Schüler wegen guter Noten freie Schultage?!
Meine Nichte geht jetzt seit einem Jahr auf ein Gymnasium. Es ist schon ein wenig her, aber ich habe vor ein paar Monaten meine Schwester morgens angerufen, weil ich sie was Dringendes fragen wollte. Plötzlich geht meine Nichte ans Telefon und ich wunderte mich, da sie eigentlich in der Schule sein müsste. Ich fragte sie, ob sie krank sei und sie erklärt mir, dass sie durch ihr gutes Halbjahreszeugnis einen freien Schultag bekommen hätte. Ich dachte, ich hätte mich zuerst verhört und sie hat mir gesagt, da sie fast nur 1en und eine 2 auf dem Zeugnis hätte, darf sie an einem Tag ihrer Wahl, welchen sie aber vorher mit ihren Klassenlehrerin bereden muss, frei nehmen. Die Bedingung ist nur, dass an diesem Tag keine Klassenarbeit oder Test angekündigt ist.
Zuerst war ich ja wirklich neidisch, weil es so was bei uns früher nicht gab. Dann dachte ich über die Sache aber noch mal genauer nach und finde es eigentlich nicht gut. Einerseits hat sie wirklich ein gutes Zeugnis und somit hat man einen Ansporn, da man gerne mal legal freimachen würde. Aber was machen denn die Schüler, die sich zwar genauso anstrengen, aber trotzdem nur 2en oder 3en schreiben? Die rackern sich vielleicht genauso viel, wenn nicht sogar mehr ab und haben nicht das Privileg, mal einen Tag blau zu machen.
Außerdem nützt es meiner Nichte auch nicht viel, da sie eh nur zu Hause ist und keiner ihrer Freundinnen hat Zeit für sie, da die anderen alle in der Schule sind. Außerdem muss sie es ja eh nachholen.
Was haltet ihr davon oder ist das bei euren Kindern in der Schule auch so geregelt?
Hallo!
Ein Ansporn wird es vielleicht sein. Aber gut finde ich es trotzdem nicht. Denn das sind ja auch noch andre Dinge, die bei sowas bedacht werden müssen. Ein Kind, was in die Schule geht ist versichert. Aber was ist, wenn das Kind nach draussen geht und sich den Arm/Bein oder sonstwas bricht. Wer ist dafür verantwortlich, wenn es eigentlich Schule hat und diese nicht aus irgendeinem Grund geschlossen hat.
Ausserdem finde ich es auch unfair den anderen Schülern, die sich auch abrackern und etwas schlechtere Noten haben. Bei welchemn Notendurchschnitt will man das einführen? Ich finde das alles sehr fragwürdig und habe auch vorher noch nie etwas davon gehört.
Moin,
davon habe ich mal etwas gehört, selbst erlebt oder mitbekommen aber noch nicht. Ich finde, dass es doch schon eine große Motivation ist, etwas zu leisten, was nachher noch belohnt wird, z.B. mit einem freien Schultag, den man sich aussuchen kann. Wieso auch nicht? Heute gibt es aus meiner Sicht kaum noch großen Ansporn diszipliniert zu lernen. Warum? Weil die Schule einfach langweilig geworden ist, die Schüler immer "chlliger" werden, man sich vielleicht dadurch noch mitreissen lässt und dementsprechend mittelmäßig abschneidet.
Wenn aber von Anfang an festgelegt wird, dass man einen freien Schultag bekommt, wenn die Leistungen überdurchschnittlich gut sind, finde ich das doch eine super Sache. Gäbe es solch eine Regelung auf meiner Schule, würde ich noch mehr lernen, als ich es jetzt schon tue. Die heutige Sympathie zwischen Lehrer und Schüler ist aus meiner Sicht fast vollkommen verschwunden, da die meisten Lehrkräfte genervt von dem Verhalten einiger Schüler sind, was sich auf die persönliche Leistung auswirkt. Dies zeigt sich doch meist durch ablehnendes Lernverhalten. Wenn aber solch eine Regelung vorgegeben ist, schaltet sich im Kopf ein Schalter um, der sagt: "Wenn ich jetzt richtig lerne, meinem Lehrer zeige, dass ich gut bin, habe ich die Chance einen Tag frei zu bekommen". So verbessert sich das Verhältnis untereinander. Verbessert mich, wenn ich falsch liegen sollte. Dies ist aber auch einer persönliche Einschätzung, da ich schon so einiges in der Sekundarstufe 1 erlebt habe.
Zur Fairness kann ich nur folgendes sagen. Schüler, die sich zwar anstrengen und "nur" 2en und 3en schreiben, haben aus meiner Sicht bzgl. der Regelung einfach Pech gehabt. Dennoch beweisen sie sich doch, dass sie durch ein ordentlich koordiniertes Lernverhalten sich selbst etwas beweisen können, die guten Noten auf dem Zeugnis. Wenn man es mal nicht schaffen sollte, in die Top Chart zu kommen, dann lernt man eben noch mehr, bis das gewünschte Ziel erreicht ist. Warum sollte es unfair sein. Es gibt doch genügend Schüler, die nich lernen und trotzdem 1en und 2en schreiben.
Andere hingegen rackern sich den Buckel krumm und schaffen es nur ins Mittelfeld. Also unfair finde ich da gar nichts. Gute Leistung sollte heute einfach belohnt werden. Jeder Schüler beklagt sich doch, dass die Schule langweilig ist. so ist es doch gut, wenn ein klares Ziel vorhanden ist, welches die Leistung der meisten Schüler anhebt.
MfG
Anders
Warum sollte das nicht gut sein? Ich sehe hier gleich mehrere Vorteile, natürlich nicht nur:
1.) Wer nur befriedigende Noten schreibt, der mag sich vielleicht angestrengt haben, aber die Leistung stimmt trotzdem nicht. Und für`s anstrengen allein sollte man auch nicht belohnt werden wenn nichts dabei rumkommt - denn dann hat man entweder beim Lernen etwas falsch gemacht oder sich noch nicht genug angestrengt. Noch plumper gesagt (im Vergleich zum Sport): Dabeisein ist vielleicht alles, aber es zählt nur der der gewinnt.
2.) Zum nachholen: Wer ansonsten gute Noten schreibt, und die Zeit wann "blau" gemacht wird muss ja abgestimmt werden damit es eben nicht zu größeren Ausfällen kommt, der hat auch kein Problem damit den Stoff eines Tages aufzuholen - zudem muss das ja gar nicht so sein, siehe nächster Punkt.
3.) Hauptvorteil neben dem polemischen 1. und dem nebensächlichem 2.: Es profitieren letztendlich die schlechten Schüler stärker davon als die guten - warum das? Weil sie besser gefördert werden können - im Grunde hat hier deine Nichte den Nachteil, denn sie wird einfach nach Hause geschickt weil sie zu gut ist anstatt sie schulisch stärker zu fördern. Aber darauf sind unsere Schulen eben nicht ausgelegt.
Was die schlechten Schüler angeht und warum ich hier eine Bevorteilung sehe, dazu mal kurz ein Rückblick wie es bei uns am Gymmi war: Dort gab es natürlich auch die ungefähre gleich große Fraktion der guten und der miesen Schüler - und deswegen gab es letztendlich auch jede Menge Probleme, denn die schlechten haben die guten ausgebremst weil sie im Unterricht oft nicht so schnell hinterherkamen und manchmal eine Unterrichtsstunde nur dafür drauf ging, um denen noch einmal alles zu erklären - klar dass sich der Rest der Klasse dann langweilte und anfing dummes Zeug zu machen und Unruhe in den Klassenraum brachte. Dadurch konnten die schlechten Schüler auch wieder nicht lernen, da sie abgelenkt wurden. Das Konzept mit der gegenseitigen Hilfe ging bei uns an der Schule trotz vielfältiger Ansätze auch nie auf, da die schlechten Schüler spätestens ab der 6. Klasse größtenteils von den leistungsstärkeren gemobbt wurden (als Idioten usw.) und klar: Wer gerade noch in der Pause gemobbt wurde lässt sich jetzt ungern voin demjenigen helfen und wer gemobbt hat hilft ungern jemanden den er gerade "durch" hatte - hier überwiegt die Antipathie letztendlich zu stark.
Dadurch dass man die guten Schüler nach Hause schickt werden hier viele Probleme ausgeklammert, sprich:
- der Lehrer kann die Klassengröße reduzieren und sich so besser um wenige Schüler kümmern
- der Lehrer trifft auf Schüler die sich auf einem Niveau bewegen - macht die Problemanalyse teilweise deutlich leichter
- man kann den Tag, den andere zuhause sitzen, intensiv dazu nutzen mit den anderen ohne Störung Probleme zu erarbeiten und zu lösen und effektiver zu lernen
Während sich die anderen zuhause also die Füße breit treten kann der Lehrer sich in der Schule intensiver und persönlicher um die schlechten Schüler kümmern und diese gezielter und besser fördern. Macht natürlich nur Sinn, wenn die guten Schüler alle am gleichen Tag freimachen. Und nur so: Wenn deine Nichte dann alleine zuhause wäre, vielleicht ist da für sie ja auch ein Ansporn für sie ihrer Freundin zu helfen, damit beide blau machen können.
Was ich noch nicht ganz verstehe: Ist das von der Schulleitung offiziell genehmigt, denn man hat ja bei verschiedenen Lehrern Unterricht und diese müssten ja alle einzeln das Fernbleiben genehmigen - zudem ist das Ordnungsamt und die Polizei dazu angehalten Schulschwänzer (also in den Augen der Beamten jeder Schüler der sich draußen während der "Schulzeit" aufhält) aufzusammeln. Und die Story glaubt doch kein 08/15 Beamter, das übersteigt doch deren Dienstvorschriften Horizont bei weitem - sprich: Dann hat man frei und darf sich dann dafür, wenn man z. B. einkaufen gehen will, erst einmal ein paar Stunden mit der Polizei herumschlagen - freut die Eltern. A pros pros Eltern: die meisten nutzen die Schule doch als Ersatzkindergarten - wie sieht es denn da aus, denn die Kinder wären einen großen Teil des freien Tages letztendlich ohne Aufsicht, was ja auch einen Eingriff in die Zeitplanung der Eltern darstellt (die sich dann ja für diesen Tag um eine Aufsichtsperson kümmern müssten).
Naja, das Konzept an sich finde ich nicht schlecht und kann deine Kritik nicht wirklich nachvollziehen sondern sehe wie gesagt Probleme an anderer Stelle aufkommen.
Dadurch dass man die guten Schüler nach Hause schickt werden hier viele Probleme ausgeklammert, sprich:
- der Lehrer kann die Klassengröße reduzieren und sich so besser um wenige Schüler kümmern
Um das kurz nochmal ein bisschen genauer zu erklären. Erstens gibt es nur einen Tag frei pro Halbjahr und das Zeugnis des Schülers muss bei 10 Fächern mindestens neun 1en haben und darf maximal eine 2 haben. Aber die 2 darf man nicht in Mathe oder Deutsch haben, sondern in Sport oder Kunst. Also sprich die Nebenfächer. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass es so viele Schüler gibt, die solch ein Zeugnis noch auf dem Gymnasium haben. Bei uns damals gab es in jeder Klasse nur ein oder zwei, die so gute Noten hatten.
Was ich noch nicht ganz verstehe: Ist das von der Schulleitung offiziell genehmigt, denn man hat ja bei verschiedenen Lehrern Unterricht und diese müssten ja alle einzeln das Fernbleiben genehmigen
Dazu muss ich sagen, dass es von der Schulleitung so eingeführt wurde. Inwieweit das mit der Polizei und dem Ordnungsamt geregelt ist, kann ich nicht sagen, da das meine Nichte auch nicht wirklich wissen wird. Aber sie hat mir gesagt, dass sie sich sozusagen für einen beliebigen Tag anmelden kann, den sie gerne zu Hause bleiben möchte. Dann wird sicherlich die Klassenlehrerin gucken, ob an diesem Tag Klassenarbeiten angesetzt sind, da die ja meist schon Wochen vorher geplant sind. Und dann wird sie vermutlich mit den betreffenden Lehrern sich absprechen.
Ich denke, für die Polizei und das Ordnungsamt wird in diesen Fällen sicher Dokumente erstellen können, die die entsprechenden Schüler bei sich tragen können und auf denen auch Name und Telefonnummer verzeichnet ist, so dass eine schnelle Klärung möglich sein sollte.
Ansonsten finde ich die Idee auch echt gut und mir wäre als Schüler definitiv auch ohne Freundinnen an einem solchen Tag nicht langweilig geworden, zunächst einmal das schöne Ausschlafen, dann vielleicht schmökern oder Musik hören, da findet sich doch immer etwas.
Mit dem Nachholen sehe ich auch kein Problem: wie schon erläutert wurde trifft es ja nur die besonders guten Schüler und die dürfen ja auch nicht jeden beliebigen Tag wählen. Dass die Lehrer Mitspracherecht haben versteht sich auch schon von selbst und diese werden wohl in der Tat den Tag dann so nutzen, dass eben noch mal Wissen vertieft wird, was den oder die guten Schüler eh nur gelangweilt hätte. Und selbst wenn. Meist muss neu erlernter Stoff ohnehin noch mal wiederholt werden, so dass sich der frei gestellte Schüler wohl kaum noch groß daheim auf seine vier Buchstaben setzen und pauken müsste.
Ungerecht mag das Vorgehen vielleicht erscheinen, aber ungerecht erscheint ja meist auch schon, dass die guten Schüler viele leichter lernen und deswegen entstehen sowieso schon gern mal beste Feindschaften: die Einen werden als Streber beschimpft, die Anderen als Idioten. Zumindest kenne ich es so, dass die guten Schüler grundsätzlich immer auch mit Feindseligkeit bedacht wurden und tausend Gründe gesucht wurden, warum deren Leistungen nicht mit rechten Dingen entstanden sind, während die nicht so guten Schüler in der Tat schon immer gemobbt wurden. So ist es nun mal - das Leben.
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