Berufe mit viel Körperkontakt zu anderen als eklig empfinden
Ich habe eine Bekannte, die als Physiotherapeutin arbeitet. Wir essen manchmal zusammen und das während ihrer Mittagspause. Da gehe ich zu ihr und klopfe an ihre Tür und wir gehen dann los. Diesmal hatte sie aber noch einen Patienten, was ich nicht wusste. Ich klopfte also, sie rief „herein“ und es lag noch ein Patient auf der Behandlungsliege, den sie am Rücken behandelte. Der hatte nur eine Unterhose an.
Natürlich ist mir schon klar, dass Physiotherapeuten nicht über der Kleidung behandeln, aber es macht einen Unterschied, ob man etwas nur theoretisch weiß oder ob man etwas praktisch sieht. Ich fand das keinen schönen Anblick, den Patienten da liegen zu sehen. Viele Menschen sehen ja im fast nackten Zustand nicht gerade ästhetisch aus.
Ich bin sehr froh, dass ich so etwas nicht machen muss. Nackte Menschen anzufassen fände ich total eklig oder auch jemanden auf den nackten Rücken zu fassen (wenn es ein Fremder ist), das wöllte ich nicht. Noch schlimmer haben es Krankenschwestern oder Altenpfleger, die sogar andere Menschen waschen müssen. Ich könnte das nicht. Ich habe großen Respekt davor, wenn jemand solch einen Job hat, aber ich fände diesen vielen Körperkontakt eklig.
Könntet ihr euch überwinden, solche Jobs zu machen? Wie schaffen das die Altenpfleger oder Therapeuten nur?
Ich weiß jetzt nicht, wo dein Problem ist. Ich mache gerade das, was du als eklig bezeichnest. Altenpflege ist ein dankbarer Job. Hart, aber man bekommt sehr viel zurück. Ich weiß aus meiner Familie, dass dies nicht jeder kann, aber für mich gehört diese Arbeit einfach mal dazu. Die Bewohner sind auch nicht fremd. Man lernt sich nach einer gewissen Zeit echt sehr gut kennen und es ist dann doch sehr normal. Für Außenstehende ist dies schwer zu verstehen, aber es ist eben so. Ich mache es gerne und bin auch darüber froh, dass andere Menschen ebenso denken, ansonsten würde der Staat doof dastehen, weil sich keiner um die hilfebedürfigen, meist alten Menschen kümmern würde.
Mein Bruder hat auch mal eine Ausbildung zum Physiotherapeuten angefangen. Schon nach einer Woche hat er aufgehört, weil er gemerkt hat, dass er fremde Personen nicht anfassen möchte. Ich denke, das kann wirklich nicht jeder. Aber ein bisschen mehr Zeit hätte er sich schon zum Eingewöhnen geben können.
Eine gewisse Scheu ist doch ganz normal. Es ist sehr privat und somit überschreitet man da eine Grenze. Aber ich denke, mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Vor allem, weil es doch echt nicht der einzige Aspekt dieser Berufe ist und die anderen Aspekte alle viel wichtiger sind.
Und sicher gibt es dann auch Patienten, bei denen es einem unangenehmer ist als bei anderen. Aber grundsätzlich alle Menschen als eklig abzustempel, finde ich schon hart. Erst einmal sind es doch Mitmenschen, die gleiche Spezies wie man selber.
Jeder Mensch hat ein anderes Bedürfnis nach Nähe und wenn man so gar nichts mit Körperkontakt (egal ob privat oder beruflich) dann ist das eben so. Hast du, Zitronengras, nicht mal in einem Beitrag erwähnt, dass du asexuell bist? Ich meine, da wäre was gewesen. Das würde ja dafür sprechen, dass du grundsätzlich eher Körperkontakt meidest, warum auch immer. Was soll daran schlimm sein? Du bist ja nicht dazu gezwungen, beruflich oder privat Menschen anzufassen und kannst deinen freien Willen ausleben und direkt sagen, wenn dir etwas zu weit geht.
Man hat ja in total vielen Berufen Körperkontakt mit anderen Menschen. Das ist nicht nur bei Physiotherapeuten und Altenpflegern so, sondern auch bei allen möglichen Ärzten und Arzthelfern, bei Kosmetikern, Friseuren und auch Erziehern. Da muss man eben einfach zwischen dem Beruflichen und dem Privaten unterscheiden.
Ich hatte auch schon einmal ein Probearbeiten bei Lush, wobei ich aber auch gemerkt habe, dass das nichts für mich ist. Man musste ganz viele Menschen anfassen. Auch wenn es nur an der Hand beziehungsweise am Arm war, war mir das eben unangenehm, da es Fremde waren und ich das Gefühl hatte, die Grenze zu überschreiten, in der ich mich wohl fühle. Ich habe es aber ausprobiert und gemerkt, dass es nichts für mich ist. Trotzdem ist es eben ein Unterschied, ob man das nur deshalb macht, weil es eben der Beruf erfordert oder ob man das privat macht.
Nicht jeder, der beruflich mit Menschen so intensiven Kontakt hat, möchte das auch in seiner Freizeit so haben. Da muss man trennen, so dass es für viele in Ordnung ist, das im Beruf zu machen. Und jeder Beruf bringt ja auch den einen oder anderen Nachteil mit sich, so dass man sich damit arrangieren muss. Manche Menschen haben jedoch ein größeres Problem damit, andere anzufassen, als andere. Das ist ja immer unterschiedlich.
Direkt eklig finde ich es nicht, Fremde anzufassen, wobei es mir aber einfach unangenehm ist und ich mich unwohl dabei fühle. Wenn die entsprechende Person extrem viele Pickel auf dem Rücken hätte, würde ich mich aber beispielsweise auch ekeln, diese dann zu massieren und anzufassen. Da muss man doch hart im Nehmen sein, was das angeht und das bin ich wahrscheinlich nicht.
Hast du, Zitronengras, nicht mal in einem Beitrag erwähnt, dass du asexuell bist? Ich meine, da wäre was gewesen. Das würde ja dafür sprechen, dass du grundsätzlich eher Körperkontakt meidest, warum auch immer. Was soll daran schlimm sein?
Ja genau. Ich habe aber bei Leuten, die ich kenne und mag kein Problem mit Körperkontakt, da bin ich sogar eher touchy, aber eben auf nicht-sexuelle Weise. Bei Freunden lege ich auch gerne mal den Kopf an die Schulter usw. Aber fremde Menschen anfassen mag ich nicht und manchmal mag ich auch noch nicht mal die Hand geben und versuche das dann zu vermeiden.
Wenn man als Physiotherapeut arbeitet, sollte man natürlich keine derartigen Berührungsängste haben. Für mich wäre das aber zugegebenermaßen auch nichts. Allerdings wählen sicherlich viele genau so einen Beruf, weil ihnen der enge Kontakt zu anderen Menschen so viel Freude bereitet. Ich kann mir auch vorstellen, dass jeder, der diesen Beruf erlernt, mehr oder weniger stark ausgeprägte Hemmungen zu beginn hat, dieser aber mit der Zeit abgebaut werden.
Bei anderen Berufsgruppen gibt es ja auch tendenziell recht viel Körperkontakt, bei einigen medizinischen Bereichen, bei Chiropraktikern, Kosmetikern, Masseuren... Eine Bekannte von mir ist ebenfalls Altenpflegerin und sie hat mal erzählt, dass man sich daran ganz schnell gewöhnt. Aber generell kann ich verstehen, wenn man bei starken Körperkontakt mit fremden Menschen auch Ekel empfinden kann. Wenn ein Mensch beispielsweise eher ungepflegt ist. Da dreht sich allein bei der Vorstellung schon mein Magen um.
@Viktoria: Selbst wenn es einen Patienten gibt, durch sein äußeres ungepflegtes Erscheinungsbild, müssen wir als Altenpfleger auch nicht Sympathie für diesen Menschen erwägen. Man hat dennoch Ekel. Deswegen ergreift man diesen Beruf auch nicht, um unter anderen diesen Menschen zu berühren. Man ergreift diesen Beruf aus Überzeugung, weil man gerne hilft oder aber, weil man interessiert an die Lebensgeschichten ist. Man gewöhnt sich auch nicht an die Aufgaben als Altenpfleger. Man führt diese einfach aus, man denkt darüber einfach nicht nach. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, aber man tauscht sich nur höchstens aus und dabei äußern die Menschen nicht, warum man dies macht. Und Pflegeberufen werden gebraucht. Jeder Mensch wird mal krank.
Ehrlich gesagt bin ich mir gar nicht sicher, ob diese Neigung bzw. Abneigung wirklich angeboren ist oder nicht bzw. sich im Laufe des Lebens nicht auch verändern könnte. Als ich in der neunten Klasse war, habe ich ein Praktikum beim Arzt gemacht, dementsprechend jung damals auch noch. Für eine Praktikantin hat man mir überraschend viele kleine Aufgaben gegeben, die auch eine nähere Arbeit am Patienten erforderten. So durfte ich Blutdruckmessen oder bei kleineren Sachen mit Schale halten helfen. Das kann beim Ohrenspülen schon eine eklige Angelegenheit werden, aber damals habe ich das alles stoisch ertragen, ohne aufgeschreckt aus dem Zimmer zu laufen.
Wäre ich also nach der neunten oder zehnten Klasse mit einem entsprechenden Abschluss abgegangen, hätte ich keine Scheu gehabt, einen Beruf im medizinischen Feld zu ergreifen, der mir allerlei Überwindung von Ekel abverlangt hätte. Im Laufe der Zeit hat sich meine Neigung aber immer stärker gewandelt und ich konnte mir irgendwann gar nicht mehr vorstellen, überhaupt mit kranken Menschen zu tun zu haben. Das ist jetzt soweit, dass für mich selbst ein Beruf als Frisörin schwer vorstellbar wäre, weil selbst das zu viel körperliche Nähe verlangen würde. In gewisser Weise bin ich im Laufe meines Lebens also von relativ abgebrüht zu fimschig gewechselt.
Wäre mein Lebensweg aber anders verlaufen, dann würde ich heute vermutlich diesen Thread lesen und die Achseln zucken und einen sehr pragmatischen Blick auf die Frage haben. Bei einer Freundin von mir ist es übrigens genau umgekehrt, sie wollte immer ins Büro, hätte sich vor meinem Praktikum und den dort vorkommenden Dingen vermutlich hart geekelt. Heute hat sie in ihren Vierzigern nochmal eine neue Ausbildung in der Pflege gemacht und erzählt mir ständig ihre beruflichen Blut-Eiter-Fäkalien Geschichten, die ich ehrlich gesagt nicht mal wirklich hören möchte.
Ich weiß nicht, ob ich Berufe mit viel Körperkontakt zu anderen als eklig empfinde. Auf jeden Fall würde ich sagen, dass es mir eher unangenehm ist und ich so einen Beruf nicht ausüben möchte. Ekel vor fremden Leuten empfinde ich nicht, außer wenn sie besonders ungepflegt sind, aber ich fühle dabei eine gewisse Scham. Mir ist es unangenehm, sehr nah bei anderen Menschen zu sein, diese anzuschauen oder auch Blickkontakt zu ihnen zu halten.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-241185.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Notebook von Plus 3110mal aufgerufen · 3 Antworten · Autor: Simone1987 · Letzter Beitrag von Entenhausen
Forum: Hardware
- Notebook von Plus
- Algemarin Duschgel 3700mal aufgerufen · 2 Antworten · Autor: Wawa666 · Letzter Beitrag von cooper75
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Algemarin Duschgel