Lehrerin zwangsversetzt - Schüler wurden zu gut!
Eine Lehrerin in einer bayerischen Grundschule wurde zwangsversetzt. Sie hat die Schüler dazu gebracht selbstständig zu lernen - laut Schule wurde dadurch der Schulfriede zerstört. In der Nachbarklasse gab es durchweg schlechtere Noten, obwohl die selben Tests geschrieben wurden. Das Argument dass die Lehrerin also subjektiv bessere Noten gegeben hätte, ist damit hinfällig.
Ein Interview mit der Lehrerin und einigen Eltern und Kinder kann man auf der Seite des WDR nachlesen: klick
Selbständiges Lernen führt zum selbständigem Denken und es ist ja bekannt, dass das ganz ganz schlimm ist
Ich denke aber viele gute Schüler in der Grundschule könnten tatsächlich ein Problem für das System werden. Es muss ja irgendwelche statistischen Werte geben nach denen der Bedarf an Plätzen in den verschiedenen weiterführenden Schulen errechnet wird und sowas muss ja Jahre im voraus planbar sein, man kann ja nicht innerhalb von wenigen Monaten eine nicht mehr benötigte Hauptschule in eine Realschule umwandeln. Von dem Aspekt aus betrachtet ist es also durchaus sinnvoll auftretende "Störungen" möglichst früh zu erkennen und zu beheben, bevor sie zu erheblichen Abweichungen in den Werten führen.
Und dass das für die Kinder natürlich überhaupt nicht hilfreich ist und dass bei der Versetzung der Lehrerin sicher auch Kollegenneid eine gewisse Rolle gespielt hat ist auch klar.
Ja, einfach unfassbar und das schlimmste daran ist, dass es mich nicht überrascht. Ich selbst bin auch in Bayern durch Schulsystem gegangen und nach der vierten nicht auf dem Gymnasium gelandet, sodass ich alles nachholen musste. Am Ende mit einem Abischnitt von 1.0. Das bayrische Schulsystem setzt tatsächlich so massiv auf Selektion, dass die Kinder und ihre individuellen Fähigkeiten völlig in den Hintergrund geraten. Es ist eine Art Feudalsystem. In den Grundschulen einer so kleinen bayrischen Gemeinde, wie der in der ich aufgewachsen bin, weiß man schon bei der Einschulung, dass der Sohn des Arztes, des Pfarrers und die Tochter des Lehrerkollegen auf dem Gymnasium landen werden und da es selten mehr als vier Kinder aus einer Vierten "trifft" ist da dann doch noch Platz für einen Überraschungskandidaten.
In bayrischen Schulen wird sehr viel mit Einschüchterung und Ignorieren bestimmerter Schüler und Bevorzugung anderer gearbeitet. Zudem sind verkomplizierte Fragestellungen sehr beliebt, die bei Schülern, die schlicht Nervosität in eine Prüfsituation oder Befragungssituation (oder auch beim Sprechen vor anderen) mitbringen, ihr Übriges tun um die Selektionsfalle scheinbar "neutral" bewertet zuschnappen zu lassen.
Ein hochintelligenter aber hochsensibler Schüler kann da wesentlich schneller durchs Raster fallen, als ein von Lehrern etwas bevorzugter normal intelligenter, aber schwer einzuschüchternder Mitschüler. Ein individuelles Eingehen auf Schüler und ein gezielter Abbau von Ängsten und Lernhemmnissen steht da schlicht nicht auf dem (heimlichen) Lehrplan. Eher im Gegenteil. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, warum die Verantwortlichen hier Generation für Generation so stark selektieren und warum das im System offensichtlich das Hauptanliegen ist. Ich weiß nur aus eigener Erfahrung, dass es so ist und konnte auf meinem weiteren Lebenweg von meiner Wohnortnähe zu Hessen profitieren, wo ich mein Abi auf dem zweiten Bildungsweg mit oben genannten Ergebnissen nachgeholt habe. Meine Lehrer haben mir dort eine Art Ängstlichkeit nie gut genug zu sein bescheinigt, die mich dazu brachte permanent Gas zu geben. Sie meinten, dass sie das (aufgrund der Grenznähe ja häufig mit bayrischen Nachzüglern konfrontiert) bei Schülern aus Bayern andauernd beobachten und sich fragen, wie das zustande kommt. Naja, wie wohl...
Hallo zusammen,
ich denke die Nachricht muss ersteinmal berichtigt werden. Der Schulfriede wurde nicht dadurch gestört, dass die Schüler zum selbstständigen Lernen gebracht wurden, sondern dadurch, dass die Leistungen in der klasse überdurchschnittlich gut war und sich dadurch andere Eltern und Schüler benachteiligt fühlen.
Ich kann die Situation durchaus nachvollziehen. Alle Eltern, deren Kinder nicht in dieser Klasse sitzen, fragen sich doch, warum ihre Kinder nicht so gute Noten bekommen. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder die anderen Lehrer schaffen es nicht ihre Schüler ausreichend zu motivieren und können so ihr Potential nicht ausreizen oder die Lehrerin der besagten Klasse hat kein ausreichend gutes Urteilsvermögen, um die richtigen Anforderungen zu finden.
Die Schuld beim Schulsystem, bei der Lehrerausbildung und den anderen Lehrern zu suchen wäre vielleicht kein schlechter Ansatz, aber es würde eine Menge Probleme verursachen, wenn die Ursache wirklich darin begründet wäre. Der Aufstannd der Menschen wäre vermutlich nicht mehr zu unterbinden und in der Politik müssten einige ihren Hut nehmen.
Das Szenario einen Lehrer zu beschuldigen, ist dagegen sehr einfach zu handhaben. Man wirft ihm vor kein richtiges Urteilsvermögen zu haben und die Anforderungen für die Schüler zu leicht zu stellen und dadurch Ungleichheit unter den Schülern zu schaffen. Man versetzt die Lehrerin ein paar mal, bis sie es leid ist und sich in die Reihe der anderen einreiht, um nicht mehr schikaniert zu werden.
Ich habe solche Sachen schon an meiner eigenen Schule mitbekommen. Ein neuer Lehrer hat uns erzählt, dass die Arbeit äußerst gut ausgefallen ist und sie wahrscheinlich vom Fachleiter stichprobenartig kontrolliert werden muss. Auf die Frage warum sagte er uns den Grund: Es gibt einen sogenannten Notebaum, der sich auf alle Arbeiten anwenden lässt. Die meisten Noten siedeln sich dabei im Bereich zwischen 2-3 und 3-4 an, nach oben und unten verdünnt sich der Baum wieder. Wenn eine Arbeit nun maßgeblich von dieser Vorgabe abweicht, wird automatisch angenommen, dass der Lehrer ein unzureichendes Urteilsvermögen hat.
Die Sache gestaltet sich für einen Lehrer schwierig, weil er an zwei Fronten kämpfen muss. Er hat ein natürliches Interesse daran, seine Schüler so gut es möglich ist zu unterrichten und weiterzubilden. Auf der anderen Seite müssen sich auch an ihre berufliche Zukunft denken und sich mit ihren Kollegen gut verstehen. Das steht jedoch im Wiederspruch zueinander. Denn viele Lehrer machen eben nur das Standardprogramm und nur soviel als nötig. Meistens stellt sich bei den Lehrern dann das Verhältnis dieser zwei Komponenten von alleine ein und sie machen auch mehr den Dienst nach Vorschrift.
Leute, die sich nicht anpassen wollen, fallen eben auf und werden vom System beseitigt. An dieser Situation wird sich wahrscheinlich in naher Zukunft leider nichts ändern.
Schönen Gruß
NeoUser
Ich denke, dass in diesem speziellen Fall die Lehrerausbildung sehr gut gewesen ist, denn diese Lehrerin hat ja ihre Klasse nachweislich (so zumindest habe ich es dem verlinkten Beitrag entnommen) so gut unterrichtet, dass der Notenschnitt in der Tat extrem gestiegen ist. Hier lag es wohl am Schulsystem, denn wer sich in dem verlinkten Beitrag auch mal das Video angesehen hat, stößt irgendwann auf die Stelle, dass in Bayern wohl anscheinend der Sortierauftrag vor dem Bildungsauftrag zu erfüllen ist. Muss man dem noch viel hinzuzfügen!?NeoUser hat geschrieben:Die Schuld beim Schulsystem, bei der Lehrerausbildung und den anderen Lehrern zu suchen wäre vielleicht kein schlechter Ansatz, aber es würde eine Menge Probleme verursachen, wenn die Ursache wirklich darin begründet wäre. Der Aufstannd der Menschen wäre vermutlich nicht mehr zu unterbinden und in der Politik müssten einige ihren Hut nehmen.
Nun, das fehlende Urteilsvermögen bzw. ungleiche Behandlung in Form zu einfacher Testaufgaben konnte wohl gerade dieser Lehrerin nicht nachgewiesen werden. Ich stimme Dir aber zu, dass das Mittel der Zwangsversetzung solch motivierte Lehrer auf Dauer mürbe machen wird und sie sich dem Schulsystem anpassen lässt oder aber, dass sie dem aktiven Schuldienst dem Rücken kehren scheint wohl unvermeidlich. Denn welcher Mensch kannNeoUser hat geschrieben:Das Szenario einen Lehrer zu beschuldigen, ist dagegen sehr einfach zu handhaben. Man wirft ihm vor kein richtiges Urteilsvermögen zu haben und die Anforderungen für die Schüler zu leicht zu stellen und dadurch Ungleichheit unter den Schülern zu schaffen. Man versetzt die Lehrerin ein paar mal, bis sie es leid ist und sich in die Reihe der anderen einreiht, um nicht mehr schikaniert zu werden.
schon ständiger Demotivation auf Dauer widerstehen.
Das gilt sowohl für Abweichler nach oben als auch nach unten. Bei uns wurde gern hospitiert, da wir sehr gut waren, eine Klasse zwei Jahrgänge über uns, musste sich wegen unterdurchschnittlicher Leistungen über die Schulter schauen lassen, der Jahrgang dazwischen blieb wegen durchschnittlicher Leistungen weitestgehend unbehelligt.NeoUser hat geschrieben:Ich habe solche Sachen schon an meiner eigenen Schule mitbekommen. Ein neuer Lehrer hat uns erzählt, dass die Arbeit äußerst gut ausgefallen ist und sie wahrscheinlich vom Fachleiter stichprobenartig kontrolliert werden muss. Auf die Frage warum sagte er uns den Grund: Es gibt einen sogenannten Notebaum, der sich auf alle Arbeiten anwenden lässt. Die meisten Noten siedeln sich dabei im Bereich zwischen 2-3 und 3-4 an, nach oben und unten verdünnt sich der Baum wieder. Wenn eine Arbeit nun maßgeblich von dieser Vorgabe abweicht, wird automatisch angenommen, dass der Lehrer ein unzureichendes Urteilsvermögen hat.
Ich denke, es spricht nichts dagegen, dass die Leistungen einzelner Klassen verglichen werden. Auch dass es einen Notenbaum gibt, ist an und für sich keine schlechte Idee. Denn immerhin gibt es nun mal eine rein statistische Erwartung und keiner würde auf die Idee kommen sich zu beschweren, wenn dieser Notenbaum bei unterdurchschnittlichen Leistungen zu einer genaueren Überprüfung führen würde. Prinzipiell ist dieses Vorgehen sicher auch bei überdurchschnittlichen Leistungen sinnvoll, dass es dann aber solch seltsame Blüten treibt ist einfach nur traurig.
Ich denke, es gibt auch noch mindestens eine weitere Möglichkeit da Grundschulklassen ja doch erst mal recht willkürlich zusammengesetzt sind: es könnte auch sein, dass sich in dieser Klasse besonders viele leistungsstarke Schüler zusammengefunden haben. Statt in solchen Fällen das Augenmerk einzig auf die Lehrer zu richten, wäre ein umfassenderer Blick sinnvoll - wie oben aber schon erwähnt wohl nicht gewollt.NeoUser hat geschrieben:Ich kann die Situation durchaus nachvollziehen. Alle Eltern, deren Kinder nicht in dieser Klasse sitzen, fragen sich doch, warum ihre Kinder nicht so gute Noten bekommen. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder die anderen Lehrer schaffen es nicht ihre Schüler ausreichend zu motivieren und können so ihr Potential nicht ausreizen oder die Lehrerin der besagten Klasse hat kein ausreichend gutes Urteilsvermögen, um die richtigen Anforderungen zu finden.
Ich komme zwar nicht aus Bayern, aber viele Probleme sind an so ziemlich allen Schulen gleich. Da gibt es eben wenig Lehre die sich Engagieren und sich bemühen ihre Schüler zu motivieren. Für einer meiner Mathelehrer waren wir alle sowieso nur immer die Schlechtesten und sind immer schlechter geworden. Zumindest rhetorisch nach ihm. Einen besonders guten Vergleich habe ich aber bei Musik, da war der Kontrast am größten. Wir hatten einen Musiklehrer, mit dem hat es Spaß gemacht. Ok, wir mußten auch singen. Hat keinem Spaß gemacht, aber wenn man den Text konnte und die Betonung stimmte war man zumindest 3-2. Und die hat man sogar halbwegs gerne gemacht. Dann hat auch der restliche Stoff, Musikgeschichte etc. irgendwie mehr Spaß gemacht, war sogar für einige "Verweigerer" interessant.
Dann kamen ich zu einer Lehrerin, wenn ich deren Namen hier schreiben würde, würdet ihr denken das wäre eine schwere Beleidigung, aber sie hatte diesen blöden Namen eben. Niemand kann etwas für seinen Namen, aber die Frau war danach. Egal was man gemacht hat, irgendwie kam man sich immer so vor als würde man nur Mist machen. Bekam man dann doch mal eine gute Note mußte man das als Gottesgnade empfinden. Ich weiß, etwas krass habe ich das formuliert, aber inspiriert und motiviert hat uns die Frau zu rein gar nichts. Im Gegenteil, eigentlich haben wir uns mehr dahin geschleppt. Und jetzt wird es schon problematisch, Lehrer die ihre Schüler motivieren setzen ihre Kollegen unter Druck, Erfolgsdruck. Und schon darauf reagieren viele mit ekligen Aktionen, Mobbing kommt unter Lehren gerne vor. Wie will man gegen Mobbing unter Schülern vorgehen, wenn die Lehrer genauso sind? Naja, so was ist eben auch wie die Schulverwaltung Problematisch und bevor die ganze Schule da Streikt entfernt man lieber den Störenfried, geht aber nicht die Ursachen an
Oh mein Gott! Sowas Dummes habe ich ja schon lange nicht mehr gehört. Die konnten froh sein, dass die so eine Lehrerin hatten. Man sollte wohl eher mal über die Qualitäten der Lehrerin der anderen Klasse nachdenken sollen.
Ich habe in der Schule und auch jetzt in der Berufsschule die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, wenn die Lehrer einen auch mal zum Denken anregen. Denn wofür sitzt man denn in der Schule? Doch wohl um zu lernen. Es ist doch eine große Voraussetzung im Berufsleben, dass man selbstständig denken kann.
Also dazu fällt mir nichts mehr ein. Ich habe da noch ein Beispiel. In der Schule hatte ich in Betriebs- und Volkswirtschaftslehrer einen Lehrer, der einem alles an die Tafel geschrieben und praktisch vorgesagt hat. Bei ihm hatte ich eine 5. Jetzt habe ich einen Lehrer, der zwar nicht viel in den Hefter schreibt aber er erarbeitet alles mit uns und wir müssen viel selbstständig zu Hause lernen. Aber dafür habe ich jetzt eine 1 und das spricht jawohl für sich.
Naja zu dem Schulsystem in Deutschland kann man sowieso nichts sagen.
Ich kann das auch absolut nicht verstehen. Die Leherin hat ihre Arbeit doch absolut super gemacht. Selstständiges Lernen ist sehr wichtig.
Wenn ich mal dran denke wie es bei uns in der Berufsschule war, ohje. Wir haben da, leider erst ziemlich am Ende der Ausbildung, Problemorientiertes Lernen gemacht. Also wir habe da zum Beispiel ein Krankheitsbild bekommen und mussten uns selbst damit in kleineren Gruppen auseinandersetzen, alle Informationen Sammeln und zum Schluß eine ausführliche Erklärung dazu abgeben, die jeder verstehen sollte.
Das war eine Katastrophe. Die Mehrzahl meiner Mitschüler war damit total überfordert. Und hatten dementsprechend nüchterne Ergebnisse präsentiert.
Hätte das vorher in der Schule mal jemand mit ihnen gemacht, ihnen beigebracht selbsständig zu lernen, dann wären die nich alle total überfordert gewesen mit der Aufgabe.
Wir haben in der KLesse meines Kindes gerade ein ähnliches Problem. Durch die Bevorzugung von Lehrkräften mit festen verträgen ahebn einige der Kiner jetzt in der 5. Klasse auch den 5. Lehrerwechsel. Da es sich um eine reformpädagogische Schule handelt, deren Konzept eine feste Bezugsgruppe vorgibt, ist es gerade gegen die sChule, dauernd die Lehrkräfte zu wechseln. Letztes JAhrwar dann eine junge, hochmotivierte, in diesem Konzept ausgebildete Lehrkraft da, die die Schüler gut im Griff hatte und insgesamt einen Bomebnjob gemacht hat - und deren Vertrag dieses Jahr nicht verlängert wird, weil es ja noch alte, unerfahrene Lehrkräfte gibt, die irgendwo eingesetzt werden müssen. Toll toll, sage ich da nur...
Ich weiß, wie man da verzweifeln kann. In unserem Schulsystem geht es aber leider nicht darum, jedes Kind individuell zuz seinem besten zu fördern, sondern eine breite Masse an hinlänglich gebildeten Jugendlichen auszuspucken, die dann brave Lohnsklaven werden. Zu viel Denken ist da ja eh nur hinderlich!
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