Informatik Studium oder Jura Studium
Ich habe folgendes Problem: Ich weiß nicht ob ich nach meinem Abitur Jura oder Informatik studieren soll. Es wäre schon wenn sich Leute melden, die die vorhergehenden Bereiche studieren, beziehungsweise das Studium abgeschlossen haben.
Es wäre mal gut zu wissen wie deine Interessen aussehen und deine Noten bzw. wie stark Du Dich vielleicht trotz mieser Noten in welchem Fach einschätzt.
Denn die reine Frage Informatik oder Rechtswissenschaft (außer Du nimmst das kanonische Recht dazu) ist so allein ziemlich sinnlos, da kannst Du auch dazu fragen: Deutsch auf Lehramt und Biologie, denn die beiden Fächer haben ja fast rein gar nichts miteinander zu tun.
Von meinen schulischen Leistungen her tendiere ich stark zu einer naturwissenschaftlichen Laufbahn. Ich hätte mir gerne Meinungen von beiden Seiten angehört, ob sie es wieder machen würden und dergleichen.
Naja wenn du eher zum Naturwissenschaftlichem Zweig tendierst wäre das Informatik Studium ja sinnfoller. Abgesehen davon sieht es Momentan im Jura Bereich sehr schlecht mit Arbeitsstellen aus. Informatiker werden Gebrauch und zwar nicht nur in Deutschland. Jedoch muss ich aus eigenen Erfahrungen sagen, dass ein Informatikstudium kein Zuckerschlecken ist und viel übung erfordert. Wenn du Lernbereit bist solltest du jedoch kein Problem mit diesem Studium haben. Jura studieren mittlerweile zu viele, somit hat dieser Berufszweig eigentlich keine Zukunft mehr. Abgesehen davon macht man sich als Jurist über kurz oder lang selbständig, was ja nicht jedem zu spricht.
Was sind denn Deine Intentionen nur diese beiden Fächer (die ja schon sehr verschieden sind) in die engere Auswahl zu ziehen?
Als Ferndiagnose ist das nämlich äußerst schwer zu beantworten. Ich selbst habe zwar Informatik studiert, trotzdem ist das Pensum und die Qualität der Lehre von Uni zu Uni verschieden.
Allerdings, das weiß ich auch aus Erfahrung, haben viele Einsteiger im Informatik-Studium eine völlig verquere Vorstellung, von dem was sie erwartet. Um Dir darüber einen Überblick zu verschaffen, solltest Du mal diesen Test hier machen: Eignungstestportal der Informatik der Universität Potsdam Vielleicht hilft Dir das bei Deiner Entscheidung weiter.
Ansonsten empfehle ich Dir dringend eine Berufsberatung, die Dir vielleicht auch andere Alternativen eröffnet.
Kommt darauf an, was Dir besser liegt. Ich kann Dir bezüglich des Jura- Studiums folgendes ans Herz legen: Geh in die Uni und schau Dir mal eine Vorlesung an. Dies ging bei uns zum Beispiel am Dies Academicus. Noch besser wäre, wenn Du mit Leuten über das Studium sprichst. Ich kann Dir gerne einige Contra- Punkte nennen bzw. worauf Du Dich einstellen musst:
Erstmal zu den Kosten: Zunächst einmal ist Jura ein sehr teures Studium. Durch die ständigen Gesetzesänderungen und Neuerungen ist es wichtig, dass Du möglichst immer aktuelle Gesetze und auch Lehrbücher (und später auch Kommentare) hast. Leider kann man sich die aktuellen Sachen selten in der Unibibliothek ausleihen. Zwar glaube ich nicht, dass Du am Anfang schon mit den schönen roten Gesetzessammlungen (= Statussymbol des Juristen) rumläufst, aber spätestens nach einigen Semestern müsstest Du Dir kaufen. Das komplette Paket für alle Rechtsgebiete kostet schon allein ca. 130 Euro. Dann müssen diese auch immer aktualisiert werden. Das kostet auch Geld.
Letztlich geht ein Großteil des Geldes für Lehrbücher drauf. Keine Ahnung, wieviele ich mir in den letzten Jahren zugelegt habe. Die kosten durschnittlich auch schon so 30 Euro das Stück. Ich vermute mal, dass ich allein letztes Jahr für Lehrbücher mindestens 400 Euro ausgegeben habe. Auch hunderte Kopien für Hausarbeiten wollen bezahlt werden. Ein großer Kostenpunkt ist auch das Repititorium. Mindestens 80 % der Studenten gehen vor dem ersten Examen noch mal 1 Jahr zum Rep. Der kostet monatlich ca. 150 Euro. (Übrigens vor dem 2. Examen würde der auch noch mal anfallen).
Naja, ich könnte eine endlose Liste schreiben, was das Studium alles kostet. Aber vielleicht hast Du ja einen guten finanziellen Background oder schaffst es auch so. Ich persönlich habe versucht mich mit dem Bafög durchzuschlagen und es ging. War zwar nicht so leicht, ist aber machbar. Andere Leute gehen noch nebenbei Jobben. Wobei man dabei das Studium nicht aus den Augen verlieren sollte.
Nun zum Fachlichen: Ich muss sagen, dass ich anfänglich wirklich enttäuscht war. Ich dachte, was im Gesetz steht, ist auch so. ABER Du wirst einen Großteil Deiner Zeit damit verbringen, zu lernen, wer welche Meinung zu welchem Thema vertritt. Besonders im Strafrecht ist dies sehr ausgeprägt. Da ist quasi alles umstritten. (Mal als Beispiel: Wann ist eine Sache beim Diebstahl "fremd"? oder was ist ein "Vermögenschaden" beim Betrug). Wichtig ist aber, das man lernt, sich seine eigene Meinung zu bilden und das man argumentieren kann. Man muss zwar seeehr viel auswendig lernen, aber das alleine genügt nicht.
Grundsätzlich ist das Studium sehr theoretisch. Der Praxisbezug kommt erst nach dem 1. Examen, im Referendariat. Denn erst dort wirst Du auch wirklich in der Praxis tätig und arbeitest bei Gericht (schreibst Urteile), bei der Staatsanwaltschaft (dort stehst Du dann auch das erste mal selbst vor Gericht als Staatsanwalt!) in der Verwaltung und beim Anwalt.
Deswegen zum nächsten Punkt: Die Dauer der Ausbildung. Die Regelstudienzeit beträgt 9 Semester. Aber nicht alle werden in dieser Zeit fertig. Dann geht man noch 1 Jahr zum Repititorium. Das 1. Staatsexamen hat bei mir von der Anmeldung bis zur mündlichen Prüfung auch fast noch mal 1 Jahr gedauert. Dann bist Du Jurist. Das genügt aber noch nicht um Anwalt oder Richter o.ä zu werden Denn dann musst Du noch das Referendariat machen, welches auch noch mal 2 Jahre dauert und zum Schluß kommt dann das 2. Examen. Erst dann kannst Du Dich auf den Arbeitsmarkt werfen. Natürlich sind die Noten des ersten und zweiten Examens von Bedeutung für Deine spätere berufliche Tätigkeit. Denn Richter oder Staatsanwalt werden nur die wenigsten. Vielmehr werden sehr viele Anwalt.
So, zum Abschluß noch das WICHTIGSTE: Du musst rausfinden, ob Dir Jura liegt und vielleicht sogar Spaß macht. Bei manchen fällt der Groschen sofort, bei anderen nie. Gerade nach dem Grundstudium haben sehr viele meiner Mitstudenten aufgegeben. Deswegen noch mal mein Tipp, geh in die Uni und versuche Kontakt zu Jurastudenten zu knüfen. Möglichweise können die Dir dann auch einen Einblick in ihren Alltag geben. Ich kannte damals leider keinen Jurastudenten und musste alles selbst rausfinden. Leider sind auch nicht alle Professoren gut und deswegen musst Du Dir oft Sachen selber beibringen. Deswegen musst Du auch Deine eigene Lerntechnik finden, denn Du kämpft bei der Stofffülle täglich gegen das Vergessen.
Ob Jura das Richtige für Dich ist, kannst nur Du rausfinden. Bei manchen meiner Mitstudenten lief auch alles absolut ohne Probleme. Denen hat da Fach auch einfach gelegen und sie hatten die nötige Disziplin. Hoffe, ich habe Dich nicht zu sehr abgeschreckt. Aber, es kommt letztlich nur darauf an rauszufinden, ob es Dir liegt bzw. Du Spaß daran hast. Wenn dem so ist, kann ich Dir das Studium empfehlen. Dann wirst Du auch effektiv lernen können und auch schnell uind gut durchs Studium kommen. Gib doch mal eine Rückmeldung, wofür Du Dich letztlich entschieden hast. Ich wünsche Dir jedenfalls, dass Du für Dich die richtige Entscheidung triffst und viel Erfolg auf Deinem weiteren Weg!
Erstmal vielen vielen Dank für deine sehr ausführliche Antwort. Das schwierige ist, eine Arbeit zu finden, die Spaß macht und bei der man gleichzeitig viel Geld verdient. Eine Frage noch: Muss man bei juristischen Aktionen "praktisch" etwas schaffen? Weil ich bin eher ein Theoretiker.
Im Studium schreibst Du Klausuren und Hausarbeiten. Die Hausarbeiten sind auf mehrere Wochen angelegt. Diese sind aber gerade dafür gedacht, sich in Theoriestreitigkeiten zu ergehen. Die fertige Arbeit ist dann Dein "praktisches Werk". Das Studium selbst ist daher sehr theoretisch. Zumal Du auch oft total abgedrehte Fälle bearbeitest, die Dir in der Realität nie begegnen würden. Du machst aber während des Studiums auch Praktika.
Das sogenannte materielle Recht (welches Du im Studium lernst) bildet dann die Grundlage für die Arbeit im Referendariat, wo Du dann auch lernst praktische Arbeiten auszuführen. Wie gesagt, Du sitzt dann z.B in der Zivilstation neben dem Richter in Verhandlungen und schreibst auch richtige Urteile, die dann von Deinem Ausbilder (= Richter) auch übernommen werden. Oder Du musst in der Staatsanwaltsstation Anklagen schreiben und auch vor Gericht auftreten als Staatsanwalt und die Anklage verlesen und plädieren.
Später ist es also wirklich wichtig auch praktisch arbeiten zu können und auch selbstsicher aufzutreten und gut reden zu können. Ich bin auch eher eine Theoretikerin. Deswegen fällt es mir auch noch etwas schwer Entscheidungen zu treffen, wenn es um richtige Menschen und deren Schicksale geht. In der Theorie ist es oft sehr einfach: der X erfüllt die und die Tatbestandsmerkmale, also hat er das Delikt X begangen. Im Referendariat hast Du es dann aber erstmals mit der Reaität und Schicksalen zu tun.
Gerade in der Arbeitswelt z.B als Rechtsanwalt hast Du es mit vielen unterschiedlichen Menschen zu tun und da musst Du auch deren Interessen berücksichtigen. Das mit dem Geld verdienen ist ja auch so eine Sache. Wie gesagt, die wenigsten Volljuristen (= nach dem 2. Examen) kommen in die richtig gut bezahlten Berufe rein. Du musst schon sehr gute Leistungen bringen, um überhaupt eine Chance zu haben Richter oder Staatsanwalt zu werden oder um in eine gute Kanzlei zu kommen.
Also, mit Jura später sicher viel Geld verdienen ist auch nicht. Übrigens wurde die juristische Ausbildung vor eingen Jahren reformiert. Ich habe noch nach altem Recht studiert. Du kannst ja mal im Internet nach der dem Juristenausbildungsgesetz (JAG) und der Juristenausbildungsordnung (JAO) für Dein Bundesland schauen. Da steht genau drin, was Voraussetzung für das 1. Examen ist. Ansonsten habe ich für NRW auf die schnelle diese Seite entdeckt, die die Reform zusammenfasst: http://www.olg-hamm.nrw.de/aufgaben/jpa/wichtigjag.htm
Ich denke aber trotzdem, dass das Studium selber immer noch genauso Theoriebezogen sein wird, da man ja immer noch als Grundlage die Kenntnisse des materiellen Rechts braucht. Daran wird sich also nichts geändert haben.
Dass die reine Rechtswissenschaft sinnlos ist, kann ich nicht bestätigen, da es hier nur um das persönliche Engagement während des Studiums geht. Es bestehen an etlichen Ecken Möglichkeiten, sich zusätzliche Qualifikationen / Skills anzueignen und sich damit von seinen studentischen Freunden abzusetzen.
Abgesehen davon sieht es Momentan im Jura Bereich sehr schlecht mit Arbeitsstellen aus. Jura studieren mittlerweile zu viele, somit hat dieser Berufszweig eigentlich keine Zukunft mehr.
Was für ein Schwachsinn, habe ich schon länger nicht mehr gehört, aber du wirst es ja wissen müssen. Ich bin gerade der Meinung, dass du gerade ein klischeehaftes Denken vor dir hast oder täusche ich mich nur? Allerdings stimmt die Aussage, dass viele Jus studieren, aber es geht ja nicht darum, wieviele Jus studieren, sondern vielmehr darum, wieviele das Studium beenden. Sofern man sich diese Zahlen ansieht, wirst du bald merken, dass die einen nur "Labern", die anderen ihre Ziele klar vor den Augen haben und es schlussendlich auch soweit bringen.
Genau das ist der springende Punkt zwischen einem möchte-gern-pseudo-Juristen, der schon zur ersten Lehrveranstaltung in einem Business-Auftreten erscheint, nur weil er von den Eltern Ende nie gestopft wird und den anderen, die womöglich durch ihre nicht-arrogante Art mehr erreichen. Von welchem Berufszweig sprichst du überhaupt? Über die des Anwalts oder über den Berufszweig eines Notars oder meinst du gar einen Unternehmensjuristen oder einen juristischen Geschichtsforscher? Ich würde dich mal bitten, dich in diesem Sektor zuerst mal zu erkundigen, dir Wissen anzueignen und dann hier große Worte zu schwingen, die absolut gar keinen Inhalt haben.
Zum Thema Eignungstest: Nur weil ich irgendwelche Pseudo-Fragen richtig beantwortet habe, weil man sich das Wissen in diesem Gebiet selbst angeeignet hat, heißt es lange noch nicht, dass das Studium dann persönlich ansprechend ist oder man dadurch gleich "Informatiker" wird. Ich habe gerade selbst den Eignungstest aus Interesse absolviert, einige Fragen konnte man eigentlich nur durch zusätzliches Wissen beantworten, was nicht bei jedem Studium gleich als Voraussetzung gilt.
Was die Kosten betrifft, muss ich mich liz anschließen, da juristische Bücher teuer sind, als manche wirklich glauben. Gesetzestexte wurden ja bereits angesprochen, wobei es nicht immer Pflicht ist, dass man sich bei jeder kleinen Gesetzesänderung, die man persönlich nicht gleich für ein Fach braucht, diese gleich erneuert. Man kann sich die neuere Fassung aus dem Internet ausdrucken und dazulegen, sodass man sich mal hier mal dort sicherlich einige Kosten ersparen soll.
Was das auswendig Lernen betrifft, kann ich dem nicht zustimmen. Ich studiere zwar seit 6 Semestern Jus, habe aber bis dato für kein Fach etwas auswendig gelernt. Wird wohl damit zu tun haben, dass es hier zwei verschiedene Lerntypen entwickeln: Die einen setzen nur auf gute Noten, verschlingen die Bücher, sodass die einzelne Stellen auswendig runterrattern können, die anderen wiederum legen Wert auf Verständnis. Mit dem ersteren wird man nicht weit kommen, zumindest bei uns nicht, da gegen Ende des 2. Studienabschnitts nur mehr nach Verständnis geprüft wird, fallorientiert und das steht eben in keinem der Lehrbücher!
Ich würde dir allerdings nicht anraten, gleich mal eine Vorlesung zu besuchen oder paar Stunden in diversen Lehrveranstaltungen zu verbringen. Ich würde eher zuerst mit Studenten Kontakt aufnehmen, die Jus studieren und mit diesen mal darüber sprechen. Allerdings wäre es meiner Meinung nach falsch, gleich blind in eine Vorlesung zu gehen, die man womöglich gar nicht braucht, da der Vortragende inkompetent ist oder nur seine Lehrmeinung lehrt, die in der Realität keine Fußfassung findet. Die Studenten werden dir dann sicherlich einige Informationen geben, auch sicherlich, welche Lehrveranstaltungen du besuchen kannst beziehungsweise sollst, damit du siehst, wie das alles ablaufen wird.
Später im Berufsleben wird die Theorie nicht mehr so große Rolle spielen, da dies soundso eine Voraussetzung ist. Vergleichbar mit der Theorie, ein Auto zu bedienen. Wenn du dein Auto starten willst, weißt du, dass du die Kupplung treten muss oder den Leergang zu benutzen, oder wenn du die Scheibenwischer betätigen willst, diverse Hebel berühren musst. Du überlegst nicht lange, du schaust nicht in deinem Buch nach, wie man was machen muss, du weißt es durch Anwendung, auch rennt es ähnlich bei uns ab
Ich muss ehrlich sagen: Ich studiere ein Ingenieurswissenschaftliches Fach - meine Freundin Jura.
Der Vergleich ist echt hart. Sie wälzt tonnenweise Bücher und ich hab vielleicht mal ein dünnes Heft mit Formeln Man kann zusammenfassend sagen: Jura ist was für Lernbegeisterte und etwas naturwissenschaftliches ist etwas für Leute die sich in diesem Bereich wohl fühlen.
Wenn du kein Bock auf Mathe, Physik und Co hast lass es mit dem Naturwissenschaftlichem Fach, wenn du nie Bock auf Deutsch, Politik und Geschichte hattes lass Jura.
Von der reinen Jobsituation sieht es so aus, dass man einen überdurchschnittlichen Abschluss in Jura benötigt um noch einen Job zu bekommen. Oder man studiert etwas in einer Fachrichtung die noch nich so "abgegrast" ist. Wenn du zB Informatik studiert bekommst du auch mit durchschnittlichen Noten noch einen Job.
Insgesamt kann man sagen, dass das Informatikstudium auch für mich in Frage kam, doch dann habe ich gesehen; dass man zwar noch einen Job bekommt, dieser aber meist nicht mehr annähernd so gut bezahlt wird, wie es vor 10 Jahren der Fall war. Dann habe ich weiter gesucht und bin zu dem Studiengang "Wirtschaftsingenieurwesen" gekommen. Ein Splitfach.
Es besteht zu 20% aus Informatik, 60 %Produktionstechnik udn 20 % BWL.
Nur so eine Anmerkung!
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