Entscheidung zur Organ- und Gewebespende schon getroffen?
cooper75 hat geschrieben: Mal eben zack geht da gar nichts.
Nicht nur die allgemeine Informationsverbreitung in den Medien sagt aber genau das Gegenteil. Bei einer Nieren- oder Herztransplantation kommt es auf jede Sekunde an. Frage einmal einen meiner Bekannten in Köln Merheim, der mit Eurotransplant in Leiden eng zusammengearbeitet hatte. Damals durften sogar Telekommunikationsgeräte benutzt werden, die von den deutschen Behörden für andere Zwecke strengstens verboten waren. Dinge die heute zur Selbstverständlichkeit gehören, damals aber strengstens verboten waren. Man erinnere sich nur daran, das der Anschluss eines Anrufbeantworters für den Kunden strengstens verboten war. Er musste von der Post angeschlossen werden. Und nur bestimmte Geräte waren zugelassen.
Aber in Merheim ging das auf einmal auf dem Obergefreiten-Schnellweg, wenn tatsächlich ein Organ zur Verfügung stand und Matching passte. Ich staunte bloß, was die da für Geräte benutzen durften. Hatten sogar leistungsstarke Funkgeräte. Handy und Smartphone waren ja noch Fremdworte. Alles technisch Erdenkliche diente dazu, die Sache so schnell wie möglich über die Bühne zu bekommen.
Auch heute gilt der Grundsatz, dass alles, was in dem Zusammenhang unnötige Zeitverschwendung darstellt, eliminiert werden soll. Und dass ein papierener Organspendeausweis, der in irgendeiner Schublade versteckt ist, nach dem erst gesucht werden muss, die schnellere Lösung wäre, wage ich stark zu bezweifeln.
Gorgen_ hat geschrieben:Die Vereinfachung der Überprüfung, ob eine Organentnahme zu Transplantationszwecken legal ist oder nicht, wird von den damit beauftragten Institutionen favorisiert. So lange keine andere ebenso effektive Maßnahme gegeben ist, haben sich die Behörden und so weiter auf die Lösung mit der Abrufbarkeit der validierten Daten aus einer Zentralstelle geeinigt.
Hast du die Praxis dazu schon einmal erlebt? Also ich durfte das Mehrfach in der Praxis erleben. Das die digitalen Medien nämlich dann, wenn drauf ankam versagt haben und die Informationen nicht abrufbar waren. Desweiteren sind diese ziemlich einfach zu manipulieren. Am Ende wird also aus der Not heraus doch wieder auf den herkömmlichen "Zettelkram" zurückgegriffen oder man erfragt die Information ganz herkömmlich bei dem entsprechenden Verwandten. Warum man also durchaus auf alt bewährtes zurückgreifen sollte, habe ich wohl hiermit erklärt.
winny2311 hat geschrieben: Warum man also durchaus auf alt bewährtes zurückgreifen sollte, habe ich wohl hiermit erklärt.
Natürlich meckern die Leute, wenn es nicht funktioniert, wie es soll. Dasselbe bei dem E-Rezept. Aber das ist nun einmal so, dass erst Kinderkrankheiten auskuriert werden müssen. Kann mir gut vorstellen, dass in ein, zwei Jahren die Leute über die jetzt geführte Diskussion nur noch ein müdes Lächeln für übrig haben. Vor etwa 10 Jahren hätten mich Leute für verrückt erklärt, wenn ich ihnen erzählt hätte, was heutzutage alles nur noch elektronisch funktioniert. Zum Beispiel hat heute jeder gefälligst ein Smartphone zu haben. Und noch vieles andere mehr. Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase kräht heute kein Hahn und Huhn mehr danach, dass es einmal anders gegangen ist.
Nur ein Beispiel: Früher kassierte der Postbote den Zoll für ein Auslandspaket an der Haustür. Heute bekomme ich eine E-Mail mit dem Betreff, dass mit dem Verzollungsprozess bereits während des Transportes begonnen wurde. Dann bekomme ich eine SMS und eine E-Mail, mit Angabe, wo ich die anfallenden Zölle und Steuern bequem online verauslagen kann. Da nicht alle Postzusteller eine Inkassovollmacht besitzen, dürfen dann auch "Aushilfen" das mit Einfuhrzöllen belegte Paket zustellen, was eine beschleunigte Abwicklung bedeutet.
Um das noch einmal der üblichen Vorgehensweise gegenüberzustellen: Früher lief das Paket über das IPZ und von da aus zum zuständigen Zollamt. Dieses beauftragte die Post mit der Aufforderung, einen Brief an mich zu schicken, in welchem ich um die Ausfüllung von Formularen und so weiter gebeten wurde. Dann schicke ich den Brief an da Zollamt. Dann bekomme ich nach entsprechender Postumlaufzeit eine Abgabenbescheid. In diesem werde ich aufgefordert, die Gebühren an das Hauptzollamt zu entrichten. Dann passiert erst einmal ein paart Tage garnichts. Ich muss ein Paketlabel an mich selbst adressiert an das Zollamt schicken. Erst dann wird das Paket vom Zoll auf die Reise zu mir geschickt. Es kann also nach dieser Methode schon einmal sein, dass ein Paket aus Zürich nach Basel geschlagene vier Wochen benötigt.
Wollte damit zum Ausdruck bringen, dass, wenn Prozesse optimiert und digitalisiert sind, das durchaus einen ganz gewaltigen Vorteil bringen kann. Und genau so wird es sich mit den zahlreichen Digitalsierungsbestrebungen im Medizinbereich verhalten. Man sollte auch ein wenig mehr von der Tugend gebrauch machen, die sich "Geduld" nennt. "Gebeut und schon getan", ist nicht.
Naja, aber ist das denn immer gut? Mein Smartphone funktioniert nicht immer und mich hat das bei e-Überweisungen schon echt einige Nerven gekostet. Es ist wirklich ungünstig, wenn man wichtige Überweisungen tätigen muss, und nichts geht. Dann ferzelt man am Ende doch wieder zur Bank und muss denen lang und breit erklären, was da los ist - damit die dann dort feststellen, dass es auch nicht geht, weil es am System liegt.
Wenn ich eine Patientenakte dringend aufrufen muss und es geht nicht, dann nutzt es mir auch nichts, wenn mir jemand sagt, dass sich das Problem sicherlich in ein paar Jahren verbessert hat. Und wenn ich ein e Rezept bekomme und dann beim Apotheker stehe und mir gesagt wird, dass da nichts vorliegt, ich dann zum Arzt laufe, der aber sagt, dass er alles elektronisch losgeschickt hat usw. - das findet man krank dann nicht so lustig, zumal es wirklich Fälle gibt, bei denen Patienten das Medikament dringend benötigen und gar nicht die Zeit oder Möglichkeit haben, dem ganzen mehrfach hinterherzurennen.
Und da nutzt es am Ende eben nichts, wenn jemand da steht und erklärt, dass man Geduld haben muss, bis es eine Optimierung gibt. Nicht alles ist schlecht, zweifelsohne. Blöd ist es, dass es keine Übergangslösung gibt, bis genau das eingetreten ist und man dann in der Luft hängt. Gerade im Gesundheitssystem habe ich da wenig Verständnis.
Genauso bleibt das Auto plötzlich stehen, denn heute gibt es soweit mir bekannt ist, keinen einzigen PKW, der einfach so ohne Elektronik läuft. Dem hingegen war das Auto von früher eher mit einer Dampfmaschine vergleichbar. Man musste nur wissen, wie man die Handbremse löst, dann ankurbeln oder anschieben (lassen), die Zündung betätigen, und schon lief es.
Es gibt nur einen Haken. Derartige Oldtimer sind nicht mehr zugelassen. Bis auf wenige Ausnahmen. Denn, um nur einiges zu nennen, Spurhalteassistent, ABS und so weiter sind schon seit etlichen Jahren Bestandteil der Zulassung eines fahrbaren Untersatzes zum Straßenverkehr. Und wer nicht auf dem technisch neuesten Stand ist, bekommt schlichtweg eben keine Zulassung, darf nicht fahren auf öffentlichen Verkehrsbereichen.
Und man kann sich mit Händen und Füßen gegen Neuerungen zur Wehr setzen. Es nützt nichts. Die technologischen Veränderungen werden eben gemacht. Basta.
UKW wird abgeschaltet und das als Nachfolgesystem beworbene DAB+ stottert vor sich hin. Dabei sind Tonaussetzer vom Radiohörer hinzunehmen, werden vom Betreiber Media Broadcast nicht als Fehler anerkannt, und die Bundesnetzagentur sieht demzufolge keinerlei Handlungsbedarf im Sinne einer Störungsbeseitigung.
Ja so ist das. Vogel friss oder stirb. Schöne heile Digitalwelt. Man könnte das Lamento fortsetzen und fortsetzen und sich so in die Kolonne der Technikverweigerer nahtlos einreihen. Dabei möchte man doch gleichzeitig auf den liebgewonnenen Komfort nicht verzichten, und das Leben so bequem wie möglich gestalten.
Vergessen die meterlangen Schlangen vor dem Konsum. Vergessen die Schlaglöcher in der Landstraße. Vergessen das stundenlange Anmelden vorher bei Ferngesprächen. Vergessen, dass im Dorf nur der Frisör und der Bürgermeister überhaupt Telefon hatten. Vergessen, dass es nur Strom gab, der für Glühbirnen ausreichte. Vergessen, dass Mutter immer einen Satz 10 Ampere-Sicherungen in der Rocktasche mitführte, um beim Anschluss des Bügeleisens über die Zwischensteckfassung an der Deckenlampe die ständig durchbrennenden Sicherungen auszuwechseln. Vergessen, dass es nur zu bestimmten Zeiten Wasser gab. Warmes Wasser schon einmal gar nicht. Fließendes Wasser nur von den Wänden, im Sommer warm, im Winter kalt. Vergessen, dass der Onkel Doktor gleichzeitig Fähigkeiten zum Kuhkalben und Operieren von blinden Därmen mit Äther besaß. Ich bin der Doktor Eisenbart, kurier die Leute nach meiner Art. Jeder gute Chirurg verfügt über seinen eigenen Friedhof.
Und jetzt jammern die Leute über das bisschen Digital. Wenn mal eine Panne auftritt. Wer das System ablehnt, sollte sich lieber auf seine einsame Insel verziehen und nicht ständig rummeckern und Panik verbreiten. Sogar die Aussteiger-Höhlenbewohner auf Menorca beklagen sich über den schlechten Handy-Empfang, also doch nicht ganz ohne.
Ich wehre mich gar nicht mit Händen und Füßen gegen das "Neue" und genieße selbst sämtliche Neuerungen. Täglich freue ich mich über die Tatsache, dass ich in der glücklichen Lage bin, einen Computer nutzen zu dürfen oder aber natürlich mein Handy. Definitiv Dinge, die mir das Leben erleichtern.
Dennoch bestand immer die Möglichkeit eines Plan B´s. Ich muss das Haus nicht verlassen, um etwas zu bestellen, kann aber leicht in die Stadt laufen, um meine Besorgungen zu tätigen. Wenn aber eben die Patientendateien nicht abrufbar sind, sieht es mau aus. Eine gewisse zeitlang muss das einfach Parallel laufen. Und wie gesagt, ich habe selbst erfahren, wie es ist, wenn Patientendaten nicht abrufbar sind oder verschwinden, das ist also nicht einmal aus der Luft gegriffen. Und nein, wenn es um das Leben geht, finde ich nicht, dass man ein "Friss oder stirb" hinnehmen muss. Absolut nicht.
Um dein Beispiel mit dem Auto aufzugreifen. Die ersten Autos waren überhaupt nicht erschwinglich für den "Otto-Normalverbraucher". Und später waren die durchaus dann so konzipiert, dass sie quasi jeder einfach reparieren konnte. Mit wachsender Technik und der Problematik, dass eine Reparatur eben nicht mehr jeder leisten konnte, vervielfältigte sich immerhin die Auswahl. Die neuen E-Autos sind eine Alternative zu den Benzinern und Diesel - aber man hat eine Wahl. Und genau das ist der Unterschied.
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