Welche negativen Gedanken spornen euch an?

vom 23.04.2019, 17:38 Uhr

Hin und wieder zweifle ich an mir selbst und denke mir, dass ich etwas womöglich nicht schaffe oder zu schlecht dafür bin. Allerdings weiß ich selbst, dass man diese Gedanken gar nicht erst an sich heranlassen sollte. Ich muss aber sagen, dass mich solche negativen Gedanken durchaus auch anspornen - dann, wenn ich denke, nicht gut genug für etwas zu sein, übe ich oft noch mehr und strenge mich noch mehr an, um etwas wirklich zu schaffen.

Wenn ich hingegen sehr überzeugt von mir und meinem Können bin, dann strenge ich mich manchmal auch weniger an, da ich mir denke, dass das eben nicht nötig ist. Das ist nicht immer so, in einigen Situationen aber schon. Habt ihr auch manchmal negative Gedanken, die euch anspornen und im Endeffekt somit sogar behilflich sind oder ziehen euch negative Gedanken automatisch immer herunter und bewirken somit das Gegenteil?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Als Königin der Selbstzweifel habe ich nur keine negativen Gedanken, wenn ich etwas neues anfange, wenn ich bewusstlos bin bzw. schlafe. Arbeite sehr schwer mit Meditation und allen was die Psychologie so her gibt daran, diese einzudämmen. Dennoch bin ich antriebsfähig. Frage mich eher, was ich alles erreichen könnte, wenn ich nicht diese eigenbaute Bremse habe?

Doch was mich kurzfristig aus der Grübelphase rausholt und mich voranbringt ist gerechter Zorn. Wenn ich wirklich so wütend bin, dass alle mir aus dem Weg gehen. Interessanterweise komme ich da zumindest anfangs gut voran. Nur das Adrenalin hält halt nicht lange und danach bin ich wieder müde und muss mich wieder aufrappeln. Aber man kann sagen sie spornen mich an.

Neuerdings entdecke ich einen neuen negativen Gedanken. Der Neid, der durch den Vergleich mit anderen zustande kommt. Bei mir stagniert im Moment sehr viel, da hat man zuviel Zeit links und rechts zu sehen und sich mit anderen Menschen zu vergleichen. Da es dummerweise immer jemanden gibt, gegen den man sozusagen verliert, bringt einen dieser Gedanke nicht weiter. Richtig eingesetzt kann es aber dazu anregen sich zu verbessern. Diese Ideale sollen nicht die Norm aller Dinge sein, sondern eher als Ansporn denken es besser zu machen. Ob man dies erreicht oder nicht. Ich denke man kann also fast jedes negative Gefühl in irgendetwas Vernünftiges verwandeln.

» TinaPe » Beiträge: 452 » Talkpoints: 13,66 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Mich demotivieren negative Gedanken eher noch zusätzlich. Wenn ich mir von Vornherein denke, dass es sowieso nichts wird, dann wird oft eine selbsterfüllende Prophezeihung daraus. Auch wenn ich völlig genervt oder sonstwie negativ gestimmt versuche, ein Problem zu lösen, spornt mich meine negative Grundhaltung mitnichten an, das Beste aus einer Situation zu machen, sondern ich pfusche eher halbherzig herum und schmeiße die Flinte viel früher ins Korn, als wenn ich optimistisch oder mit Spaß an der Sache an ein Projekt herangehe.

Generell würde ich sagen, dass mich negative Gedanken eher noch zusätzlich Energie kosten, die mir dann an anderer Stelle fehlt. Neid würde auch bedeuten, dass ich mich über Gebühr mit dem Leben und den tatsächlichen oder gefühlten Triumphen anderer Leute auseinandersetze und weder ihre noch meine Situation objektiv vergleichen und sinnvolle Schlüsse ziehen kann. Das gelingt mir viel besser, wenn ich logisch und strategisch denken kann, als wenn ich mich in Selbstzweifeln, Neid und Selbstmitleid suhle.

» Gerbera » Beiträge: 11305 » Talkpoints: 45,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Mir ist kein Szenario bekannt, wo negative Gedanken keine negativen Selbstwirksamkeitserwartungen produzieren sollen, aber anscheinend versagt hier meine Phantasie. Wenn ich negative Gedanken habe, provoziert das doch förmlich die sich selbst erfüllende Prophezeiung, wie soll dabei etwas Positives bei rauskommen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Täubchen hat geschrieben:Mir ist kein Szenario bekannt, wo negative Gedanken keine negativen Selbstwirksamkeitserwartungen produzieren sollen, aber anscheinend versagt hier meine Phantasie.

Ja, tut sie. Ich würde sogar soweit gehen, zu behaupten, dass nichts ein größerer Motivator ist als negative Gedanken in einem gewissen Rahmen. Damit meine ich nicht sich selbst sabotierende Neigungen und auch keine Angst, die in Erstarrung mündet, aber gerade die moderate Angst kann ein extrem großer Auslöser sein, etwas zu verbessern oder sein Bestes zu geben.

Das können alle möglichen Ängste oder Befürchtungen sein. Zu versagen, durch eine Prüfung zu fallen, gesellschaftlich schlecht angesehen zu werden, Dinge wie Geld, Freunde oder Beziehungen zu verlieren. Der Verlust von Status, die Aufgabe von Lebensträumen. Und so weiter und so weiter und immer so weiter. Es gibt Millionen Beispiele. Ich habe das schon zu Schulzeiten früh gemerkt: die besten Leistungen lauern da, wo die Angst vor dem Versagen steckt, zumindest in einem Ausmaß, wo ich noch Einfluss durch Lernen ausüben konnte. Fächer, wo ich mich sicher fühlte, liefen manchmal nur durchschnittlich gut, aber als ich zum Beispiel den ATP-Zyklus in Biologie gesehen habe und innerlich beim Anblick all der Chemie ganz nervös wurde, weil ich keinen natürlichen Zugang dazu hatte, haben am Ende zu einer Eins geführt.

Weil dort die Angst vor dem Durchfallen ihr hässliches Haupt in meine Richtung streckte und ich dadurch ganz anders gelernt habe. Wäre ich gelassen und etwas lethargischer veranlagt gewesen, hätte das auf jeden Fall zu einer dicken Fünf geführt, das war mir schon damals klar. Und auch heute kann ein initial negativ wirkender Gedanke wie "Oh Gott, das lerne/kann ich doch nie im Leben" zu besseren Leistungen führen als ein fluffiges Anfangsgefühl, dass schon alles gut ausgehen wird.

Und überhaupt kann gerade Angst am besten durch eine noch stärkere Angst besiegt werden. Wer das Haus nicht verlassen kann, wird durch einen externen Trigger aber vielleicht trotzdem durch irgendeine noch ausgeprägtere Bedrohung in die Lage versetzt, dies zu tun. Auch das nur als eine von vielen Möglichkeiten, wo eine Angst die andere ausstechen könnte und man durch negative Gedanken zu persönlichen Höchstleistungen angespornt würde. Selbst Highperformer wie Hochleistungssportler lassen sich durch die Angst vorm Versagen anspornen. Neben der Angst würde ich persönlich auch Neid als einen großen Motivator ansehen. Und übrigens ist absolut jeder Mensch neidisch, das ist uns angeboren.

» Verbena » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 4,65 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich habe bei mir auch das Gefühl, dass Angst mich in gewisser Weise anspornt, Natürlich nicht immer und überall, manchmal kann Angst nämlich auch lähmen, es kommt ganz auf die Situation an. Bei anderen negativen Gedanken fällt es mir dagegen nicht so sehr auf, dass es mich anspornt.

Ein Beispiel, bei dem mich negative Gedanken anspornen, ist auf jeden Fall das Thema Geld. Meine Eltern mussten immer mit vergleichsweise wenig Geld auskommen, das hat mich auf jeden Fall in meiner Kindheit und Jugend geprägt. Ich kann mich noch immer daran erinnern, wie ich mit etwa 14 Jahren eine Art Stipendium durch meine guten Noten gewonnen habe. Man konnte damit einen Zuschuss für Dinge wie beispielsweise einen Computer/Laptop erhalten, es war allerdings an das Einkommen der Eltern geknüpft. Eine andere Schulkameradin hat das auch gewonnen und als sie gefragt wurde, was sie sich davon gekauft hat, meinte sie nur "Hä, das konnte ich doch gar nicht, das ist doch nur für arme Leute.". Vor diesem Zwischenfall war es mir gar nicht bewusst, dass meine Eltern zu den ärmeren Eltern an meiner Schule gehören.

Mittlerweile verdiene ich seit mehreren Jahren selbst mein Geld und habe es durch Fleiß, aber auch Glück, an eine Position geschafft, bei der ich bereits in einem jungen Alter mehr als das doppelte Gehalt meiner Eltern verdiene. Die Angst, jemals wieder als arm zu gelten spornt mich dabei an, eine nicht unerhebliche Sparquote aufrecht zu erhalten. Wenn es so weiter geht wie bisher, dann wäre ich mit ca. 45-50 Jahren finanziell unabhängig und könnte als Privatier quasi in den Ruhestand gehen, wenn ich will. In diesem Beispiel spornt mich die Angst an, meinen Pläne einzuhalten.

Ein Beispiel, wo mich Angst als negativer Gedanke eher lähmt, sind sportliche Ereignisse. Auch da bin ich vermutlich geprägt von der Schulzeit. Ich war nie gut im Sportunterricht, insbesondere in Leichtathletik. Ich wurde zwar nicht ausgelacht, aber ich habe den Sportunterricht immer mit einem negativen Bauchgefühl gestartet. Wenn es dann darum ging, etwas vorzuführen, hab ich vor lauter Angst und Scham, es vielleicht nicht zu schaffen, gar nicht erst versucht. Und auch heute fange ich kaum mal einen neuen Sport an, eben weil ich so Angst habe, auch da zu versagen.

» Twilight-Girlie » Beiträge: 421 » Talkpoints: 37,42 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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