Sind Tiere mehr wert als Kinder?

vom 07.10.2008, 00:41 Uhr

Eine Freundin hat mir gerade erzählt, dass ihre Nachbarin angezeigt worden wäre, sie würde ihre beiden Hunde nicht artgerecht halten. Grund dafür war, dass sie schon seit drei Wochen krank ist, und die beiden deswegen nur in den Garten schickt, wenn sie ein Bedürfnis haben, und nicht mit ihnen spazieren geht. Ein bis zweimal die Woche werden sie dann von einer Freundin ausgeführt, aber auch eher unregelmäßig. Normalerweise sind sie nämlich täglich mindestens eine Stunde auf dem Weg.

Trotzdem war es ein irres Aufsehen, bis sie das ganze regeln konnte. In der Nachbarschaft wohnt eine Familie, deren beiden Kinder extrem zusammengeschrien und manchmal auch geschlagen werden. Alle Anzeigen und Bemühungen der Nachbarn haben aber nichts gebracht. Ist es wirklich so, dass Tiere scheinbar mehr wert sind als Kinder?

» Hallo_erstmal » Beiträge: 69 » Talkpoints: 0,00 »



Hallo!

Für viele sind Tiere mehr wert als Kinder. Aber das sind dann Menschen, die vergessen haben, dass sie selber mal Kind gewesen sind und Menschen, denen das Kinderglück ausgeblieben sind und die sind dann meist gefrustet und sind dann eben auf Tiere fixiert.

Das sieht man auch schon oft bei der Wohnungssuche. 3 Kinder: nein, aber 3 Hunde: das wäre zu überlegen. Aber die meisten Leute sehen Tiere doch eher als Zeitvertreib und Freizeitbeschäftigung. Ich persönlich stelle Tiere und Kinder mittlerweile auf eine Ebene. Denn beides sind Lebewesen, die sich nicht wehren können und denen oft etwas aufgedrängt wird, was sie nicht wollen. Beides sind Lebewesen, die geschützt werden müssen und die gefördert werden müssen.

Wenn die Anzeigen der Nachbarn bei den Kindern nichts gebracht haben, dann würde ich beim Jugendamt nicht locker lassen. Wenn ich mitbekomme, dass Kinder geschlagen werden und das auch noch öfters, dann muss das Amt was unternehmen. Ich denke mal, dass da kein Nachdruck bei den nachbarn dahinter war, als sie dieses zur Anzeige gebracht haben. Oder sie haben keine Anzeige gemacht, sondern "nur" die Polizei oder das Amt angerufen und es nicht dramatisch genug geschildert.

Aber auch, wenn man das Veterinäramt anruft, wenn irgendwo was mit Haustieren im argen liegt, reagieren die nicht immer sofort. Manchmal miss man da wirklich mit Nachdruck rangehen, wenn man will, dass das Veterinäramt irgendwo etwas überprüfen soll.

Im allgemeinen denke ich, dass es nicht so ist, dass Tiere mehr wert sind. Sie haben einfach einen anderen Stellenwert. Auch wenn manche mehr mit tieren anzufangen wissen und manche eben mit Kindern, so denke ich nicht, dass man sagen kann, dass Kinder weniger Wert sind.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Natürlich sind Tiere nicht mehr Wert als Kinder. In unserem Rechtssystem werden sie ja als Gegenstand bezeichnet. Ich gehe einfach mal davon aus, dass es auch bei den Polizisten mehr oder weniger Motivierte Menschen gibt. Die Sache mit den Hunden ist wohl an einen sehr engagierten Polizisten gegangen, der wahrscheinlich auch selber Hunde hat und sicher gehen wollte, dass keinem Tier geschadet wird.

» AppleFan08 » Beiträge: 521 » Talkpoints: -1,68 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Also ich könnte mir vielleicht vorstellen, dass es einfacher ist gegen falsche Tierhaltung Anzeige zu erstatten, wie gegen Kindesmisshandlung. Ich glaube bei den Tieren, kann man eher etwas bewirken. Da kann man den Leuten eher nahe legen, etwas dagegen zu tun. Bei Kindern ist dies oftmals sehr schwierig.

Verstehen kann ich es allerdings trotzdem nicht. Kinder sollten genauso geschützt werden können, wie Tiere. Das Jugendamt braucht aber leider unglaublich lange, bis es endlich einmal etwas bewirkt. Die gehen dann zwar schon mal zu der Familie hin, aber oftmals können sie da leider nicht viel bewirken. Bei Tieren sind, so glaube ich, die Bestimmungen eindeutiger. Wobei da auch schon selten genug, etwas unternommen wird, wenn wirklich Tierquälerei vorliegt.

Das Schlimme ist, dass wenn es wirklich, etwas schlimmes gibt, wird dem häufig kaum nachgegangen, aber wenn es sich um so etwas, wie bei dem einen Fall mit den Hunden handelt, was ja im Endeffekt, so glaube ich wenigstens, keine Tierquälerei ist, sondern ein vorübergehender Engpass, dann wird da sofort eine riesige Welle in Gang gesetzt.

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» fleissigesbienchen » Beiträge: 339 » Talkpoints: 35,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hallöchen,

Würde ich nicht miteinander vergleichen wollen. Es gibt wirklich sehr viel Tierleid, so wie es auch Kinderleiden gibt. Rein rechtlich sind Kinder mehr wert, aber auch hier kann man oder will man manchmal nicht eingreifen und wartet, bis schlimmeres passiert. Fakt ist, dass es viele schlimme Berichte gibt, aber nicht immer läuft es so ab. Oftmals wird von aufmerksamen Lehrern oder Ärzten bei Routineuntersuchungen schon was festgestellt, sodass man was in der Hand hat und dann auch eingreifen kann. Man braucht eben Beweise. Denn Fakt ist auch,dass Kinder ihre Eltern brauchen und man nur eingreifen kann,wenn man wirklich was hat.

Ähnlich ist es auch bei Tieren. Wenn man was meldet, braucht man auch Beweise, hat man die nicht, wird der Hund weiter geschlagen, bis man was hat. Das Vetamt macht sich auch nicht immer die Mühe, der Sache nachzugehen und wenn dann 3 tote Hunde in der Wohnung verwesen, weil sie totgeprügelt wurden, stört das auch keinen. Ich will damit nicht sagen,dass ein toter Hund schlimmer ist als ein totes Kind, auf keinen Fall. Ich sehe es so,dass man Kinder nicht zu Tieren und Hunde nicht zu Sachen abstempelt.

Liebe Grüße
winny

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


fleissigesbienchen hat geschrieben:Also ich könnte mir vielleicht vorstellen, dass es einfacher ist gegen falsche Tierhaltung Anzeige zu erstatten, wie gegen Kindesmisshandlung. Ich glaube bei den Tieren, kann man eher etwas bewirken. Da kann man den Leuten eher nahe legen, etwas dagegen zu tun. Bei Kindern ist dies oftmals sehr schwierig.

Genauso ist es. Aber nicht weil man nicht Beides anzeigen könnte, sondern weil meist doch noch eine Hemmschwelle existiert, Eltern wegen Kindesmisshandlung anzuzeigen. Man möchte ja niemand übel nachreden.

Ehemalige Nachbarn meiner Eltern haben ihre Kinder auch sehr stark vernachlässigt. Eine Vorsprache beim Jugendamt ergab als Antwort, da müssen sich die Eltern selbst melden. Nur auf einen Hinweis der Nachbarn würde man nicht tätig. Als Antwort hagelte es dafür für etliche aus dem Dorf Anzeigen wegen nicht artgerechter Tierhaltung - erstattet von den Nachbarn meiner Eltern. Auch ich habe eine bekommen. Der Amtstierarzt meinte er müsste jeder Anzeige nachgehen. Im übrigen verstehe ich nicht, was es da für ein Aufsehen gab. Der Amtstierarzt rief an und meinte er müsse sich die Tiere vor Ort anschauen, wir haben für den gleichen Abend einen Termin vereinbart, der Tierarzt hatte nichts zu beanstanden und das war es dann.

An diesen unterschiedlichen Vorgehensweisen aber festmachen zu wollen, Kinder seien weniger wert als Tiere finde ich etwas voreilig. Hätten die Nachbarn Anzeige erstattet, dann hätte dem sicher nachgegangen werden müssen, wenn man es aber "nur" meldet, dann ist es eben doch ein wenig anders. Hier ist wohl eher die Vorsicht der Nachbarn das "Übel", dass diese den Eltern nicht schaden wollen.

Und selbst wenn eine Anzeige vorliegt, wird man den Eltern nicht gleich die Kinder wegnehmen oder was sollte Deiner Meinung nach passieren. Auch in diesem Fall müsste ja erst mal nachgewiesen werden, dass es den Kinder wirklich nicht gut geht. Und da Kinder, auch wenn sie von ihren Eltern nicht besonders gut behandelt werden, immer an diesen hängen, ist die Beweisführung um einiges schwieriger.

Darum sehe ich nicht unbedingt, dass Tiere mehr wert sind als Kinder. Obwohl es sicherlich Menschen gibt, die Tiere mehr schätzen als Kinder.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Oder sie haben keine Anzeige gemacht, sondern "nur" die Polizei oder das Amt angerufen und es nicht dramatisch genug geschildert.

Dabei gilt es dann natürlich aber auch, nicht zu übertreiben, wenn es denn nicht dem vorliegenden Sachverhalt entspricht. Wenn man dann aus vereinzelten Schlägen der Kinder gleich die krankesten Perversionen macht und die Kinder den Eltern daraufhin weggenommen und in ein Heim gesteckt werden, hat man ihnen sicherlich nichts Gutes damit getan. Ich habe selbst als ich noch jünger war einige Ohrfeigen bekommen, was meine Eltern aber keineswegs gleich zu schlechten Erziehungsberechtigten macht. Ich denke, man muss das Gesamtbild betrachten, geht es ihnen davon abgesehen gut (wobei das Anschreien genauer untersucht werden müsste, schließlich ist seelische Grausamkeit meiner Meinung nach sehr viel schlimmer), dann sind weitgreifendere Maßnahmen ungerechtfertigt.

JotJot hat geschrieben:Genauso ist es. Aber nicht weil man nicht Beides anzeigen könnte, sondern weil meist doch noch eine Hemmschwelle existiert, Eltern wegen Kindesmisshandlung anzuzeigen. Man möchte ja niemand übel nachreden.

Und im Umkehrschluss ist nicht artgerechte Tierhaltung (in diesem Fall scheinbar auch noch fälschlicher Weise) zur Anzeige zu bringen dann keine üble Nachrede oder wie darf man sich das jetzt vorstellen :lol: ?

Aber wie dem auch sei, wenn ich daran denke, dass bereits auf das Töten von Embryos bestimmter vom Aussterben bedrohter Tierarten eine hohe Strafe steht und es beim Menschen weltweit pro Jahr über 40 Millionen mal und dazu oft auch noch straffrei geschieht, wird mir ganz anders. Daher kann ich die Fragestellung des Threadstarters schon ziemlich gut nachvollziehen, wenn auch aus anderen Gründen, aber dies ist nun mal auch solch ein Aspekt, den man miteinbeziehen sollte. Und davon ist übrigens nur ein Bruchteil medizinisch wirklich begründet, der Rest erfolgt bloß nach der Beratungsregelung (3.000 gegenüber 110.000, laut einer Studie des statistischem Bundesamt). In diesem Fall hat das Tier (selbst das ungeborene) also ganz eindeutig mehr Rechte als der Mensch.

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» Demut » Beiträge: 376 » Talkpoints: 19,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Demut hat geschrieben:Aber wie dem auch sei, wenn ich daran denke, dass bereits auf das Töten von Embryos bestimmter vom Aussterben bedrohter Tierarten eine hohe Strafe steht und es beim Menschen weltweit pro Jahr über 40 Millionen mal und dazu oft auch noch straffrei geschieht, wird mir ganz anders. [...] In diesem Fall hat das Tier (selbst das ungeborene) also ganz eindeutig mehr Rechte als der Mensch.

Ziemlich komische Wahrnehmung von Realität - dadurch dass der Mensch das Recht hat über sich selbst zu entscheiden, werden ihm Rechte genommen? Und am schlimmsten: Menschen werden für ihre freie Entscheidung nicht einmal bestraft, nur weil die den Normen und Werten einer (zum Glück) zunehmenden Minderheit nicht entsprechen! Irgendwie nur eine Haltung, die man nur bei religiösen Fanatikern und ihren undemokratischen Vorstellungen antrifft bei denen Menschenrechte und Humanismus noch nicht im Weltbild angekommen sind, sorry.

Was die üble Nachrede angeht: Tierquälerei & Co werden in Deutschland von der Mehrheit immernoch als Kavaliersdelikte betrachtet und wiegen weit weniger schwer als etwa Kindesmisshandlung, was ja schon ein soziales Stigma darstellt. Dazu kommt, dass man hier das "interne Recht" von Familien ihre Konflikte selbst zu lösen und zu ertragen höher ansieht als wie sie mit ihrem Besitz (eben auch Tiere) umgehen. Ob es sich da um den Hund oder den Gartenzaun handelt ist fast egal was die Wertigkeit angeht.

So gesehen sind Tiere eben nicht mehr Wert als Kinder, da man sie gesellschaftlich immernoch als Ware auffasst, die man anderen einfach wegnehmen kann, wenn mit ihr nicht richtig umgegangen wird.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


@Demut: Subbotnik hat in den letzten beiden Absätzen schon das erläutert, was ich sonst noch geschrieben hätte. Zusätzlich ist es wohl noch so, dass man dem Schicksal eines Kindes doch mehr Mitgefühl entgegen bringt und deswegen zögert etwas zu unternehmen, was dem Kind und auch der Familie schaden könnte.

Und zum Vergleich des Töten von Embryos aussterbender Rassen und der straffreien Abtreibung menschlicher Embryos in Deutschland: Der Mensch ist wohl doch keine aussterbende Rasse, oder sollte mir da etwas entgangen sein. Und zum Thema Abtreibung gibt es hier im Forum schon einige Diskussionen, beispielsweise Kind oder Abtreibung.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Manchmal hat man schon das Gefühl das hier in Deutschland zumindest Haustiere wesentlich mehr akzeptiert und betütelt werden als Kinder.

Kinder nerven schneller als Haustiere, sie schreien, sie rennen rum, sie toben, sie sitzen nicht still, Haustiere sind da pflegeleichter ;) Ich stimme zudem auch zu das man bei einem Tier schneller handelt, nicht mal weil es einem mehr leid tut als Kinder die schlecht behandelt werden, sondern einfach weil es einfacher ist jemandem ein Tier wegzunehmen, damit es dem besser geht, als einem Kind.

Und na ja, eigentlich ist die Unterscheidung Mensch Tier ja eh hinfällig, den schließlich sind wir auch "nur" Säugetiere ;)

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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