Körperhygiene heutzutage eher bedenklich als gesund?

Eine Bekannte war beim Hautarzt, weil sie an Schuppenflechte leidet und sehr trockene Haut hat. Der Hautarzt hat lange mit ihr gesprochen und meinte, dass die das Hygienebewusstsein heutzutage eher bedenklich als gesund wäre. Sein Vater war wohl auch schon Hautarzt und er hat die Praxis vor vielen Jahren übernommen.

Er meinte, dass vor 50-60 Jahren kaum einer mit solchen Problemen beim Arzt war. Da wurde einmal die Woche gebadet oder geduscht und sich ansonsten gründlich gewaschen. Er meinte weiterhin, dass man sich auch nicht mit tausend verschiedenen Cremes eingecremt hat und die Haut gesünder war als heutzutage. Er meint, dass man nicht jeden Tag duschen muss. Selbst wenn man schwitzt und schmutzig ist, reicht das Waschen völlig aus und man beansprucht die Haut nicht dermaßen.

Er hat ihr nun "verordnet" einmal in der Woche nur zu duschen und sich nach dem Duschen mit einer PH neutralen Lotion einzucremen. Die anderen Tage soll sie sich nur waschen und nicht duschen und nur die trockenen Hautstellen mit einer speziellen Creme zu cremen für die beginnende Schuppenflechte. Ansonsten soll sie es mit der Körperhygiene mal ein wenig schleifen lassen.

Denkt ihr wirklich, dass es so ist, dass die Körperhygiene Schuld an Hautkrankheiten ist, wie der Arzt es ihr gesagt hat? Denkt ihr, dass man heutzutage einfach zu sauber ist? Würdet ihr dem Rat des Arztes folgen und nur einmal die Woche duschen? Kann man früher mit heute denn in dieser Hinsicht vergleichen?

Ich finde die Körperhygiene ziemlich bedenklich inzwischen. Ich meine, ich bin keine Dermatologin, daher kann ich nicht beurteilen wie "gesund" das ist, wenn man sich mehrmals täglich duscht und die Haare dabei wäscht. Bedenklich finde ich persönlich die Verwendung von Desinfektionsmitteln. Da wird alles mögliche desinfiziert, es scheint schon fast, als ob das Zeug inhaliert wird, um ja alle Bazillen abzutöten, damit man ja nicht krank werden kann. Ich finde das schon nicht mehr normal. So züchtet man nur Keimphobiker und das Immunsystem langweilt sich.

Ich habe schon von verschiedenen Hautkrankheiten und -problemen gehört, die durch "Überpflegen" oder übertriebene Hygiene entstehen sollen, aber ich bin natürlich auch keine Hautärztin, dass ich hier über Jahrzehnte hinweg Statistiken erstellen könnte. Ich kenne nur die üblichen Binsenweisheiten, dass die "natürliche Schutzschicht" der Haut abgewaschen wird, wenn man sich mehrmals täglich mit allem möglichen Zeug duscht und Fett und Feuchtigkeit dann wieder mit allen möglichen mehr oder weniger gesunden Lotions und Cremes und Zeug wieder versucht aufzutragen.

Mir selber erscheint es absurd, mehrmals täglich zu duschen, da ich nicht auf dem Bau arbeite, und ich verwende nur ganz unspektakuläre ph-neutrale Waschlotion mit möglichst wenig Inhaltsstoffen für praktisch alles - Haut, Haare, Geschirr und Auto, sozusagen. . Aber ich glaube auch eher, dass es nicht nur von der Pflege und den Lebensumständen abhängt, ob man Hautprobleme hat. Wie so oft spielen bestimmt auch die Gene eine Rolle oder man hat schlicht Glück, während andere Leute ein vergleichbares Leben führen und ständig Akne oder Ausschlag oder trockene Haut haben.

Davon abgesehen darf man aber auch nicht vergessen, dass die Leute vor ein paar Jahrzehnten vielleicht auch einfach härter im Nehmen waren und nicht wegen jeder juckenden Stelle zum Hautarzt gegangen sind, mit allen Vor- und Nachteilen für die Gesundheit. Und gerade auf dem Land hat kurz nach dem Krieg anders als heute im Büro wohl auch kaum jemand erwartet, dass man 10 Jahre jünger aussieht und nach weißer Erdbeere duftet, wenn man die Felder gedüngt oder die Ernte eingebracht hat.

Es ist logisch, denn der Säuremantel der Haut wird durch Duschgels geschädigt. Außer wenn ich komplett verschwitzt bin dusche ich auch nur jeden zweiten Tag und meine Schuppenflechte ist derzeit nicht wirklich stark. Im Winter kommt sie normalerweise extrem heraus.

Verwende auch nur natürliche Duschgels und diese sehr sparsam. Manchmal spüle ich mich einfach nur runter. Die Haut trocknet sonst sehr aus. Creme sie schon an gewissen Stellen ein, doch finde muss die Haut auch atmen.

Das ist einmal ein sehr vernünftiger Hautarzt muss ich sagen. Die Kinder bekommen auch viel mehr Allergien, weil man nur auf extreme Sauberkeit achtet. So können sie kein Immunsystem entwickeln. Finde die Entwicklung sehr gut.

Ich denke auch, dass viele Hauterkrankungen auf zu viel Reinlichkeit geschoben werden können. Gerade, wenn man sieht und hört, wie viele Menschen mittlerweile Desinfektionsmittel in ihrem Haushalt und der Tasche haben, finde ich das schon bedenklich. Das das nicht gesund ist, sollte ja eigentlich klar sein.

Man liest ja auch immer wieder, dass tägliches duschen der Haut schadet. Und man dies nur alle zwei Tage tun sollte. Aber ich denke, dass die meisten einfach so erzogen worden sind, dass eine tägliche Dusche sein muss und es da schwer ist, dass zu durchbrechen und eben anders zu machen. Von der Gesellschaft und den Medien wird einem ja auch immer schon eingetrichtert, dass tägliches baden oder duschen Pflicht ist und auch diverse Cremes und Lotion verwendet werden sollten.

Nelchen hat geschrieben:Man liest ja auch immer wieder, dass tägliches duschen der Haut schadet. Und man dies nur alle zwei Tage tun sollte. Aber ich denke, dass die meisten einfach so erzogen worden sind, dass eine tägliche Dusche sein muss und es da schwer ist, dass zu durchbrechen und eben anders zu machen.

Bei Psoriasis und dem Duschen bin ich mir wirklich nicht so sicher, eigentlich wird die Krankheit eher genetisch vermittelt. Ich kenne Menschen, bei denen ist sie erst nach Jahrzehnten durch einen Infekt ausgebrochen und der Ausbruch hatte mit dem Duschverhalten nichts zu tun. Umgekehrt könnte ich mir vorstellen, dass zu viel Duschen und Baden die Krankheit verschlimmert, aber die Ursache liegt anderswo. Mich hätte ja interessiert, ob das einmalige Duschen die Woche die Psoriasis zum Abklingen hat bringen lassen, ich bin da skeptisch.

So ganz grundsätzlich glaube ich aber auch, dass der gesellschaftliche Anspruch an körperliche Hygiene die letzten fünfzig bis siebzig Jahre schon sehr stark in die Höhe geschnellt ist. Gerade wenn man überlegt, wie es die Jahrhunderte und Jahrtausende zuvor gewesen ist. Steigern sich die Möglichkeiten, steigt leider auch gleichzeitig der Anspruch, dass ist ja bei anderen Themen wie Haushalt, Arbeit, Freizeit, Bildung und Selbstoptimierung auch der Fall. Und manche übertreiben es in meinen Augen auch maßlos, manche duschen und baden ja sogar zweimal am Tag. Also meine Körperhaut würde das nicht mitmachen, da bin ich mir recht sicher.

Umgekehrt kann gerade junge Haut schon verdammt viel wegstecken, man muss ja nur mal an Leute denken, die täglich oder alle zwei Tage zum Schwimmen gehen. Da geht es auch. Dann gibt es noch die Leute, die Double Cleansing für die Gesichtshaut betreiben und ihr Gesicht mit Bürsten, Peeling, Toner und etlichen anderen Mitteln traktieren. Aus meiner Sicht traktieren, aus deren Sicht gesünder pflegen. Einige berichten von einem sichtbar verbesserten Hautbild, aber auch hier würde meine Haut diese extremen Maßnahmen nicht gerade dankend annehmen.

Und dann die Gegenbewegungen. No poo. Haare gar nicht mehr waschen oder nur ohne Shampoo. Das funktioniert auch nicht bei jedem, auf die Art können sich Ekzeme oder Pilze nur so ausbreiten. Wie immer muss jeder seine persönliche Mitte finden, wo sich die Bedürfnisse der eigenen Haut und der persönliche Anspruch an Hygiene am Sweet Spot treffen. Jeden Tag duschen muss man nicht, aber ich persönlich möchte auch nicht wieder an den Punkt, dass man nur die Möglichkeit hat, einmal die Woche zu baden oder zu duschen.

Mit großer Sicherheit ist es so, dass man sich in der heutigen Zeit "überpflegt". Nicht nur das Reinigen mehrmals am Tag ist vermutlich eher schädlich, sondern auch die ganzen Pflegeprodukte. Hier eine Feuchtigkeitscreme, da ein Antitranspirant. Besonders letzteres ist häufig sogar krebserregend, wenn es die falschen Inhaltsstoffe hat und damit tut man sich dann am Ende keinen Gefallen. Vielleicht schwitzt man nicht mehr so sehr, aber dafür eine potentiell tödliche Krankheit zu bekommen, erscheint mir keine gute Alternative zu sein.

Ich bin als Kind damit groß geworden, dass wir einmal in der Woche baden waren (an den Sonntagen) und sonst wurde geduscht oder gewaschen. Wobei das Abduschen wirklich ein kurzer Akt war: Rein in die Dusche, Einseifen, Abseifen und raus. Soweit ich mich erinnere waren meine Eltern aber auch da schon täglich mindestens einmal am Tag duschen und das haben wir Kinder dann irgendwann übernommen. Mittlerweile kommt es für mich anders nicht in Frage. Ehrlich gesagt kann ich es mir gar nicht vorstellen, mich mal einen Tag nicht zu duschen und nur zu waschen. Baden gehe ich ohnehin nur 2-3 Mal im Jahr.

Nachgewiesen ist, dass eine zu gründliche Intimhygiene das natürliche Milieu durcheinander bringt und die Personen dann oft an Beschwerden leiden. Gleiches gilt nachweislich auch für eine übertriebene Mundhygiene. Überall da also, wo es Schleimhäute gibt. Wie es nun mit der normalen Haut aussieht, kann ich nicht sagen, aber ich vermute, dass man auch hier Schaden durch übertriebene Hygiene anrichten kann.