Interessieren euch die Kindheitserinnerungen alter Leute?

vom 10.12.2018, 10:20 Uhr

In meiner Jugend haben mich die Kindheitserinnerungen alter Leute wenig interessiert. Mittlerweile bereue ich es, besonders alte, mittlerweile verstorbene Verwandte nicht intensiver ausgefragt zu haben und nachgefragt zu haben, wenn sie vom Krieg erzählten. Hört ihr alten Menschen gerne zu, wenn sie von ihrer Kindheit erzählen, oder hat das keine Relevanz für euer Leben und interessiert euch daher nicht?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich habe gerne meinen Großeltern und Eltern zugehört, wenn sie etwas aus ihrer Kindheit oder Jugend erzählt haben. Aber ich war immer froh, dass meine Großeltern nicht über den Krieg gesprochen haben. Zumindest haben sie keine wirklich schlimmen Dinge erzählt, dass war schon durchaus immer Kindgerecht. Manchmal finde ich es auch schade, dass ich mir da nicht so vieles merken konnte oder nicht doch öfter mal drum gebeten habe, dass etwas erzählt wurde.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich habe meinen Großvater als Kind sehr oft über die früheren Zeiten ausgefragt. So erzählte er von der Schule und von seinem Leben damals. Leider ist sein Vater durch den Krieg umgekommen, sodass seine Mutter die Kinder dann alleine durchbringen musste. Mein Großvater ist in großer Armut aufgewachsen. Viele Details vom Krieg wollte er dann auch nicht erzählen, er war da immer eher wortkarg. Man hat dann schon gemerkt, von welchen Themen er viel lieber gesprochen hat. Ich bereue nichts und habe ihn alles gefragt was ich wissen wollte. Wenn er plötzlich versterben sollte, habe ich mir nichts vorzuwerfen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Mir geht es auch so, dass ich das als Kind nicht so spannend fand, wenn meine Großeltern über frühere Zeiten geredet haben, dass ich das aber mittlerweile total interessant finde und mir auch wünschen würde, da mehr zugehört und vor allem auch mehr gefragt zu haben. Gerade über den Krieg haben meine Großeltern aber sowieso nicht gerne geredet, deswegen wollte ich zu dem Thema auch nie etwas fragen, weil ich dann merkte, dass sie nichts sagen wollen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Meine beiden Großelternpaare waren noch Kinder bzw. Jugendliche, als der Krieg ausbrach. Und sie hatten ganz unterschiedliche Gründe, warum sie nicht darüber erzählen wollten, denn es war einfach zu schrecklich. Mein einer Opa musste als Kind mit seinem kaum älteren Bruder ohne die Eltern aus Breslau fliehen, mein anderer Opa geriet kurz vor Kriegsende noch in russische Kriegsgefangenschaft und es war ungewiss, ob er zurück kommen würde.

Meine beiden Omas redeten nie über ihre Kindheit, davon weiß ich gar nichts, obwohl ich bei der einen aufgrund ihres Verhaltens eine Ahnung habe. Inzwischen sind sie alle gestorben. Für ihre Kindheitserinnerungen hätte ich mich interessiert, aber die fremder Leute finde ich eher uninteressant. Mit Fremden verbinde ich nichts, ich kann keine Verbindung zu ihrem heutigen Verhalten herstellen, denn ich kenne sie ja nicht.

Wie es im Krieg gewesen ist, interessierte mich so lange noch, als ich mir die Zeit nicht vorstellen konnte, mir das Wissen darüber noch fehlte. Aber inzwischen habe ich darüber eine recht genaue Vorstellung. Und die Kindheitserinnerungen der Nachkriegsgenerationen interessieren mich nicht mehr wirklich.

» rasenderrolli » Beiträge: 1058 » Talkpoints: 16,66 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Mich interessiert so etwas durchaus sehr und soweit ich weiß, war es auch schon immer so. Ich habe schon als Kind immer gerne zugehört, wenn meine Oma über ihre Kindheit erzählt hat. Auch meine eigenen Eltern habe ich damals immer richtig angefragt. Ich muss aber sagen, dass meine Oma und meine Mutter aber auch schon sehr viel von sich aus erzählt haben, so dass ich auch nicht allzu viel nachbohren musste.

Ich hatte als Kind allerdings auch einen alten Nachbarn, der immer gerne auf der Bank vor dem Haus saß und mich dann auch öfter mal zu sich rief, wenn er mich sah. Er hatte mir dann auch immer viel über sich und seine Kindheit erzählt. Ich muss sagen, dass ich das als Kind weniger gerne mochte - aber weniger, weil ich das uninteressant fand, sondern eher aus anderen Gründen. Der Nachbar hatte einen starken Dialekt, so dass ich ihn kaum verstand und immer wieder nachfragen musste.

Dazu kam, dass er auch schwerhörig war, so dass ich mich auch immer wiederholen musste. Die Gespräche waren für mich sehr anstrengend, zudem fühlte ich mich in seiner Anwesenheit auch nicht allzu wohl. Ich denke, dass es mir da heute nicht anders gehen würde. Grundsätzlich höre ich aber gerne zu und gerade alte Menschen haben ja wirklich viel Spannendes zu erzählen und oft auch gute Tipps und Ratschläge.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Mich interessieren da nicht nur die Erzählungen der eigenen Verwandten. Ich habe sehr viel ältere Kundschaft, die als Kind noch den Krieg miterlebt haben. Das sind sehr interessante Erinnerungen, was Schulbesuch und auch Lebensmittelbeschaffung angeht. Einer meine Stammkunden hat mir erst vor kurzem berichtet, dass er von acht Schuljahren effektiv nur drei Jahre wirklich auf der Schulbank saß.

Erst viel die Schule im Winter aus, weil kein Heizmaterial vorhanden war. Im Frühjahr 1945 dann durch die massiven Bombardierungen der Stadt und später dann, weil die Beschaffung von Lebensmitteln, Heizmaterial und eben auch die Aufräumarbeiten wesentlich wichtiger waren.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Mich hat das schon als Kind total interessiert. Meine Großeltern waren klein als noch Krieg war, meine Ur Oma war eine junge Frau als die Nazis aktiv waren und da habe ich schon immer mal nachgefragt, natürlich auch meinem Alter entsprechend und weiß daher einige schöne und weniger schöne Geschichten. Wobei man mir das immer sehr kindgerecht erzählt hat. Interessiert hat mich das aber immer schon, auch weil ich bestimmte Beziehungen nicht verstanden habe.

Meine Ur Oma hat beispielsweise mit der Großtante meines Vaters zusammengewohnt und die beiden haben sich aber nicht mehr verstanden. Den Grund habe ich dafür nie wirklich erfahren, aber es wurden immer Andeutungen gemacht mit denen ich nun mehr anfangen kann. Es war einfach spannend für mich als Kind von dieser ganz anderen Zeit zu hören.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Mittlerweile bin ich selbst so alt, dass die "alten Leute" eher in der Generation meiner Eltern als Großeltern zu finden sind. Würden meine Großeltern noch leben, wären sie alle in den Neunzigern oder sogar über Hundert, also klassisch die Generation, die den Krieg aktiv miterlebt hat. Ich muss sagen, dass keiner meiner Großeltern mir gegenüber viel aus dieser Zeit erzählt hat, ich glaube, viele wollten davon gar nichts mehr wissen. Vor allem eine meiner Großmütter war zeit ihres Lebens sehr zukunftszugewandt und hat sich für das ganze alte Zeug auch gar nicht so interessiert.

Für sie war das aktuelle Leben und die nahe Zukunft viel spannender und interessanter als Dinge, die vor 40 Jahren oder länger passiert sind. So wusste ich zum Beispiel nur, dass ihr Bruder im Krieg gestorben war. Meine Mutter benutzte das Wort "gefallen", was ich nie hinterfragt habe. Hätte ich aber realisiert, dass der Junge damals zwischen zehn und fünfzehn Jahren alt war, hätte ich gemerkt, dass etwas anderes dahinterstecken musste. Erst durch meine Cousine zweiten Grades aus Australien habe ich vor kurzem die wahre Geschichte erfahren. Über 80 Jahre nach den Ereignissen und von einer Frau in meinem Alter am anderen Ende der Welt.

Das als Indikator wie wenig in meiner Familie über die Kindheits- und Jugenderinnerungen gesprochen wurde. Vor kurzem habe ich mal versucht, meine Mutter zu befragen, wie genau ihre Kindheit ausgesehen hat, also der ganz normale Alltag. Was gab es immer zu essen, was hat sie als Kind am liebsten gemacht, mit wem hat sie gespielt und was? Aber so richtig detailreich waren ihre Schilderungen dahingehend nicht. Es gab eine kleine Anekdote, die ich noch nicht kannte. Meinen Vater kann ich leider nicht mehr fragen und natürlich meine Großeltern nicht mehr.

Leider habe ich überhaupt keine Ahnung, wie die Kindheit und Jugend meiner Großeltern vor der Volljährigkeit überhaupt ausgesehen hat. Heute bereue ich das, und damit meine ich nicht nur spektakuläre Geschichten aus der relevanten Historie, sondern den ganz normalen Alltag wie ihn jeder erlebt. Ich weiß zu dem Thema bei meinen Eltern wenig, bei meinen Großeltern gar nichts.

» Verbena » Beiträge: 4933 » Talkpoints: 3,87 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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