Hättet ihr Angst bei einer Reise nach Israel?
Israel ist seit langem ein beliebtes Urlaubsziel und neben zahlreichen Pilgern, kommen z.B. auch Kreuzfahrtschiffe, Kulturinteressierte, Partypeople und viele andere Gäste. Obwohl es immer wieder Konflikte in und um Gaza gab. Seit Ende 2023 scheint Israel für viele ein Tabu zu sein.
Aus dem Land hört man jedoch von Einwohnern religionsunabhängig nur Gutes und sie alle scheinen sich zu wünschen, dass Pilger, Urlauber, Touristen und Besucher weiterhin zu ihnen kommen und das nicht nur von jenen, die in diesen Bereichen tätig sind und ihr Geld verdienen. Auch Reisende, die in den letzten Monaten dort waren, machten keinerlei negative Erfahrungen oder sahen gar Gefahren. Eher im Gegenteil war es für Menschen, die schon mehrmals dort waren, aktuell angenehmer, weil es weniger Menschenmassen gibt, Wartezeiten geringer sind und es ruhiger ist.
Ich habe noch keinerlei Berichte gehört, dass sich Reisende dort unwohl fühlten und so mancher in deutschen Großstädten bekam in diesem Zeitraum mehr von Kritik, Protesten, Demonstrationen, teils mit gewaltsamen Auseinandersetzungen mit. Die Fluggesellschaften, die Tel Aviv anfliegen hatten keinerlei Zwischenfälle zu vermelden, während es in Deutschland teilweise auf Flughäfen Proteste und Blockaden gab.
Sehr ihr das genauso? Oder könnt ihr verstehen, dass man Israel aktuell als Reiseziel meidet?
Ich kann es aus der Ferne und ohne Kontakte in Israel nicht so leicht einschätzen. Fakt ist: Aktuell gibt es weniger Menschenmassen und kürzere Wartezeiten. Dann gilt es, sich umfassend zu informieren und die Lage abzuwägen. Was bei vorzeitigen Buchungen eher suboptimal ist…
Ich kriege bei Fernreisen generell schnell den Moralischen, wie man so schön sagt. Wieso sollte ich in ein Land reisen, das sich offiziell im Kriegszustand befindet, und bei dem mir das Auswärtige Amt dazu rät, die Luftalarm-App herunterzuladen und im Zweifelsfall nicht darauf zu vertrauen, dass mich die Bundeswehr ausfliegt? Mag ja sein, dass das Essen dort lecker ist und die Leute nett sind, aber wenn 50 km weiter die Raketenabwehr ballert und/oder Blut in den Rinnstein tropft, habe ich da nichts verloren.
Das hat auch gar nicht so viel mit Angst um ausgerechnet meine persönliche Sicherheit zu tun. Die meisten Leute kommen da rein und wieder raus und es gibt sicher relativ ruhige Gegenden zum Pilgern oder Urlauben. Nur könnte ich meinen Aufenthalt da schlicht nicht genießen, und das ist mir den Aufwand und die latente Sorge um Leben und Gesundheit nicht wert. Ich bin einfach nicht der Typ, der auch spaßeshalber Backpacking im ländlichen Afghanistan machen würde, weil da die Leute so nett und gastfreundlich sind, und sich lediglich wundert, wo die ganzen Frauen hin sind.
Ich persönlich finde Israel als Reiseziel schon sehr interessant und liebäugele eigentlich seit Jahren damit, mal (wieder) hinzureisen. "Wieder" deshalb, weil ich im studentischen Alter schon mal da gewesen bin.
Allerdings scheint mir das Reiseziel Israel dennoch seit Jahren etwas unwägbar, was Risiken betrifft. Ich bin mir zwar sicher, dass man im Normalfall gut dort reisen kann und auch vermutlich gar nicht so viel von den problematischen Umständen mitbekommt, solange man sich an den touristisch interessanten Orten aufhält. Aber dennoch verzichte ich bis auf Weiteres darauf und beobachte die weitere Entwicklung der Umstände (wobei ich eher pessimistisch bin und nicht von einer baldigen Entspannung ausgehe).
"Erev tov ula schabat schalom mij jeruschalaim." Das war die Absage der englischen Sendung von Kol Jisraeil auf Kurzwelle jeden Abend in den 1960-er Jahren. Diese geradezu missionarisch anmutende Einladung, "am nächsten Samstag Jerusalem zu besuchen", wurde sogar während des Golfkrieges, in den Israel damals hineingezogen worden wäre, mit einem aktiven Aufruf bekräftigt, gerade jetzt Israel zu besuchen.
Und "Bibis" Beschwichtigungsversuche in seiner Funktion als Verteidigungsminister, der er jetzt alle Ehre zu machen versucht als Premier, lauteten gebetsmühlenartig damals schon: "Israel claims its right to self defense. Israel beharrt auf seinem Recht auf Selbstverteidigung." Bis heute. Bis vielleicht zum bitteren Ende der Existenz des Staates Israel. Und das wollen wir nicht hoffen, dass es soweit kommt, aber Israel stand schon seit Anbeginn stets unter Beschuss. Und dieser wird nach arabischer Lesart nicht enden, so lange Israel existiert. Wie die Werte sich verschieben, wenn ständig mit Rücken zur Wand gekämpft werden muss, um sein Existenzrecht zu verteidigen, kann man an der Reaktion der "Siedler" und an anderen "Überreaktionen" ablesen.
Dann von unbeschwertem Tourismus zu reden, ist eine derartige Verkennung der aktuellen Situation, was eventuell auch ein Ergebnis israelischer Propaganda sein mag. Aber halt. Den Kurzwellensender Kol Israel gibt es nicht mehr in der Form. Also auch keine darüber verbreitete Propaganda. Allerdings habe ich im Fernsehen schon einmal Reklame für Tourismus bezüglich Israel gesehen. Ziemlich neutral und ohne politische Untertöne.
Mein Kollege, ein echter Sabres, benannt nach der Frucht, außen stachelig, innen weich, raue Schale weicher Kern, so wie die gebürtigen Israelis dort humorvoll bezeichnet werden, meinte, seine Verwandten in Israel sagten, wie könne man in Deutschland leben, bei den vielen alten, und neuen wiederauferstandenen Nazis. Denen erwiderte er immer, wie man eigentlich in Israel leben könne, wo Linienbusse von Terroristen in die Luft gesprengt würden.
Diese beiden Meinungen spiegeln die durchaus unterschiedlichen Blickwinkel in der Einschätzung von Gefahren wider. Und genauso unterschiedlich dürften wohl die Meinungen bezüglich sicherem oder unsicherem Urlaub in Israel ausfallen.
Übrigens, derselbe Arbeitskollege meinte, ich wäre gar kein Deutscher. Jedenfalls entspräche ich nicht dem Bild, das sich viele Israelis von Deutschen machten. Also, mit Seppelhose und Gamsbarthut. Und wohlgenährt. Dem entgegnete ich immer, "soll ich Dir die Ariernachweise meiner Eltern zeigen?" Großes Gelächter. Auch das zeigt, wie hartnäckig sich bestimmte Vorstellung halten können, die nichts mit der realen, momentanen Situation zu tun haben.
Und um mehr zum eigentlichen Thema zurückzukommen, ich würde weder zu viel Panik schüren, noch zu viel Naivität an den Tag legen. Und Tel Aviv, wohl das Haupturlaubsziel, ist so wie so eine recht chaotische Stadt mit vielen Überraschungen, was mir der oben genannte Kollege, ein "echter" Israeli, auch vollauf bestätigte. Könnte sein, dass aus dem erwarteten geruhsamen Strandurlaub doch noch eine politische Demonstration wird, der sich Urlauber nicht entziehen können.
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