Werden Kinder wegen ihrer Ernährungsweise ausgegrenzt?

vom 11.03.2019, 11:22 Uhr

Es kommt ja durchaus vor, dass Eltern, die sich beispielsweise vegan ernähren, ihre Kinder ebenso erziehen (das "vegan" kann durch jede andere beliebige Ernährungsform ersetzt werden). Meint ihr, dass es inzwischen schon üblich geworden ist, dass Kinder von ihren Mitschülern oder von anderen Kindern im Kindergarten ausgegrenzt werden, weil sie sich anders ernähren? Oder ist das heutzutage eher die Ausnahme als die Regel?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Im Kindergartenalter entscheidet man sich ja nicht bewusst dafür glutenfreier low carb Veganer zu werden und ist auch noch nicht wirklich in der Lage zu verstehen, was das genau bedeutet.

Das ist eine Entscheidung der Eltern, die den Kindern aufgedrückt wird, und dementsprechend sind dann auch die Eltern für die Ausgrenzung verantwortlich. Wenn das Kind zum Beispiel nicht mit den anderen Kindern Plätzchen backen darf, weil die ja Mehl und Zucker enthalten oder wenn das Kind nicht zu einem Kindergeburtstag gehen darf, weil es da Kuchen und Würstchen gibt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich weiß nicht, inwiefern es als "üblich" anzusehen ist, wenn sich schon Vierjährige im Kindergarten gegenseitig "ausgrenzen". Eigentlich wäre es ja der Job der ErzieherInnen und Eltern, dem Nachwuchs schon an der Mutterbrust beizubringen, dass man nicht alles und jeden gleich mobbt, nur weil der Mensch anders aussieht, spricht, betet oder isst. Aber das ist wohl nach wie vor zu viel verlangt.

Generell bin ich der Meinung, dass es zahllose Gründe gibt, gerade im Kindesalter "gehänselt", oder wie es heute heißt, "ausgegrenzt" zu werden. Kinder sind da oft noch reichlich unverfälscht, wenn es darum geht, mit dem Finger auf andere zu zeigen: Ihh, die sieht ja ganz schwarz aus, oder Ihh, was hat der denn auf dem Pausenbrot? Aber gerade da sollte eigentlich besagte Erziehung ansetzen.

Davon abgesehen glaube ich auch nicht, dass kleine Kinder schon reflektiert mit unterschiedlichen Ernährungsweisen umgehen können und jemanden gezielt deswegen hänseln. Aber wenn, wie schon erwähnt, ein Kindergartenfreund nicht zur Grillparty kommen darf oder ähnliches, fällt dies natürlich auch Kindern schon auf, und kann dazu führen, dass derjenige unbeliebt wird. Und zwar unabhängig davon, ob die Eltern vegane Vollkorn-Flexitaristen sind, Moslems oder ob Klein-Kevin einfach nur eine tödliche Ketchupallergie hat.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Gerbera hat geschrieben:Davon abgesehen glaube ich auch nicht, dass kleine Kinder schon reflektiert mit unterschiedlichen Ernährungsweisen umgehen können und jemanden gezielt deswegen hänseln.

Na das wohl nicht, aber die Ausgrenzung fängt ja schon damit an, wenn das Kind zum Mittag nichts zu essen bekommt, weil die Kita keine vegane Kost anbietet und das Kind dann gar nichts isst oder sein leckeres Pausenbrot bekommt, wenn alle anderen ihr Mittagessen verputzen. Und ich finde jetzt auch, dass man von einer Kita eben nicht erwarten kann, dass sie für alle Eventualitäten etwas vorhält.

Die Frage ist eben nur wie viel Sinn das macht, einem kleinen Kind schon seine Ernährung vorzuschreiben, wenn es eigentlich gar keine Ahnung hat, warum es jetzt kein Fleisch essen soll oder keine Milch trinken darf oder nur ausgeblutetes Fleisch oder ähnliches. Das verstehen die Kinder doch gar nicht und werden diese Entscheidung wohl kaum selber treffen.

So etwas wird doch vom Elternhaus in aller Regel vorgelebt und ob man seinem Kind damit immer einen Gefallen tut, weiß ich nicht. Jetzt nicht wegen der Ernährung an sich, sondern eben schon damit, dass das durchaus eben zu Ausgrenzungen führen kann. Das hat eben dann auch nur bedingt etwas mit Erziehung zu tun.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Kinder können leider sehr grausam sein und es kann alle möglichen Gründe geben, weshalb ein Kind ausgegrenzt wird und die man als Eltern so auch nicht immer vorhersehen kann. Es kann sich um das Verhalten handeln, aber auch um die Frisur, die Herkunft, die Kleidung oder eben auch die Ernährungsweise. Von daher kann man da Glück, aber auch Pech haben.

Wenn ein Kind beim Kindergeburtstag aber nichts mitessen kann, weil es nichts Veganes gibt, es im Kindergarten immer die eingepackten Brote anstatt das warme Mittagessen essen muss und immer die Plätzchen und Süßigkeiten ablehnt, die ihm angeboten werden, weil es Veganer ist, dann ist das ja durchaus schwierig.

Die anderen Kinder werden das sicherlich nicht alle immer so nachvollziehen und verstehen können und es wird ja auch nicht immer irgendwelche Alternativen geben, so dass ich mir schon vorstellen kann, dass das Kind dann möglicherweise ausgegrenzt wird. Das muss nicht so sein, kann allerdings schon passieren. Das kann man ja nie so genau vorhersehen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Das ist doch lediglich nur Fiktion. Ich kenne niemanden, der wegen seiner Ernährungsweise ausgegrenzt wurde. Und Kinder sind absolut nicht grausam. Kinder sind nur noch ehrlicher als Erwachsene, das kann man nicht als grausam bezeichnen.

Kinder sind Individualisten und weniger konform als man glauben mag. Auch können schon Kinder sehr tolerant. sein. Wenn sie verstehen, warum ein Kind andere Lebensmittel zu sich nehmen, als sie selbst, sind sie durchaus verständig.

In meiner Kindheit hatten wir eine Diabetikerin in der Klasse. Die wurde aufgrund ihrer Ernährungsweise niemals ausgegrenzt. Viele waren eher etwas neidisch, wenn sie plötzlich im Unterricht ihre Stullen auspackte und essen durfte, weil das bei ihr nun mal nach der Uhr von statten gehen musste.

In der Klasse meiner Tochter war ein Kind das an Zöliakie erkrankt war und kein Gluten essen durfte. Alle Mitschüler hatten so viel Verstand das zu tolerieren. Das Kind war sehr beliebt und im Klassenverband integriert.

Später dann hatte meine Tochter eine Veganerin in der Klasse, da war sie schon im Schülerwohnheim. Niemand quatschte das Mädchen blöde an und alle tolerierten das. Sie kochten auch öfter mal zusammen. Man sollte Kinder nicht für primitiv halten. Sie sind durchaus tolerant.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Quasselfee hat geschrieben:Das ist doch lediglich nur Fiktion. Ich kenne niemanden, der wegen seiner Ernährungsweise ausgegrenzt wurde. Und Kinder sind absolut nicht grausam. Kinder sind nur noch ehrlicher als Erwachsene, das kann man nicht als grausam bezeichnen.

Aber im Gegensatz zu deinen Beispielen wurde hier ja nach Kindergarten gefragt und damit auch nach Kinder die 3-6 Jahre alt sind. Dass da viele oder gar alle so reflektiert sind zu verstehen, dass ein Kind wegen Diabetes zwischendurch etwas essen darf oder einfach etwas anderes bekommt als alle anderen, wage ich zu bezweifeln. Ebenso dass die Kinder in dem Alter wirklich ein klares Bewusstsein für ihr Essverhalten haben. Klar gibt es da immer Ausnahmen und auch Kleinkinder, die sehr früh sich um ihre Ernährungsweise kümmern, aber die Regel dürfte das im Kindergarten nicht sein.

Ein Nachbarsjunge von uns zum Beispiel ernährt sich total vegetarisch und teilweise vegan. Der will sich nicht einmal auf unsere Ledercouch setzen, weil das Leder ja von Tieren kommt. Dann stopft er sich aber mit Nutella voll, wo Tonnen von Palmöl drin sind, was durch Rodung von Urwald angebaut wird und die Affen ihren Lebensraum verlieren. Macht doch irgendwie auch keinen Sinn.

Ich denke da in vielen Fällen ist das zumindest im Kindergartenalter reines Anerziehen von gewünschten Verhaltensweisen. Und in dem Alter sind auch viele andere Kinder doch sehr unreflektiert. Das muss man vielleicht nicht grausam nennen, aber ausgrenzen gibt es da sehr wohl schon und das wegen banalsten Sachen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich glaube bei größeren Kindern wird es kein Problem sein andere Ernährungsformen anzuerkennen, aber gerade im Kindergarten gibt es dazu noch wenig bis kein Verständnis. So gibt es in der Gruppe meines Sohnes auch ein Kind, welches absolut keine Wurst mitbekommt und dieses muss sich da auch regelmäßig Sprüche anhören, weil die Kinder das noch nicht wirklich verstehen. Wenn ein Kind dann immer zwischendurch essen muss, weil es beispielsweise Diabetes hat, verstehen das die Kinder ebenso wenig. Das ist einfach noch nicht das Alter dafür.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Aus meiner Erfahrung sind Kinder deutlich toleranter was Ernährungsweisen angeht als wir Erwachsene. Wir verziehen ja teilweise schon das Gesicht, wenn jemand ankommt und sagt, dass er sich vegan ernährt. Die Kinder waren bisher immer sehr neugierig und offen für andere Ernährungsweisen und haben sich die Sachen auch wirklich recht detailliert erklären gelassen, wenn zum Beispiel ein Kind kein Gluten essen darf oder aufgrund seines Diabetes aufpassen muss.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Es gibt durchaus Kinder, die sich bewusst dazu entscheiden, kein Fleisch zu essen. Auch im Kindergarten. Das ist eine Seltenheit, aber das gibt es. Und oft schmeckt es ihnen einfach nicht und hat mit Tierliebe erstmal wenig zu tun. So kannte ich ein Kind, dessen Eltern lebten nicht fleischlos, und dieses Kind hat alle tierischen Produkte gemieden. Ohne, dass es eine Allergie hatte. Manchmal machen Kinder das ja, weil sie spüren, dass es ihnen nicht gut tut. Das war hier nicht der Fall.

Schlimm finde ich es in der Tat, wenn Eltern ihre Kinder zwingen. Das sind dann die, die heimlich die Salamiescheiben vom Teller der anderen Kinder mopsen, weil sie es zu Hause nicht dürfen. Besser finde ich es, wenn man zu Hause alles anbietet oder aber es aber wenigstens in der Schule oder im Kindergarten erlaubt zu wählen. Tatsächlich kenne ich da einige Eltern, die klar kommunizieren, dass sie Vegetarier sind, aber ihr Kind in der Kita oder Schule wählen darf. Dazu muss es dann nur entsprechend auch eine Wahl geben (sprich, gibt es Fleisch, dann muss es eine Alternative als Angebot geben). Sowas finde ich dann gut. Kann ja jeder halten, wie er möchte, aber dem Kind die Wahl zu lassen, finde ich gut.

Und ja, eine Ausgrenzung erfolgt, wenn man es als Erwachsener darauf anlegt. Mittlerweile vielleicht nicht mehr ganz so sehr, wie noch vor ein paar Jahren. Es gibt eben viele Alternativen. Aber die kosten eben auch extra und viele wollen das dann wieder nicht ausgeben. Also muss das Kind, vor den anderen, verzichten. Denn das alle Kinder dann zurück stecken ist auch keine Alternative.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


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