uns sicher allen ein Begriff und doch hat er es mal wieder geschafft mich mit seiner direkten Art zu verblüffen. Er lehnt vor versammelter Mannschaft den Fernsehpreis ab und erklärt, dass die Veranstaltung ja eher eine Qual für ihn war. So böse er ja manchmal sein kann, doch ehrlich ist der Mann ja mit seiner messerscharfen Zunge.
Hat er recht die Oberflächlichkeit der Welt zu kritisieren oder seht ihr ihn eher als einen alten Querulanten der seine Umgebung schlecht macht?
Auch ich sehe diesen Mann gespalten, aber irgendwie fasziniert mich eben auch, dass er anders ist ohne sich anpassen zu wollen. Zumindest eine starke Persönlichkeit in meinen Augen.
Es ist sicherlich schon ein ganz großes Stück, auch wenn ihn sein Alter dabei etwas behilflich sein könnte, vor versammelten Mannschaft der "Unterhaltungs"Industrie vorzutreten und zu sagen, dass man keine Anerkennung von ihnen möchte, da sie alle eh nur kommerziellen "Quark" produzieren. Man kann sich jetzt darüber streiten, ob der Reich-Ranitzk, da er selbst oft in den Unterhaltungsmedien auftritt, überhaupt berechtigt ist seinen Zeigefinger zu erheben, da er ja selbst zu dem Inhalt des Fernsehens beiträgt, den er kritisiert. Man könnte sich aber auch fragen, ob so eine Kritik nicht etwas zu spät kommt.
Auf der anderen Seite finde ich es persönlich gut, dass diese Kritik, auch wenn nur von einer Person geäußert, ihren Wiederklang in den Medien findet, da ansonsten, wegen der täglichen, vorzüglichen Lobbyarbeit des Fernsehens, die sich durch das "Fernsehen" von selbst ergibt, eine heile Welt entsteht, die den Menschen klar macht, dass das Programm immer so anspruchslos war und das dies ja auch gut sei, weil man so viel besser, als gewöhnlicher Mensch, entspannen kann.
Sag aber jetzt ein "Prominenter": " Hey, aber eigentlich ist das ganze Fernsehen ja inhaltslos.", so kann man nur hoffen, dass sich paar Leute, die sich normaler Weise keine Gedanken machen über den Inhalt des ausgestrahlten Programmes, etwas Zeit nehmen, auch wenn nur beim durchlesen der Nachricht, dass der Kritiker Reich-Ranitzki bei der Verleihung seinen Preis zurückgab, und darüber Nachdenken, warum Reich-Ranitzki dies getan hat, sowie vielleicht weiter hinterfragen, ob er nicht Recht bzw. teilweise recht hat. Geschiet dies, so bin ich überzeugt, dass sich schon der "Aufwand" des Reich-Ranitzki gelohnt hat.
Ich fand seinen Auftritt so unsagbar peinlich und alles andere als direkt. Er kam mir so unehrlich vor und wollte sich einfach nur mal wieder wichtig machen. Er hätte doch einfach höflich von der Verleihung Abstand nehmen können. Das hätte eventuell ein Zeichen gesetzt. Stattdessen haut er da unnötig auf den Tisch, als hätte er überhaupt irgendetwas zu sagen. Kritik ist gut und schön, aber sie sollte wenigstens konstruktiv sein.
Aber wer weiß, vielleicht haben die anwesenden Schauspieler und Produzenten es nicht anders verdient. Ich verstehe nämlich nicht, wie diese nach einem Schlag ins Gesicht noch wie so kleine Kinder klatschen konnten. Das war ja noch peinlicher, als die Pseudo-Rede vom Reich-Ranitzki.
Also grundsätzlich finde ich es nicht schlecht, dass auch mal jemand dessen Wort man Gehör schenkt, das immer Niveauloser werdende Fernseh-Programm kritisiert. Ich finde eigentlich auch diese ganze Fernsehpreis-Veranstaltung mehr als peinlich. Die gleicht einer Selbstbeweiräucherung derer die das Fernsehen immer dummer machen.
Die Frage ist aber natürlich ob der Herr Reich-Ranicki das nicht schon vorher wusste oder hätte wissen müssen. Er hat es ja so dargestellt, dass ihm vorher niemand wirklich gesagt hat was für einen Preis er da bekommt und was das für eine Veranstaltung ist. In seinem Alter und als weltberühmter Kritiker denke ich aber hätte er sich vorher mal darüber informieren können um nicht alle so über den Mund zu fahren.
Nun wirkt seine Kritik so, als wenn er sich einfach nochmal mit einem großen Auftritt in den Vordergrund spielen wollte. Das macht seine eigentlich richtige Kritik bei vielen Leute leider wieder zur Lachnummer eines Alten Mannes. Schade eigentlich.
Ich habe den Auftritt ebenfalls gesehen und mir auch die vereinbarte Nachsendung von Thomas Gottschalk mit ihm. Egal ob er diese Kritik nun geäußter hat, um auf sich Aufmerksam zu machen oder nicht, bleibt zu sagen, dass er gesagt hat, was viele gebildete Menschen heute schon wissen, nämlich, dass unser Fernsehn verblödet. Meiner Meinung nach hat er es auch gar nicht nötig auf sich Aufmerksam zu machen, weil er keinen Wert auf Preise legt, die er nicht einmal behält, sondern an Museen schickt.
Ich bin glücklich, dass die Sendung live war, ansonsten hätte man es auf jedenfall irgentwie geschnitten, denn ich kann mir gut vorstellen, welche Qualen die Verantworlichen durchleben mussten, wenn vor laufender Kamera über sie geurteilt wird und das ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen.
In der Sendung danach sagte er, dass er es nicht verstehen kann, warum ihn manche deshalb als mutig abstempeln, weil er es mal endlich gesagt hat, denn "wir leben schließlich nicht mehr in der Stasizeit!". Aber denoch würde ich es als mutig bezeichnen es den Schaustellern und Produzenten so vor den Kopf zu werfen, obwohl er auch vorher gesagt hat, dass er keinen beleidigen möchte.
Insgesamt würde ich schon sagen, dass er gar nicht mal so unrecht hatte mit dem, was er sagte. Die neuen Sendungen haben das restliche Niveau verloren und die Sender sind gezwungen damit weiter zu machen, weil es anscheinend geliebt wird. Das Volk verdummt mehr und mehr.
.daviD hat geschrieben:In der Sendung danach sagte er, dass er es nicht verstehen kann, warum ihn manche deshalb als mutig abstempeln, weil er es mal endlich gesagt hat, denn "wir leben schließlich nicht mehr in der Stasizeit!".
Das hat er garantiert nicht gesagt als ehemaliger Agent kommunistischer Geheimdienste, sondern: Das wir heute keine Gestapo mehr haben die ihm weit unangenehmer in Erinnerung geblieben sein dürfte!
Im Grunde fand ich Reich-Ranickis Auftritt sehr übertrieben, sowohl gegenüber Gottschalk als auch gegenüber dem Publikum. Was Reich-Ranicki geäußert sagte er nicht als erster und nicht als letzter und er hat damit nur (wieder) etwas ausgesprochen, was vor ihm auch schon die meisten wussten. Sehe es jetzt nicht als weltbewegend an.
Zynisch ist, dass Reich-Ranicki selbst ein Teil dessen ist, was er kritisiert, denn das literarische Quartett war doch eine ziemliche Einmannshow und Reich-Ranicki hat in diesem einige Skandale provoziert und damit stieg auch sichtlich die Popularität dieses Formats. Hätte Reich-Ranicki nicht fast schon bohlenhaft (nur nicht auf einem so niedrigem Niveau) Autoren und Bücher verrissen oder in den Himmel gelobt wäre das Publikum nicht in solchen Scharen zu ihm gelaufen. Im Grunde besteht im Ablauf bzw. in der Machart von DSDS und dem literarischem Quartett kein großer Unterschied: Einer dirigiert, der Rest um ihn sind mehr oder weniger nur Stichwortgeber und das vorgeführte Material wird verrissen oder gelobt.
Also im Grunde gehört Reich-Ranicki zu dem was er kritisiert und auch er machte polarisierendes Auftreten zu einem Markenzeichen! Mir kommt seine Kritik vor wie der Geisterbeschwörer, der zum Eremiten wurde und nach 20 Jahren gegen das von ihm mitbegründete Werk hetzt getreu Goethe: "Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los."!
Und was das Fernsehen, die Macher, ihre Verantwortung und das Publikum angeht fällt mir nur ein Zitat vom ehemaligen RTL Chef Helmut Thoma ein, als dieser auf eine Frage frei zugab, dass das von ihm mitgemachte Programm selbst nicht als besonders bildend oder niveauvoll zu sehen sei, aber erwiderte: "Nicht dem Angler muss der Köder schmecken, sondern dem Fisch!"
Ich kann nur meinem Vorschreiber Subbotnik zustimmen. Was mich nun auch im Laufe der weiteren Berichterstattungen sehr stört, sind die von RR vorgeschlagenen "gemütlichen Fernsehabende bei Kultur, Kultur und nochmals Kultur". Es hat mich auch gestört, dass er hier sehr einseitig geblieben ist und nicht wenigstens auf Berichterstattungen aktueller und politischer Natur eingegangen ist.
Darf man einmal unken: ist dieser Zug der Zeit mit aktueller Berichterstattung und Science Fiction, Krimis und Spannungsgeladenen Filmen an ihm vorbei gegangen. Ist er leider mit seinen 88 Jahren vor 20 Jahren stehen geblieben?
Jedoch auch damals las man nicht nur Böll und schaute sich OpernTV an. Schade, Herr RR sie waren einmal Vordenker, heute leider nur noch veralteter (auf die angedachten Themen bezogen, nicht auf die Person!) Querdenker.
Anne-Bonny hat geschrieben:Jedoch auch damals las man nicht nur Böll und schaute sich OpernTV an. Schade, Herr RR - sie waren einmal Vordenker - heute leider nur noch veralteter (auf die angedachten Themen bezogen, nicht auf die Person!) Querdenker.
Wobei man sowas aber heute fast nur noch bei Arte und 3Sat zu sehen bekommt. Das Fernsehprogramm ist schon sehr einseitig geworden, aber wenn es der Zuschauer so haben will. Oder vielleicht auch nicht? Vielleicht sind wir auch nur nichts besseres gewöhnt und geben uns deswegen mit dem zufrieden was wir haben.
Vielleicht sollte man es ja einfach mal wie im Film Free Rainer versuchen. Die Quoten manipulieren und damit das Fernsehen zwingen was "anständiges" zu senden.
Im Grunde seh ich es erstmal richtig das mal jemand sein "Maul" aufgerissen hat. Das Problem dabei besteht nur darin, dass max. zwei Wochen darüber diskutiert wird und sich das niemand annimmt.
Ich hbae das Gespräch zwischen Gottschalk und Ranicki noch nciht gesehen, werd ich aber auf Youtube noch nachholen.
Wie auch schon ein paar meiner Vorredner, bin ich nicht vollkommen mit Herrn Ranicki einer Meinung. Aber im Großen und Ganzen hat er doch recht. Was ist da denn heut für eine Fernsehlandschaft, wo Bauern ihre Lebensgefährtinen im Fernsehen suchen oder wo "Musikstars" von "Dummschwätzern" ausgesucht werden? Wo kommen denn heutzutage Literaturdiskussionen im Fernsehen oder politische Kabarett? Da muss man die Fernsehzeitschriften schon ganz genau durchsuchen.
Sendungen die zum Denken anreizen? Es muss nicht immer alles total ernst sein und es sollena uch nciht nur Kulturele Beiträge im TV ausgestrahlt werden. Aber gerade das Beispiel Kabarett, finde ich meist nur bei Youtube. Gewisse Sendungenwerden doch schon von den öffentlich rechtlichen Fernsehanstallten in die Ecke geschoben. Politisch anregende Sendungen zeigt ZDF nicht mehr im offenen sonder bei ZDF Doku oder sonstigen, was wiederum nciht für jeden zugänglich ist, wie ich festellen musste.
Das Programm ist nur noch mit Serien, Shows und teilweise sinnlosen Spielfilmen vollgestopft. Aber dafür sind nicht die Sender schuld sondern die Leute die vor den Geräten sitzen.
Es ist ein schwieriges Thema und die Diskussion von Herrn Ranicki sit eben nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein und der wird ganz gazn schnell wieder verpuffen.
Endlich mal jemand der Klartext spricht. Da ich beruflich oft unterwegs bin habe ich selten Zeit Fernsehen zu schauen. In den Abendstunden tummele ich mich meistens im Internet, lese meine @mails und interessante Berichte beziehungsweise Meinungen bei Talkteria, so daß ich immer up to date bin. Nur wenn ich Urlaub habe finde ich Zeit auch mal vormittags, mittags oder nachmittags Fernsehen zu schauen. Aber was da läuft ist erschreckend. Werden wir eine Tratschtanten Gesellschaft.
Gerichtsverhandlungen laufen den ganzen Mittag. Vormittags irgendwelche Talkshows, die sich damit beschäftigen wer wem was gesagt hat beziehungsweise geschwängert hat. Nachmittags Boulevardmagazine die nur in die Privatsphäre verschiedenster Menschen eindringen. Brauchen wir das? Nein, ich brauche das nicht. Zwei Tage habe ich mir Hoffnung gemacht, es wird ja was anderes kommen, aber es kommt ja nichts anderes. Ich muß dazu sagen, da ich nicht oft Fernsehen schaue, habe ich auch kein Fernsehprogramm.
Mich als Einzelnen interessiert so etwas nicht. Mit Sicherheit gibt es Menschen die auf so etwas stehen. Ich nicht. Fernsehen soll für mich etwas unterhaltendes und bildendes sein. Aber trotzdem ist es erschreckend, daß so etwas so viele Menschen sehen. Sonst kann ich mir den gleichen Kurs aller Sender nicht erklären. Dieses ist natürlich auch für Herr Reich-Ranicki auch sehr schockierend. Vor allem die Tatsache, daß solche Sendungen im ARD und ZDF geehrt werden. Ich habe mir die Zeit genommen dieses Jahr die Verleihung vom deutschen Fernsehenpreis zu sehen, da ich wusste dass Herr Reich-Ranicki geehrt werden sollte.
Ihn schätze ich sehr nicht nur als Kunst- und Literaturkritiker, sondern auch als Schriftsteller. Es war für mich ein Highlight, daß sich endlich jemand gegen diese Volksverdummung gewährt hat und nicht in einer Reihe mit den Machern diverser Castingshows, wo junge ambitionierte Leute mit hässlicher Straßensprache desillusioniert werden , stehen wollte. Ich sage nur Bravo. Das beim Fernsehen nicht nur Sensationsacher arbeiten bewies auch der Moderator des deutschen Fernsehnpreises Herr Thomas Gottschalk. Er rettete die gesamte Situation mit seiner tollen Rhetorik. Auch hier ein Bravo.
Ich sage Gott sei Dank hat die Moderation nicht einer dieser Castingshowmoderatoren gemacht, das wäre dann eine richtige Blamage.
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