Entwicklung der Zinsen 2009
Kann man die Entwicklung der Zinsen im europäischen Raum für 2009 irgendwie absehen? Ich kenne mich mit dieser Thematik nicht allzu gut aus, deswegen suche ich hier mal nach fachkundigen Leuten.
Mir stellt sich die Frage nach der Zinsentwicklung deswegen, weil wir ein Haus bauen möchten und, falls sich die Zinsen zu unserem Vorteil entwickeln würden, mit dem Hausbau bzw. dem Immobilienkredit bis zum Jahr 2009 warten würden. Denkt ihr, das macht Sinn? Wir haben leider wirklich absolut keine Ahnung - und die Bank hat uns natürlich, selbstloserweise, zu einer sofortigen Kreditaufnahme geraten.
Naja, das hängt leider von zu vielen Faktoren ab:
- Inflation im laufenden Jahr
- Euro-Anstieg gegenüber Dollar (und wie weit gewollt dann eher politisch)
- letzte Auswirkungen der Immobilienkrise
Im Moment liegt der Leitzins der EZB bei 4 Prozent und das schon seit Mitte Juni 2007. Für großen Aktionismus ist die EZB eh nicht zu haben, daher sind große Schwankungen nach oben oder unten kaum zu erwarten. Die Inflation wird man kaum durch weitere Zinssteigerungen abfangen wollen, die würde den Kurs gegenüber dem Dollar noch weiter in die Höhe treiben und dann in Bereiche bringen, die die Exporte massiv erschweren. Der Dollar hat sich in den letzten Wochen etwas stabilisiert, der Kursverfall ist nicht mehr so dramatisch. Daher wird auch in Amerika keine weitere Zinssenkung in großem Umfang kommen. Die EZB könnte wegen der Inflation wohl nicht nachziehen.
Und solange keine weiteren Hiobsbotschaften bezüglich der Immobilienkrise kommen wird es da auch keine Änderungen geben. Zwar sind die Banken bei der Kreditvergabe eh schon vorsichtiger, aber da bei uns eher langfristig finanziert wird und nicht wie in den USA sehr kurzfristig, sind Immobilienkredite zwischen den Märkten nur schwer vergleichbar und daher gibt es bei uns keine so großen Verteuerungen. Also, mal abgesehen davon, dass der Bankmitarbeiter natürlich immer gleich seinen Kredit loswerden möchte, so falsch finde ich den Zeitpunkt eigentlich nicht.
Versucht aber vielelicht durch den Bau eines Null-Energiehauses erstmal Subventionen zu bekommen und dann ist es auch möglich über die KfW zinslose Förderkredite zu erlangen. Da dann im laufenden Betrieb z.B. keine Heizkosten mehr anfallen ist auch eine etwas höhere Rückzahlung drin.
Im Moment ist es echt schwierig eine Antwort auf deine Frage zu geben. Normalerweise müsste ich das Zinsniveau im laufe des Jahres etwas senken da die weltweite Konjuktur im Zuge der Subprimekrise etwas nachlassen wird. Allerdings scheint die europäische Konjuktur im Vergleich zu den USA doch robuster als gedacht.
Das große Problem ist die Inflation. Auch bei einer abschwächenden Kojunktur wird die europäische Zentralbank den Zinssatz kaum senken, solange die Inflation so hoch ist wie im Moment. Das oberste Ziel der EZB ist nun mal die Preisstabilität und der diesjährige Preisanstieg ist überhalb der Korridorgrenze den die EZB für eine "normale Inflation" hält.
Man kann nur darauf hoffen, dass der Preisdruck bei den Rohstoffen etwas nachläßt. Erst dies würde die Inflation, die zu einem großen Teil durch gestiegene Lebensmittel -und Energiepreise verursacht wird mäßigen.
Ich glaube das sich die Zinsen in der nächsten Zeit nicht besonders verändern werden, weder nach oben noch nach unten. Wenn, dann senkt die EZB die Zinsen in der zweiten Jahreshälfte um 0,25. Aber mehr ist denke ich im Moment nicht drin.
Vielleicht hast du es ja heute selbst mitbekommen. Auf Grund der enormen Inflation hat der Präsident der europäischen Zentralbank Jean-Claude Triche für die nächste Sitzung (Juli) eine Mögliche Zinserhöhung angekündigt.
Somit ist meine Prognose wie du selber siehst hinfällig. Ich als Sparer freue mich natürlich im Gegensatz zu dir über die weiter steigenden Zinsen.
Ich war etwas überrascht, dass für die nächste Sitzung eine mögliche Zinserhöhung angekündigt wird. Ich halte es eigentlich eher für eine Warnung an die Märkte, dass es aber wirklich zu einer Erhöhung kommt glaube ich nach der Meldung allerdings fast nicht.
Die Inflation ist zur Zeit ja sehr von den Rohstoffen geprägt, während die anderen Bereiche eigentlich durchschnittlich verlaufen. Zumal eine Erhöhung den Abstand zum Dollar noch weiter vergrößern würde. Importe der Rohstoffe würden zwar billiger werden, aber schaut man sich die Zahlen des Wirtschaftswachstum an, dann sind es für Deutschland und die gesamte EU im nächsten Jahr nicht sehr rosig aus. Deutschland wird nur mit 1 Prozent sehr schwach eingeschätzt, die gesamte EU wird je nach Schätzung zwisch 1,5 und 2 Prozent angegeben. Daher dürften Zinserhöhungen kaum durchzusetzen sein.
Hallo zusammen
hallo Betty,
also ich glaube schon das es im Juni zu einer Zinserhöhung kommen wird. Trichet hat die Märkte in seiner Rede darauf vorbereitet, damit sie dadurch nicht zu sehr überrascht werden.
Das Wirtschaftswachstum hat sich verlangsamt da hast du recht, aber die Hauptaufgabe der europäischen Zentralbank ist es für Preisstabilität zu sorgen. Bei einer momentanen Inflationsrate von 3,6 % bleibt der EZB ja fast schon nichts mehr übrig als die Zinsen anzuheben, zumal es so ausschaut als wenn das schlimmste der Subprimekrise ausgestanden wäre und die Märkte nicht mehr auf die Liquidität der EZB angewiesen wären.
Sollten die Zinsen steigen wird sich der Euro im Verlgeich zum Dollar weiter auf dem derzeitigen hohen Niveau halten oder vielleicht sogar zulegen. Dadurch, dass die ganzen Rohstoffen in USD gehandelt werden wirkt sich das sogar noch Inflationshemmend aus da wir beispielsweise durch den starken Euroanstieg garnicht die volle Erhöhung der Ölpreise mitgemacht haben.
Aber warten wir mal ab was passiert.
Grüße
Pragmatiker1982
Die ankündigung einer möglichen Erhöhung hat jedenfalls sofort Wirkung gezeigt: der Dollar hat prompt wieder gegenüber dem Euro verloren, rund 1 UScent war der sprunghafte Verlust des Dollars.
Was mich allerdings schon die ganze Zeit stutzig macht sind folgende Zusammenhänge:
- Konjunktur wächst zwar langsamer, aber immer noch zwischen 1,5 und 1,8 Prozent und das trotz der hohen Zinsen
- Inflation steigt imemr weiter an, trotzdem bleibt der Euro stabil und nimmt sogar an Wert zu, dabei ist ein Inflation schließlich der Wert der Geldentwertung
- Exporte bleiben auf Rekordkurs, obwohl der Euro die Exportgüter stark verteuert
Mir scheint es fast ein wenig so, als ob sich die alten Regeln ein wenig voneinander entfernen und die ursprünglichen Regeln immer mehr an Bedeutung verlieren. Nur woran das liegt kann ich mir nicht erklären.
Der Euro steigt deshalb weiter an, weil die Zinsdifferenz zwischen den USA und Europa sehr deutlich auseinanderklafft. Momentan haben wir in Europa einen Leitzinssatz von 4 % in den USA sind es hingegen nur ca 2%. Aus diesem Grund fliesst viel Anlagekapital aus dem Dollar in den Euroraum, da die Renditen der Euroanleihen höher als die Dollaranleihen sind. Außerdem nimmt der Anteil der weltweiten Handelsgeschäfte die in Euro abgewickelt werden zu. Je weiter diese Zinsdifferenz auseinanderklafft und je besser die europäische Konjunktur im Vergleich zu der von rezessionsängsten geplagten amerikanische Konjuktur darsteht, desto stärker wird der Euro gegenüber dem Dollar werden.
Die Erhöhung der Leitzinsen macht sich erst ca. nach 6 - 8 Monaten in der realen Wirtschaft bemerkbar. Diese trifft aber vor allen Dingen die Binnenkonjunktur (privater Konsum, Baubranche). In Deutschland ist aber vor allem der Export der Wirtschaftsmotor Nummer eins. So lange die weltweite Wirtschaft weiterhin gute Aussichten hat, so lange wird vor allem der deutsche Exportsektor weiterhin die tragende Säule des derzeitigen Aufschwunges sein. Anscheinend ist beim Wechselkurs die Schmerzgrenze noch nicht erreicht oder es werden nicht mehr soviele Geschäfte in US Dollar abgewickelt, anders kann ich mir die anhaltend gute Lage der deutschen Exportwirtschaft auch nicht erklären. Ein hoher prozentueller Anteil der deuschen Exporte wird aber mit den Länder aus dem Euroraum erziehlt. Hier spielen ja die Währungsschwankungen keine Rolle.
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