Was tun mit unselbstständiger Mutter?
Ein Bekannter von mir hat häufig Probleme mit seiner Mutter und da ich die ältere Dame auch gut kenne und mich gelegentlich um sie kümmere, lässt mich ihr Schicksal auch nicht kalt. Sie ist Dialysepatientin, sprich, sie muss drei Mal pro Woche zur Blutwäsche. Zudem leidet sie an der Konoraren Herzkrankheit und muss aufgrund dieser beiden Krankheiten täglich 23 Tabletten schlucken.
Gut, soweit ist noch nichts ungewöhnliches, denn viele, ältere Menschen benötigen Medikamente und auch Krankheiten sind leider häufig. Jetzt kam vor ein paar Monaten noch ein Bandscheibenvorfall hinzu, ich war mit ihr im Universitätsklinikum und der Arzt verschrieb drei Medikamente: Diclofenac, Tramal (Opiat) und Novalgin, die sie in einer Kombination schlucken muss. Der Arzt hat aber auch deutlich betont, dass die Medis nur eine Übergangslösung sind und hat zeitgleich Krankengymnastik verordnet und sie zum schwimmen und Rad fahren aufgefordert.
Jetzt fängt das eigentliche Problem an, sie nimmt die Tabletten und Tropfen, oft auch in höherer Dosierung als verordnet, da die Schmerzen wohl wirklich stark sind. Die Krankengymnastik lehnt sie allerdings mit der Begründung ab, dass sie sich ohnehin nicht bewegen könnte. Da stellt sich dann allerdings die Frage, warum verordnet ein Orthopäde Krankengymnastik, wenn sie wegen Schmerzen nicht wahrgenommen werden kann? Eigentlich müsste ein Physiotherapeut doch wissen, welche Bewegungen etc. bei einem Vorfall durchgeführt werden können oder? Schwimmen geht sie auch nicht, weil sie sich wegen ihres Körpers schämt (etliche Operationsnarben).
An den Tagen wo sie keine Dialyse hat, sitzt sie von früh bis spät bei ihrem Sohn und ist sich über das Leben am beklagen. Sie bedauert sich selbst am aller meisten und hasst alle anderen Menschen. Das fängt beim Fernsehen an, sie beschimpft die Moderatoren von TV-Sendungen, verurteilt bei ihren Mitpatienten an der Dialyse Dinge, die sie selbst täglich tut, lästert auf der Straße so laut über Leute, dass diese oft pikiert schauen und stopft sich aufgrund der Schmerzen mit den Tabletten und Tropfen zu. Auf Nahrung verzichtet sie fast vollständig, mehr als 3 Toastbrote und ein Brötchen nimmt sie am Tag nicht zu sich, trinken darf sie ja durch die Dialyse nicht viel.
Meine Frage ist, wie kann man die Frau zu einer positiveren Lebenseinstellung bewegen, denn wenn man sich permanent selbst bedauert, wird das Leben doch nicht besser, sondern eher noch schlimmer. Klar ist es schrecklich, wenn man an der Dialyse sein muss, ständig Schmerzen hat etc. aber es gibt ja auch eine andere Seite der Dinge, nämlich das früher die Menschen an Nierenversagen gestorben sind, weil es keine lebenserhaltende Dialyse gab. Wie können ihr Sohn und ich sie davon überzeugen, dass sie nicht nur Opium nehmen soll, sondern mit uns schwimmen geht, zur Krankengymnastik geht und nicht mehr nur auf dem Sofa herumliegt, sondern sich bewegt?
Habt ihr vielleicht selbst schon Erfahrungen mit älteren Menschen (sie ist 59) gemacht, die sich partout nicht helfen lassen möchten und sich eher in ihrem Leid suhlen, anstatt es anzupacken?
Tja da kann ich ein Lied von meinem Schwiegervater singen. Ihm wurden 95 mehrere Bypässe gelegt. Die Ärzte im Krankenhaus meinten auch zu ihm, das er viel Bewegung brauch. Daran hält er sich aber seit Jahren nicht. Er kann mittlerweile keine 100 m mehr am Stück laufen. Dann hat er Schmerzen die ihn zum ausruhen zwingen. Alle Alternativen, wie er wieder fitter werden kann, hat er in den Wind geschlagen.
Selbst als sein Bruder noch lebte und er einen Hund hätte ausführen können, war er wirklich zu faul dazu. Denn er hätte nicht weit laufen brauchen. Und es wäre auch täglich besser geworden, wenn er was getan hätte. Nun ist es schon soweit, das er locker eine Woche am leiden und "Wunden lecken" ist, wenn er im Frühjahr die Hecke verschneidet. Einfach weil sein Körper nicht mehr mitmacht. Aber alle Möglichkeiten, das wieder aufzubauen ignoriert er.
Man wird bei solchen Menschen nichts machen können. Sie fühlen sich wohl in ihrem Selbstmitleid. Das einzigste was ich bei sowas nicht mehr mache. Mitgefühl vermitteln. Ich sage ihm unverdrossen, das er an seinem Zustand selber schuld ist. Und das wäre eine Möglichkeit der Mutter bei ihrem jammern Einhalt zu gebieten. Denn ihr könnte es ja mit ein bisschen Willen auch besser gehen.
Hallo,
als ich am Ende gelesen habe das sie erst 59 Jahre alt ist war ich geschockt. Ich dachte wir reden von einer Person die mindestens 10 Jahre älter ist, oder sogar noch älter. Ihr könnt doch zusammen was mit ihr unternehmen, geht in den Zoo oder gemeinsam Schwimmen, dann habt ihr gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Ich kenne schon ältere Menschen die sich selber bemitleiden, diese Menschen sind allerdings schon über siebzig Jahre alt, oder noch älter. Hat die Mutter denn keinen festen Partner mehr? Ich würde versuchen sie oft genug mit raus zu nehmen, wobei ich sagen muss, das man ja auch nicht Lust hat jeden Tag mit seiner Mutter zu verbringen, wo sind denn ihre Freunde oder andere Familienmitglieder?
Hallo Jess0708!
Die Frau hat sich offensichtlich aufgegeben. Wie alt ist sie? Wenn ältere Leute krank werden und zwar so krank, dass sie so viele Tabletten schlucken müssen und trotzdem noch Schmerzen haben, ist die Zeit oft da, wo sie nicht mehr am Leben teilnehmen wollen und auch nur noch eingeschränkt können.
Die Frau braucht sehr viel Verstädnis. Sie wird wehmütig in die Vergangenheit schauen, wo es ihr noch gut ging. Ich glaube nicht, dass es ihr damit seelisch selber gut geht, wie sie sich verhält. Aber sie braucht auch eine psychologische Unterstützung. Das Bewegen bei einem Bandscheibenvorfall ist wirklich schmerzhaft. Aber für den Bewegungsapparat wirklich nicht umgänglich. Denn sonst "rostet" sie ganz ein. Das muss ihr irgendwie klar gemacht werden. Früher sollte man bei Rückenbeschwerden nichts mchen, was Schmerzen verursacht oder schlimmer macht. Heutzutage wird geraten, sich so zu bewegen, dass es an der Schmerzgrenze ist.
Der sohn soll mal mit dem Arzt reden, dass die alte Dame auch psychologisch unterstützt werden kann. Sie muss stark genug werden, die Krankheiten die sie hat auch zu akzeptieren. Und das ist wirklich nciht einfach. Denn sie weiß ja, dass die meisten Krankheiten von ihr nicht mehr besser werden.
Ihr müsst für die Dame da sein und sie unterstützen. Aber was andre kann man nicht raten. Denn fachliche Hilfe ist hier angesagt.
Über ihr Alter war ich auch erschrocken - 59. Beim Lesen dachte ich sie wäre um einiges älter und hätte sich deshalb aufgegeben. Leider hat sie sich scheinbar mit 59 Jahren aufgegeben. Das die Lebensqualität durch die Medikamente sowie die Dialyse abnimmt kann ich mir vorstellen, denn so wirklich viel Zeit bleibt nicht.
Als erstes sollte sie die Krankengymnastik wahr nehmen, gibt es nicht auch die Möglichkeit, dann schwimmen zu gehen wenn kein öffentlicher Betrieb ist? Manche Physioterapeuten haben doch sogar Schwimmbecken in ihren Praxen, vielleicht kann man da was finden, dass sie sich nicht schämen muss. War damals während meiner 1.Schwangerschaft in so einer Praxis wegen Rückenproblemen und fand es angenehmer als wenn mich alle angestarrt hätten, da kann ich sie durchaus verstehen.
Fakt ist sie muss es selber wollen und wenn ich höre, dass eigentlich alles schlecht ist was um sie rum passiert, scheint es so als würde sie versuchen damit ihre eigene Situation zu verdrängen - also sich nicht mir sich selber auseinander zu setzen.
Könnt ihr nicht mal mit ihrem Arzt reden und die Sitiuation schildern? Vielleicht kann er vermitteln und ihr die Augen öffnen. Sie ist erst 59 so kanns nicht weiter gehen. Man kann auch Nachts zur Blutwäsche wenn man es schafft, ruhig zu liegen, evtl. wäre das ja eine Möglichkeit um ihr tagsüber mehr Freiraum zu verschaffen.
Wünsche Euch viel Glück, ihr muss klar werden, dass es so nicht weiter gehen kann und das Leben so nicht lebenswert ist. Sie soll froh sein, dass sie leben kann und darf.
lg
stance
Ich denke, dass diese Frau sich so sehr in ihrem Selbstmitleid wohl fühlt und durch das Umfeld, das ihr wahrscheinlich voller Verständnis zuhört, auch noch bestätigt. Auch wenn es sich hart anhört - dieser Frau ist meiner Meinung nur dadurch zu helfen, dass man sie eben nicht mehr so stark unterstützt und verständnisvoll Händchen hält. Warum sollte sie dann etwas ändern? Und wenn sie das nicht tut (also sich ändern), tut sie weder sich noch ihrer Umgebung einen Gefallen sondern wird immer mehr Mitmenschen vor den Kopf und damit abstoßen. Mitleid hat wohl noch keinem geholfen.
Das heißt nicht, dass man die Frau jetzt von heute auf morgen ignorieren sollte. Wie wäre es aber wenn man auf das Jammern nicht mehr eingeht, sondern sie darauf hinweist, dass sie sehr wohl etwas dagegen tun könnte. Die Physiotherapeuten die ich kenne, erkundigen sich übrigens vor der Behandlung noch mal bei dem Patienten nach dem Krankheitsverlauf und dem aktuellen Befinden und richten danach die Behandlung. Kein Grund also Krankengymnastik oder ähnliches abzulehnen.
Jeder weiß wohl das Schmerzen nicht schön sind. Wenn man allerdings eine langwierige oder gar chronische Krankheit hat, dann ist das nun mal meist normal, dass man mit einem bestimmten Schmerzlevel leben muss. Daher sollte man nicht als Maßstab völlige Schmerzfreiheit nehmen und jammern, sondern sollte erst einmal die Grundschmerzen nehmen und davon ausgehen, wobei sich das nach Krankheitsverlauf verschieben kann. Falls jetzt jemand denkt, ich spreche hier in der Theorie: ich selbst bin chronisch krank, erzähle aber eher selten davon. Nur bei solchen Themen, weil mich so etwas nervt. Davon ab greife ich aber eher selten zu Schmerztabletten und auch meine derzeitige Medikation ist (nach Angaben meines behandelnden Arztes) minimal. Diese Entscheidung habe ich bewusst mit meinem Arzt getroffen, da jedes Medikament auch immer wieder Nebenwirkungen hat. Gerade Schmerztabletten sind mit die häufigst Ursache von Kopfschmerzen.
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