Fünf Milliarden verzockt

vom 25.01.2008, 09:25 Uhr

Société Générale, die zweitgrößte Bank Frankreichs, hat den größten Bankenskandal Frankreichs aufgedeckt. Ein einzelner Mitarbeiter hat rund 4,9 Milliarden Euro mit Aktiengeschäften verzockt.

Am Wochenende ist das seltsame Portfolio des Händlers entdeckt worden. Er hatte vor allem auf Zukunftskontrakte im DAX gesetzt. Das sind Verträge, die zukünftige Zahlungen, Lieferungen oder eben auch Transfers zum Gegenstand haben. Der Inhaber einer Leistung oder eines Vermögens bietet dieses mit einem Zukunftskontrakt an, um damit Risiken durch z.B. Kursverluste abzusichern. Beispiel: ich kauf heute eine Tonne Getreide zum Preis X bei einem Händler, Lieferung Ende September. Der Vorteil für den Händler: die Ware, die er produziert ist schon verkauft, er kann besser kalkulieren. Wenn ich nun Ende September die Tonne Getreide bekomme, dann kann ich Glück haben und der Preis ist gestiegen, also kann ich mit Gewinn weiterverkaufen, ist der Wert aber gesunken, dann hab zuviel dafür gezhalt und ordentlich Verluste gemacht. Der Händler der Société Générale hatte in seinem Portofolio genau mit diesen Kontrakten gehandelt. Diese Anlageform ist wie ja auch das Beispiel zeigt hochspekulativ.

Die Bank hatte sich sofort nach Entdeckung dieser Kontrakte versucht, diese so schnell wie möglich wieder loszuwerden. Eigentlich wollte man damit den Schaden minimieren. Anscheinend hat man damit aber nicht vorsichtig genug agiert und zuviele Kontrakte am Markt platziert. Da der Markt eh negativ gestimmt war, die Vorgaben aus Asien waren ja mehr als schlecht, die USA zudem einen Feiertag hatte und keinen Handel betrieben hat war auch die Nachfrage wie das gesamte Marktvolumen. Folglich fielen die Kurse in den Keller.

Inzwischen hat die Bank eingestanden am Montag falsch gehandelt zu haben und durch den plötzlichen Verkauf viel mehr Verluste gemacht zu haben als es bei einer anderen Verkaufsstrategie passiert wäre.

Verwunderlich ist aber doch, wie ein einziger Mitarbeiter einer Bank so viel Geld einsetzen kann und angeblich niemand etwas gemerkt haben will. Kontrollmechanismen mag es zwar geben, aber wenn man die so leicht umgehen kann und selbst bei mindestens 5 Milliarden eingestztem Kapital, es wird ja viel mehr gewesen sein, niemand etwas bemerkt, dann muss die Bank da auch einen Teil der Schuld auf sich nehmen.

Die Verluste sollen nun duch eine Kapitalerhöhung in Höhe von 5,5 Milliarden Euro ausgeglichen werden. Die Bank musste nämlich auch noch eingestehen, dass sie rund 2 Milliarden Euro durch die Immobilienkrise in den USA abschreiben muss.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



oha, 5 Milliarden sind ja schon eine überdiemensionale Summe Geld, die man sich als Normalbrüger gar nicht richtig vorstellen könnte. Ich könnte mir nicht vorstellen, wie viel Koffer Geld das wären oder wieviel 500 Euro Scheine dies wären.

Ich frage mich nur, wie ein einzelner Mensch an so viel Geld alleine kommt, ich meine bei einer Bank wird doch nicht nur einer über das gesamte Kapital bestimmen dürfen...eigentlich hätte ihn doch jemand zu vernumpft bringen müssen...

Jedoch muss man sagen, wenn er sich nicht verspekuliert hätte, dann hätte er wohl jetzt ziemlich viel Geld gemacht :)

Aber man sagt ja immer, dass man nur mit Aktien handeln oder auch Glücksspiele spielen soll, wenn man das Geld was man dafür einsetzt auch verlieren kann. (Besser gesagt, man sollte erst einmal damit rechnen, dass das Geld weg ist, wenn es nicht so der Fall ist dann kann man sich später dann freuen :) )

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» atze » Beiträge: 157 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 100 Beiträge


atze hat geschrieben:Jedoch muss man sagen, wenn er sich nicht verspekuliert hätte, dann hätte er wohl jetzt ziemlich viel Geld gemacht

Wie betty schon geschrieben hat - wohl kaum. Außer es wäre zu einer spontanen und bislang nicht eingetretenen Markterholung gekommen, dann hätte er zumindest keine Verluste gemacht.

» KrashKidd » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich frage mich, was bei der Bank schiefgelaufen ist, das es ein Mitarbeiter schafft, diese Summe ohne Mitwissen des Vorstandes in den Sand zu setzen. Das kann doch eigentlich nicht sein. So etwas muss man doch irgendwie merken, durch Vorgaben seitens der GF oder des Vorstandes.

Auch wenn der Mitarbeiter an sich die meiste Schuld trägt, hat auch die Führungsetage deutlich versagt.

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» Entertainment » Beiträge: 3654 » Talkpoints: -10,46 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Übrigens hat der Milliardenbetrug bei der Société Générale einen anderen, ehemaligen Börsen Händler nicht überrascht: Nick Leeson – welcher selbst 1995 mit Fehlspekulationen die Barings Bank in England ruinierte und dafür zu 6,5 Jahren Haft verurteilt wurde.

Leeson meint, dass es kaum eine Risikokontrolle in der Finanzwelt gibt und so solche Fälle im Grunde oft passieren – weil das für die Banken aber wenig angenehm ist, versucht man jedoch alles um dies zu verschleiern. Laut Leeson würden Großbanken Händler blind vertrauen und so teilweise riesige Summen in Märkte investieren, die sie gar nicht ausreichend gut bewerten könnten.

» KrashKidd » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Über den Nick Leeson gibts sogar einen Film, der "High Speed Money" heißt und zeigt wie er das ganze Geld verzockt hat.

Aber das ein einziger Bankangestellter an 5 Milliarden rankommt bzw. damit spekulieren kann ohne das es Leute nicht schnell genug merken um ihm aufhalten zu könne, ist glatter Wahnsinn. Es ist an sich eine unvorstellbare Summe und ein unvorstellbarer hoher Geldberg, den dieser eine Bankangestellte verzockt hat. Es wundert mich wie schlau er die Kontrollen und Fragen umgangen hat, und wie er zu dieser Wahnsinnssumme gekommen ist und man kann und darf nicht sagen, dass so jemand dumm oder naiv wäre, weil er klug genug war das Geld zu "organisieren" und damit zu handeln, wenn auch das Handeln weniger erfolgreich verlief.

Dieser Bankangstellte hat auch nie versucht sich selber in irgendeiner Weise mit dem Geld der Bank zu bereichern und ich denke das man das gar nicht so richtig realisieren kann, wenn man eine Bank um 5 Milliarden Euro bringt.

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» Mafia » Beiträge: 161 » Talkpoints: 0,16 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo zusammen,

was da abgelaufen ist, dass ist schier einfach unvorstellbar. Als ich das gelesen habe, habe ich meinen Augen nicht getraut. Ein einziger Angestellter hat 5 Mrd Euro verspekuliert.

Ich frage mich wirklich wie sowas überhaupt möglich ist. Da haben doch all die tollen Handels -und Frühwarnsystem kläglich versagt. Ich glaube auch, dass diese Bänker langsam den Realitätssinn komplett verlieren, wenn sie mit solchen Summe spekulieren.

» Pragmatiker1982 » Beiträge: 250 » Talkpoints: 4,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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