alleinerziehend - nicht immer einfach
Ich glaube heute wäre das auch einfacher als damals vor ca 18 Jahren. Ich habe mich um einen Ganztagskindergartenplatz bemüht. Aber bei uns war das nicht möglich. Ich konnte die erste Zeit auch nicht arbeiten gehen, weil die Kleine erst ein Jahr alt war. Eine Tagesmutter hätte ich nicht finanzieren können und das Sozialamt hätte da wohl auch nicht mitgemacht, wenn ich dann nicht auch einen Job gehabt hätte. Aber alle Firmen, die gehört haben, dass ich alleinerziehend bin und dann noch die Kinder so klein habe, haben einen Rückzieher gemacht nach einem Vorstellungsgespräch. Ich hatte ja auch im Notfall keinen für die Kinder, wenn sie mal krank gewesen wären.
Eine Mutter Kind Kur wurde 3x abgelehnt, weil ich dazu nicht "psychisch genug" belastet war. Denn schließlich war der große ja von 8-12 im Kindergarten und bei Bedarf auch von 14 bis 16 Uhr.
Ich hätte wahrscheinlich meinen Haushalt vernachlässigen sollen und im Müll leben sollen. Denn das Jugendamt und auch die Krankenkasse waren jedesmal bei mir zu Hause um sich ein häusliches Bild zu machen und da der Haushalt total in Ordnung war und sie bei mir keinen labilen Eindruck hatten (weil ich eben von außen stark wirkte) wurde 3x abgelehnt.
Vielleicht hatte ich auch nicht die Kraft weiter zu kämpfen.
Diamante, ja vor 18 Jahren war das alles vielleicht noch ein wenig komplizierter (wobei meine Tochter vor 13 Jahren ein Baby war... ich da also auch nicht so weit weg von bin, es in einer ähnlichen Zeit erlebt zu haben).
Wenn du dich um all das bemüht hast und derart gegen Windmühlen gekämpft hast, ist das natürlich tragisch. Umso bemerkenswerter, wenn du dann von deinem Haushalt und all dem erzählst, du hast sicher sehr viel Mühe und Kraft in dein Leben mit deinen Kindern gesteckt damals. Vielleicht kannst du daraus wenigstens einen berechtigten Stolz auf dich entwickeln.
Sorry, falls ich besserwisserisch gewirkt haben sollte, aber mir begegnen zu oft Frauen, die immer nur denn Mangel wahrnehmen, wenn sie alleinerziehend sind und selten sehen, was sie leisten und was sie haben. Darum bin ich immer bemüht, zu versuchen den Blickwinkel in eine gewinnbringendere Richtung zu verschieben, auch wenn es sehr ungewohnt ist und sich für manche ganz fremd anhört: Man kann alleinerziehend sein, ohne es als Mangel wahrzunehmen. Man kann glücklich sein und Ziele haben. Man kann stolz sein.
Man kann, sicher aber auch nur solange, wie die Umstände einen nicht zu sehr in die Ecke drängen und noch Raum zum Gestalten und Handeln bleibt.
Ich bin eigentlich schon fast seit der Geburt meines Kindes allein erziehend auch wenn ich die ersten paar Monate in einer Partnernschaft gelebt habe, dieser Partner und Vater des Kindes aber ganz andere Prioritäten hatte, so dass ich irgendwann die Beziehung beendet habe. Ich kam mir einfach vor, wie ein Hotel mit All-Inclusive-Service woran sich aber auch nach vielen Gesprächen nichts geändert hat.
In der ersten Zeit sah ich meine Situation auch als Makel, was mir von Mitmenschen auch gern bestätigt wurde - hatte ich doch unsere Trennung entschieden. Ich hatte aber auch das Glück in dieser Zeit eine Frau aus der Familienberatungsstelle kennen zu lernen und ich habe so manchen Vormittag meine Arbeit liegen lassen und wir haben intensive Gespräche geführt. So wurde mir nach und nach klar, dass allein erziehend sein, keinesfalls ein Makel ist und dass jede Seite zwei Medaillen hat. Klar ist das allein erziehen eines Kindes mitunter ganz schön hart, aber es hat auch seine positiven Seiten, die man erst mal entdecken muss!
Leider habe ich aber auch bemerkt, dass nicht jeder akzeptieren kann, dass wirklich jede Medaille zwei Seiten hat und ein und dasselbe Lebenskonzept nicht unbedingt für ähnliche Menschen taugt. So habe ich auch einige Freundinnen verloren, die zwar auch allein erziehend waren, dies aber als Elend betrachten und die "glückliche Familie" als Leitbild sehen. Wenn man da nicht stark ist, dann kann einen das ganz schön herunterziehen.
Inzwischen habe ich ein kleines aber feines Netzwerk mit guten Freunden, die teils nie allein erziehend waren und überwiegend in einer festen Partnerschaft leben und trotzdem Verständnis für meine Situation haben. Das liegt aber auch daran, dass wir zwar gern Eltern sind, trotzdem aber auch Frau und Mann und eben nicht Sklaven der Kinder. Das ist die Einstellung die uns verbindet. Denn mittlerweile würde ich zwar auch gern wieder einen Partner haben, allerdings nicht um jeden Preis. Nur weil ich ein Kind habe, das ich allein erziehe muss ich mich noch lange nicht unter Wert verkaufen.
Ich bin auch alleinerziehend. Ich habe mich vom Erzeuger meiner beiden getrennt kurz nachdem ich festgestellt habe, das ich schwanger bin. Seitdem lebe ich mit beiden Jungs alleine , was gerade in letzter zeit etwas schlaucht, weil beide ziemlich aufmüpfig sind.
Mag daran liegen, das ich seit zwei Monaten wieder arbeite. Einerseits bin ich stolz auf das, was ich bisher geleistet habe, andererseits denke ich, das ich manchmal eine Rabenmutter bin.
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