Medienrechtler bei CCC 2007: Bundestrojaner macht wenig Sinn

vom 10.08.2007, 17:01 Uhr

Der Kölner Medienrechtler Marco Gercke, siehe Online Hausdurchsuchung seit mehr als 2 Jahren üblich, äußerte sich kritisch gegenüber dem geplanten Vorhaben von Bundesinneminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mittels eines Bundestrojaners und der sogenannten Onlinedurchsuchung Straftaten ermitteln zu können – man verspreche sich im allgemeinen zuviel davon. Marco Gercke fungiert u. a. als Berater für den Europarat in Sachen Internetkriminalität.

Laut Gerckes Ansicht, der zu den diesjährigen Referenten beim Chaos Communication Camp 2007 zählt, werde es den Sicherheitsbehörden kaum bis gar nicht gelingen, den Trojaner auf Rechnern verdächtiger möglicher Krimineller einzuschleusen aufgrund von Sicherheitseinrichtung, die im Grunde jedem (Kriminellen) zugänglich sind und bei entsprechendem Wissen das Einspielen eines Trojaners unmöglich machen. Die Sicherheit von Computern und die geplante online Durchsuchung gehört zu den Schwerpunkten der 76teiligen Vortragsreihe des CCC während des Treffens in Finowfurt. Zudem sei es höchst unwahrscheinlich, das Konzerne wie Microsoft den Kern ihrer Betriebssysteme den deutschen Ermittlern offen legen würden. Somit könnte man, übertrieben gesagt, den Trojaner nur dadurch installieren, wenn man in die Wohnung Verdächtiger eindringen würde und das Programm auf den betreffenden Rechner aufspielen würde. "Und dann ist die Frage: Brauche ich die Online-Durchsuchung noch?", so Gercke.

Ein gewichtiges Argument ist für Gercke jedoch: "Mehr als 90 Prozent der Straftaten im Internet sind internationale Delikte" und die möglichen gewonnenen Beweise aus online Durchsuchungen erkenne kaum ein Land an. Zudem agieren viele der sogenannten Phisher z. B. von Russland aus "Da bringt es überhaupt nichts, wenn deutsche Behörden Beweise sammeln, die in Russland nicht anerkannt werden.", so Gercke. Bisher steht Deutschland mit dem Vorhaben des Bundestrojaners sowieso allein da.

Am 10. Oktober soll vom Bundesverfassungsgericht über die Rechtmäßigkeit einer online Durchsuchung entschieden werden – Bundesinnenminister strebt vor dieser Entscheidung des BVG jedoch eine gesetzliche Regelung an.

» Midgaardslang » Beiträge: 4131 » Talkpoints: -14,08 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Naja, die Hacker wissen es, jeder der sich mit seinem Rechner etwas auskennt weiß es, Experten vermuten oder wissen es - nur oben angekommen ist es noch nicht.

Wie in dem anderen Thread zum Bundestrojaner, den ich mir mal durchgelesen habe, geht es ja schon lange nicht mehr um Terroristen sondern darum, was man schon vermutet hat: Das dies langfristig auch nach unten ausgeweitet werden soll. Besonders dreist finde ich dann noch den Gegenzug, das Software, die einem eben vor dem Trojaner schützen soll, verboten werden soll, damit man es den Herren von der Fahndung nicht zu schwer macht.

Ich nehme einmal an, dass dieser umstand nicht bei Computerkriminellen Gehör finden wird und die sich dann denken: Na wenn die Rechner ungeschützt sind, lassen wir sie mal besser in Ruhe, die User müssen ja schon genug leiden.

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» Marco79 » Beiträge: 253 » Talkpoints: 1,22 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Wieder mal die armen "Kleinen Bürger",denen es an den Kragen geht,das kennen wir ja schon......

Kann man mal sehen,wieviel lange Weile die "da oben" haben müssen,sich sowas auszudenken.Erstens sind das wieder etliche Milliarden,die an Steuergeldern (auch das Geld der "Kleinen") aus dem Fenster geworfen werden,und zweitens entwickeln wir uns regelrecht zu einem Überwachungsstaat :shock:

Wie oft es Klagen vorm Verfassungsgericht gibt,oder das Grundgesetz geändert werden soll....Das Grundgesetz ist sowieso mal eines Tages nicht mehr das,wie es einst beschlossen wurde.Man sollte sich auch wehement dagegen wehren,immer von oben alles hinnehmen zu müssen,Terrorismus hin oder her.Die nervigen Flughafenkontrollen nerven schon mehr als genug.Und ein wenig Privatsphäre sollte wohl jeder haben.Wo kommen wir denn dahin?

Man sollte mit den Steuergeldern mal lieber was vernünftiges anstellen wie Kindergartenplätze zu schaffen,Schulen zu finanzieren usw,anstatt übertriebene Überwachung finanzieren zu wollen.
Auch bei der Überwachung gilt: 100%igen Schutz vor Bedrohungen gibt es nicht,und wird es nie geben :o

» Tohoe » Beiträge: 57 » Talkpoints: -0,38 »



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