Kennt ihr die Zwangsstörung?
Oftmals hört man ja von Menschen, die bestimmten Zwängen unterlegen sind. Sie müssen exessiv immer wieder etwas tun und können sich innerlich kaum dagegen wehren.
Kennt ihr diese Störung? Leidet ihr vielleicht selber darunter? Oder habt ihr Menschen mit dieser Erkrankung in Eurem Umfeld?
Ja, diese Störungen sind mir bekannt. Eine Bekannte meiner Mutter hatte die Zwangstörung, immer wieder kontrollieren zu müssen, dass alles in Ordnung ist. Sie ist grundsätzlich zu einer Verabredung zu spät gekommen, weil sie ständig zurückgegangen ist . Sie hat sich vorgenommen pünktlich aus dem Haus zu gehen. Aber ehe sie erst mal bei der Etagentür angelangt war, müsste sie zig mal zurück um zu sehen, ob der Herd, die Kaffeemaschine oder andre Elektrogeräte aus sind, oder ob die Balkontüre auch geschlossen ist.
Ist sie dann soweit gekommen, dass sie die Etagentür abgeschlossen hat und schon bei der Haustür angelangt war, ist sie wieder hoch um zu sehen, ob sie auch wirklich abgeschlossen war. Die Verabredung konnte man dann meist vergessen. Eine Psychotherapie hat ihr ein wenig gehilfen. Aber ganz geheilt wurde ihre Zwangskontrolle bis zu ihrem Tod nicht.
Also gut ich oute mich hier mal. Ich hatte bzw. habe noch immer einen gewissen Zwang. Heute ist es aber schon viel besser geworden. Ich habe einen Kontroll-Zwang. Das äußert sich verschieden. Ich mußte mir eine Zeit lang jeden Tag meine Ordner durchsehen, ob mein Arbeitsvertrag noch da ist, die Papiere und natürlich nach Geldbeutel und Handy und nach meinem Schlüssel. Wenn ich nicht gleich ein gewisses Schriftstück gefunden habe und wenn es nur ein Fress-Zettel war bin ich nicht selten in Tränen ausgebrochen.
Mittlerweile ist es besser seit ich Mutter bin. Habe aber eins nicht ganz raus bekommen. Ich schaue heute noch wenn ich ins Bett gehe nach dem Geldbeutel und meinem Haustürschlüssel. Wenn ich vergesse nachzusehen gehe ich extra noch einmal die Treppen runter um zu schauen. Wenn wir in Urlaub fahren ist das ganz schlimm, bis ich alles kontrolliert habe ist viel Zeit vergangen.
Aber inzwischen mache ich es so, wenn ich es merke, dann schicke ich manchmal meinen Mann nachzusehen ob das Licht aus ist oder ähnliches. Er ist da gleich fertig und schaut nicht nach unnötigen Dingen die sowieso da sind. Ausgelöst wurde es bei mir damals wo ich etwas nicht gefunden habe, da dachte ich daß ich nun immer sehen muß ob alles noch da ist, damit mir sowas nicht mehr passiert. Mein Mann leidete damals sehr darunter und ihn nervt es heute noch, aber ich kann nicht diese doofe Angewohnheit ganz sein lassen. Hoffe das es mir irgendwann gelingt. Zur Therapie bin ich aber noch nicht gegangen, da es ja besser geworden ist.
Ja, ich kenne diese Störungen, leide selber zum Glück nicht darunter. Ich würde es auch eine Unterklasse von Sucht bezeichnen, weil man innerlich gezwungen wird eine bestimmte Sache zu tun. Das ist oft mit Gedanken verbunden. In einer Reportage habe ich zum Beispiel einmal gesehen, dass ein Mann gedacht hat, er hätte auf den Weg nach Hause eine Frau umgebracht und ist deshalb die Strecke noch einmal zurückgegangen, um nach der Leiche zu sehen.
Er war sich ziemlich sicher eine Frau getötet zu haben und hat deshalb auch die ganze Zeit aus dem Fenster geschaut. Er gehörte zu den Menschen, welche unter sehr extremen Fällen von diesen Zwangsstörrungen leiden. Eine anderer Fall war eine Frau die sich ständig dreckig fühlte und sich deshalb alle 5 min die Hände wusch. Besonders schlimm fande sie es auf der Toilette. Sie hatte die Vorstellungen von Milben und Bakterien, die auf ihren Händen sind und die sie essen würde. Sie berichtete, dass sie sogar einmal 20mal am Tag geduscht hatte, was ich ziemlich extrem finde.
Es gibt verschiedene Arten von diesen Störrungen, die meisten sind harmlos und fallen auch nicht so auf. Deshalb sind sie auch meistens mit einer Schockbehandlung zu beheben, also indem man es sich von einem Tag auf den anderen abgewöhnt. Oder man gewöhnt es sich über einen längeren Zeitraum ab. Meistens braucht man dabei Hilfe von Freunden oder Verwandten, bei schlimmeren Fällen sogar von Phychologen. Manchmal wird man diese Sucht auch niemals los, weil sie einfach zu fest im Kopf verankert ist.
Diese Störrungen tragen aber auch seelische und soziale Konflikte mit sich. Es ist sehr schwer für diese Menschen einen Beruf zu finden, oder Freundschaften auf zu bauen. Man wird schnell als "Freak" abgestempelt. Also ist es Alles in Allem nicht einfach mit solchen Störrungen umzugehen und es ist auf jedenfall besser sie zu behandeln, bevor sie sich verschlimmern und das ganze Leben darunter leidet.
Mir sind solche Zwangsstörungen bekannt und ich habe auch eine Person in meinem Umfeld, die an Zwängen leidet.
Ich selbst hatte auch mal einen Waschzwang: Jeden Tag nach der Schule musste ich duschen da ich mir einfach "dreckig" vorkam. Der Grund für diesen Zwang war, nach meinter Einschätzung, dass ich viel Stress in der Schule hatte. Da sucht man sich schon mal eine Ersatzangst, in dem Fall die Angst vor dem Schmutz, die man wirksam bekämpfen kann. Danach fühlt man sich wahrscheinlich erleichtert und fühlt sich vielleicht seinen Problemen überlegen (Bei mir war es nicht unbedingt der Fall).
Momentan leide ich allerings immer noch an einem leichtem Zwang bzw. einer Phobie: Ich kannn z.B. keine Türklinken anfassen oder ich tue es nur ungerne. Wenn ich es doch tue, habe ich das Bedürfniss, danach die Hände zu waschen. Wenn ich es aber nicht tue, geht es auch irgendwie und es ist kein Weltuntergang für mich.
Die Person, von der eingangs die Rede ist, leidet auch an einem vergleichbaren Zwang: Sie muss sich ständig die Hände waschen und duscht nur mit Spülmittel! Sowas kann selbst ich nicht nachvollziehen.
Ich leider auch darunter. Ist aber bei mir eher ein Symptom meiner Borderlinestörung. Ich muss immer alles ganz sauber machen, und kontrolliere mehrmals ob der Herd aus, die Türe zu und das Licht abgeschaltet ist. Es kostet mich auch unheimliche Überwindung, zuzulassen das meine Kinder beim Spielen mal dreckig werden. Ach ja, und ich rechne immer alles ganz genau aus, und werde richtig nervös, wenn ich nicht aufs Ergebnis komme oder so. Seit ich meine Tabletten nehme, ist es schon deutlich besser geworden, aber da ist es immer noch. Es stört manchmal einfach sehr im Alltag und ist manchmal auch einfach nur ermüdend, aber ich hoffe, dass es eines Tages noch besser wird, oder vielleicht auch ganz verschwindet.
Ich denke mal, jeder Mensch kennt manchmal einen klitzekleinen Zwang. Auf der einen Seite, ein simples Beispiel: Lieder summen/singen, wenn man ein Ohrwurm hat. Bei mir ist es manchmal so, das ich zwei oder drei mal in meinen Aschenbecher gucke, ob ich meine Zigarette wirklich richtig ausgemacht habe.
In manchen Fällen ist es auch schwer zu unterscheiden ob es eine Gewohnheit ist oder mehr oder weniger ein Zwang. (das Ziehen am Griff der Autotür, nachdem man es zugeschlossen hat).
Aber das sind mehr oder weniger harmlosere Sachen, ich habe Menschen kennengelernt, die z.B. unter einem Kontrollzwang leiden oder unter einem Zählzwang.
Ja, ich denke auch das jeder Mensch den ein oder anderen Zwang hat -aber eben nicht unbedingt gleich eine krankhafte Störung, und ich denke darauf wollte man hier im Thread ja hinaus. Ich kontrolliere auch öfter mal was nach und drehe auch mal wieder um, auch wenn ich schon halb am Zielort war - aber das ist eben nur mit bestimmten Dingen so (hab ich die Meerschweinchen zu gemacht? Sonst kommt nämlich der Fuchs und das wars, also dreh ich lieber noch mal um.)
Und dann kommt es sicher auch nochmal auf andere Umstände an, beziehungsweise vielleicht auch weil der Zwang gekoppelt mit einer anderen Krankheit ist. Wie eben bei Essstörungen oder Borderline. Da ist der Zwang oft automatisch gegeben. Oder aber man hat ihn eben allein ohne "nebenkrankheiten".
Und zum Thema Zwangsstörungen: Ich kenn das und hab auch schon viel darüber gesehen und gelesen, aber einen Menschen der krankhaft einen Zwang hat kenn ich nicht.
Ich denke wenn man will kann man damit auskommen und auch dagegen ankämpfen. Das erfordert natürlich viel Disziplin,aber immerhin ist das eine "Krankheit" gegen die man etwas machen kann,wenn der Wille da ist.
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