Essay über Beck-Gernsheim Individualisierung

vom 08.06.2008, 15:12 Uhr

Hallo Ihr lieben,
hier mein Essay über Beck-Gernsheim:

1. Individualisierung - eine Einführung
Im Rahmen des Seminars „ Einführung in die Soziologie“ behandelten wir das Thema „Individualisierung“. Da das Thema „Individualisierung“ in der Schule nur sehr knapp angeschnitten wurde, mich aber sehr interessiert, möchte ich mich in meinen Essay mit diesen Thema auseinandersetzten. Im folgenden möchte ich anhand des Textes „Riskante Freiheiten- Individualisierung in modernen Gesellschaften“ von Ulrich Beck und Elisabeth Beck-Gernsheim die Frage klären, was „Individualisierung“ bedeutet, wie sie entsteht und welche Folgen sie für das Individuum bzw. für die Gesellschaft hat.

2. Was bedeutet Individualisierung?
Nach Beck und Beck-Gernsheim bezeichnet Individualisierung das Zusammenspiel zweier Prozesse innerhalb der Gegenwartsgesellschaft: Zum einen steht „Individualisierung“ für die „Auflösung industriegesellschaftlicher Lebensformen“ ,als Beispiel hierzu kann die Auflösung von Geschlechterrollen genannt werden. Andernfalls steht „ Individualisierung“ für das Hinzukommen von neuen institutionellen Anforderungen, Kontrollen und Zwängen für den Einzelnen. Als Beispiel hierfür nennen Beck und Beck-Gernsheim Rentenrecht und Versicherungsschutz und all jene institutionellen Vorgaben , die das Individuum auffordern ein eigens Leben zu führen. Deshalb kann man sich, nach den Autoren, „Individualisierung“ nicht als gesellschaftsfreien Raum vorstellen, sondern muss sie als einen bis in allerkleinste Detail geregelten, labyrintisch angelegten Raum betrachten.

Entscheidendes Merkmal der modernen Regelungsdichte ist, dass das Individuum die Regeln selbst in seinen Alltag integrieren muss. Traditionelle Regeln und Vorgaben hingegen enthielten oft strikte Handlungsverbote, wohingegen die „ institutionellen Vorgaben der modernen westlichen Gesellschaft eher Leistungsangebote“ seien. Beck und Beck-Gernsheim führen als Beispiel hierzu zahlreich Errungenschaften des Wohlfahrtstaates wie zum Beispiel Bafög und Arbeitslosenengeld an. Früher wurde man in die traditionelle Gesellschaft und ihre Vorgaben hineingeboren, als Beispiel hierzu werden Stand und Religion aufgeführt. Heute jedoch muss man für die Vorgaben etwas tun oder sich aktiv bemühen sich gegenüber der Konkurrenz um die begrenzte Anzahl von Ressourcen durchzusetzen verstehen.

Somit wird die Normalbiographie zur Wahlbiographie, diese zur Bastel- und Risikobiographie und diese schnell zur Bruchbiographie, wenn man sich verplant oder sich zwischen den verschieden Möglichkeiten falsch entscheidet.

3. Wie entsteht Individualisierung?
Beck und Beck-Gernsheim beantworten die Frage, was neu an der „Individualisierung“ ist mit einem historischen Rückblick. Früher wurde nur wenigen zugemutet ein eigens, selbstbestimmtes Leben zu führen, heuzutage jedoch wird „im Grenzfall allen abverlangt“ ein eigens Leben zu führen. Die Demokratisierung von Individualisierungsprozessen sowie die Tatsache der „institutionalisierten Individualisierung“ , darunter verstehen die Autoren, dass Grundbedingungen der Gesellschaft die „Individualisierung“ begünstigen, sind historische Neuerungen der „Individualisierung“. Die Verbreitung und Durchsetzung der „Individualisierung“ wird von Beck und Beck-Gernsheim skizzenhaft anhand der Sozialgeschichte der Ehe dargestellt. Ich möchte auf diesen Punkt nicht weiter eingehen, da er den Rahmen dieser Arbeit überschreiten würde.

4.Welchen Folgen könnte Individualisierung haben?
Schon Beck und Beck-Gernsheim sehen in der „Individualisierung“ eine „riskante Freiheit“. Sie stellen die Frage wie Kinder in einer Familie aufwachsen sollen, in der es immer weniger klare Vorgaben und Zuständigkeiten gibt. Die wachsende Zahl der Alleinerziehenden soll hierzu als Beispiel dienen. Aktuelle Fälle von Gewalttaten die von Jugendlichen ausgehen könnten als Antwort auf folgende Frage gelten: Lässt sich ein Zusammenhang zur wachsenden Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen und den Kindern die in einer Familie ohne klare Vorgaben und Zuständigkeiten aufwachsen herstellen.

Beck und Beck-Gernsheim stellen auch die Frage ob hochindividualisierte Gesellschaften überhaupt noch integrierbar sind. Sie prüfen drei Thesen auf ihr Bestehen gegenüber einer hochindividualisierten Gesellschaft:
„Die Möglichkeit eines gleichsam transzendentalen Konsens, einer Wert- Integration, wie sie von Durkheim bis Parsons die klassische Soziologie bewegt hat.“ Die Autoren stellen dieser These die Erfahrung entgegen, dass die Grundlagen, aus denen sich Wertzugehörigkeiten erneuern und speisen, von selbstherzustellenden Bindungen und von der Vervielfältigung kultureller Wahrnehmungen zerstört werden. Die zweite These beinhaltet, das an die Stelle gemeinsamer Werte, die Teilhabe am Wohlstand für die breite Bevölkerung tritt. Beck und Beck-Gernsheim vertreten die Ansicht, das aufgrund der wachsenden Armut diese These vor eine schwere Belastungsprobe gestellt wird.

Drittens soll das Nationalbewusstsein für eine stabile Integration sorgen. Beck und Beck-Gernsheim stellen dieser These die wachsende Mobilisierung ethnischer Identitäten entgegen. Beck und Beck-Gernsheim versuchen mit dem Ansatz der „projektiven Integration“ eine Lösung für das Integrationsproblem zu schaffen. Unter projektiver Integration verstehen die Autoren ein bewusstes Anknüpfen an den „ Aufbruch der Individuen“ und „neue, politisch offene Bindungs- und Bündnisformen“ aus drängenden Zukunftsfragen zu schaffen versucht.

5.Resümee
Die Auseinandersetzung mit Beck und Beck-Gernsheim Ausführungen über „Individualisierung“ haben mir einen Einblick in das Thema verschaffen und mich auf Folgen und Probleme der „Individualisierung. aufmerksam gemacht die mir vorher noch nicht bewusst waren.

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