Wie kann ich Flugangst überwinden?
Dies ist eines der Probleme, das nicht Betroffene unmöglich nachvollziehen können. Leider habe ich ein solches Problem, und zwar meine akute Flugangst. Es gibt keinen triftigen Grund dafür, da ich in meinem ganzen Leben bislang erst einmal eine kurze Strecke (Berlin – Paris) geflogen bin und der Flug ohne jegliche Zwischenfälle verlaufen war. Nun ja, sieht man einmal davon ab, dass ich die ganze Zeit über schlotternd wie in den Sitz hineingepresst verbrachte. Das Wetter war schön, Abflug und Landung verliefen völlig problemlos, aber ich war trotzdem mit den Nerven zu Fuß. Danach vermied ich es, noch einmal in ein Flugzeug zu steigen.
Es wird sich jedoch wohl nicht vermeiden lassen, denn in ein paar Wochen heiratet mein Bruder, der in Japan lebt. Der bloße Gedanke daran, ein Flugzeug besteigen zu müssen, verursacht regelrechte Panik in mir. Meine Eltern und mein kleinerer Bruder werden mich begleiten und haben mir geraten, ich solle vor dem Flug ein paar Gläser Wein (anderen Alkohol mag ich nicht) kippen.
Das scheint mir aber auch keine wirklich gute Lösung zu sein. Fast jede Nacht habe ich Alpträume, die mit der Angst vor diesem Flug zusammenhängen (letzte Nacht etwa saß ich völlig hilflos am Steuer einer Boeing). Ob mir ein Psychiater helfen könnte? Oder Medikamente?
Hallo!
Probleme mit der Flugangst sind weit verbreitet. Ich muss sagen dass ich persönlich keine Flugangst habe, aber viel Erfahrung durch flugängstige Bekannte.
Wieviel verstehtst du von Flugzeugen, genauer gesagt der Technik und Ausbildung der Piloten?
Oftmals ist die Unwissenheit über das Geschehen im Cockpit mitverantwortlich. Es ist für viele unverständlich weshalb ein Flugzeug selbst bei keiner Sicht sicher gelandet wird und warum die Piloten nicht mit den Händen krallend das Steuerhorn bedienen. Dies alles übernimmt der Autopilot, ein hochtechnisiertes Computersystem. Es wird über das FMC/FMS, ein Bordcomputer vor dem Flug programmiert.
Wenn du dir im klaren bist woher die Geräusche im Flug kommen, kann es auch die Nerven beruhigen. Beim Start heulen die Turbinen auf und es gibt einen kräftigen Schub nach vorne, die Klappen an den Tragflächen verursachen auch ein kleines Geräusch. Auf Reiseflughöhe gibt es eigentlich nur das ständige brummen der Triebwerke und gegebenenfalls kleine Leistungsveränderungen. Bei der Landung fahren die Klappen wieder aus, zusätzlich nach dem Touch Down sogenannte Spoilers. Damit wird verhindert dass das Flugzeug wieder hochspringt.
Es gibt von der Lufthansa und anderen Unternehmen Seminare gegen die Flugangst. Ich würde keinesfalls Alkohol benutzen, und Tabletten nur auf Verweis. Ich hoffe dass du weißt welch sicherers Verkehrsmittel das Flugzeug ist.
Ich kann das Problem der Flugangst absolut gut verstehen, da ich selbst darunter leide. Auch ich vermeide möglichst zu fliegen, so dass mein letzter Flug mittlerweile auch schon sechs Jahre zurück liegt. Ich kann bestätigen, dass auch ich keine negativen Erfahrungen gemacht habe, mich bei meinem ersten Flug vorher sogar darauf gefreut habe. Doch als ich dann im Flugzeug saß, merkte ich, dass mir nicht nur mulmig war, sondern ich tatsächlich heftige Angstsymptome an den Tag legte, die von Flug zu Flug schlimmer wurden (Herzrasen, Schweißausbrüche, gefühlte Atemnot, Schwindel etc.).
Auch ich habe mich mit der Thematik auseinandergesetzt (auch mit den verschiedenen Theorien, die es dazu gibt), wobei mir die Theorie des "Kontrollverlusts" am nähesten kommt. Ich bin es in meinem Alltag gewohnt, stark zu sein, wichtige (berufliche) Entscheidungen treffen zu müssen und gebe das Ruder nur ungern aus den Händen. Steigt man nun in ein Flugzeug, ist man einer anderen, unbekannten Person -dem Piloten - quasi "ausgeliefert" und man hat keine Möglichkeit in das Fluggeschehen einzugreifen. Zudem gesellen sich die oft doch unbekannten Geräusche und Abläufe während eines Flugs, die eine anfängliche Unsicherheit noch vergrößern können.
Insgesamt muss ich sagen, dass ich relativ hoffnungslos bin, mich jemals von der Flugangst zu befreien, womit ich gleichzeitig sagen will, dass dies ein aktiver Prozess ist - man wird nicht einfach "geheilt", sondern muss meines Erachtens aktiv sich damit auseinandersetzen. So habe ich einen Bekannten, der bei einer Fluglinie arbeitet, un Informationsmaterial gebeten und habe ein Video über die Abläufe und Sicherheit im Flugzeug erhalte. Zudem habe ich sämtliche Literatur und Ratgeber zu diesem Thema der Flugangst gelesen. Außerdem habe ich einen Arzt kontaktiert, der mir Tabletten verschrieben hat, die man vor einem Flug nehmen soll. Da die beschriebenen Nebenwirkungen aber alles andere als harmlos waren, habe ich diese Tabletten nie genommen. Ein weiterer Versuch, die Flugangst zu besiegen, war die Methode des autogenen Trainigs sowie die der progressiven Muskelentspannung. Sie haben bei mir zwar nicht einen wirklichen Erfolg erbracht, sind aber jeden Fall einen Versuch wert.
Einzig Alkohol habe ich während eines Fluges noch nicht getrunken (obwohl das viele Mitmenschen als "tollen Tip" betrachten), da ich gelesen habe, dass Alkohol in der Luft dreimal so stark wirkt. Falls wirklich etwas im Flugzeug passiert, möchte ich doch nicht benebelt sein?!
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