Mitinitiatoren für eine Betriebsratgründung finden

Herr A arbeitet seit mehreren Jahren in einem großen Unternehmen, dass im deutschsprachigen Raum tätig ist. Da es nach einem Geschäftsführerwechsel vermehrt Schwierigkeiten gibt und Herr A immer unzufriedener ist, würde er gerne etwas verändern und hat sich über eine Betriebsratsgründung informiert. Um diesen zu initiieren, braucht er zwei Mitstreiter, die dann zu einer Versammlung einladen. Die Initiatoren selbst müssen sich auch nicht zur Wahl aufstellen lassen. Herr A weiß, dass der Chef den Betriebsrat nicht verbieten darf.

Das Problem ist jedoch die Suche nach Mit-Initiatoren. Herr A arbeitet meistens alleine und auch die Kollegen sind Einzelkämpfer oder in Zweierteams unterwegs. In weit entfernten Regionen gibt es kleine Gruppen, dort war er noch nie. Herr A hat bisher nur wenige Kollegen getroffen und diese sind teilweise auch nur Saisonkräfte oder nutzen den Job zur Überbrückung vor einem Studium, der Rente, der Familiengründung oder ähnlichem. Kontaktdaten der Kollegen hat er fast keine und fände es auch zu riskant quasi Fremde anzurufen, von denen er gar nicht weiß, ob sie noch im Unternehmen tätig sind. Zwar gilt der Kündigungsschutz bereits für Betriebsrat-Initiatoren, doch diese muss er ja erstmal finden.

Herr A hat nun überlegt, direkt beim Arbeitgeber anzufragen, um der nächsten Gehaltsabrechnung einen Flyer beizulegen, auf dem er sich und sein Anliegen vorstellt, damit sich potentielle Mitstreiter bei ihm melden können. So würde auch die Einladung zur Mitarbeiterversammlung erfolgen, da es keinerlei gemeinsam genutzten Räume oder Fahrzeuge gibt, kein Intranet oder ähnliches. Kann der Arbeitgeber dies verbieten? Und welche anderen Möglichkeiten hat Herr A?

Mir ist die Logik von Herrn A nicht ganz klar. Einerseits fürchtet er, einfach Fremde anzurufen, vermutlich weil er Angst hat, dass die Leute ihn negativ an die Leitung "verraten", was man ja noch nachvollziehen kann. Andererseits will er den Chef bzw. die Chefinnen fragen (!), ob er der Gehaltsabrechnung einen Flyer beilegen kann? Das steht doch zueinander im krassen Widerspruch.

Der Chef darf ihm keine Werbung oder die Gründung eines Rates verbieten, muss ihn aber auch nicht aktiv darin unterstützen, von daher denke ich mir, die Idee mit dem Flyer wird in der Leitung nicht gerade auf Begeisterung stoßen. Ehrlich gesagt vermute ich bei der hier beschriebenen Beschäftigtenstruktur auch, dass er Schwierigkeiten haben wird, generell Mitstreiter zu finden.

Er hat vielleicht von 1% der Kollegen eine Rufnummer- sofern sich diese in den letzten Jahren nicht geändert hat. Ob die Personen noch im Unternehmen arbeiten, weiß er nicht. Und es waren Menschen, mit denen er kaum zu tun hatte und die er gar nicht einschätzen kann. Es geht weniger darum, ob die Kollegen oder vielleicht auch Ex-Kollegen ihn "verraten" könnten, sondern dass er bei jenen Personen, mit denen er, teilweise vor langer Zeit, einzelne Schichten arbeitete, nicht davon ausgeht, dass diese interessiert wären oder überhaupt wissen, was ein Betriebsrat ist.

Herr A ist allerdings relativ sicher, dass es sicherlich Mitarbeiter gibt, die auch schon an einen Betriebsrat dachten, vielleicht Erfahrungen haben und/oder ein Interesse daran, dass es künftig einen Betriebsrat gibt. Um diese alle anzurufen, bräuchte er ebenso die Personallisten vom Arbeitgeber. Doch abgesehen davon, dass es Tage oder gar Wochen lang dauern würde, alle durchzutelefonieren und überhaupt zu erreichen, möchte er auch niemanden überrumpeln, sondern informieren mit dem Hinweis, dass sich potentielle Mitstreiter bei ihm melden können.

Da Unternehmen eine BR-Gründung auch nicht verhindern dürfen, möchte Herr A gerne bei allen Kollegen nachfragen, so wie er es sonst auch tun könnte, wenn alle in den Firmengebäuden arbeiten würden. Gerade weil die Strukturen so schwierig sind und es dadurch teils sehr schlechte Bedingungen für Arbeitnehmer gibt, möchte er gerne einen Betriebsrat initiieren.