Die Parteien in der Weimarer Republik

vom 25.06.2008, 16:47 Uhr

Hallo zusammen!
Hier mal ein paar kurze Infos zu den wichtigsten Parteien der Weimarer Republik. Alle kann man schlecht aufführen, da das Parteienspekturm zu der Zeit einfach riesig war.


Das Zentrum:
Das Zentrum wurde auch christliche Volkspartei genannt, der überwiegende Teil der Wählerschaft war katholisch, aber auch die christliche Gewerkschaft gewann an Einfluss. Ihr Vorsitzender Adam Steigerwald wird 1920 in den Vorstand gewählt. Parteivorsitzende waren Karl Trimborn (von 1917 bis 1920) und Wilhelm Marx (von 1920 bis1928). Das Zentrum sah sich als Mittelschichtpartei, sie war vom Programm her sowohl antikapitalistisch, als auch antisozialistisch.

Innerhalb der Partei strebten linke und rechte Kräfte nach einer Verständigung. Ab 1925 erfolgte auf Druck der konservativen Kräfte in der Partei aber ein klarer Rechtsruck. Der linke Flügel unter Joseph Wirth konnte sich nicht mehr durchsetzen. Das Streben nach Autorität und Ordnung gegenüber der individuellen Freiheit wird im Programm der Partei betont. Zentrumspolitiker fehlten in keinem Regierungskabinett der Weimarer Republik, von 20 Kabinetten zwischen 1919 und 1933 wurden 9 von Zentrumspolitikern geleitet. So stellte das Zentrum ab 1925 mit Hindenburg auch den Reichspräsidenten und die beiden Reichskanzler Brüning und von Papen.

Bayerische Volkspartei (BVP):
Die BVP wurde 1918 von Georg Heim gegründet, weil das eigenständige Bayern Angst vor einer sozialdemokratischen Reichsregierung hatte. Anfangs koalierte die recht kleine BVP mit der größeren Zentrumspartei. Die Zusammenarbeit der BVP mit dem Zentrum wurde 1920 wegen des Vorwurfs aufgekündigt, dass das Zentrum zu sehr mit der SPD zusammenarbeite. Zwischen 1920 und 1928 waren zwischen 16 und 18 Mitglieder der BVP in der Reichstagsfraktion vertreten. Der ab 1925 einsetzende Rechtsruck des Zentrums führte wieder zu einer verstärkten Zusammenarbeit der BVP mit der Zentrumspartei.

Deutsche Nationale Volkspartei (DNVP):
Die DNVP bestand aus einer Sammlungsbewegung aller ehemaligen rechtsstehenden Parteien in Deutschland, den Deutschkonservativen, den Christlich-sozialen, den Alldeutschen, den Völkischen, den Nationalliberalen und der Reichspartei.. Die konservativen Kräfte der genannten Parteien übernahmen die Führung in der DNVP. Die DNVP hatte gute Kontakte zur evangelischen Kirche und zu den christlichen Gewerkschaften, ihre Wählerschaft waren vor allem national eingestellte Angehörige der ländlichen und städtischen Mittelschicht.

Die DNVP war nach eigenem Vernehmen eine moderne Massenpartei, der aber ein einheitliches, organisatorisches Gerüst fehlte. Sie hatte ganz klar antidemokratische Gesichtszüge und wollte zum monarchistischen Herrschaftssystem zurückkehren. Die Partei war in zwei politische Gruppierungen gespalten, zum einen in diejenigen Kräfte, die die Demokratie tolerierten und zum anderen in die Gruppe der absoluten Demokratiegegner, die die bestehende Ordnung ablehnten. Oskar Hergt (von 1920 bis 1926) und Kuno Graf von Westarp (von 1926 bis 1929) waren die jeweiligen Parteivorsitzenden gewesen. Später wurde die DNVP zu einer demokratischen Partei mit konservativer Prägung.

Deutsche Demokratische Partei (DDP):
1918 scheiterte der Versuch, die Nationalliberalen und die Fortschrittspartei unter einem Hut zu bringen. Die DDP war linksliberal, viele ihrer führenden Mitglieder hatten an der Verfassung der Weimarer Republik mitgearbeitet. Ganz besonders sind hier Hugo Preuß, Friedrich Naumann und Max Weber hervorzuheben. Mit 75 Mandaten war die DDP die drittstärkste Partei der Nationalversammlung gewesen. Zwischen 1920 und 1930 verlor die DDP allerdings immer mehr ihrer Anhänger, da diese sich den geänderten politischen Bedingungen nicht genügend anpassen konnten.

Deutsche Volkspartei (DVP):
Die DVP trat das Erbe der nationalliberalen Partei an und gehörte zum rechten Flügel der Weimarer Regierung. Die Partei war sehr national eingestellt und eindeutig antirepublikanisch, antisozialistisch und antidemokratisch gesinnt, sie wollte zu den Verhältnissen von vor 1914 zurückkehren. Die Partei wurde von Gustav Stresemann gegründet, durch seinen Einfluss wurde das Verhältnis zum bestehenden Staat zwar positiver, allerdings wurde man sich lediglich in der Außenpolitik mit der Regierung einig. Die DVP wollte mehr Macht für den Reichspräsidenten, dieser sollte notfalls auch ohne den Reichstag Entscheidungen treffen dürfen.

Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD):
Die SPD stellte mit Friedrich Ebert den ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik, er amtierte von 1919 bis 1925 für dieses Amt. Ursprünglich war die SPD eine revolutionäre Volkspartei gewesen, die nach Abkehr von ihren revolutionären Ideen recht konservativ geworden war. In der demokratischen Staatsform der Weimarer Republik hatte sie alles erreicht, was sie erreichen konnte. Daher wollte sie lieber das Erreichte sichern, nicht Angriff, sondern Verteidigung war zu ihrer Devise geworden. Die SPD vereinigte den größten Teil der Arbeiterschaft auf sich, den größten Mitgliederbestand erreichte sie 1925 mit 1 261 000 Mitgliedern, den niedrigsten 1926 mit nur noch 806.000 Mitgliedern.

Größter Konkurrent unter den “Arbeiter-Parteien” war die USPD, später dann die KPD gewesen. Um sich von der USPD abzugrenzen, gab sich die Partei von 1917 bis 1919 den Namen “Mehrheitliche Sozialdemokratische Partei” (MSPD).

Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD):
Die USPD spaltete sich 1917 von der SPD ab, da man sich nicht in der sozialdemokratischen Kriegspolitik einig werden konnte. Sie stand politisch den Spartakisten nahe, nach einem Entschluss der Parteiführung im Oktober 1920, trat der größte Teil der Mitglieder der KPD bei. 1922 trat die stark geschrumpfte Rumpfpartei der MSPD bei.

Kommunistische Partei Deutschlands (KPD):
Die KPD ging aus Linksintellektuellen Gruppierungen und der revolutionären Arbeiterschaft des Spartakusbund (Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg) hervor. Deren Ziel war die Errichtung einer Räterepublik nach russischem Vorbild.

1920 wurde sie nach dem Übergang des größten Teiles der USPD Mitglieder zu einer Massenpartei mit über 300000 Mitgliedern (1921). Die KPD initiierte einige Volksaufstände um in Deutschland die Diktatur des Proletariats nach sowjetischem Vorbild zu errichten. Angestrebt wurde außerdem eine Weltrevolution unter proletarischer Führung. Alle Aufstände scheiterten letztendlich, die Partei verlor außerdem über die Hälfte ihrer Mitglieder, von den 300 000 im Jahre 1921 blieben nur noch 140 000 im Jahre 1927 übrig. Vorsitzender der Partei war zunächst Heinz Neumann, von 1925 bis 1933 dann Ernst Thälmann (ermordet 1944 im KZ Buchenwald).

Nach 1926 verlor die KPD immer mehr ihre Selbständigkeit, da die sowjetische KPdSU immer größeren Einfluss auf die Entscheidungen der KPD nahm. Außerdem wurden die Partei und ihre Aktionen fortwährend polizeilich überwacht. 1933 wurde der KPD ihre öffentliche Arbeit dann vollständig untersagt, das Parteivermögen wurde eingezogen und viele ihrer Funktionäre wurden ins KZ verschleppt.

Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP):
Die NSDAP ging aus der Deutschen Arbeiterpartei (DAP) hervor, die sich am 24. Februar 1920 in NSDAP umbenannte hatte. Die Gründung erfolgte im Münchner Hofbräuhaus. Bis 1923 konnte die Partei vor allem in Bayern viele Anhänger gewinnen. Die NSDAP war am 9. November 1923 auch die führende Kraft des Hitler-Ludendorf-Putsches. Nach Scheitern des Putsches wurde die NSDAP, die KPD und die Deutsch-Völkische Freiheitspartei verboten, das Parteivermögen wurde konfisziert, Geschäftsstellen geschlossen und Adolf Hitler als führender Kopf und Mit-Initiator des Putsches zu Festungshaft verurteilt. Nach seiner mit nur einem Jahr verbüßten Haftzeit, gründete Hitler die Partei im Februar 1925 neu.

Die Partei finanzierte sich vor allem aus Spenden der mittelständischen Industrie, aber auch aus ihren vergleichsweise hohen Mitgliedsbeiträgen und Eintrittsgeldern für Veranstaltungen, in denen Hitler und Goebels sprachen. Den Großindustriellen war der Name Arbeiterpartei zu suspekt, Unterstützung erhielt sie nur von Fritz Thyssen. Zwischen 1925 und 1930 stieg die Mitgliederzahl der Partei von 27 000 auf 130 000.

Bereits 1926 wurde der so genannte “Hitler-Gruß” eingeführt, zunächst nur für die Parteimitglieder, nach 1933 für die gesamte Bevölkerung. Bei den Reichstagswahlen schnitt die NSDAP weit weniger gut ab, als erwartet, 1928 erreichte sie gerade einmal eine Quote von 2,6 % der Wähler. Die Partei agierte danach etwas weniger martialisch und die antisemitische Propaganda wurde ebenfalls zurückgefahren, um auf bürgerliche Wählerschichten nicht abstoßend zu wirken.

Folge war, dass die Partei bei den Landtagswahlen 1929 immerhin durchschnittlich 10 % erreichen konnte (in Sachsen sogar 14,4 %). Die NSDAP konnte besonders unter den Bauern, Handwerkern und Einzelhändlern, aber auch in der Studenten- und Beamtenschaft Anhänger gewinnen. Die Auflösung des Reichstages 1930 durch den Reichspräsidenten Hindenburg kam der NSDAP sehr gelegen, bei der Wahl am 14. September 1930 wurde sie mit lediglich 18,3 % der Wählerstimmen zweitstärkste Partei nach der SPD. Bei den Reichstagswahlen am 31. Juli 1932 wurde sie schon stärkste Partei im Reichstag, am 30. Januar 1933 führte dies dann in eine “legale Machtübernahme” der NSDAP.

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