Empört Euch ein Streik des Handels in der Weihnachtszeit?

In Österreich will der Handel am Freitag und Samstag, mitten in der Adventszeit streiken. Nachdem aber nicht alles Beschäftigten gewerkschaftlich gut organisiert sind und auch in etlichen Geschäften die Eigentümer selbst sitzen, soll der Streik eher denen dienen, die sich nicht am Streik beteiligen, da dann die Kunden eben dort einkaufen gehen.

Empört Euch ein Streik des Handels in der Weihnachtszeit? Denkt Ihr auch, dass die Streikenden eher die Verlierer sind und chancenlos mit ihren Forderungen? Könnte das auch dazu führen, dass man gewisse Geschäfte auch künftig meiden könnte?

Warum wird da gestreikt und was wird da gefordert? Mehr Lohn wahrscheinlich? Einerseits natürlich clever das in die Zeit zu legen, in der am meisten Umsatz erwartet wird. Andererseits natürlich blöd, wenn man zu einer Branche gehört, für die es gute Alternativen gibt und die genau deshalb schon länger mit Problemen zu kämpfen hat. Geschäft ist zu? Amazon nicht!

Ich wüsste nicht, was mich daran empören sollte. Einkaufen am Wochenende in der Adventszeit ist die Hölle. Das versuche ich so gut wie möglich zu vermeiden. Und wie die Zeit, als alle nicht lebenswichtigen Geschäfte geschlossen waren, gezeigt hat bin ich sehr gut zurecht gekommen.

Nein. Streiks müssen spürbar einen Unterschied machen, damit sie wirksam sind. Deswegen streiken Piloten auch während der Haupturlaubszeit und die BahnmitarbeiterInnen auch nicht gerade untertags zwischen 10 und 15 Uhr, damit der Berufsverkehr unbeeinträchtigt bleibt.

Verglichen mit einem handfesten Bahnstreik sind zwei Tage Streik im Handel in der Vorweihnachtszeit ja geradezu lächerlich zahm. Ob die wie auch immer gearteten Forderungen so eher durchgesetzt werden können, weiß ich auch nicht, weil die Kundschaft dann eben am Donnerstag kommt oder, wie schon erwähnt, noch mehr zum Online-Handel abwandert.

Aber davon abgesehen ist Streik in einer Demokratie ein legales und legitimes Mittel der Arbeitnehmer, ihre arbeits- und tarifrechtlichen Interessen durchzusetzen. Sonst bliebe ja nur noch schön bitten und das Beste hoffen. Und ja, ich war auch schon von Streiks betroffen und habe mich nicht gerade vor Begeisterung überschlagen, wenn alles mal wieder etwas umständlicher war.

Aber das ändert nichts daran, dass ich organisierte und friedliche Arbeitsniederlegungen, um Forderungen Nachdruck zu verleihen, prinzipiell gutheiße, auch wenn sie mir im Einzelfall Umstände machen.

Ich sehe das Thema Streiks im Einzelhandel mit gemischten Gefühlen. Einerseits habe ich natürlich Verständnis dafür, dass die Mitarbeiter für bessere Arbeitsbedingungen oder Löhne kämpfen müssen. Wann sonst könnte man seinen Forderungen mehr Nachdruck verleihen als zur Weihnachtszeit, wo jeder einkaufen will und die Läden gut gefüllt sind? Es ist der Moment, in dem der Druck auf die Arbeitgeber am größten ist.

Auf der anderen Seite muss man aber auch vorsichtig sein. Die Konkurrenz zum stationären Handel ist ja der Onlinehandel und online kann ich jederzeit bestellen, ganz ohne Streik. Wenn ich als Kunde vor einem geschlossenen Laden stehe, bin ich natürlich genervt. Niemand will in der hektischen Vorweihnachtszeit extra Wege machen oder vor verschlossenen Türen stehen. Da ist es schon verlockend, einfach den Laptop oder das Handy aufzuklappen und alles mit ein paar Klicks zu erledigen.

Am Ende wäre es für alle Seiten wohl das Beste, wenn man sich ohne Streiks einigen könnte. Das ist aber leichter gesagt als getan. Ich kann die Verhandlungen nicht beeinflussen, aber als Kunde spüre ich die Auswirkungen und die sorgen verständlicherweise für Unmut. Dennoch hoffe ich, dass sich eine faire Lösung für die Angestellten findet, ohne dass wir als Kunden allzu sehr leiden müssen.