Warum gibt es so wenige Lehrstellen?

vom 05.10.2008, 22:54 Uhr

Die Pflichtschüler werden in den letzten Schuljahren immer wieder darauf angesprochen von den Lehrern, was sie mal werden möchten. Die Palette von Berufen ist riesengroß. Die Traumberufe sind für Normalsterbliche eh meist nur Illusion. Ich wollte mit vierzehn noch Astronaut werden. Dreizehn Monate später drückte ich die Schulbank einer agrartechnischen Schule.

Vieler meiner Kollegen in der Hauptschule wollten einen Beruf erlernen. Einige bekamen auch die entsprechende Lehrstelle, doch die meisten hatten das Glück nicht. Warum mangelt es an Lehrstellen? Müsste nicht der Staat dafür sorgen, dass genug Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen? Wie denkt ihr darüber?

» Neverland » Beiträge: 7 » Talkpoints: 0,00 »



Hallo!

Wenn man den Medien glauben kann, dann gibt es sehr viele offene Lehrstellen, wo es keine Bewerber für gibt, weil die Lehrstellen eben nicht so beliebt sind. Es gibt bestimmt für jeden eine Lehrstelle, wenn man nicht vernagelt in eine Berufsrichtung die Bewerbungen schreibt, sondern schon da ein wenig flexibel ist.

Und mit Hauptschulabschluss ist es auch schwer. Viele Firmen wollen Realschulabschluss, Fachabi oder Abitur. Selbst für solche Berufe, wo man das eigentlich nciht braucht.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Hallo Neverland,

ich glaube eigentlich nicht, dass es zu wenig Lehrstellen gibt, ich glaube einfach, dass für viele Abgänger die Rahmenbedingungen nicht stimmen, bzw für die Firman paßt da was nicht. Es kann daran liegen, dass die Abgänger nicht den richtigen oder einen zu niedrigen Abschluß haben. Oder auch, dass der Beruf nicht unter die Kategrie "Traumberuf " fällt, bzw die offene Lehrstelle einfach auch zu weit weg ist. Sicher ist es nicht jedem Abgänger egal, ob er von daheim wegziehen muß oder sollte. Aber andererseits kann man da sehr viel lernen und selbständig werden.

Und wenn man sich unschlüssig ist, was man für einen Beruf erlernen möchte, so kann ich eigentlich nur empfehlen, in den Schulferien Praktikas zu machen. Das macht einen guten Eindruck bei den Firmen und man hat bereits einen kleinen Einblick in das Berufsfeld. So kann man vielleicht schonmal abschätzen, ob der angeschaute Beruf das richtige sein könnte.

LG P-P

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» P-P » Beiträge: 3246 » Talkpoints: 1,58 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Hallo,

ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Es gibt keinesfalls zu wenige Lehrstellen in Deutschland. Vielmehr ist es so, dass uns in den letzten Jahren die qualifizierten Leute ausgegangen sind.

Was nützt einer Handelskette ein Lehrling der nicht richtig rechnen kann oder ein Handwerker der zu faul ist, usw. Die Frage dabei ist jedoch: An wem liegt das?

Sicher nicht nur an denen die eine Lehrstelle wollen. Ich denke vielmehr dass das ein Problem des Schulsystems ist. Heutzutage gibt es immer mehr Hauptschulabgänger und wer nach 9 Jahren seine Schulausbildung beendet, hat nun einmal nicht alle Voraussetzungen für eine gutqualifizierte Ausbildung.

Man sollte meiner Meinung nach daher das Schulsystem reformieren und alle Schüler sollten bis zur 10. Klasse denselben Unterrichtsstoff behandeln. Auch da wird es zwar Jugendliche geben, die diese Pensum nicht schaffen, aber dafür könnte sich auch eine Lösung gefunden werden.

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» phpman » Beiträge: 1086 » Talkpoints: 49,35 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Es gibt in gewissen, populären, Bereichen mit Sicherheit zu wenige Lehrstellen, Beziehungsweise, es gibt viel zu viele Bewerber. Andererseits, gibt es auch genug Lehrstellen, die nicht besetzt werden können, weil den Job keiner machen will oder weil die Bewerber einfach nicht die nötigen Qualifikationen mitbringen. Bei meinem Metzger hängt seit Monaten eine Anzeige im Laden und er findet keinen Lehrling. Denn wer will schon lernen wie man Tiere schlachtet? Und mein Onkel hat in seinem Betrieb (Heizungsbau) nur eine Lehrstelle besetzen können dieses Jahr, weil alle anderen Interessenten nicht mal die einfachsten Aufgaben im Einstellungstest geschafft haben.

Was soll der Staat da machen? Ich meine, was würde es bringen wenn es 1000 neue, staatlich subventionierte, Lehrstellen für Automechaniker geben würde? Die 1000 würden doch nach der Ausbildung überhaupt keinen Job finden, weil dieses Lehrstellenangebot überhaupt nicht am Markt orientiert ist.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Auch ich glaube nicht, dass es zu wenig Ausbildungsplätze gibt. Eher sind es zu unqualifizierte und teils auch unmotivierte Ausbildungsplatz-Suchende. Wie schon im Thread Gute Nachricht für Schulabgänger ohne Ausbildungsplatz! bemerkt, wird immer seltener zielgerichtet in der Schule gelernt. So werden Schulfächer abgewählt, die für den Ausbildungsberuf wichtig wären - was nützt da ein guter Notenschnitt.

Dass immer mehr Firmen Realschüler bzw. Abiturienten einstellen und ausbilden hat auch damit zu tun, dass diese Azubis dann doch über mehr Lebenserfahrung verfügen und zielgerichteter sind.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Die Probleme liegen Hauptsächlich beim Suchenden. Zu unflexibel, weil man nur in eine Richtung sucht, und/oder nicht bereit ist, das süsse Leben im Hotel Mama aufzugeben. Dazu die Propaganda der letzten Jahre, das wieder tausende von Schulabgängern keine Ausbildung bekommen haben. Da haben schon die jüngeren im Vorfeld resigniert und nur das nötigste für die Schule getan.

Es gibt seit Jahren schon genug Lehrstellen. Allerdings müssen eben auch die zukünftigen Lehrlinge begreifen, das man nicht immer über seinen Wunschberuf ins Arbeitsleben kommt und das die Arbeit nicht direkt vor der Haustür ist. Oder warum kommen sonst Firmen auf die Idee, sich die Lehrlinge aus dem ehemaligen Ostblock zu holen? Die Leute dort sind wesentlich motivierter.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Aus dem Bekanntenkreis kann ich es auc nur bestätigen, dass es durchaus noch Lehrstellen gibt, aber leider nur in recht unbeliebten Bereichen. Zum Beispiel im Dorf wo ich herkomme, bildet der Bäcker regelmäßig aus. Er ist ein netter Mann mit Familie und den Lehrlingen wird extra ein kleines Appartment im Haus angeboten, weil man als Bäckerlehrling ja auch recht früh aufsteht und gerade im Winter nicht unbedint größere Entfernungen auf der Straße so früh morgens zurücklegen möchte wegen dem Glatteis. Seit Juli hat der Mann mehrere Bewerber für eine oder zwei Wochen zur Probe bei sich gehabt, aber entweder sind sie von sich aus wieder gegangen, weil ihnen der Beruf nicht gefiel, oder aber sie stellten sich in der Bäckerei einfach absichtlich dämlich an, sodass er beim besten Willen keine Chance gesehen hat, sie zu motivieren. Schlussendlich lief es darauf hinaus, dass die Stelle für dieses Jahr unbesetzt bleibt und er es nächstes Jahr wieder versucht.

Ich denke auch, dass das viel mit den Medien zu tun hat. die Schulabgänger sind schon eher demotiviert weil sie um den Lehrstellenmangel der lange herrschte wissen und resignieren wohl ziemlich schnell.

Ich selbst hatte übrigens das Glück, doch in einen modernen "Traumberuf" hereinzukommen - allerdings hat mich das eine ganze Menge Arbeit gekostet auf die die Schule mich so keineswegs vorbereitet hat, und zusätzlich einiges an Geduld weil die Lehrstellen heiß begehrt sind und die Betriebe sich in diesem Fall natürlich das Beste vom Besten rauspicken können.

Einerseits denke ich also, wer einen begehrten Beruf erlernen will muss sich hinsetzen und alles dafür tun, um sich für eine Lehrstelle zu qualifizieren. Wer dazu aber gelinde Gesagt keinen Bock hat oder sich das nicht zutraut, der sollte sich darauf einstellen mit einem nicht-Traumberuf anzufangen um erstmal nicht völlig ohne Lehre zu sein. Man sollte dazu vielleicht auch in Schulen und Berufszentren informieren, dass man nach der ersten Lehre fast immer noch jung genug ist um eine zweite zu machen. Auch wenn das blöd ist, so kommt man ja nie aus den Lehrjahren raus, aber im Endeffekt hat man erstmal etwas vorzuweisen und dann immer noch die Möglichkeit, sich seinen Wunsch zu erfüllen. Häufig ändern sich diese ja auch gerade bei Jugendlichen noch. Mit 16 findet manch einer Autos sicher noch ziemlich cool, während er sich mit 21 dann schon denkt "Wie konnte ich mir das nur aussuchen?" und dann sogar immer noch das Alter hat, seinen Wunschberuf doch noch zu erlernen.

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Also von einem Lehrstellenmangel kann in diesem Jahr nun wirklich nicht die Rede sein. Viel eher ist es umgekehrt, dass die Firmen keine geeigneten Bewerber finden. Und so leid es mir auch für alle Betroffenen tut, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, oftmals müssen sich die Betroffenen erstmal an die eigene Nase fassen. Fehlende Qualifikation und fehlende Motivation sind oft die Gründe, warum die Bewerber nicht genommen werden.

Wenn es so extrem schwer ist einen Ausbildungsplatz für manche zu finden, dann sollte man auch mal die Unternehmen nach den Gründen befragen, warum so viele Bewerber abgelehnt werden müssen. Es ist eben nicht mehr wie in der Schule, dass alles schonirgendwie geht, man hat als Auszubildender einfach mehr Verantworungsbewußtsein mitzubringen und daran muss jeder selbst arbeiten.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Also gleich von daheim ausziehen, wegen einem Ausbildungsplatz, hätte ich damals auch nicht gemacht. Ich wäre mit gerade mal 16 Jahren dazu gar nicht in der Lage gewesen. Zu meinem ersten Ausbildungsplatz hatte ich einen Arbeitsweg von jeweils etwa einer Stunden und zumindest auf dem Hinweg musste ich zweimal umsteigen. Für mich war das eine krasse Umstellung. Zur Schule bin ich vorher keine zehn Minuten gelaufen. Längere Arbeitswege sind aber was, was man in meinen Augen hinnehmen kann und sollte.

Mein Vater hatte ja bis vor wenigen Jahren eine eigene Metzgerei. Ich hatte ausserdem noch Kontakt zu Betrieben die ausgebildet haben. Das letzte Lehrmädchen meines Vaters hat sein Ausbildung in dem Jahr beendet, in dem ich meine Ausbildung begonnen hatte. Wir waren ganz vier Berufsschüler in dem Fachbereich Fleischerei.

Die meisten der Betriebe in denen ich gearbeitet habe, bilden nicht mehr aus. Es war lange Zeit so, das es in meinem Beruf zwei Berufsschultage gab. An einem Tag durten die Auszubildenden nicht mehr beschäftigt werden. Am anderen kamen sie dann erst nachmittags in den Betrieb. Da der Beruf der Fleischereifachverkäuerin nun mal auch Samstags umfasst, musste man den Auszubildenden noch einen Tag frei geben. Sie waren also drei Tage nicht oder so gut wie nicht im Betrieb. Das kann sich eine kleine Metzgerei einfach nicht leisten. Und diese Aussage habe ich von mehr als einem Metzgereiinhaber gehört.

In einem der Betriebe in denen ich gearbeitet habe, war ich zum Teil auch für die Ausbildung zuständig. Mein Arbeitgeber hat die jungen Leute mit Vorliebe wochenlang ein Praktikum machen lassen. Soweit ich das weiss, unentgeltlich. Sie mussten aber so gut wie voll mit arbeiten. Ich habe dort in wenigen Wochen mindestens 6 Auszubildende kennengelernt. Nur zwei waren wirklich interessiert und haben das auch gezeigt. Und die anderen?

Von wir kommen und gehen wie wir lustig sind ( einer war auf einmal unauffindbar. Der war einfach heimgegangen) bis zu ich will nur Verkaufen, aber andere Arbeiten ( die in meinem Beruf nun mal üblich sind. So Sachen wie Waren auffüllen und ähnliches.) mache ich nicht. Da kann ich es auch verstehen, wenn die Arbeitgeber sagen, wir stellen lieber 400 Euro Kräfte ein. Die kann man jederzeit kündigen. Und die sind auf das Geld angewiesen und machen ihre Arbeit.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


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