Prozess gegen US Offizier wegen Folter in Abu Ghoreib
In Fort Meade in Maryland muss sich nun 3 Jahre nach dem Folter und Misshandlungsskandal von irakischen Gefangenen durch US Militärangehörige im berüchtigten Gefängnis von Abu Ghoreib erstmals ein Offizier vor einem US Militärgericht verantworten.
Oberstleutnant Steven Jordan wies jedoch zu Beginn des Verfahrens den Vorwurf der Grausamkeit und Misshandlung und die Verletzung seiner Pflichten als Offizier zurück und plädierte auf nicht schuldig. Die Vorwürfe der Falschaussage und der Rechtsbehinderung wies der zuständige Militärrichter vorher aus formalen Gründen ab, da Jordan damals nicht ordnungsgemäß seiner Rechte belehrt wurde – damit sank die zu erwartende Höchststrafe für Steve Jordan von 22 Jahren auf 8,5 Jahre Gefängnis. Bisher wurden 11 Soldaten wegen ähnlicher Vorwürfe und Vorfälle in Abu Ghoreib vor ein Militärgericht gestellt und zu Rügen, Disziplinarmaßnahmen und Gefängnisstrafen von bis zu 10 Jahren verurteilt - Oberstleutnant Steven Jordan war zum damaligen Zeitpunkt Leiter des Verhörzentrums.
Oberstleutnant Steven Jordan wird jedoch nicht aufgrund der Fotos, die Erniedrigungen der Häftlinge zeigten, und Vorfälle angeklagt, die 2004 um die Welt gingen und Empörung über das Verhalten von US Soldaten auslösten sondern weil ihm vorgeworfen wird, diese Vorfälle gefördert oder mindestens geduldet zu haben und somit auch Schuld an späteren Geschehnissen zu sein, die sich nach seiner Zeit dort ereigneten. Die Verteidigung hält dem entgegen, da0 Jordan zwar der Leiter des Verhörzentrums war jedoch keine Kontrolle über die Vernehmungen der Häftlinge hatte oder „bestimmte Methoden“ genehmigte.
Die Staatsanwaltschaft warf dem Oberstleutnant nun vor, dass er eine Schuld an den Geschehnissen haben soll, denn immer wenn es zu Verfehlungen in dem Gefängnis von Abu Ghoreib kam, war Jorden dort, so der Ankläger John Tracy in seinem Plädoyer, "Bei all dem Chaos hätte die Armee eine Führungsperson gebraucht. Und diese Führungsperson ist nicht eingeschritten", so Tracy.
Die Verteidigung sagte, Jordan wurde von seinen Vorgesetzten einerseits in eine komplett unübersichtliche Situation geschickt, andererseits sei er unter Druck gewesen, schnell Informationen und Geheimdiensterkenntnisse zu liefern - außerdem habe Jorden keine "Kommandoautorität" in Abu Ghoreib gehabt. Man plädiert weiter auf nicht schuldig.
Für Oberstleutnant Steven Jordan (51) gab es jetzt vor dem Gericht einen teilweisen Freispruch - es konnte nicht erwiesen werden, daß er Pflichten grob vernachlässigte oder für die Taten verantwortlich war. Jedoch wurde er des Ungehorsams für schuldig befunden, daher drohen ihm trotzdem noch bis zu 5 Jahre Haft - er ignorierte den Befehl eines Generals 2004, andere Soldaten nach dem Bekanntwerden der Missstände in dem Gefängnis zu befragen und so eine interne Unteruschung behinderte. Das genaue Strafmaß wird noch bekanntgegeben.
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