Beruf Grafiker

Ich gehe im Moment auf die Realschule und habe mir das Zeichnen zum Hobby gemacht. Da ich meiner Meinung nach (und auch der Meinung anderer) Talent dazu habe, würde ich gerne auch Beruflich in diese Richtung gehen und Grafiker, oder Designer werden. Nun würde ich gerne wissen, wie man mit meinem jetzigen Bildungsstand an einen solchen Job heran kommt, bzw. welchen Weg ich einschlagen muss um Grafiker oder Designer zu werden.

Muss ich da studieren, oder gibt es auch Möglichkeiten so was über eine Ausbildung zu erlernen? Ich würde mich freuen, wenn mir jemand weiter helfen könnte. Dank im Voraus!

Es gibt verschiedene Wege in diesen Bereich. Einer ist beispielsweise ein Studium, für das du mindestens ein Fachabitur oder eben Abitur benötigen würdest. Es gibt neben dem staatlichen Studiengang zum Kommunikationsdesigner auch private Hochschulen die ähnliche Studiengänge anbieten.

Ein weiterer möglicher Weg führt über eine Ausbildung, die möglichen Berufe wären Gestaltungstechnischer Assisten oder Mediengestalter für Digital- und Printmedien. Zum Gestaltungtechnischen Assistenten würde ich nicht unbedingt raten; die Ausbildung läuft für gewöhnlich in der Schule und man kann gleichzeitig ein Fachabitur machen (was nicht schlecht ist), allerdings werden Leute in genau diesem Beruf eher selten eingestellt. Deswegen machen gerade junge Leute ziemlich häufig nach dieser ersten schulischen Ausbildung eine duale Ausbildung zum Mediengestalter (dual = im Betrieb plus Berufsschule). Hier sehen spätere Berufschancen etwas besser aus, allein weil die Ausbildung eben einen viel höheren Praxisanteil hat. Für die Ausbildung zum Mediengestalter ist der Realschulabschluss Minimum, Abitur oder Fachabitur wären schon eher von Vorteil. Der Markt ist seit einigen Jahren ziemlich überlaufen, sodass du bei guten Ausbildungsstellen nicht drum herum kommen wirst, auch mit Arbeitsbeispielen zu überzeugen. Im Studium gilt das natürlich auch für die Bewerbungsmappe. Eine gute Mappe kann gerade bei einer Ausbildungsstelle auch mal mehr Ausschlag geben als der Schulabschluss.

Die Mappe sollte allerdings nicht nur Zeichnungen beinhalten, sondern ein paar mehr Facetten zeigen. Aber auch nicht vollgestopft sein mit halbherzigen Versuchen Versuche dich auf den verschiedensten Gebieten, und nur die besten Sachen nimmst du mit in die Mappe.

Wenn du einen Realschulabschluß hast solltest du das Fachabi Gestaltung hinterherschieben, auch weil das erste Jahr aus einem langen Praktikum besteht, wo man dann schonmal etwas in die Praxis reinsehen kann und das ist in dem Bereich echt unbezahlbar. Zudem kannst du dich danach ganz normal an einer der vielen FHs um ein entsprechendes Studium bewerben, was noch immer der beste Weg ist um Grafiker zu werden. Grade wenn du ein Talent zum zeichnen hast wirst du in den sehr stark computerlastigen Berufen eher nicht glücklich werden, in denen quasi reines Pxelschubsen angesagt ist. Hingegen der echte Grafiker bekommt auch hin und wieder mal einen echten Stift in die Hand (oder wenigstens ein Grafiktablett). Zudem bietet die Zeit auf der FOS die Möglichkeit an der Mappe zu arbeiten und etwas mehr an verschiedenen Projekten reinzutun, als die üblichen Zeichnungen, welche in den meisten Schulabgängermappen drinn sind.

Die meisten Newbiemappen sehen ca so aus: Ein Haufen loser Blätter und manchmal noch einige Fotos von Objekten oder größeren Bildern die in Essig & Öl gepinselt wurden, manchmal sogar sichtlich abgemalte Zeichnungen der jeweiligen Lieblingscomicfiguren (böses No-Go!) und ein leicht verknitterte handgemalte Liste mit der Inhaltsgabe. Diese Newbiemappen sind der Hauptgrund weshalb sich die meisten mehrmals bewerben ehe sie zur Eignungsprüfung zugelassen werden.

Besser ist es die ausgewählten Werke mit einem Passpatue zu versehen und nach Möglichkeit ein bis drei Projekte reinzulegen (zB eine Bilderserie die in sich zusammenhängt oder ähnliches), wobei dann auch Vorskizzen auftauchen dürfen - aber bitte: Sauber gerahmt. Bei Computerprojekten hat es sich bewährt zusätzlich noch eine Kurz Dokumentation die ausgedruckt wurde beizulegen. Nebenbei: So eine Mappe kann auch bei der alternativen Suche nach einer Ausbildungsstelle einen guten Eindruck machen. In dem Bereich interessieren sich die Leute oftmals erstaunlich wenig für das eigentliche Zeugnis, vermutlich weil gute Noten in Physik und Geschichte keine Druckvorlagen zusammenbauen.

Die meisten FHs bieten im übrigen auch Mappenberatungen an, es lohnt sih da mal hinzugehen und sich anzuhören was jemand vom Fach von der jeweiligen Mappe hält. Aber nicht zu geknickt sein, ich hab schon Eigenungstests miterlebt (und da sind die Leute, welche die Mappenrunde schon überstanden haben!), bei denen die Bewerber heulend aus der Mappenbesprechung kamen, weil kritische Kommentare kamen.

Überhaupt kritische Kommentare: Dran gewöhnen und das Fell dicker werdenen lassen. Später im Job hat man es eh ständig mit Leuten zu tun, die den Geschmack eines farbenblinden Nilpferdes haben und Null AHnung was sie haben wollen, aber genau wissen, was sie nicht wollen: Deinen Entwurf. Blöderweise haben auch manchmal farbenblinde Nilpferde mit ihrer Meinung Recht, also kann man sich nichtmal darauf verlassen das die eh keinen Plan haben ... aber es ist hilfreich wenn man in derLage ist bei Kritik erstmal einen Schritt innerlich zurück zu treten und sich das eigene Werk anzusehen, ob es wirklich ws taugt oder ob man grandios daneben lag. Auf der FOS hatten wir einmal die Woche die kritikerrunde, wo alle Werke der Woche durchgehechelt wurden und das ging nicht selten recht feucht zu, weil die Leute da das erstemal im Leben hörten "Oh mein Gott, ist das SCHLECHT!"

Aber das gehört dazu und IMO besteht ein großer Teil der Ausbildung auch daraus die mit den guten Nerven vom zu sensibeln Rest zu trennen, denn Murks bauen wir alle mal, die Frage ist nur: Sind wir auch in der Lage es einzusehen? (Wenn man kritikfähig ist hat es den Vorteil: Du kannst echte Mieslinge, die nurmeckern weil sie Spaß am runtermaulen haben - gibt es auch - straflosmit einem H10 Bleistift piesacken).