Small Talk - Nettes Geplauder oder Anstrengung?
Hallo,
beim Lesen des Beitrages über Spontanbesuch dachte ich darüber nach, dass ich Small Talk nicht einmal ansatzweise beherrsche und sich mir die Kunst des "modern talkings" bisher auch völlig verschlossen hat.
Wenn man nett zusammen sitzt, denke ich oft noch, wir plaudern nur unverbindlich und bekomme dann als Feedback, dass Gerspräche mit mir immer so tief und intensiv sind. Und jedesmal sitze ich wieder verblüfft da, weil wir meiner Meinung nach noch nicht einmal angefangen haben, uns richig zu unterhalten. Das ist vor allem blöd für mich, weil ich meinem Gegenüber dieses Gefühl ja auch nicht immerzu vermitteln möchte, dass man mit mir nicht plaudern kann.
Was also ist Small talk? Wie tief darf er gehen, darf man nur bestimmte Themen nehmen, was ist gut und was ist nicht gut? Wie sieht so ein Talk aus, wirklich nur Allgemeinplätze über das Wetter etc.? Dreht man da nicht irgendwann durch? Ich jedenfalls würde geistig Amok laufen, wenn ich so ein überflüssiges Geplänkel führen müsste, die Welt ist reich von Themen, über die man reden kann.
Oder ist sowas wie ein Spontanbsuch, wenn man gar nicht besucht werden möchte? Ich meine jetzt tiefere Gespräche, obwohl der andere auf Small Talk eingestellt ist. Soll ich meine Einstellung überdenken?
Hallo!
für mich ist ein Small Talk eine spontane Unterhaltung, die auch tiefer gehen kann. Man kommt , wie man bei uns sagen würde vom "Höckschen aufs Stöckchen". Also vom Wetter zur Umweltkatastrophe. Ich finde, dass es egal ist, wie tief ein spontanes Gespräch geht. Wenn ich mit meiner Freundin telefoniere kann es manchmal eine Stunde dauern. Und wenn man dann nachdenkt, ist eigentlich gar nicht so viel gesagt worden.
Ein anderes Mal will man eigentlich nur wissen, wie es geht und dann erfährt man auch von tieferliegenden Dingen, die dann aber auch immer noch zum SmallTalk gehören. Für mich jedenfalls. Ein tieferliegendes Gespräch, was nicht zum Smalltalk gehört ist, wenn man wirklich direkt ein Thema aufgreift, worüber diskutiert oder informiert wird.
Was also ist Small talk? Wie tief darf er gehen, darf man nur bestimmte Themen nehmen, was ist gut und was ist nicht gut? Wie sieht so ein Talk aus, wirklich nur Allgemeinplätze über das Wetter etc.? Dreht man da nicht irgendwann durch?
Das ist wahrscheinlich Interpretationssache wo der Small Talk endet und wo das richtige Gespräch beginnt, vor allem weil man ja normalerweise auch ein Gespräch mit den typischen Small Talk Floskeln einleitet - "Wie gehts dir?", "Was macht die Familie?" und so weiter, man begrüsst ja niemanden mit "Was ist deine Meinung zum Kaukasus-Konflikt?".
Politik, Religion, Business und Geld gelten als Tabu Themen im Small Talk, aber ich denke das kommt auch wieder darauf an wie gut man jemanden kennt, einen guten Freund würde ich durchaus in einem beiläufigen Gespräch nach solchen Dingen fragen wenn wir uns vorher schon einmal darüber unterhalten hätten. Und generell geht es beim Small Talk nicht so sehr um den Inhalt des Gespräches sondern viel mehr darum dass man sich unterhält, also um die soziale Interaktion.
Wenn ich mich nur auf diesem Niveau unterhalten müsste würde ich mit Sicherheit irgendwann durchdrehen, aber das hält sich zum Glück in Grenzen und ich muss sagen, dass ich bei manchen Leuten auch ganz froh bin, dass die Gespräche nicht tiefer gehen. Also mit meinem Vermieter möchte ich mich nun wirklich nicht über Beziehungsprobleme unterhalten und meinen Chef geht es nichts an was ich für eine politische Einstellung habe.
Ergänzend zu Cloudy lässt sich nur noch sagen, dass der Smalltalk (also das Schwätzchen) auch ein Ritual ist - in einem Smalltalk geht es meist "nur" darum den Einstieg in ein Gespräch zu finden (gerade wenn man sich erst kennen lernt), peinliches Schweigen zu vermeiden aber auch die angespannte Atmosphäre wieder zu lockern.
Mit Smalltalk zeigt man oft Interesse am Gesprächspartner bzw. gibt diesem das Gefühl sich für ihn zu interessieren - Smalltalk ist wirklich eher soziale Interaktion als wirkliches Gespräch,
JotJot hat geschrieben:Mit Smalltalk zeigt man oft Interesse am Gesprächspartner bzw. gibt diesem das Gefühl sich für ihn zu interessieren - Smalltalk ist wirklich eher soziale Interaktion als wirkliches Gespräch,
Wow, das finde ich super erklärt. Für mich lüftet sich da auch das "Geheimnis Smalltalk" ein wenig mehr, denn auch ich halte mich da eher für einen Smalltalk-Analphabeten.
Die Grundregeln kennt man ja: Religion/Geld/Politik und allzu persönliche (der letzte Seitensprung ) oder Betroffen machende Themen (die todkranke Tante) meiden.
So weit, so gut. Abgesehen davon, dass man nicht im leisesten politisch argumentieren und thematisieren darf, fällt mir das auch gar nicht so schwer. Nur weiß ich immer nicht so recht, was mich interessiert, was den anderen auch interessieren könnte, darüber zu reden. Ich sah das Gesprächsthema immer zu sehr im Mittelpunkt.
Die Erklärung von JotJot eröffnet aber das was dem Smalltalk in meinen Augen immer fehlte: Tiefe und Menschlichkeit, sowie echte Begegnung. Die findet hier offensichtlich freundlich, höflich und vor allem ohne einzunehmen quasi hinter den Kulissen statt. Als Beschnuppern, durch Interesse am anderen zeigen, durch Lächeln und eine gewisse aufheiternde Atmosphäre... um Berührungsängste abzubauen oder auch einfach eine leichte und flockige Begegnung im Alltag zu gestalten, die nicht allzu lange dauert.
Ahh... Verstehe! Danke!
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