Umschulung mit 32 möglich und sinnvoll?
Ich bin jetzt 32 und würde gerne endlich mal soviel Geld verdienen das ich nicht mehr auf Staatliche Unterstützung angewiesen bin. Mit meinem erlernten Beruf als Einzelhandelskaufmann ist das leider nicht möglich mehr als 1000 € netto ist nicht drin. Jetzt hab ich mich gefragt wie die Chancen stehen mich umschulen zu lassen z.b für einen Handwerklichen Beruf oder etwas mit Computern oder ein Job im Büro.
Wie groß sind die Chancen das ein Arbeitgeber einen 32 jährigen nochmal Ausbildet, allein schon mit dem Hintergrund das ich nun schon ein paar Jahre aus der Schule bin und somit all die erlernten Sachen die man nie brauchte vergessen sind. Ich möchte einfach nicht die nächsten Jahre damit verbringen als überqualifizierter/unterbezahlter Einzelhandelskaufmann zu arbeiten, oder für noch weniger Geld als Hilfsarbeiter.
Wie stehen meine Chancen? Welche stellen außer dem AA oder dem Jobcenter gibt es noch an die ich mich wenden könnte?
Also wie Deine Chancen stehen kann ich Dir nun natürlich nicht sagen, denn ich bin kein Analytiker der Deinen Marktwert schätzen kann, aber ich denke schon, dass sich ein Betrieb finden lässt, der Dich anlernt und umschult. Viele Betriebe würden Dich mit Sicherheit einem unmotivierten Hauptschüler vorziehen, außerdem solltest Du bei Deinem Vorhaben ja durchaus sehr motiviert sein und auch bereit, viel Energie und Engagement in den neuen Betrieb zu stecken.
Ich würde es erstmal übers Arbeitsamt versuchen - wenn sich da nichts ergibt, und das wirst Du ja bald merken, würde ich einfach mal auf eigene Faust im Internet stöbern. Natürlich kannst du schon mal auf der Homepage der Arbeitsagentur schauen, was dort angeboten wird und ob etwas für Dich in Frage kommt. Notier es Dir und geh zu einem der Berater und sprich das mit ihm an, er wird Dir bei allem Weiteren behilflich sein.
Auch auf Seiten wie markt.*e oder quoka.*de oder kijiji.*e schreiben Betriebe ab und zu mal aus, und da kannst du als Privatmann dann fündig werden. Natürlich musst Du eine aussagekräftige Bewerbung formulieren, die den Betrieb schon mal einen guten Eindruck von Dir gewinnen lässt und die ihm zeigt, dass Du das wirklich willst und motiviert bist. Angeblich gibt es ja im kommenden Jahr so dermaßen viele Ausbildungsstellen, dass da auch was für Dich dabei sein dürfte!
Zu den Chancen, da solltest du dir erst einmal selber ein paar Fragen beantworten: welche höchste Schulausbildung hast du? Welche nächst höhere könntest du erreichen? Hast du dir privat neue Qualifikationen angeeignet oder erlernt (VHS-Kurse, andere Weiterbildungsmaßnahmen)? Wie sieht der Arbeitsmarkt allgemein in den Branchen aus, in die du gerne möchtest?
Wir haben z.B. was Weiterbildung betrifft bei uns im VHS_Kurs eine Dame sitzen, da bezahlt das Arbeitsamt den Kurs (Japanisch) als Weiterbildungsmaßnahme. Vielleicht mal in der Richtung Erkundigungen einziehen, denn so wirst du merken, ob du überhaupt noch Aufnahmefähig fürs Lernen bist.
Das ist jetzt nicht negativ gemeint, aber ich mache den Kurs auch und bin über 40 und merke schon, dass ich da an meine Grenzen stoße. Für so einen Kurs müsstest du deinen jetzigen Job auch nicht hinschmeißen und hättest wenigstens noch eine Sicherheit im Rücken. Besser, als mit einer Maßnahme anfangen und dann feststellen, dass es nichts für einen ist und mit nichts auf der Straße stehen.
Naja, ich habe 1991 den Hauptschulabschluss gemacht der dürfte nach 17 Jahren eigentlich nichts mehr wert sein,oder? Ich weiß auch nicht wirklich ob sich die Investition von zeit und Geld lohnt um einen Regelschulabschluss zu machen? Eher würde ich eine spezifischere Weiterbildung bevorzugen beispielsweise als Lagerfachkraft o.ä.
Das Arbeitsamt verweist mich an das Jobcenter und das Jobcenter sagt sie finanzieren nicht einfach irgendeine Weiterbildung auf Verdacht das ich damit einen Job finde.Auf eigene Faust und mit wenig finanziellen Mitteln selbst eine Weiterbildung oder eine Umschulung zu finden halte ich fast für Aussichtslos. Es muss doch eine Institution geben die außer AA und JobCenter noch was bringt?
Also erstmal will ich dir sagen, dass die Tatsache, dass du schon seit längerem nicht zur Schule gegangen bist eher zweitrangig ist. Mittlerweile gibt es auch Abiturienten, welche nicht mal das in Praxis umsetzen können, was sie ja so sehr zuvor gelernt haben. Dein Alter sollte ebenfalls kein Problem sein, denn dann solltest du schon wissen was du willst und auch bereit sein etwas dafür zu tun und das weiß manch ein Personalchef, der schlicht schlechte Erfahrungen mit jungen Azubis gemacht hat. Dass du zu alt bist, kann ich nicht wirklich befürworten.
Die Sache mit dem Abschluss, den du 1991 erreicht hast, dürfte da ein bisschen schwieriger fallen. Die Möglichkeit deine Mittlere Reife nachzumachen hast du jedoch immer noch auf einer Abendrealschule, welche z.B. bei mir von Montag bis Donnerstag stattfindet und von ca. 17.00 Uhr bis 22.00 Uhr stattfindet, wobei du dann auch öfters frei hast und auch manchmal frei bekommst, sofern du es mit der Arbeit dann nicht mehr schaffen solltest. Die Lehrer sind daher schon verständnisvoller.
Wie es wirklich aussieht, kann ich dir jedoch auch nicht wirklich sagen, doch in diesem Alter sollte es nicht so schwer sein, als mit einem Alter, in dem du einfach nicht mehr alles machen kannst.
Dass die ARGE Dich umschult ist unwahrscheinlich, denn solang Du in deren Augen ausreichend qualifiziert bist und nur eine Qualifizierung möchtest um einen besseren Job zu bekommen macht die keinen Finger krumm - besteht die Chance Dich bei deiner Ausbildung unterzubringen reicht das der ARGE.
Neben dem AA und dem Jobcenter gibt es die VHS sowie vereinzelt private Träger. An der VHS könntest Du, allerdings meist mit (geringen) Kosten verbunden Dich weiterqualifizieren. Schaffst Du hier den Realschulabschluss oder das Abi nachzuholen ist das ein großer Pluspunkt - vor allem: Gerade wenn man ein paar Jahre aus der Schule raus ist fällt einem der Stoff der dort verlangt wird umso leichter, da man damit mittlerweile schon x-fach im Leben konfrontiert wurde im Gegensatz zu einem Kiddie, der das alles zum ersten mal hört und keine Zusammenhänge erkennen kann (typische: Wozu brauche ich das?).
Was Dir das nützt? Wenn Du es schaffst, jetzt noch den Realschulabschluss oder die Fachhochschulreife / Abit zu machen sieht damit ein möglicher Arbeitgeber schwarz auf weiß, dass Du sowohl gewillt als auch in der Lage bist zu lernen und dich weiterzubilden.
Den Hauptschulabschluss würde ich vergessen - wenn Du eine Berufsausbildung hast und jahrelang in dem Beruf gearbeitet hast fragt danach so gut wie kein Schwein. Da ist ein gutes Arbeitszeugnis / lange Berufserfahrung wichtiger, weil es mehr über deine eigentlichen Leistungen aussagt als ein Abschluss vor zig Jahren der von einer Person gemacht wurde, die es heute in der Form gar nicht mehr gibt und die sich seitdem weiterentwickelt hat.
Weiterer Vorteil deiner Berufsausbildung: Ein Arbeitgeber sieht daran, dass Du bereit bist und genug Erfahrung hast, Dich in der Arbeitswelt zurechtzufinden, auch bei einer erneuten Ausbildung - etwas, was viele Kiddies nicht können. Viele bevorzugen da eher routinierte und oft deutlich höher qualifizierte Arbeitskräfte anstatt Kinder die frisch von der Schule kommen. Der Großteil der Azubis bei meinen Verwandten ist beispielsweise 20 - 25, aber auch welche mit 29 sind darunter. Und alle haben gegenüber jüngeren gemeinsam dass ihnen gewisse Prinzipien wichtiger sind, beispielsweise gewissenhaftes Arbeiten oder dass man sich auch an Regeln zu halten hat.
Insgesamt würden deine Chancen also gar nicht so schlecht aussehen - mit einem nachgeholten Realschulabschluss / FH Reife an der VHS / Abendschule kannst Du sie allerdings auf jeden Fall vervielfachen und Dir so auch eine breite Basis für einen besser bezahlten Job schaffen.
Also meine Tante hat mit 40 noch mal eine Ausbildung gemacht. Sie hat in einer Zahnarztpraxis ausgeholfen (Patientenakten sortieren und so Kleinigkeiten) und war immer sehr interessiert, bis der Arzt sie fragte ob sie nicht Lust hätte eine Ausbildung zu machen.
Hat sie gemacht und sie ist sehr glücklich. Man ist also auf jeden Fall nie zu alt um sich beruflich noch mal zu verändern. Sie hat erzählt das ihr das Lernen viel mehr Spaß gemacht hat, weil man ja im "Alter" auch ganz anders an die Sache rangeht. Also informiert dich und pack es an.
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