ADHS - zu schnelle Diagnose ?
Hallo!
Eine Bekannte hat eine sehr aktive Tochter. Die kleine ist jetzt 5 Jahre alt und meine Bekannte war gestern mit ihr beim Arzt und nach kurzer Zeit stellte der Arzt die Diagnose Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom kurz ADHS. Sie bekam ein Rezept mit Ritalin und eine Anweisung, wie sie es ihr geben soll.
Ich kenne das Kind seit 4 Jahren und ich habe auch schon einige Nachmittage mit ihr verbracht. Ich habe meiner Bekannten geraten, dass sie, ehe sie die Hammertabletten gibt, solle sie noch einmal zu einem andren Arzt gehen. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass die diagnose richtig ist. Saskia (das kleine Mädchen) kann nämlich durchaus auch mindestens eine Stunde am Tisch sitzen und malen oder in einer Ecke sitzen und mit ihren Puppen spielen.
Meine Bekannte vertraut aber ihrem Kinderarzt und meint, dass es schon richtig ist und wenn die Tabletten das Kind ruhiger machen, dann soll das eben so sein. Mir tut Saskia ein wenig leid, denn solche Hammertabletten muss der kleine Organismus ja auch wegstecken, zumal ich als Laie eher sage, dass das Kind einfach über Tisch und Bänke geht, wenn sie mit ihrer Mutter alleine ist, oder sich keiner um sie kümmert.
Wie werden denn normalerweise solche Diagnosen gestellt? Welche Tests werden gemacht und welcher Facharzt ist dafür am besten geeignet. Ich will versuchen, meine Bekannte davon abzubringen, ihr Tabletten zu geben und ihr lieber Ratschläge geben, was sie machen kann , um die Diagnose zu bestätigen oder auszuschliessen. Bitte helft mir dabei!
Eine Bekannte hatte bei ihrem Sohn auch den Verdacht ADS und die Tochter einer guten Freundin hat diagnostizierte ADHS. Bei dem Jungen dauert die Untersuchung noch an und auch bei dem Mädchen war die Diagnose nicht nach einer "kurzen Untersuchung" gestellt. Den genauen Werdegang müsste ich noch mal erfragen. Aber bei Beiden wurden verschiedene Tests durch Sozialpädagogen und Psychologen gemacht. Diese Tests wurden aber nicht sofort durch den Kinderarzt durchgeführt, sondern dafür wurden extra Termine beim Arzt und den mit behandelnden Personen vereinbart, da so ein Test wohl schon länger dauert.
Bei meinem Sohn bestand auch mal der Verdacht ADHS. Dort wurde auch erst nach mehrtägiger Beobachtung und Tests diese Diagnose ausgeschlossen. Aus diesem Grund würde ich mich auch dagegen wehren, dem Kind gleich Ritalin zu geben. Normalerweise ist es wohl so, dass der behandelnde Kinderarzt schon der richtige Ansprechpartner, der die weitere Diagnose anschiebt und auch koordiniert. Auch wenn Du gegenüber den Familienberatungsstellen Vorbehalte hast, auch diese helfen weiter, wenn es um die Diagnose von ADHS geht.
Hallo Diamant,
ich denke da hast du genau richtig gehandelt lieber eine zweite Meinung einholen, als das Kind jetzt schon mit Medikamenten voll zu pumpen. Ich finde es auch wichtig so wie du es gemacht hast das man jemanden hat der einem das rät, weil man viel zu sehr in den Gedanken vertieft ist oh Gott mein Kind ist Hyperaktiv. Ich als ungefähr neun Jahre alt war haben die Ärzte mich ins Krankenhaus geschickt um mich durch checken zu lassen weil ich auch den verdacht auf ADHS hatte. Ich bin dann auch für zwei Wochen beobachet worden, war bei einem Pschologen und die haben eben fest gestellt das ich kein ADHS habe, die Lehrer die meinen Eltern geraten haben mich darauf testen zu lassen, sollten sich mal testen lassen haben die Ärzte gesagt das ich völlig gesund bin.
So eine Diagnose ist schnell dahin gesagt und man muss es als Eltern immer gleich so hinnehmen, also lieber immer zwei Meinungen einholen um zu gucken wie verhält sich das Kind und ob man wirklich mit dem Kind zurecht kommt denn die meisten ADHS-Kinder sind ja nicht tot zu kriegen in Sachen spielen oder sontigem und wenn man das Gefühl schon als Elternteil nicht hat dann würde ich immer zu einem zweiten Arzt gehen und den Check machen lassen.
Ich kann das,was JotJot schreibt nur bestätigen! Die Diagnose ADHS kann nicht nach einer kurzen Untersuchung gestellt werden. Dazu sind normalerweise umfangreiche Tests mit Sozialpädagogen und Psychologen nötig, die fraglichen Kinder werden meist mehrere Tage beobachtet und die Eltern müssen lange, ausführliche Fragebögen ausfüllen, in denen alle möglichen Lebensbereiche abgetestet werden.
Außerdem wird ein guter Arzt versuchen alle anderen Möglichkeiten auszuschließen: Hibbeligkeit und innere Unruhe können beispielsweise auch durch eine kaputte Schilddrüse ausgelöst werden. Es gibt zahlreiche körperliche Fehlleistungen, die psychische Auswirkungen haben oder auch physische Symptome auslösen, die man der Erkrankung nicht umittelbar zusprechen würde. Das soziale Umfeld spielt natürlich auch eine Rolle für die Verhaltensweisen, die ein Kind an den Tag legt.
Bei einem Arzt, der nach einer halben Stunde sofort ADHS sagt und dann direkt Ritalin aufschreibt, würden bei mir alle Alarmglocken schrillen. Ritalin ist nämlich nichts anderes als Speed, die Nebenwirkungen sind zahlreich. Das kann von Magenbeschwerden über Schlafstörungen und Depressionen gehen. Deswegen würde ich selbst bei gesicherter Diagnose so wenig Medikation wie möglich anwenden, sondern lieber versuchen das Problem mit Therapiemethoden in den Griff zu bekommen. Es gibt da bei Ergotherapie und Entspannungstraining gute Übungen um ruhiger zu werden, ohne dafür Tabletten nehmen zu müssen. Ich würde das gerade bei kleineren Kinder empfehlen, weil der Organismus noch so anfällig ist. Und je länger man trainiert, desto besser bekommt man sich unter Kontrolle.
Ich würde dir und deiner Bekannten das Buch: "Das ADS-Buch" von Aust-Claus und Hammer und empfehlen. Hier kannst du es dir ansehen. Ich habe das selber schon gelesen und finde dort ist das sehr gut erklärt, außerdem sind Fragebögen drin, die Eltern verwenden können, wenn sie den Verdacht haben. Häufig kommt dann schon bei den Laienfragebögen in dem Buch heraus, dass die Sorge unbegründet ist.
Ich habe mittlerweile den Verdacht, dass ADHS die Modekrankheit ist, die jeder Arzt möglichst oft stellen will. Immer wenn Eltern unzureichende Erziehungsarbeit geleistet haben, haben die Kleinen sofort ADHS, man gibt ihnen eine Pille und schon ist Ruhe. Aber auch gut erzogene Kinder, die sehr intelligent und vielleicht darum sehr energiegeladen sind, die Eltern aber überfordern, werden eben ruhig gestellt. Wie bequem. Hyperaktivität kann zahlreiche Gründe haben, aber es lässt sich ja so leicht abstellen, wozu dann die Mühe?
Vielleicht bestehen auch Verträge zwischen den Ärzten und den Pharmakonzernen, so dass sie möglichst viel Ritalin verkaufen wollen, weil sie Provision bekommen. Das klingt jetzt fies, aber man könnte den Eindruck bekommen, so häufig und vorschnell wie das heutzutage verschrieben wird.
Wie auch immer. Vielleicht hat deine kleine Bekannte tatsächlich ADHS, aber bevor man sowas diagnostiziert und einfach Pillen verschreibt, sollte man das sehr viel intensiver prüfen. Sprich also nochmal mit deiner Freundin, sie zerstört womöglich das Leben ihrer kleinen Tochter nur weil sie zu faul oder zu gutgläubig ist einen kompetenten Arzt aufzusuchen und ihrem alten blind vertraut.
Hallo!
Ich habe grade noch einmal mit ihr telefoniert und ihr eure Meinungen dazu gesagt. Ausserdem viel mir noch eine Geschichte ein, die ich mit meinem Sohn erlebt habe.
Mein Sohn verhielt sich auch sehr auffällig. Und ich hatte auch Angst, dass er Hyperaktiv war. Ehe aber der Kinderarzt irgendwelche diagnosen stellte, meinte er, dass es an Übermüdung liegen könnte. Die Kinder sind dann sehr aufgedreht und können deswegen nicht schlafen. Und der Teufelskreis beginnt dann immer weiter, wie ein Schnellballeffekt. Das Kind kann nciht schlafen, es ist müde, wenn es aufsteht und über Tag wird es noch müder und kann deswegen wieder nicht schlafen.
Ich sollte einen Test mit ihm machen und sollte ihm über den Tag verteilt 2 Gläser Cola geben (Cola mit Coffein). Und siehe da. Cola der Muntermacher brachte meinen sohn wieder auf den richtigen Pfad.
Nach einer Woche war mein Sohn völlig ausgeglichen und konnte dann auch ohne diesen Muntermacher wieder richtig schlafen. Auch über Tag war er, weil er ausgeglicherner udn ausgeschlafen war wieder richtig umgänglich.
Jetzt will meine Bekannte das auch mal versuchen und wenn es nicht besser wird, wird sie noch mal mit dem Kinderarzt reden oder eine Beratungsstelle aufsuchen.
Ich danke euch für eure Hilfe. Ich hoffe, dass sie es auch wirklich annnimmt und die Tabletten jetzt erst mal in die hinterste Ecke des Medizinschrankes verbannt.
Hallo,
ich gehöre zu denen, die nicht an die Vielzahl von AD(H)S-Kindern glauben. Oftmals ist es letztlich eine Ausschlußdiagnose, die gerne dann gezogen wird, wenn ein Arzt nicht weiterkommt oder die Eltern diese Diagnose wünschen, um eine Erklärung zu haben für all die Dinge, die sie sonst aktiv aufarbeiten müssten.
Leider gibt es ja auch Studien, die besagen, dass eine bedeutend große Anzahl an Kindern, die Ritalin oder ein Ritalinderivat genommen haben, später drogensüchtig werden. Dieses Verhalten ist ebenso tragisch wie simpel: Bereits früh erfahren diese Kinder, dass ihr Verhalten nicht angenommen, sondern mit Drogen beeinflusst wird, um ein akzeptables Verhalten zu erlangen. Akzeptabel meint in diesem Zusammenhang leider oftmals nur gute Schulnoten und für die Eltern hinlänglich annehmbares Verhalten.
Von daher halte ich von solchen "Diagnosen" gar nichts. Wenn überhaupt, kann AD(H)S nur von entsprechenden Experten diagnostiziert werden in einem längeren Diagnoseverfahren. Aber mal so ex-und-hopp Psychopharmaka zu verschreiben grenzt an Körperverletzung seitens des Arztes.
Gruß Karen 1
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